Heidi Dietzel

Mei Ruah möcht i'ham


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man nicht ohne Uhr leben könnte! Der Uhrmacher, ja der kann nicht ohne Uhr leben, bei dem ist's Geschäftssache. Glauben Sie, daß ein Uhrmacher, wenn er wissen will, wie spät es ist, auf alle die tausend Uhren hinschaut, die er in seinem Laden hängen hat? Er denkt nicht dran, er schaut nur auf eine, die andern verkauft er an die Leute, die eine Uhr brauchen; einer, der keine Uhr braucht, der kauft sich ja sowieso keine.

      Aber, wie gesagt, es hat keinen Zweck, daß ich die Uhr reparieren lasse: schließlich stiehlt sie mir noch einer, dann hat der eine gehende Uhr und ich bin jahrelang mit der kaputten rumgelaufen! Drum lass' ich sie lieber so, wenn sie dann wirklich einer stiehlt, dann kann sich der damit ärgern! ...

      Das Brilliantfeuerwerk

       1. Akt

       Freie Anlage mit einer Bank und einem Wegweiser: Zur Rosenau.

       Personen: Soldat Karl (Bayerischer Schwerer Reiter), das Kindermädchen Liesl.

      Karl (geht stumm über die Bühne von links nach rechts – bleibt zehn Sekunden hinter der Bühne und kommt wieder denselben Weg zurück. Wartet wieder kurze Zeit und geht dann am Horizont entlang, wieder nach rechts, kommt vor, geht auf den Hintergrund zu, kehrt wieder um und geht schnurgerade auf den Souffleurkasten zu, frägt den Souffleur): Wo geht's denn da zur Rosenau? – (Kehrt wieder um und sieht den Wegweiser, geht auf denselben zu, betrachtet ihn kopfschüttelnd und geht weiter rechts ab. Fragt hinten): Wo gehts da zur Rosenau?

      Passant: Da müssen S' da 'nüber, immer gradaus.

      Karl: Da komm ich ja her.

      Passant: Ja, da müssen S' nüber.

      Karl: So –! (Geht wieder über die Bühne, bleibt in der Mitte beim Wegweiser stehen und sagt.) Da ghört aa so a Hand her! (Geht links ab, kommt aber sofort wieder zurück, schreit zurück.) Da ist ja a Bach, da kann man nicht nüber.

      Passant (von drüben): Ja über den Bach geht doch a Brücken, und über dö müssen S' nüber gehn.

      Karl: So! – (Dreht sich um und geht wieder links ab, frägt hinten.) Sie, Fräulein, wo gehts denn da in d'Rosenau?

      Liesl: Da müssen S' da nüber gehn in d'Rosenau.

      Karl: Da hat mich aber einer da rüber gschickt in d'Rosenau.

      Liesl (tritt auf, zieht Kinderwagen herein): Da müssen S' nüber gehn, immer grad aus, dann kommen S' direkt hin.

      Karl: Ja, aber der hat gsagt, ich soll über den Bach nübergehn, der da herüben ist.

      Liesl: Ja, das stimmt schon, der Bach ist da herüben auf der Seite.

      Karl: Ja, und die Brücke?

      Liesl: Die ist drüben auf der andern Seite.

      Karl: Das gibts doch net, daß der Bach da ist und die Brücken da drüben.

      Liesl: Ja, das kommt mir auch a bissl dumm vor.

      Karl: Das ist schon saudumm.

      Liesl: Ja wissen S', es ist schon da drüben auch a Bach.

      Karl: Das waarn ja dann zwoa Bach.

      Liesl: Ja ich glaub, daß des da drüben der gleiche Bach ist, wie der da herüben.

      Karl: Wie gibts denn dös, der kann doch net zu gleicher Zeit da drüben und da herüben sein.

      Liesl: Dös woaß i aa net, vielleicht schlangelt er sich so umanander.

      Karl: Ja des teans gern die Bach.

      Liesl: Da ham S' recht, – aber Sie wolln doch in d'Rosenau.

      Karl: Jawohl –

      Liesl: Ja, da gehts schon da nüber, denn wenn Sie da nunter ganga, komma Sie nia in d'Rosenau, da kommen's immer weiter weg davon.

      Karl: Das stimmt.

