Simone Stöhr

Vergangenheit, Gegenwart oder Zukunft


Скачать книгу

Urlaub fällt das sicherlich viel leichter.“

      „Danke und ich wünsche Ihnen viel Kraft beim Entzug. Sie werden viel Aufbauarbeit leisten müssen. Wenn Sie Hilfe oder Rat brauchen, können Sie sich gerne an mich wenden. Sie werden feststellen, dass es sehr anstrengend ist und es viele Opfer fordert.“

      „Danke für das Angebot nach all den Umständen. Ich werde bei Gelegenheit darauf zurückkommen. Und ich würde mich gerne noch weiter mit Ihnen unterhalten, aber es gibt da gerade noch ein paar andere Probleme, die gelöst werden müssen. Ich bin morgen wieder zurück, wenn sie aufwacht.“

      „Da sie in den Entzugsphasen schon sehr weit fortgeschritten war, benötigt sie normalerweise keinen ganzen Tag mehr, jedoch würde ich trotzdem dazu tendieren, wenn keine Komplikationen auftreten sollten. Dadurch hat sie das meiste überstanden. Ich denke sie hat sehr gute Chancen, gerade weil sie schon so weit alleine gekommen war.“

      „Ich will es hoffen. Würden Sie mich bitte anrufen, wenn es Komplikationen geben sollte oder sie früher aufgeweckt wird? Ich möchte hier sein, wenn sie aufwacht. Hier meine Karte. Auf meiner Mobilnummer bin ich auf jeden Fall zu erreichen.“

      Mike überreichte seine Visitenkarte und verabschiedete sich von Dr. Briskow. Der Doc hatte ihn mit seiner selbstlosen Art seinen Patienten gegenüber stark beeindruckt. Aber vor allem, dass er ihm immer noch half, obwohl er vom Seitensprung mit seiner Frau wusste. Ein Verhalten, dass er nicht verstand, aber ihm aus Bellas Erzählungen mittlerweile nicht mehr unbekannt war.

      Sonntag, 10.08.2008 Wellington, 11:23 Uhr

      Mike fuhr mit dem Auto kreuz und quer durch die Stadt. Die letzte Nacht mit Isabella hatte ihn völlig verwirrt. Ob es an der Anspannung und der Situation der letzten Tage lag oder ob es sie selbst war, die ihn um seinen Verstand brachte, wusste er noch nicht. Aber er versuchte der Sache auf den Grund zu gehen, als sein Handy ihn dabei unterbrach.

      „Carrington“, meldete sich Mike etwas schroffer als gewollt.

      „Dr. Briskow hier. Störe ich Sie gerade?“, fragte der Doktor nach.

      „Nein, gibt es Neuigkeiten?“

      „Es ist glücklicherweise alles komplikationslos verlaufen. Ich lasse gerade alles vorbereiten, um die Narkose auszuleiten. Sie wollten doch dabei sein, wenn sie aufwacht. Wann könnten Sie hier sein?“

      „Ich bin bereits unterwegs. Moment, ich muss schnell schauen, wo ich gerade bin.“

      Mike schaltete das Navigationssystem ein und gab das letzte Ziel die Medical Klinik ein. Das System errechnete die Distanz und Mike war verblüfft, dass er ohne es zu merken, nicht weit von der Klinik entfernt war.

      „Ich bin in der Nähe und kann in 10 Minuten da sein.“

      „Gut, dann bis gleich.“

      Mike legte auf und wendete seinen Wagen. Die Gedanken um Bella kreisten wieder in seinem Kopf herum und die weitere Fahrt verlief eher automatisch, denn dass er sie bewusst mitbekam. Nach der Prozedur der Anmeldung in der Klinik ging er schnurstracks in Cathys Zimmer. Die Schwestern und auch Dr. Briskow waren bereits anwesend und beschäftigt mit den Geräten, die um sie herum aufgebaut waren. Mike grüßte in die Runde und stellte sich abseits, bis alles soweit vorbereitet war. Er wollte niemandem im Wege stehen und auch Isabella war noch nicht aus seinem Kopf verschwunden. Er sah die schlafenden Cathy vor sich und versuchte sich das Leben der nächsten Monate mit ihr vorzustellen. Völlig orientierungslos waren sie mittlerweile nicht mehr, schließlich hatte ihm William das New Yorker Hotel überlassen, weshalb sie dort die nächsten Monate leben würden. Eine Wohnung hatte er bereits, auch wenn sie sicherlich noch umgestaltet werden müsste, um dort länger leben zu können, als ein paar Tage im Jahr, wie er sie bisher nutzte. Doch wie sollte es dort weitergehen? Er wollte sich in New York als Führung bewähren und neue Konzepte erarbeiten und umsetzen. Gleichzeitig musste er auch für Cathy da sein. Es würden aufregende Monate werden, in denen er immer einen Spagat zwischen ihr und dem Hotel machen müsste. Eine Situation, die keinen Platz und keine Zeit mehr für Isabella zuließ. Dennoch schmerzte es ihn schon jetzt, wenn er daran dachte, dass sie aus seinem Leben einfach so wieder verschwinden würde. Aber noch hatte er drei Tage, die ihm mit ihr blieben und diese würde er bestmöglich nutzen. Dr. Briskow nickte Mike zu und er setzte sich zu Cathy ans Bett. Ihre Hand haltend saß er da und wartete ab, dass sie erwachte. Die erste halbe Stunde war relativ unspektakulär. Mehrmals bewegten sich ihre Augenlider auf und zu, aber von richtigem Bewusstsein konnte man nicht sprechen. Die Stille und die Zeit für sich, tat Mike gut und er war nicht böse, dass Cathy noch einige Zeit brauchte, ehe sie vollständig erwachte. In seinen Gedanken versunken, vergaß er die Zeit und merkte nicht, wie schnell der Mittag vorbei war. Nur durch seinen Hunger, der sich meldete spürte er die vergangene Zeit. Gerade als er aufstehen wollte, auf der Suche nach etwas Essbarem, drückte Cathy seine Hand. Sie schlug die Augen auf sah ihn lächelnd an.

