Heidi Dietzel

Mei Ruah möcht i'ham


Скачать книгу

Sonntag hab' ich den Schmetterling gsehn, moana S', daß der wega Eahna acht Tag auf oan Platz umanander fliagt. Ja ham S' denn gar nicht hingfunden?

      Karl: Naa, überhaupts net.

      Liesl: Sie wollen doch zu dem Feuerwerk, ham S' gsagt – no ja, da hams ja noch Zeit – das ist ja erst auf d'Nacht – beim Tag ist ja nia a Feuerwerk, da braucha S' Ihna net so darenna – da sann S' ja in 10 Minuten drunt, da könnten S' leicht no a bisserl bei mir da bleibn. Setzen S' Ihna her da –

      Karl: Wenn S' gestatten! (Setzt sich.)

      Liesl: Da brauch ich doch nichts gestatten, ich bin ja froh, wenn ich a bißl a Unterhaltung ab.

      Karl: Das Kinderwagl ist aa net billig gwesen?

      Liesl: Naaa – gell Sie san a Schwerer Reiter?

      Karl: Ja, aber mehra Retter wia schwer.

      Liesl: Sie sann guat, mit Eahna kunnt ich so viel lacha – Sie san fei a strammer Soldat.

      Karl: Passiert schon – lieb Vaterland magst ruhig sein, wenigstens so lang als ich dabei bin.

      Liesl: Sann S' scho lang beim Militär?

      Karl: Zwoa Jahr – jetzt bin ich ja bei einem Major als Bedienter. Das ist aber a Schmarrn, denn wenn ich ihn bediena muaß, ist eigentlich er der Bediente.

      Liesl: Hat der a Frau aa der Major?

      Karl: Freili, dö Gnädige.

      Liesl: Wia ist denn dö?

      Karl: Windi –

      Liesl: Wie schaut s' denn aus?

      Karl: Grimmi –

      Liesl: Naa, i moan, ob s' a Alte oder a Junge ist?

      Karl: A kloane – dicke – a recht a langs G'stemm. Kenna Sie s' net?

      Liesl: Naa, Gott sei Dank – no ja vielleicht siech ich s' amal.

      Karl: Da sehns scho no was aa. (Das Kind schreit.)

      Liesl: Jetzt fangt der aa wieder an. Glei, Butzerl, ich komm schon. Sehn S', so gehts mir allaweil. Ja, ich hab mirs ja denkt, jetzt hat er mir wieder 's ganze Wagl voll gmacht.

      Karl: Da geht noch mehra nei.

      Liesl (nimmt das Kind und die Betten heraus): Geh, möchten S' net a bißl halten, nehma S' 'n da um d'Mitten, aber lassen S' 'n ja net fallen.

      Karl: Der ist ja net stad, ich leg'n daweil da nein. Wo ist er denn – Kuckuck dadadada. (Hat Kind am Boden hingelegt und sticht ihm mit Säbel in den Bauch hinein.)

      Liesl: Ja, um Gotteswillen was treiben S' denn – Ja, Butzerl – (nimmt das Kind wieder.)

      Karl: Der ist aber wehleidig.

      Liesl: Das könna S' mit dem net machen, das ist ein empfindlicher Kerl, den wenn ma a bißl mitn Säbel in Bauch neisticht, dann fangt er glei zum Bläcken an. So jetzt schlaf wieder.

      Karl: A Fliagn sitzt auf seiner Nasen. (Schlägt mit der Mütze auf das Kind.)

      Liesl: Ja, was fallt denn Ihnen ein, der haut ihn glei mitn Kappe ins Gesicht nei.

      Karl: Ist gut, daß ich heut an Helm net aufghabt hab.

      Liesl: Sie waarn a saubere Kindsmagd, Ihna kannt ma net braucha dazua, das hab ich schon gspannt.

      Karl (faßt ihr den Busen an): Da san S' staubig, das muaß ma wegwischen.

