A.E. Eiserlo

Fanrea Band 2


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klar doch. Ich habe verschiedene Melonen, Granatäpfel, Ananas, Feigen, Bananen und frisch gepressten Apfelsaft.“

      „Mmhh, lecker, komm John, du schälst, ich schneide klein“, ordnete Nala an und drückte John verschiedene Messer in die Hand.

      Die Köchin reichte ihnen die Früchte: „Das meiste Obst und Gemüse kommt von unserem Gut und wird natürlich nicht mit Pestiziden verseucht. Unsere Blumenelfen organisieren sofort einen Aufstand, wenn wir auch nur ein Gramm Gift versprühen. Na dann legt mal los, ich muss mich noch um meine Bouillabaisse* kümmern.“

      Während die beiden Freunde gemeinsam schnitten und schnippelten, unterhielten sie sich. Nala überlegte laut: „Weißt du, wem es hier gefallen würde und wer sich blendend mit dem Fuchsmann verstanden hätte? Nijano! Der Fuchsfreak wäre sein Ding gewesen. Denkst du noch viel an Nijano?“

      Über Johns Gesichtszüge glitt ein Hauch von Schmerz: „Ja, oft, der Katzenjunge fehlt mir sehr. Er war für mich der Bruder, den ich nie hatte. In meinem Kopf redet oder schimpft er manchmal mit mir.“

      „Er schimpft mit dir?“

      John grinste: „Ja, wenn ich wieder zu zögerlich, ernst und verantwortungsbewusst bin.“

      „Bist du ja auch.“

      Schulterzuckend nahm John ein Stück Wassermelone und steckte es Nala in den Mund. „Ja, warum wohl? Ich hatte immer die Mitverantwortung für all die Kleinen im Lager und musste täglich die hungrigen Mäuler füllen. Da kann ich doch nicht rumalbern und verrückt sein.“

      „Nijano war es trotzdem“, konterte Nala.

      „Stimmt. Dann bin ich eben einfach langweilig von meiner Grundstruktur her.“ Schmunzelnd zuckte John mit den Schultern.

      „Ach John, du bist unglaublich, du bist alles andere als langweilig. Dein ganzes Leben hat dich zu dem gemacht, der du bist, und so bist du genau richtig.“

      Während John die Früchte in den Mixer steckte, den Apfelsaft draufschüttete und dann die Maschine anwarf, bereitete Nala einen großen Teller Tomaten mit Mozarella zu.

      „Gib mir mal Basilikum und grobes Meersalz“, bat sie John und roch an einer Tomate. „Hm, die riecht intensiv. Weißt du, was mir an der Menschenwelt gefällt?“

      Erwartungsvoll schaute John zu ihr: „Nein, aber du wirst es mir bestimmt verraten.“

      „Dass ich nicht alles selber herstellen muss, sondern in einem Geschäft kaufen kann.“

      Die Köchin reichte Nala Olivenöl und Baguette, dann mischte sie sich ein: „Na ja, so stimmt es auch nicht. Auf Magors Schloss wird jede Menge angebaut. Das Öl ist aus unseren Oliven gemacht und schmeckt köstlich, das Mehl für das Baguette ist aus unserem Getreide hergestellt, die Tomaten und Kräuter sind aus dem Schlossgarten.“

      Grinsend zwinkerte John der Köchin zu: „Das war wohl nichts, Nala.“

      „Aber zum Beispiel die Anziehsachen, die Migune uns besorgt hat, die sind gekauft, und ich finde sie richtig cool. Mal ehrlich, so ein schönes Sommerkleid steht mir gut und du siehst auch toll mit deinen Shorts aus.“ Nala drehte sich im Kreis.

      „Stimmt, du siehst süß damit aus.“

      „Oh, ein Kompliment von John. Du übst wohl schon für Emma“, zog Nala ihn auf.

      „Wer weiß? Vielleicht?“

      Als ihr kleines Picknick fertig zubereitet war, gesellten Nala und John sich mit ihren Leckereien zu den Fanreanern Agatha und Komor, die hier ebenfalls Urlaub machten und träge am Pool im Schatten lagen.

      „Möchtet ihr auch etwas zu essen?“, fragte Nala die beiden.

      „Nein danke, wir hatten gerade eben einen Riesenbecher Eis, wir sind satt“, wehrte Agatha ab und band sich ihre langen, braunen Haare zu einem Zopf zusammen.

