Juna Aveline B.

Wege des Himmels


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für ein Auto“ fragte ich Benjamin weiter, da ich an Autos schon immer überaus interessiert war und zugleich zu jener Zeit gezwungen war, mir mit meiner Mutter einen roten Smart zu teilen, was ich absolut nicht mochte. Ich fand den Smart unpraktisch und unschön. Nie im Leben würde ich mir freiwillig ein solches Auto zulegen.

      „Einen schwarzen Golf“ antwortete mir Benjamin mit einem Grinsen.

      „Meinst du, er lässt mich mal eine Runde damit fahren“ quengelte ich weiter, worauf Benjamin mit einem verdutzten Gesichtsausdruck meinte „Da musst du schon Björn fragen“.

      Schließlich war ein herannahendes Auto zu hören und Benjamin und ich stürmten zur Eingangstür. Ein schwarzer Golf fuhr vor mit offenen Fenstern und darin saß ein Mann mit Sonnenbrille. Bevor er jedoch anhalten konnte, rief ich ihm schon freudig entgegen „Hallo! Lässt du mich mal mit deinem Auto fahren“ und stand schon neben der Fahrertür. Der Mann sah mich etwas verdattert an, grummelte ein leises „Ja“, stieg aus und auf der Beifahrerseite wieder ein, während ich es mir schon auf dem Fahrersitz bequem machte. Während er sich noch anschnallte, fuhr ich schon los.

      Ich empfand es als nicht nötig, weiterhin mit ihm Konversation zu betreiben, außerdem musste ich mich auch ziemlich auf das Fahren konzentrieren. Schließlich war es schon länger her, seit ich das letzte Mal ein Auto mit Kupplung gefahren bin und mein Alkoholpegel erleichterte mir mein Unterfangen auch nicht gerade.

      Als wir schon fast an der nächsten Ortschaft waren, begann Björn schließlich, mich in ein Gespräch zu entwickeln.

      „Und du bist also Klara?“, begann er schüchtern.

      „Lara“, verbesserte ich ihn knapp.

      „Und du kennst Susanne von der Schule her?“

      „Ja. Ich bin mit ihr in einer Klasse.“, bestätigte ich, was er bereits wusste.

      „Was willst du jetzt nach der Schule machen?“, fragte er, damit ich ihm etwas mehr antworten musste.

      „Studieren.“ blieb ich trotzdem bei meinen knappen Antworten.

      Da ich auch keinerlei Interesse an seiner Person zeigte, gab er schließlich auf und wir fuhren schweigend weiter.

      Als wir nach ca. 10 Minuten wieder wohlbehalten bei mir angekommen waren und uns zu den anderen Leuten auf die Terrasse gesellten, beachtete ich ihn schon gar nicht mehr weiter, sondern unterhielt mich mit anderen Freundinnen. Am nächsten Morgen konnte ich mich kaum mehr an Björn erinnern, es gab an ihm nichts besonders – außer dem Auto – was mir im Gedächtnis geblieben wäre.

      Das nächste Mal traf ich Björn dann auf unserem Abi-Ball. Benjamin und Susanne hatten ihn eingeladen. Aber warum sollte ich ihn beachten? Ich feierte und tanzte mit meinen Schulkameraden. Und ich hatte genug damit zu tun, auf eine Klassenkameradin aufzupassen, die sich zu sehr mit einer Flasche Ramazzotti angefreundet hatte.

      Danach hörte ich einige Wochen nichts mehr von Björn und hatte ihn auch schon vergessen – bis eines Tages mein Handy piepte und er mir eine SMS schickte. Da ich ihm meine Nummer nicht gegeben hatte und er seinen Namen nicht erwähnte, verwechselte ich ihn dann auch noch glatt mit einem anderen Bekannten, von dem ich schon länger nichts mehr gehört hatte. Ich dachte, er hätte vielleicht eine neue Handynummer.

      Schließlich verabredeten wir uns für die nächste Skaters Night zum Inlineskaten. Susanne und ein paar weitere Freundinnen sollten auch mitkommen. Aber wie es nun mal so ist, wenn man sich auf seine Freundinnen verlässt – es war wieder einer jener verhexten Abende, an dem mir jeder doch noch absagte. Nun hatte ich also die Wahl – ein warmer, wunderschöner Sommerabend allein zuhause oder Inlineskaten mit Björn. Ich wählte die zweite Variante. Wir verstanden uns gut und kamen endlich miteinander ins Gespräch als wir nach dem Skaten noch in einer Kneipe landeten. Trotzdem – verliebt war ich in Björn nicht. Er war nett, aber nicht unbedingt mein Typ. Zudem war er vierzehn Jahre älter. Aber Björn war hartnäckig und meldete sich auch in den nächsten Wochen regelmäßig, um zu fragen, ob wir Kaffee trinken gehen wollen, Eis essen oder Inlineskaten. Meist holte er mich dann ab und ließ mich fahren, was mir natürlich gefiel.

