Juna Aveline B.

Wege des Himmels


Скачать книгу

Neben ihr gibt es noch meinen kleinen Racker Filou, einem schwarzen Katerchen, der mit vollem Namen Ferdinand Fritz Fridolin heißt. Beide habe ich schon seit sie klein sind. Anisha habe ich von Melanie geschenkt bekommen als ihre Katze - bevor sie kastriert werden konnte -nochmals Babies bekam. Björn wollte eigentlich keine Haustiere, aber ich habe schon länger mit dem Gedanken an einen Hund oder eine Katze gespielt und da war die Gelegenheit günstig. Falls Björn absolut dagegen gewesen wäre, hätte ich die Baby-Anisha im Notfall auch wieder zu Melanie bringen können – theoretisch zumindest, ich hätte sie wahrscheinlich um nichts in der Welt wieder hergegeben.

      So kam Björn eines Abends von der Arbeit zurück und Anisha spielte vergnügt im Wohnzimmer mit einem neuen Bällchen. So eroberte sie ziemlich schnell auch sein Herz und blieb natürlich bei uns.

      Als Anisha etwa ein Jahr alt und auch kastriert war, wollte ich einen Spielkameraden für sie finden. So saßen wir an einem Sonntagnachmittag bei Melanie, stöberten im Internet nach Katzenbabies und fanden eine Anzeige mit zwei schwarzen Katzen, einem ebenfalls schwarzen Katerchen und einem schwarz-weiß-gefleckten Katzenbaby, die alle gerade mal vier Wochen alt waren. Kurz darauf saßen wir im Auto auf dem Weg zum Katzenbabies-Anschauen. Sie waren alle goldig, aber das schwarze Katerchen hatte es mir angetan. Der war gleich so frech, dass er auf mir rumkrabbelte ohne nach der Mama zu schreien. Einige Wochen später saß dann das kleine Schwarze bei mir im neuen Katzenkörbchen und fuhr mit mir in sein neues Zuhause.

      Beide, Anisha und Filou, hatten den Umzugsstress von der Pfalz nach Berlin gut überstanden und schienen sich in der neuen, größeren Wohnung auch richtig wohl zu fühlen, aber seit zwei Tagen musste Anisha ständig erbrechen. Weder das Nass- noch das Trockenfutter vertrug sie. Und ich wusste nicht, warum.

      Da ich aber wusste, dass mich heute auf der Arbeit das Gleiche wie gestern erwartet hätte, dass ich wieder erst so spät nach Hause gekommen wäre, ich aber unbedingt mit meiner kleinen Maus zum Tierdoktor musste, da sie schon ziemlich abgenommen hatte, habe ich mich heute morgen auch auf den Weg zum Arzt gemacht. Mir war übel und ich hatte furchtbare Kopfschmerzen, die ganze Nacht über hatte ich gebrochen – das war zumindest das, was der Arzt von mir zu hören bekam. Und ich bekam vom Arzt schließlich die benötigte Krankmeldung, die ich direkt ins Büro faxte.

      Dann packte ich meine Katze ein und machte mich mit ihr auf den Weg zum Tierdoktor. Hier in Berlin waren natürlich auch die Tierarztpraxen größer, komfortabler und moderner als die von meiner Tierärztin in der Pfalz. Aber meiner bisherigen Tierärztin vertraute ich und sie kannte meine beiden Racker von klein auf. Ich war gespannt auf die Tierärzte hier, und wie sie mit meiner süßen Maus umgingen – wirklich gut, wie ich merkte. Sie röntgten sie erst einmal, um sicherzustellen, dass sie keinen Gegenstand verschluckt hatte, der sich nun irgendwo im Magen festgesetzt haben könnte. Aber auf den Bildern war nichts zu entdecken. Schließlich bekam sie ein Kontrastmittel, um damit besser sehen zu können, ob der Verdauungstrackt durchgängig war. Dann bekam sie noch ein paar Vitamine zum Aufbauen und mit einem Termin für den nächsten Tag verließ ich die Praxis. Der Tierarzt hat auch geraten, sie erst einmal auf Nulldiät zu setzen, damit der Magen ein wenig zur Ruhe kommt.

      Viel besser geht es ihr aber noch immer nicht. Außer dass sie nicht Fressen kann, ist sie sonst ja zum Glück fit, ihre Augen sind wach und ihr Fell glänzend. Wenn ich nur wüsste, was ihr fehlt… Vielleicht sieht man auf dem Röntgenbild morgen mit dem Kontrastmittel etwas mehr.

      Achja, gestern hätte ich eigentlich auch wieder zum Zahnarzt gemusst, aber den Termin hab ich verschoben, weil ich ja arbeiten musste. Die Planung der Arbeitstage von Woche zu Woche nervt mich auch langsam, dadurch kann ich gar keine Termine im Voraus ausmachen bzw. man muss sie dann doch wieder verschieben. Neuer Zahnarzttermin ist am 21.11.2007

      Montag, 19. November 2007

      Einer der wenigen Abende, die ich faul auf der Couch verbringe und dazu noch alleine. Marle trifft sich mit ehemaligen Kommilitoninnen. Aber so komme ich zum Durchatmen. Das Wochenende über hatte ich wieder Spieleinsätze im Tischtennis – die letzten zwei für dieses Jahr. Für mich ist es ganz gut gelaufen, insgesamt hätte es aber besser laufen können. Ich habe kein Spiel abgegeben, auch wenn ich mir teilweise etwas schwer tat. Irgendwie konnte ich keine Konstanz in mein Spiel bringen. Aber im Verhältnis zu dem wenigen Training sind meine Ergebnisse okay. Dementsprechend kaputt bin ich jetzt. Das scheint auch auf mein Hirn überzuschlagen, ich kann nämlich kaum einen klaren Gedanken fassen – besser gesagt, es sind so viele Gedanken in meinem Kopf, die umherschwirren und vorbeiziehen, keine wirklich wichtigen Gedanken, aber trotzdem Dinge, die mich beschäftigen. Also fange ich an zu sortieren.