      „Wir haben Hunger“, seufzte Nala. „Diese Denkarbeit mit Ronaldo schlaucht ganz schön. Das ist alles neu für uns und wir müssen uns anstrengen, das zu kapieren. Ich will es aber unbedingt verstehen.“

      „Ich finde, du hast es schon echt gut drauf, du verstehst es schneller als ich. Mir schwirrt der Kopf“, stöhnte John und trank genussvoll einen Schluck von seinem Smoothie.

      Komor grinste und um seine dunklen Augen bildeten sich Lachfältchen. „Ich habe meine Lektionen mit Ronaldo schon hinter mir, der Freak ist echt gut. Vor allen Dingen erklärt er es so, dass ich es nachvollziehen kann.“

      Hungrig spießten Nala und John die Tomaten und den Mozarella auf. Nach dem Essen fragte Nala schläfrig: „John, Muckibude oder weiter abhängen?“

      Die Luft war erfüllt vom Duft des Lavendels und die Sonne machte alle träge. Verlockendes Nichtstun, Stille genießen, Augen schließen.

      „Hm“, brummte John unschlüssig.

      „Macht einfach Pause. Komm her, meine Kleine“, mischte Komor sich ein, zog Nala zu sich heran und bettete ihren Kopf auf einem seiner Arme.

      Wie oft hatten sie schon so dagelegen? Wenn Komor bei ihr war, fühlte Nala sich beschützt und konnte entspannen. Komor war ihr Vaterersatz, genauso schokoladenbraun wie sie, kampferfahren, groß und muskelbepackt auf der einen Seite, sanft und gutmütig auf der anderen Seite.

      „Also abhängen“, stellte John lakonisch fest.

      Agatha murmelte: „John, sei nicht immer so ein Getriebener. Du musst mal nichts tun. Keine Fische fangen oder Hütten bauen, nicht an deinem Kanu schnitzen, keine Kinder retten, nicht in der Schwitzhütte schmoren. Sei mal locker!“

      Seufzend streckte John sich aus, legte seine Arme unter den Kopf und betrachtete den stahlblauen, wolkenlosen Himmel. Einfach nur abhängen, ohne Griff am Messer oder angespannte Muskeln. Die Gedanken schweifen lassen, träumen. An Emma denken. Ob sie sich genauso auf ihn freute, wie er sich auf sie?

      Am Nachmittag gingen Nala und John zurück zum Fuchsmann. Migune hatte ihm einen Teller mit belegtem Baguette gebracht, das noch unberührt dort stand.

      „Ronaldo, du bist unglaublich. Du hast ja gar nichts gegessen.“, tadelte Nala.

      Versunken stand der Fuchsmann vor der riesigen Weltkarte und starrte auf die blinkenden Lichter. Als Ronaldo das Baguette anvisierte, schien er erstaunt zu sein. Für ihn war ein belegtes Brot irritierender als die ganze Technik.

      „Äh, stimmt. Obwohl...“ Kurz hielt Ronaldo inne. „Moment mal, ich habe was gegessen, der Mäusespeck ist leer.“

      „Das gilt nicht. Komm schon, iss das Baguette“, befahl Nala.

      John schmunzelte: „Mach lieber, Ronaldo, sie ist ganz schön rabiat.“

      Folgsam aß der Fuchsmann sein Baguette, wahrscheinlich schmeckte er noch nicht einmal, dass es mit Serranoschinken, Tomaten und Salat belegt war.

      „Was sind das für Lichtpunkte auf der Karte?“, fragte John interessiert.

      Kauend nuschelte Ronaldo: „Aktuelle Brennpunkte, Kriegsschauplätze, bekannte und geheime Militärstützpunkte. Dann ehemalige sowie noch vorhandene Weltentore, Atommülllager und vieles mehr.“

      Nala und John bestaunten die gigantische Karte und Ronaldo kam in Fahrt. Er erklärte ihnen deren Geheimnisse, bis die Köpfe der Fanreaner erneut rauchten.

      „Ronaldo, du hörst doch gerne Musik. Bring mich mal auf den aktuellen Stand“, bat John.

      „Kommt, ich zeige euch mein momentanes Lieblingsvideo. Es ist von Ed Sheeran, Thinking out loud. Ich suche es euch raus.“ Ronaldo tippte etwas in seinen Laptop ein und das Musikvideo begann. Der romantische Song füllte den Computerraum, während die beiden Fanreaner wie gebannt vor dem Bildschirm saßen. Ed Sheeran wirbelte seine Tanzpartnerin in einem riesigen Ballsaal herum und die Bewegungen der Tänzerin waren betörend und anmutig.

      „Ist das schön“, flüsterte Nala und John stimmte