      Da ich aber schon merkte, dass er mich langsam doch mehr und mehr umwarb, wollte ich ihn schließlich eines Tages abholen, damit es nicht schon zum Ritual wurde, dass er mich abholte. Und ich wollte ihm nichts schuldig sein, weil ich nicht in ihn verliebt war, wie er vielleicht fälschlicherweise glaubte. Dass er es jedoch so schamlos ausnutzte, dass ich ihn abholen wollte, hätte ich nicht erwartet. Unter dem fadenscheinigen Vorwand, er sei noch nicht ganz fertig angezogen, lockte er mich geradezu in seine Wohnung, wo er mir auch noch etwas zu trinken anbot, während ich auf der Couch wartete. Als er jedoch fertig war, setzte er sich zu mir. So blieben wir im Wohnzimmer und erzählten. Bis er sich auf einmal zu mir beugte und mich küsste.

      „Oh Scheiße!“, dachte ich in diesem Moment „Wie komme ich jetzt bloß wieder aus der Nummer raus?“

      Ich war nun mal echt nicht in Björn verliebt. Und ich konnte mir auch wirklich keine Beziehung zu einem Mann vorstellen, der so enorm viel älter war als ich. Ich war gerade froh, dass ich endlich über meine letzte Beziehung hinweg war und begann mich gerade so richtig wohl zu fühlen als Single. Aber vielleicht wollte Björn ja auch keine Beziehung. Dann hätte er aber wahrscheinlich nicht so lange mit mir geflirtet und den Kontakt gesucht. Und nun?

      Da an dem Abend sowieso nicht mehr lief als der Kuss und ich mich auch bald darauf auf den Weg nach Hause machte, machte ich mir erst mal nicht allzu viele Gedanken darüber. Unangenehme Situationen verdrängen konnte ich ja schon immer ganz gut. Aber schließlich dachte ich mir, dass ein bisschen Spaß ja nicht schaden könne und ich damit auch noch meine Eltern schocken konnte. (Hi Hi, provoziert habe ich schon immer gern.) Der Gedanke gefiel mir immer besser, je öfter ich ihn dachte. Also ließ ich die Geschichte mit Björn und mir einfach laufen wie sie lief.

      Und irgendwie dauerte unsere Beziehung erst vierzehn Tage, dann vier Wochen, dann drei Monate und irgendwann waren wir ein Jahr zusammen. Das Sonderbare ist, dass ich im Lauf der Zeit wohl tatsächlich angefangen habe, ihn zu lieben. Und inzwischen sind wir seit mehr als fünf Jahren ein Paar.

      Aber kaum waren Björn und ich ein Paar, trennten sich Susanne und Benjamin. Sie hatte scheinbar damals schon ihren neuen Freund. Und ein paar Monate später lernte Benjamin Nathalie kennen. So wie Björn und ich bis vor kurzem führen Benjamin und Nathalie eine Fernbeziehung – nicht ganz so weit wie die Entfernung zwischen Berlin und der Pfalz, aber trotzdem sehen sie sich nur an Wochenenden. Und so waren wir oft zu viert unterwegs, in Kneipen, im Kino oder essen. Im Frühjahr waren wir auch zusammen in London für 3 Tage. Das war herrlich. Sightseeing, Shopping, Pubs, Englisches Frühstück, Taxi fahren, durch Soho schlendern, den Hyde Park und natürlich der Besuch am Highbury Stadium, das gerade abgerissen wurde, und dem neuen Emirates Stadium. Vielleicht können wir das in der Zukunft mal wieder machen. Aber wie sagte meine Mutter immer so schön als ich noch ein Kind war: Erst die Arbeit, dann das Vergnügen! Das heißt wohl, dass London warten muss bis meine letzte Klausur und die Abschlussarbeit geschrieben ist. Puh! Ich merke schon, die Arbeit ruft…

      Samstag, 10. November 2007

      Ich habe mir soeben einen Kindheitstraum verwirklicht! Vorhin habe ich den Kaufvertrag für einen neuen Audi A6 unterschrieben. Natürlich in schwarz! Mit Sportpaket, Lederausstattung, Multifunktions-Sportlederlenkrad und vor allem 220 PS! Ich kann es kaum erwarten bis das Auto vor meiner Tür steht. Aber bis Weihnachten muss ich mich wohl gedulden müssen. In Bezug auf Autos werden Männer, mich eingeschlossen, wahrscheinlich nie erwachsen! Für Frauen sind Autos meistens nur reine Fortbewegungsmittel, etwas, das sie von Punkt A zu Punkt B bringt, aber für mich, wie für die meisten Männer, ist ein Auto Sound, Design, Kraft, Dynamik, in einem Wort Schönheit. Ja wirklich, ein Auto ist fast wie eine Frau. Ein perfektes Auto vereint alle Eigenschaften einer Traumfrau: Es kann sanft sein, wenn sein Motor leise schnurrt, leidenschaftlich und wild, wenn man Gas gibt, es gibt Sicherheit und Geborgenheit, ist elegant, aber auch sportlich, und es hört zu ohne zu unterbrechen und ohne dumme Kommentare („Siehst du! Ich habe es dir schon immer gesagt!“), wenn