Alexander Schöppner

Sagenbuch der Bayrischen Lande


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und daraus schloß,

       daß sie noch unter Weges sei. So hielt denn der Priester

       mit der heiligen Handlung ein, bis Richardis erschienen

       war. Das Bild der Elster am heiligen Orte

       gibt noch zur Stunde der im Volke lebenden Sage

       Zeugniß.

       72. Die Münchner Sauerbäcken.

       E r t l relatt. cur. Bav. II., 289., v. H o r m a y r

       goldene Chronik. S. 104.

       Als man zehlt ein tausend dreyhundert,

       und zwei und zwanzig auch besundert,

       nach Christi Geburth ausserwählt,

       thet regieren der threye höldt,

       Kaiser Ludwig gantz offenbahr,

       ein frommer Fürst von Bayern war.

       Wider ihn zog gewaltigleich

       herzog Friederich von Oesterreich

       Mit einer großen Heeresmacht

       bei Mühldorf da geschah die Schlacht

       Unglikh thet ob dem Kaiser schweben,

       Der Feind hett ihn gar hart umgeben,

       da solches die Becker-Knecht ersachen,

       theten sie sich dem Kaiser nachen,

       triben mit ihrer Gegen währ

       zurukh das österreichisch hör

       und errötteten den Kaiser baldt,

       gewunnen die Schlacht mit grossen Gewalt

       darauf der Kaiser ihnen mit Zier

       den Adler setzet in ihr Panier

       bestett ihnen auch mit großer Krafft,

       unser lieben Frauen Bruederschaft,

       Bauet ihnen zu München auch zu mahl

       ein Haus, welches liegt in dem Thal

       hängt an der hochbruckmill darneben

       Gott gab dem Kaiser das ewige Leben

       winschen all Brüder und Schwester eben.

       73. Diez Swinburg.

       Andere nennen ihn S c h a u m b e r g . T r i t h e m .

       chron. Hirs. II., 181. F r i e s Würzb. Chr. p. 622 bei

       F a l k e n s t e i n Hochst. Eichstett II., 175. G r i m m

       d.S. II., 203 Vat. Mag. 1841, S. 344.

       Der Ritter Diez von Swinburg hatte in Ludwig des

       Bayers Kriegen unvergleichlich tapfer und uneigennützig

       gedient, namentlich war er ein rechter Verfechter

       am heißen Tage von Ampfing gewesen, wo der

       Gegenkönig Friedrich der Schöne von Oesterreich den

       Sieg an den Schweppermann, die Freiheit an dessen

       Schwager den Rindsmaul, verlor. Man war ihm einige

       tausend Pfund Berner schuldig. Er konnte sie nicht erlangen.

       Ihm dagegen nahmen unbarmherzige Gläubiger

       was sie nur konnten. Er war für dieses Gesindel

       zu ehrlich, zu gutmüthig, von allzugroßer Leichtgläubigkeit.

       So verlegte er sich denn darauf, sein vier

       Heerstraßen überschauendes Schloß als das beste

       Saatfeld kommenden Reichthums anzusehen. Bald

       klagten bei Ludwig dem Bayer, dem ersten deutschen

       Bürgerkönig, Augsburg und Nürnberg, aber auch Donauwörth,

       Rothenburg, Wissenburg und Schweinfurt

       über Diezens wilde Gewalt, die den ganzen Handel

       beeinträchtigte. Der Kaiser gab ein strenges Mandat

       gegen den Landfriedensbrecher. Diez wurde geächtet

       und gebannt und bald von einem Exekutionsheere

       überzogen. Er unterlag nach tapferem Widerstande.

       Die meisten seiner Knechte ließ man laufen, weil sie

       geglaubt, nichts Böses zu thun; einige behielt man zurück,

       zu gütlicher oder peinlicher Frage über Dietrich

       Swinburgs offnen Anhang, heimliche Gönner, Hehler

       oder Anstifter.

       Diez hatte sich auf Entscheidung des Kaisers berufen.

       Die half aber wenig, man wollte ein abschreckendes

       Beispiel, die Städte galten Alles, die Raubritter

       blutwenig. So wurden der Diez und seine vier besten

       Knechte zu außerordentlicher Hinrichtung nach München

       geführt im Jahre 1337.

       Diez Schwinburg bat nicht einen Augenblick für

       sich selber, so sehr es ihm auch nahgelegt war, denn

       im Kaiser schlummerte noch immer ein altes Wohlwollen

       für ihn, der Ritterspruch lautete auf's Schwert

       für Alle. Da bat Diez Swinburg die Ritter um Gnade

       für die vier ehrlichen, trefflichen Gesellen, so die

       Treue gegen ihn mit in seinen Untergang gezogen,

       zumal für den jungen, schönen, tapfern Georg. Es

       wurde geweigert. Nun that Diez noch einmal ein gewaltiges

       Bitten, so weich und flehentlich, daß es aus

       des alten, wilden Kriegers Munde einen Stein erbarmte.

       Bei der Hinrichtung sollte man ihn und seine vier

       Knechte in eine Zeile stellen, jeden acht Schuhe von

       einander, und mit ihm die Enthauptung anfangen. Er

       wolle dann mit abgeschlagenem Haupt aufstehen und

       vor seinen wackern Knechten vorbeilaufen. Vor so

       vielen er vorbeigelaufen, denen möchte das Leben begnadigt

       sein. Als ihm dies die Richter spottweise gewährt,

       stellte er seine Knechte, je den liebsten am

       nächsten zu sich, kniete herzhaft nieder und wie sein

       Haupt auf einen raschen Streich abgefallen, stand er

       alsbald ohne Kopf auf, lief vor allen vier Knechten

       hinaus, fiel alsdann hin und blieb todt liegen. Die

       Richter getrauten sich doch nicht, den Knechten ein

       Leid zu thun. Sie berichteten alles dem Kaiser, und

       erlangten, daß denselben das Leben geschenkt wurde.

       74. Der Teufel und der Wind.

       Von G.F.N. Die Sage mündlich.

       München in dem Bayerlande zieren Thürme

       manigfalt,

       Zwei doch ragen hoch vor allen von gewaltiger

       Gestalt.

       Viel der Jahre sind entflohen, seit man sie so stolz

       gebaut,

       Seit von ihrer Kuppel nieder schon des Wächters

       Auge schaut.

       Als die Kirche schön vollendet prangte über Stadt

       und Au,

       Und zum Dome man sie weihen wollte Unsrer lieben

       Frau,

       Aergerniß der böse Satan ob des schönen Bau's

       empfand,