A.E. Eiserlo

Fanrea Band 2


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siehst du schon, wie deine Emma sich um dich herumschlängelt?“, zog Nala John auf. Der wurde rot und schwieg ertappt.

      „Volltreffer“, kicherte Nala. „Braucht dir doch nicht peinlich zu sein. Ich verrate es keinem.“

      „Hast ja recht, könnte ich mir gut mit Emma vorstellen“, grinste John. „Komm, Ronaldo, was hast du noch in deiner Zauberkiste?“

      Mithilfe des Fuchsmannes durchforsteten sie Youtube und die dortigen Musikvideos, doch nach einer Weile wurde Ronaldo unruhig, er hatte noch Wichtiges zu erledigen. Nala und John dagegen konnten keine Computer mehr sehen, für sie war diese virtuelle Welt auf Dauer sehr anstrengend. Zusammen flüchteten sie in die Muckibude und trafen dort auf Magor, der gerade Gewichte stemmte.

      „Ein Zauberer, der die Hanteln schwingt“, flüsterte Nala.

      Die Worte schien Magor gehört zu haben und er grinste verhalten: „Magie ist nicht alles. Körper, Geist und Seele bilden eine Einheit und wenn etwas im Ungleichgewicht ist, hat das negative Folgen. Das gilt auch für einen Zauberer. Doch das ist nichts Neues für euch, oder?“

      John schüttelte den Kopf: „Nein, ist es nicht. Ich versuche, danach zu leben. Mens sana in corpore sano* würde unser schlauer Melvin jetzt sagen.“

      Nala grinste: „Wenn er nicht da ist, vermisst man die Nervensäge mit den coolen Sprüchen richtig, oder? Ich freue mich schon darauf, wenn unsere Truppe wieder vereint ist.“

      Schmunzelnd nickte Magor: „Ich weiß. Gefällt es euch hier?“

      Nala stellte fest: „Ich könnte mich daran gewöhnen. Ist toll hier!“

      „Ich käme mir auf die Dauer ein wenig nutzlos vor. Definitiv zu wenig Fische fangen, Hütten bauen und Kanus schnitzen“, witzelte John.

      Eine aufschlussreiche Fahrt

      Esther freute sich unglaublich auf den Urlaub in Frankreich mit ihrer Nichte Emma und deren Freund Ben, und war ganz aufgekratzt. Endlich konnte sie Zeit mit ihrer Freundin Agatha verbringen und musste sich dennoch nicht auf Kämpfe und Entbehrungen einstellen. Das Abenteuer in Fanrea hatte ungewollt dazu geführt, dass sie etliche Kilos weniger wog, was ihr richtig gut stand, dadurch sah sie deutlich jünger aus.

      Energiegeladen packte sie ihren Koffer und stand vor dem Kleiderschrank, aber irgendwie passte ihr alles nicht mehr richtig und es gefiel ihr auch nichts. Es ging in den Süden und ihr war nach den Strapazen nach mehr Farbe und Fröhlichkeit.

      All die Jahre hatte Esther in ihrem Haus alleine und halbwegs glücklich gelebt, aber seit Fanrea fühlte sie sich einsam und wollte nun viel mehr Zeit in dieser anderen Welt verbringen. Dort wurde sie gebraucht und musste sich nicht verstellen.

      In ihrem Übermut fuhr sie mit ihrem alten Auto, einem Volvo Kombi, in die nächst größere Stadt, kaufte sich bunte Sommerkleider und ein paar Leinenhosen. Sogar zum Friseur ging sie. Das Tollste daran war, sie fühlte sich großartig dabei. Ganz knapp war sie einem schrecklichen Tod entronnen, mit Grauen dachte sie an dieses Spinnenvieh, als deren Futter sie hatte herhalten sollen. Esther hatte sich vorgenommen, ihr Leben nun in vollen Zügen zu genießen und endlich die Schatten, die schwer auf ihr lasteten, zu vertreiben.

      Nach außen hin hatte sie stets Fröhlichkeit verbreitet, aber in ihrer Gedanken- und Gefühlswelt war es oft dunkel gewesen, weil sie unbeschreiblich traurig über den Verlust ihres Mannes und ihrer Tochter Leni war. Nun wollte sie endgültig diese alte Trauer abschließen, denn das Leben war schön und wertvoll. Gestern hatte Esther fast den ganzen Abend geweint, sich die alten Fotos angeschaut und dann den zermürbenden Schmerz in einer Zeremonie verabschiedet. Es hatte gut getan, die Tränen laufen zu lassen, doch nun begann ein neuer Abschnitt.

