Alexander Schöppner

Sagenbuch der Bayrischen Lande


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auf dem Engelsberg. 1840.

       Dort oben auf des Berges Rücken

       Erglänzt im goldnen Sonnenschein

       Ein Kloster vor des Wandrers Blicken

       Und ladet still zur Andacht ein.

       Wie dieses Kloster hier gegründet,

       Das fromme Wort euch jetzt verkündet.

       Vor Alters stand an dieser Stelle,

       Von Eichen friedlich still umhüllt,

       Wohl eine heilige Kapelle

       Mit Maria's wundervollem Bild,

       Und viele Pilger kamen,

       Die Hülf' und Tröstung von ihm nahmen.

       Wenn Sommernächt' den Himmelsbogen

       Mit ihrem goldnen Sternentanz

       Und hellem Mondenschein umzogen,

       Da strahlt um's Kirchlein Heil'genglanz,

       Und Engelein auf Himmelsschwingen

       Umschwebten es mit süßem Singen.

       Und an dem Bild der heil'gen Frauen

       Da war in stiller, klarer Nacht

       Ein helles Lichtlein stets zu schauen,

       Das flammt in hehrer Himmelspracht,

       Und glänzte durch der Eichen Dunkel

       In's Thal ein sel'ges Sterngefunkel.

       Und andachtsvoll aus allen Gauen

       Die Menge hin zum Berge wallt,

       Das heil'ge Wunderbild zu schauen,

       Durch treuer Bitten Allgewalt

       Des Himmels Hülf' sich zu erflehen –

       Getröstet All' von dannen gehen.

       Da wölben sich zu hohen Hallen

       Der Eich' und Fichte kräft'ge Höh'n,

       Und fromme Mönche sieht man wallen

       Und betend an dem Bilde steh'n,

       Und Segen strömt vom Wunderbilde

       Hinab auf blüh'nde Maingefilde.

       Und weil, wo holde Englein sangen,

       Auf ihr Geheiß der Bau entstand

       Ward auf des gläub'gen Volks Verlangen

       Das Kloster E n g e l s b e r g genannt:

       In manches Herz, von Freud' geschieden

       Quillt da der Engel reiner Frieden.

       Noch oft, bei goldnem Sternenreigen

       Entzücket frommer Mönche Ohr

       Mit süßem Klang von Harf' und Geigen

       Der lieben Englein Feierchor;

       Gott preisend sinken dann die Brüder

       In tiefer Andacht Gluten nieder.

       293. Das Lisbethchen von Mönchberg.

       A . v . H e r r l e i n S. 221.

       Am Eingang des Wildenseer Grundes liegt links der

       Münzplattenberg, auf dem sonst der Eschauer Galgen

       stand. Der Hensle ist noch dort gehenkt, und die

       Schmidts Christine mit dem Schwert hingerichtet

       worden. Wo der Wildenseer Grund aber nach Mönchberg

       hinüberbiegt, oberhalb der Waldmühle, auf der

       Mönchberger Seite, ist ein Platz, der »Hexenbrand,«

       und dabei ein Brunnen, das »Hexenbrünnlein« genannt.

       Dort haben vor Zeiten die Mönchberger ihre

       Hexen verbrannt und der Platz hat davon seinen

       Namen. Wenn die Schäfer sonst des Nachts auf dem

       Wirbel die Schafe hüteten, sahen sie drüben oft ein

       Feuer glimmen – sobald sie doch hinzugingen, war's

       aus und keine Asche und keine Kohle zu sehen. Gras

       wuchs noch vor zwanzig Jahren keines auf dem Platz,

       jetzt aber wird er wohl eingesäet sein.

       Auf dem Hexenbrand nun liegt ein Mönchberger

       Schultheiß begraben, der Staudersjörg genannt, und

       das Lisbethchen von Mönchberg wäre auch beinahe

       dahin begraben worden, wenn das Unglück hätte seinen

       Willen haben dürfen.

       Der Staudersjörg war sehr reich, aber ein böser

       Mensch und ein Hexenmeister, wie keiner. Obwohl's

       dem Amtmann und der ganzen Gemeinde bekannt

       war, wollte sich doch Keiner an ihn wagen aus

       Furcht, daß er ihm ein's anthun möchte und er ward je

       länger, desto kecker und hatte seine Hand in allen

       schlimmen Händeln. Endlich aber, nachdem er's viele

       Jahre getrieben, kam ein neuer Amtmann, der war

       sehr scharf und wollte dem Gräuel mit Ernst ein Ende

       machen. Da hatte er's denn vor Allem auf den

       Staudersjörg abgesehen und that Befehl, ihn einzubringen.

       Wie der's hörte, wußte er wohl, daß es ihm

       an's Leben gehen würde, machte aber nicht Reu und

       Leid, sondern wurde so falsch, daß er gern die ganze

       Welt umgebracht hätte, wenn's nur in seiner Gewalt

       gestanden wäre. In seinem Zorn geht er in den Stall

       und sticht die beste Kuh todt, die er besaß. Dann geht

       er hinaus an das Hexenbrünnlein, wo er eine Wiese

       hatte, und findet dort das Lisbethchen, die als Magd

       bei ihm diente, mit dem Grasstumpf Futter machen.

       Sie war auch aus Mönchberg und rechtschaffener

       Leute Kind. Wie er sie sieht, schreit er sie an: sie

       habe ihm seine beste Kuh verfüttert, daheim liege sie

       maustodt im Stall und sie müsse sie nun bezahlen,

       wenn nicht, so wolle er sie in den Thurm setzen und

       krumm schließen lassen, und Vater und Mutter dazu,

       und wollte ihr ein solches Geschrei im ganzen Land

       anrichten, daß sie keinem Menschen mehr unter die

       Augen treten dürfe. Darüber entsetzte sich das Mädchen

       so sehr, daß sie laut jammerte und die Hand

       wand, und als er wieder fortgegangen war, jammerte

       sie immer noch und wußte sich nicht zu helfen.

       Da steht mit einem Mal Einer neben ihr und fragt,

       warum sie so thue? Ja, sagt sie, sie habe ihrem Herrn

       die beste Kuh verfüttert und könne doch nichts dazu;

       nun solle sie die Kuh bezahlen und hätte kein Geld,

       und ihre Eltern auch nicht. Wenn's Einem so gehen

       könne, so müsse doch kein Gott im Himmel sein. Ei,

       sagte der Andere, das glaube er auch nicht; er sei ein

       besserer Freund und wenn sie ihm ihre Seele verschreiben

       wollte, solle das gleich zu Handen sein.

       Weil sie nun vor Angst nicht mehr wußte, was sie

       that,