      „Hi“, begrüßte sie ihn.

      „Hi, wie geht’s dir?“, fragte Mike nach.

      „Du bist wirklich hier! Ich hatte es gehofft, aber ich hatte wohl nicht wirklich damit gerechnet.“

      „Ich halte meine Versprechen! So, wie ich dich auch die nächsten Monate unterstützen werde.“

      „Was ist mit Mum? Ist sie frei?“, waren Cathys nächste Sorgen, die sie unbedingt geklärt haben wollte.

      „Beruhige dich, es ist alles in Ordnung. Sie ist zur Beobachtung im Krankenhaus, aber es geht ihr gut. Sie wurde die meiste Zeit betäubt und die Ärzte wollten sie daher überwachen, um mögliche Nebenwirkungen mitzubekommen, die zu Komplikationen führen könnten. Willst du mit ihr telefonieren? Ich kann sie schnell anrufen, wenn du möchtest.“

      „Nein, noch nicht. Ich bin nur froh, dass es ihr gut geht. Sie wird sicherlich sauer auf mich sein. Es war meine Schuld, dass sie das erleben musste. Ich werde mir das nie verzeihen.“

      „Es ist nicht deine Schuld und auch dein Dealer Matthew Warren war es nicht, der dahintersteckte. Diese Jasmin, ihr Halbbruder und dessen Freundin haben das miteinander ausgeheckt. Der Bruder und seine Freundin konnten festgenommen werden, doch diese Jasmin ist leider entkommen und wird noch gesucht.“

      „Aber warum? Warum tut Jasmin das? Ich dachte wir sind so etwas wie Freundinnen!“, fragte Cathy verzweifelt.

      „Eine Freundin warst wahrscheinlich nur du. Sie hatte andere Ziele verfolgt und wollte schnell das große Geld machen. Und da war ihr jedes Mittel recht dazu. Aber das ist nicht mehr wichtig. Die Polizei wird sie sicherlich bald finden und dann wird sie ihre gerechte Strafe bekommen. Da ist noch eine Sache. Ich habe mich gestern sehr lange mit William unterhalten. Ich kann in New York die Leitung des Hotels übernehmen. Ist es für dich in Ordnung, wenn du mit mir nach New York gehst? Wenn du nicht willst, finden wir sicherlich auch eine andere Lösung. Was sagst du dazu?“

      „Ich bin nicht fest gebunden. Ich kann überall leben und warum also nicht New York? Ich bin schon glücklich, dass du mir überhaupt helfen willst, da werde ich dir doch sicherlich nicht im Weg stehen, wenn du deinen Traum erfüllen kannst. Aber wie kommt es, dass William dir New York überlässt?“

      „William und ich sind uns während der Entführung näher gekommen und wir haben uns endlich ausgesprochen. Er war nie an der Leitung der Hotels interessiert und wurde von unserem Vater einfach hineingezogen. Ich habe mich mit ihm geeinigt, dass ich in New York einige Konzepte ausprobiere, solange du deine Therapie brauchst, so dass ich mich auch um dich kümmern kann. Wenn du das alles dann gut abgeschlossen hast, werde ich wieder nach Boston zurückkehren und die Konzernleitung übernehmen. Du kannst dann gerne wieder mitkommen, wenn du möchtest. Aber bis dahin vergeht noch viel Zeit und wenn es soweit ist, können wir uns gemeinsam einen Weg überlegen.“

      „Ich werde dir sicherlich nicht im Weg stehen.“

      „Du stehst mir doch nicht im Weg, du bist ein Teil meines Lebens, den ich schon viel zu lange ausgeschlossen habe. Drogensucht hin oder her, du gehörst genauso zu meinem Leben, wie auch Martha und nun auch William und Laura. Und genau deshalb