      Die vergangene Woche ist im Großen und Ganzen sehr ruhig verlaufen. Am Freitag bin ich mit der Anatomie-Ausarbeitung fertig geworden. Jetzt habe ich sie Dr. Michel, einem langjährigen Freund meines Vaters geschickt zum Korrekturlesen. Er praktiziert als Hausarzt hier in Berlin und hat mir bereits im Zahnmedizinstudium geholfen, wenn ich Fragen hatte – jedenfalls soweit er selbst Bescheid wusste. Ein Allgemeinmediziner kennt sich in speziellen zahnmedizinischen Fragestellungen nämlich nicht aus. Im Lauf der Woche bekomme ich dann die korrigierte Arbeit zurück. Marle hat sie sich das Wochenende über auch durchgelesen und noch einige Rechtschreibfehler entdeckt. Dann kann ich bis zum nächsten Wochenende nochmals alles überarbeiten und schließlich geht sie pünktlich zum Abgabetermin am 30.11. in den Druck. Und die Zeit bis Weihnachten sollte genügen, um mit der Ausarbeitung für Biochemie fertig zu werden, auch wenn ich mich schon ziemlich ranhalten muss.

      In der Zahnklinik konnte ich sogar einige Überstunden abfeiern. Gewundert hat mich, dass Frau Sommer ihren Termin am Donnerstag abgesagt hat. Eigentlich dachte ich, sie könne es kaum erwarten bis die Inlays eingepasst werden, damit sie die Provisorien nicht mehr länger ertragen muss, insbesondere weil sie bei ihr nicht so richtig halten wollten. Ich habe erst am Montag, als ich mir am PC den Terminplan für die Woche angesehen habe, gemerkt, dass bei Frau Sommer ein Provisorium nicht einmal den ersten Tag überstanden hat, sodass sie gleich abends erneut in der Klinik war. Da ich aber schon Feierabend hatte, hat ein Kollege sie behandelt. Das hat mich echt geärgert, dass das passiert ist! Natürlich kann es passieren, dass ein Provisorium nicht hält, aber es sollte nicht passieren, schon gar nicht am ersten Tag! Und vor allem nicht bei Frau Sommer. Die Arme war schon morgens mit den Nerven am Ende, und ich will nicht wissen, wie es ihr abends ging.

      Jedenfalls hat sie den Termin auf den kommenden Mittwoch verschoben. Ich bin wirklich schon gespannt, wie es ihr geht und was sie berichtet. Ich hoffe, sie ist nicht allzu sauer über diesen Fauxpas, wobei ich mir das bei Frau Sommer gar nicht vorstellen kann. Als ob diese sanften blaugrauen Augen jemals böse funkeln könnten. Als ob ihre weichen Gesichtszüge jemals hart und zornig werden könnten.

      Ich sollte so nicht denken. Ich sollte überhaupt nicht über Frau Sommer nachdenken. Sie ist eine Patientin. Mehr nicht.

      Gestern Abend hat Robin noch angerufen. Er hat Marle und mich für Mittwochabend zum Essen eingeladen. Miriam will für uns alle kochen. Nun sind die beiden schon mehr als drei Monate zusammen, und so langsam schenke ich Robins Worten echt Glauben. Es sieht aus als sei es ihm wirklich ernst mit Miriam. Die beiden scheinen sich wirklich gefunden zu haben. Dabei war es mehr als Zufall, dass sie sich überhaupt getroffen haben.

      Robin hat erzählt, seine Schwester habe ihn eines Samstags kurzfristig gebeten, auf ihren vierjährigen Sohn Tim aufzupassen. Und da so schönes Wetter war, beschloss Robin mit seinem Neffen in den Zoo zu gehen. Tim wollte natürlich auch unbedingt zu den Bauernhoftieren, die man teilweise streicheln kann. Aber Tim begnügte sich nicht mit dem Streicheln der Ziegen und Esel – nein, er wollte unbedingt auch die Kühe streicheln, die sich aber im Stall befanden und nicht zum Anfassen gedacht waren. Ohne dass Robin es merkte, verschwand der kleine Tim und schlich sich zu den Kühen, wo Miriam ihn aufgabelte. Schließlich erlaubte sie Tim, die Kühe doch kurz zu streicheln und brachte ihn dann zurück zu Robin, der inzwischen schon nervös nach Tim Ausschau hielt.

      Als Miriam ihm Tim zurückbrachte und ihn das erste Mal anschaute, ihm in die Augen sah, konnte er erst einmal gar nichts sagen. Robin meinte, er sei wirklich einen Moment sprachlos gewesen. Miriam stand vor ihm in Arbeitsklamotten,