      Liesl: Sie, tean S' fei ja net frech werden, das mag ich net. – Ja, ja, das ist net so leicht, gel, Butzerl, das woaßt du am besten, ja jetzt lacht er ja schon wieder – gelln S' das ist doch a netter Bua.

      Karl: Und jung ist er.

      Liesl: Und dö roten Backerln, die er hat. Jetzt ist er auch wieder gsund. Aber vor vier Wochen hätten S' 'n sehn solln, da hat er schlecht ausgschaut, da hätten S' 'n gar nimmer kennt.

      Karl: Ja, was ist dös?

      Liesl: Da war er schwer krank, da hat er die ersten Zähn kriegt.

      Karl: Mei Gnädige hats vor 14 Tag kriegt.

      Liesl: Ach Sie, dö werd erst dö ersten Zähn kriagt ham.

      Karl: Die dritten hats schon kriagt, weils ich selber gholt hab.

      Liesl: Das ist ja ganz was anders, – aber was moana S', was der Bua ausg'standen hat, Tag und Nacht hat er g'schrien.

      Karl: Warum?

      Liesl: Wega de Zähn!

      Karl: Hat er Angst ghabt, daß er koa kriegt?

      Liesl: Naa, so weh hatt eahm to, der hat ja gleich soviel Fieber ghabt.

      Karl: Ja, was ist des?

      Liesl: Er hat mich selber so viel erbarmt. Zum Doktor hab ich ihn auch fahren müssen, weil er net amal mehr a Mehlmus vertragn hat könna.

      Karl: Aber dös Hätt er scho beißen könna.

      Liesl: Bloß mehr an Haferschleim ham ma ihm gebn dürfen.

      Karl: Den mag mei Schimmel auch, das heißt an Schleim weniger, aber an Hafer.

      Liesl: Ja, und dann hat er d'Fraisen noch dazuakriegt, da ist er ganz blau worn, und umanandaghaut hat er dabei mit de Händ und mit de Füß.

      Karl: Ja, das macht mein Schimmel auch, erst kurz hat er wieder d'Kehl ghabt, – da war er vor 8 Tag da hinten ganz offen.

      Liesl: Und er vor 4 Wochen.

      Karl: Ja, Kinder kriegens meistens früher. Da hat ma gar net hinkommen dürfen, – so ist er im Stall drinn gstanden – so ghört er nei, aber so war er drinn gstanden, und wia man angrührt hat, hat er ausghaut mit de Haxen. (Schlägt mit dem Fuß den Wagen um.)

      Liesl: Jessas Maria, mein Kind – ja Butzerl – wo ist er denn – sei nur grad stad, ich tu dir ja alles – hast dir weh weh to – Butzi, Butzi – geh red halt, moana S', daß er sterbn muaß?

      Karl: Das sehn S' schon, ob er alt werd.

      Liesl: Mein Gott, bin ich jetzt derschrocken, wenns die Gnädige wissen tat, ich trauet mir nimmer hoam. Glei derfst wieder in das Betterl nei! (Will den Kinderwagen aufheben, kanns nicht.)

       (Karl schaut zu.)

      Liesl: Geh, helfen S' halt a bisserl mit. (Legt das Kind in den Wagen.)

       (Karl hilft – verwickelt sich mit dem Säbel ins Strickzeug – schneidet die Wolle ab – sticht mit Säbel in den Wagen – haut sich den Ellbogen an.)

      Liesl: Mein Gott, san Sie a Mannsbild, Sie arbeiten ja rum wie a Narrischer. Das geht doch net. Auf so a kloans Kind muaß ma doch Rücksicht nehmen.

      Karl (schleicht auf den Zehen am Wagen vorbei): Malheur ghabt.

      Liesl: Ja – jetzt werd ich schön langsam wieder heimfahren.

      Karl: Und ich werd mich schleunigst verduften.

      Liesl: