Alexander Schöppner

Sagenbuch der Bayrischen Lande


Скачать книгу

schon beim Frühroth in den Garten,

       Und nahm vom Brünnlein, das dort fließt,

       Den Schöpfer, draus man Wasser gießt,

       Und stellt ihn keck und wohlgemuth

       Ueber dem Haupt in seinen Hut.

       Drauf von dem Boden, wo er stand',

       Faßt' er den feinsten Gartensand

       Und streut' ihn sorgsam und verstohlen

       Inwendig auf der Schuhe Sohlen,

       Und stieg zu Pferd! O Doktor Bach,

       Das geht gewiß dem Rechte nach!

       Versammelt standen sie schon all',

       Als Bach heraufritt durch das Thal;

       Er stieg gar froh von seinem Pferde,

       Fest trat er auf des Aelpleins Erde;

       Und da er in der Mitte stand, –

       Die Augen Aller aufgespannt –

       Sprach er, der kleine Pfarrdechant:

       »Ihr Leute, habt mich kommen lassen:

       Seid ihr bereit, den Spruch zu fassen?

       Seid ihr bereit, ihn zu vollziehen?« –

       Ja! ward vom Bauernvolk geschrieen. –

       »So will ich nun auf euer Klagen

       Als Schiedsmann richten, thun und sagen,

       Was Rechtens ist und bleibt: hört ihr!

       So wahr ein Schöpfer über mir,

       Steh' ich auf Wertach-Boden hier.«

       Das konnt' er leicht sagen mit seinen Sohlen,

       Und mit dem Schöpfer zum Wasserholen!

       Der Spruch gar Manchen schlimm verdroß!

       Des theuren Guts war Hind'lang los;

       Durch Doktor Bach nun war es klar,

       Bei wem das Recht auf's Aelplein war;

       Auf Erden ließ sich's nicht mehr nehmen;

       Die Andern mußten sich bequemen. –

       Doch der im Himmel oben ist,

       Der Herr vernahm des Dechants List,

       Befand die Weise arg und schlecht

       Und selbst das Urtheil ungerecht.

       Der Schöpfer ließ ihn nimmer ruh'n,

       Der Boden brannt' ihm in den Schuh'n;

       Und als Herr Bach in kurzer Zeit

       Gesegnet drauf die Endlichkeit,

       Sah man – so hört man Leute sagen, –

       Ihn oft zu Pferd um's Aelplein jagen,

       Im schwarzen Mäntlein, wie er war,

       Da er das Recht fand also klar. –

       Ein Kreuz steht auf den Felsenhöh'n,

       Wo einst das Aelplein grün und schön

       Im reichen Gottessegen lag;

       Es wurde kahl nach kurzem Tag.

       40. Nehmet die Goggeler nicht mit.

       Sage von W i e d e m a n n s d o r f , Landg.

       I m m e n s t a d t in Schwaben, mitgeth. von K . A .

       B ö h a i m b .

       Zur Zeit des dreißigjährigen Krieges flohen die Bewohner

       von Wiedemannsdorf, zur Pfarrei Thalkirchdorf

       gehörig, in die Bergschluchten, packten Alles

       auf, was lebte und schwebte, steckten die Hennen und

       Hähne in Säcke; da habe eine Dirne die andern Bewohner

       ermahnt: »nehmet die Hahnen nicht mit, sie

       könnten uns mit ihrem Krähen verrathen.« Daher besteht

       daselbst das Sprichwort: »nehmet die Goggeler

       nicht mit,« was nach dortiger Deutung heißt: schafft

       die Schwätzer bei Seite.

      Kapitel 3

      41. Die Isenbrechen.

       Mitgeth. von A . v . B ö h n e n . – I s e n b r e c h e n

       (Eisenbreche) im O s t r a c h t h a l bei H i n d e l a n g .

       A . C . C a m m e r e r Naturwunder, S. 40.

       Unfern Hindelang im Allgäu, ist eine wilde Gebirgsschlucht,

       die Isenbrechen genannt. Dahin sind die verstorbenen

       Landammänner gebannt, welche im Leben

       ungerechtes Gericht gehalten. An Sonn- und Festtagen

       sieht man sie wohl auf den nahegelegenen Alpen

       auf- und abgehen in ihren rothsammtnen Wamsen und

       großen Perücken. Die schlimmsten aber aus ihnen

       sind zu ewiger Nacht verurtheilt und hausen, in

       scheußliche Kröten verwandelt, zwischen den Felsklüften,

       durch welche die Ostrach fließt. Männer, welche

       zur Triftzeit in die Schlucht hinabgelassen werden,

       um das angestauchte Holz weiter zu schaffen,

       haben sie oft bemerkt und ihre glotzenden Augen gesehen,

       die so groß sind, wie Salzbüchseln. Sie können

       aber Niemanden mehr ein Leid thun.

       42. Schwank von Balderschwang.

       B a l d e r s c h w a n g , im Landg. I m m e n s t a d t im

       A l l g ä u . – Denkwürdigk. a. Bayern im Kal. für kath.

       Christen. Sulzbach 1851, S. 8.

       Von den Balderschwangern gehen mancherlei Sagen

       und Geschichten im Land. So hat einmal eine gottesfürchtige

       Mutter ihr Söhnlein vermahnet, wie es vor

       jedem Krucifixe nicht nur das Käpplein abziehen,

       sondern auch, wo es gerade sein könnte, dasselbe andächtig

       küssen sollte. Das ließ sich der Sohn nicht

       zweimal gesagt sein, und ging mit guten Vorsätzen

       seines Weges. Da sah er von ungefähr auf dem Felde

       ein eisernes Ding, wie ein Krucifix, es war aber eine

       Mausfalle. Alsogleich entblößte das Büblein ehrerbietig

       sein Haupt und warf sich nieder, das Kreuzbild zu

       küssen. Aber wehe! Die Mausfalle schlägt zu und

       nimmt dem frommen Büblein die halbe Nase hinweg.

       Das hat sich aber dessen nicht allzusehr gegrämt, sondern

       nur verwundert ausgerufen: »O g'rechter Herrgott,

       wie g'schnell bist Du!«

       43. Die »Haiden«1 zu Kettershausen.

       K e t t e r s h a u s e n unweit B a b e n h a u s e n in

       S c h w a b e n . – Augsb. Unterhaltungsbl. 1843. N. 43.

       S. 170.

       Zu Kettershausen vor dem Ort liegt in einem Hohlweg

       des Wagners Haus. Vor Zeiten ist es nicht mit rechten

       Dingen zugegangen, denn die »Haiden« haben in der

       Nähe gehauset in einem Berge, und sie kehrten oft

       beim Wagner ein und halfen der Wagnerin in ihrem

       Hauswesen. Zu