Alexander Schöppner

Sagenbuch der Bayrischen Lande


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mit ihm heimgehen und unterschreiben, er

       sagte aber, das sei nicht nöthig; Feder und Papier

       habe er bei sich, und vom Finger laufe ihr ja Blut,

       damit könne sie auch unterschreiben. Sie betrachtete

       ihre Hand und wirklich! sie hatte sich mit dem Grasstumpf

       geschnitten, – das war sie aber vorher nicht

       weiß geworden.

       Sie unterschreibt also, und der Teufel gibt ihr einen

       Beutel mit Geld und geht davon, sie aber hebt das

       Tuch mit dem Gras auf den Kopf und geht heim. Im

       Vorbeigehen an ihrem väterlichen Haus hört sie drinnen

       ihre Mutter wimmern, als ob sie krank wäre. Wie

       sie nun eilends in die Scheuer tritt und das Gras in's

       Tenne geworfen hat, sieht sie ihren Herrn vor sich: er

       hatte sich an einen Balken aufgehängt, weil er sich

       nicht wollte brennen lassen. Dann geht sie in den

       Stall, um nach der Kuh zu sehen und wird gewahr,

       daß die Kuh nicht verfüttert, sondern todtgestochen

       war mit Fleiß und Absicht. Da fällt's ihr centnerschwer

       auf's Herz, daß sie umsonst ihre Seele dem

       Teufel verschrieben habe, jammert noch mehr, als

       zuvor und läuft zu dem Pfarrer, erzählt ihm Alles und

       bittet ihn auf den Knieen, ihr einen Rath zu geben,

       wie sie ihre arme Seele retten und von dem Bösen loskommen

       könne, denn ihre Verzweiflung sei groß. Der

       sagt, sie solle das Geld gleich wegwerfen und in die

       Kirche gehen und beten und nicht mehr die Kirche

       verlassen, bis er's ihr sage. So wirft sie denn das Geld

       in die Scheuer, nimmt das Gebetbuch und will in die

       Kirche.

       Unter der Zeit war's Abend geworden. Wie sie nun

       aus dem Hause tritt, steht der Teufel da, bietet ihr

       einen guten Abend und sagt: »Ich hab' mein Geld

       klingen hören, wo willst du hin, – doch nicht in die

       Kirche?« »Zu meiner Mutter,« sagt das Lisbethchen,

       »die am Brunnen wohnt, laß mich gehen, ich fürchte

       mich vor dir,« – und will vorbei. »Warum hast du

       denn so Eile?« fragte der Teufel, indem er neben ihr

       hergeht und sie am Rock hält, »nimm mich nur auch

       mit!« Das Lisbethchen sagt: »Ach, mir ist Angst, sie

       stirbt und ich seh sie nimmer in alle Ewigkeit.« »Ha!«

       antwortet der Teufel, »sie wird nicht gleich sterben!«

       und packt sie bei der Hand. »Laß mich gehen!« bittet

       das Lisbethchen und hebt an zu weinen und zu

       schluchzen, »die Hand thut mir wehe, ich habe mich

       ja heute mit dem Grasstumpf hineingeschnitten,« und

       ringt mit ihm, aber der Teufel will nicht und hält sie

       fest, wie mit eisernen Zangen.

       Indem fängt's vom Kirchthurm an Abend zu läuten,

       und die Leute, die noch auf der Gasse waren, ziehen

       den Hut ab und beten, der Teufel aber muß vor

       Jedem, der betet, stehen bleiben und kann nicht vorbei,

       als bis er ausgebetet. Wie dieß das Mädchen

       merkt, fängt sie an zu laufen, geht aber nicht in ihr

       Haus, sondern will nur so schnell wie möglich die

       Kirche erreichen und der Teufel bleibt immer weiter

       zurück, und wie das Mädchen den Berg hinaufgekommen

       ist und auf die Kirchenstaffel tritt, schaut sie sich

       um und sieht den Teufel noch wie gebannt unten am

       Brunnen stehen, – dort stand ihr Vater und betete

       noch, und sie erkannte ihn an seinem weißen Kittel.

       Da hört das Läuten auf – und in dem Augenblick

       kommt der Teufel, wie ein Sturmwind ihr nachgefahren,

       packt sie am Haare, wie sie gerade die Kirchthüre

       in die Hand nehmen will, und sagt: »Es hilft dir

       nichts, Lisbeth! Hättest du das Geschrei nicht ge-

       macht bei dem Pfaffen, so hättest du immer noch eine

       Weile gute Tage haben können, – jetzt aber ist's aus.

       Vor einer Stunde habe ich den Herrn geholt, jetzt hole

       ich die Magd. Aber die Kirche sollst du dir noch einmal

       ansehen!« Wie er das sagt, fährt er mit ihr in die

       Höhe und schwenkt sie bei den Haaren dreimal um

       den Kirchthurm herum. Das Lisbethchen aber fängt

       an zu beten: »Herr Jesu, dir leb' ich! Herr Jesu dir

       sterb' ich.« Da muß der Teufel sie auf die Erde niedersetzen;

       wie er's aber gethan, fällt das Mädchen um

       und ist todt.

       Den Staudersjörg haben die Henkersknechte abgeschnitten

       und auf dem Schinderskarren hinausgeführt

       auf den Hexenbrand und dort eingescharrt. Für das

       Lisbethchen aber hat der Pfarrer gebeten, und so

       haben sie's ehrlich begraben. Seine Mutter ist bald

       nach ihm auch gestorben, und sein Vater ist weggezogen.

       Man soll an unserm Herrgott nicht irre werden –

       am allerwenigsten, wenn Einem ein Bösewicht bange

       machen will.

       294. Das Glöckchen der Stromfei.

       Von L u d w i g K ö h l e r . – Deutsches Museum v. L.

       B e c h s t e i n II., 194.

       Das war der Graf von Klingenberg,

       Der zog zum heil'gen Krieg.

       Er sprach zu seiner Frauen:

       »Ade, woll' Gott vertrauen

       Und unsrer Jungfrau gnadenreich,

       Die gibt uns schönen Sieg!«

       Ein silbern Glöcklein gab er ihr.

       »Nimm's in dein Kämmerlein;

       So lang es stumm wird hangen,

       Darfst du um mich nicht bangen,

       Doch wenn es einstens läuten wird,

       Werd' ich gestorben sein.

       Und wenn du mir die Treue brichst,

       Das Glöcklein sagt dir's an!

       Ich starb zur selben Stunde

       An tiefer Herzenswunde;

       Das Glöcklein hat die Stromesfei

       Geschenkt einst meinem Ahn!«

       Die Fraue schwur ihm ew'ge Treu

       Mit Herz und Hand und Mund

       Der Graf zog drauf von dannen

       Und Jahr' um Jahre rannen

       Und aus dem Morgenlande