      Liesl: Sehng S', da ist aa so a Taferl.

      Karl: Da kennt ma sich aber net aus.

      Liesl: Ja, ja wissen muaß ma halt an Weg – Sie wollen wahrscheinlich heut zu dem Brilliantfeuerwerk, das soll ja wunderbar werden.

      Karl: Ich habs no net gsehn.

      Liesl: Ja, da müssen S' da nunter gehn, das ist leicht zum finden.

      Karl: Für mich net.

      Liesl: Ja, weil S' no nia dort warn, – ich wüßt ja an Weg guat, weil i schon a paarmal drunt war, aber heut kann i net, weil i 's Kind dabei hab. – Aber da finden S' schon hin, den Weg kann Ihna ja jeder kloane Bua sagn.

      Karl: Wenn aber koaner kommt?

      Liesl: Dann kommt vielleicht a großer – jetzt genga S' amal immer gradaus bis zu dem Bach, dann nüber über die Brücken – dann kommt der Baum mit de vielen Äst und dann genga S' links nei in dös Gaßl –

      Karl: Merse, danke! (Macht die Honneurs.)

      Liesl: Immer gradaus, dann links, dann über die Wiesen, wo die Blumen san, da, – wo vorigen Sonntag der Schmetterling g'flogn ist.

      Karl: Dann find ichs schon. (Geht ab.)

      Liesl: Und nach der Wiesen sehn S' so gleich das große Schild »Zur Rosenau«, und wenn S' Ihna nicht mehr auskenna, dann fragn S' noch amal, und wenn niemand kommt, dann kehrn S' nochmal um und fragns mich nochmal – jetzt hört er mich doch immer. (Geht zur Bank, zum Kind.) So Butzerl, jetzt hast as g'hört, der Soldat geht jetzt in d'Rosenau nunter zum Brilliantfeuerwerk – Brilliantfeuerwerk – das hoaßt auf lateinisch Pyrotechnisches Experement. – Siegst, jetzt wenn du auch schon groß waarst und waarst auch a Soldat, dann kannten wir zwei auch zum Feuerwerk gehn, aber du bist ja koa Soldat, du bist ja bloß a Drecksau, weilst schon wieder alles naß gmacht hast. Das iS a Kreuz mit dir, (Haut das Kind mit dem Kopf an.) O Verzeihung, ist ja wahr auch, nichts wie ärgern muß ma sich mit dir. Hast's net gsehn, was das für ein strammer Soldat war, der hätt mich sicher mitgnomma, aber mit dir kommt man ja nirgends hin. Wieviel Soldaten Hätt ich schon kenna glernt, wenn du net wärst. Du hast mir noch jeden Sonntag verpatzt – du bist das einzige Hindernis auf meinem Liebespfade – so jetz schlaf und laß mir mei Ruah, – (Setzt sich auf die Bank und strickt.) – Der wird wohl nunterfinden in d'Rosenau – ja ich denk schon, der is net so dumm – ich habs eahm ja ganz deutlich erklärt – das war ein netter Kerl – ganz mei G'schmackerl – und noch dazua a Schwerer Reiter – dö Schweren Reiter san von alle dö feschesten Soldaten, die man sich denken kann – jetzt d'Artilleristen gfalln ma zwar aa ganz guat, und d'Jäger san schneidig, da hab i amal oan kennt – d'Schwaolischö – die san schö – aber treu bleibn tut oan halt koaner – da genga s' oamal oder zwoamal mit oan fort und dann lassen s' oan wieder laufa. Und ich möcht halt so gern verheirat sein – so eine Schwere Reiterehe muaß was Herrlichs sein. Ach ja – wia hoaßt das Lied – Schatz, mein Schatz reise nicht so weit von hier – im Rosengarten sollst meiner warten, im grünen Klee, juhee, im weißen Schnee ... Weißer Schnee ist a Schmarrn, als obs an schwarzen Schnee auch gebn tat.

       (Karl tritt auf.)

      Liesl: Ja, wer kommt denn da? Sann Sie schon wieder da von der Rosenau?

      Karl: Sie ham mich schön angschwindelt mit dem Schmetterling, d'Augn Hätt ich mir bald rausgschaut – ich hab koan fliagn sehngn.