      Dieses Mal nahm sie Fips, ihren treuen Mischlingshund, direkt mit. Jidell und Quidell durften sie ebenfalls begleiten, denn die beiden Ratten waren mächtig sauer gewesen, dass Esther sie in der Menschenwelt zurückgelassen hatte, statt sie mit nach Fanrea zu nehmen.

      In ihren Koffer packte Esther vor allem die neue Kleidung und freute sich darauf, sie anzuziehen. Natürlich konnte sie es nicht lassen, auch ein paar Kräutercremes, verschiedene Tees und Heilerde mitzunehmen, ohne ihre eigene Hausapotheke fühlte sie sich nicht wohl.

      Endlich war es soweit. Der Koffer war im Auto, ihre tierischen Begleiter Fips, Jidell und Quidell sprangen in den Wagen und die Ratten versteckten sich in einer Korbtasche. Schon fuhr Esther los, um Emma und Ben abzuholen.

      Voller Ungeduld und Vorfreude wartete Emma auf ihre Tante Esther. Marlene ließ ihre Tochter gar nicht gerne gehen. Nachdem Marlenes Mann sich vor nicht allzu langer Zeit auf und davon gemacht hatte, war sie froh, wenn alle beisammen waren und sie sich um niemanden sorgen musste.

      Um sich von Amapola zu verabschieden, rannte Emma in den Garten. Nach kurzer Suche entdeckte sie die Blumenelfe: „Hi, du. Was treibst du?“

      „Mich um meine Pflanzen kümmern. Gestern haben mehrere Bauern ihre Felder gegüllt und der Mist ist ins Grundwasser gesickert. Jetzt kann ich schauen, wie ich alles wieder ins Lot bringe!“, ereiferte sich Amapola.

      Grinsend hockte Emma sich hin: „Ganz wie immer, meine zornige, kleine Amapola. Du bist ein echter Schimpfbold.“

      „Du hast gut reden …“

      „Ich habe nicht so viel Zeit, wir fahren gleich los nach Frankreich.“

      „Ist es schon soweit?“ Eindringlich musterte Amapola Emma: „Du strahlst so. Freust du dich sehr?“

      „Ja, sehr.“

      „Gibt es einen besonderen Grund?“

      „Hm, äh, ja.“

      „Wenn Menschen so herumdrucksen, ist meistens Liebe im Spiel.“

      „Na ja.“

      „Wer ist es denn? Lass mich raten.“ Die Elfe dachte angestrengt nach und auf einmal überzog ein Lächeln Amapolas Gesicht: „Etwa dieser Indianer?“

      Aufgeregt nickte Emma: „Aber niemandem verraten, das ist unser Geheimnis.“

      „Ich werde schweigen. Außer Lara, der darf ich es erzählen, oder?“

      „Nein! Der auf gar keinen Fall.“ Energisch stupste Emma die Elfe an und diese fiel zeternd um.

      „Das war ein Witz, du dummes Menschenkind.“

      Lachend half Emma Amapola auf.

      „Bist du echt verknallt?“, fragte Amapola spitzbübisch.

      Emma wurde rot und stand verlegen auf.

      „Au weia“, stöhnte Amapola. „Dich hat es ja schwer erwischt.“

      Ein durchdringendes Hupen erklang und erleichtert verabschiedete sich Emma: „Also dann, pass gut auf alle hier auf. Mitkommen möchtest du nicht?“

      „Nein, auf keinen Fall! Ich kann doch nicht meine Blumen hier alleine lassen.“

      „Schon gut. War nur eine rhetorische Frage. Bis bald.“

      „Viel Spaß.“ Verschwörerisch zwinkerte Amapola Emma zu.

      Bosrak, der Gestaltwandler, hatte viel Zeit in Fanrea mit der Suche nach Yarkona verbracht, doch noch immer hatte er die Hexe nicht aufgespürt. Ein Gefühl von Einsamkeit und Verlassenheit durchdrang ihn, zudem musste er immer wieder an das Mädchen denken, diese Emma, die Gedanken an sie quälten ihn geradezu. Oft war ein schmerzhaftes Ziehen in seinem Herzen, das er verfluchte.

      Deshalb war er zur Erde zurückgekehrt und saß zum wiederholten Male auf dem Komposthaufen in Emmas Garten. In seiner Lieblingsgestalt als Ratte beobachtete er das Gespräch zwischen Amapola und Emma. Dabei hörte er einige interessante Neuigkeiten über Emma.

      Am liebsten hätte er sie angesprochen, als sie sich von Amapola verabschiedete, unterließ es jedoch aus Angst, sie zu erschrecken. Was hätte er sagen sollen? Was erwartete