Roman Ludwig Lukitsch

Tanz der Aranaea


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sind das für Leute Sabi Loulou«, fragte ich.

      »Alles Spananier«, erwiderte Sabi, »deshalb haben wir doch die ganze Zeit spananisch geübt! Cello. Und deshalb bin ich doch bei dem Ausflug mit dabei. Freust du dich?«

      »Das du dabei bist, freut mich ehrlich, Sabi. Das mit dem Schiff freut mich aber weniger.«

      »Es wird bestimmt trotzdem ein Spaß werden, Tonton!«

      Die beiden unternahmen mit dem Maschinisten einen Rundgang an Bord. Ich wollte mir das Schiff nicht weiter ansehen. Es wäre eine Zumutung für meinen kultivierten Geschmack gewesen. Sabi und Zouzou sahen sich auf dem Schiff anscheinend gründlich um. Sie waren schon fast eine Stunde weg. Morgen um 19 Uhr soll das Küstenschiff ablegen. Hoffentlich ist unsere Übernachtungsmöglichkeit heute Nacht noch etwas komfortabel, denn ab morgen wird es bestimmt eine Tortur sein, dachte ich.

      Abends waren wir wieder in Marseille. Wir packten unsere Koffer und verließen das Hotel "Maison le Joyneuse", und fuhren in "die gute Hotel", wie sich Zouzou ausdrückte. Es war wirklich ein gutes Hotel, wohl das beste Hotel in Marseille.

      ***

      Der Hafen von Toulon lag still in der Spätnachmittagsonne. Das Küstenmotorschiff, die "Angel of Paradise" machte wirklich einen traurigen Eindruck. Fast tat sie mir leid. Wie oft sie wohl schon das Mittelmeer durchkreuzte, und wie oft sie die Küste von Nord und Westafrika gesehen hatte?

      Vielleicht war dies nun ihre letzte Fahrt. Die Fahrt von Toulon über Algier, hinunter nach Luanda in Angola!

      Wir gingen an Bord, und die Crew, bestehend aus Kapitän, Erster Maat und Schiffsmaschinist, sowie Smutje und Schiffsjunge, begrüßte uns sehr zuvorkommend. Der Smutje machte mit seinem einzähnigen Gegrinse einen äußerst suspekten Eindruck. Die Crew bestand ausnahmslos aus Spanier

      Der spanische Kapitän, zeigte uns das Schiff von oben bis unten. Selbst die Laderäume mit insgesamt etwa 160 Nettoregistertonnen zeigte er uns. Riesige Kisten und mit Planen abgedeckte Gegenstände, die nicht zu erkennen waren. Ich war total überrascht von dem tadellosen inneren Zustand der "Angel of Paradise“.

      So verlottert das Schiff rein äußerlich auch aussah, die Technik, die Ausstattung und die Maschinen, sie waren in exzellenten Zustand. Alles vom Feinsten. Jedenfalls blinkte und glitzerte alles, und auch die Räume waren sauber und komfortabel ausgestattet.

      Amerikanische CIA und diese eine Sektion der OAS, von welcher es mehrere gab, diese eine, bestehend aus Ullrich Wegener und seiner Agentur, seinem Mitarbeiter Markus Helmer sowie weitere Kollegen, leisteten perfekte Arbeit. Hinzukommend Harry Pichler, sowie meinen besten Freund Jean Knöpfler und dessen Frau Janine; wir betrogen Jean regelmäßig. Nicht zu vergessen Zouzou Zizanie und Sabi Loulou.

      Den alten Colonel Bergerac kannte ich noch nicht. Den würde ich erst in Mopti zu Gesicht bekommen. Wer sonst noch dazu gehörte, war mir noch nicht bekannt. Mich wunderte jedenfalls nichts mehr. Selbst der KGB, vertreten durch die liebe Janine Knöpfler-Rachmanikoff mischte hier mit.

      Tausende Schiffe wie die "Angel" befuhren das Mittelmeer, und legten an den Küsten Afrikas an. Und alle sahen gleich verlottert aus. Niemand schöpfte einen Verdacht, wenn solche äußerlich verrotteten Schiffe mit weniger legalen Frachten die Häfen ansteuerten. Als ich auf die verschieden großen Kisten im Laderaum verwies, erklärte mir Sabi Loulou, dass es sich um Granatwerfer und sonstiges aus der Bundesrepublik Deutschland handele und wenn wir kurz vor Algier das Schiff verließen, würde die "Angel of Paradies" den Hafen von Bougie anfahren, um weitere Waffen zu laden, die für die Söldner in Angola bestimmt wären. Von dort aus starten sie den Angriff über die Südgrenze Angolas, in den Kongo. Von Algier aus würden wir mit der Eisenbahn nach Constantine fahren, und den Unimog, der im dortigen Souk, im Auftrage des CIA, auf unsere Bedürfnisse zugeschnitten wird, übernehmen, und den Sahara-Trip nach Mopti zu beginnen. Nachdem ich mit dem Maschinisten Jose im Maschinenraum Karten spielte, unternahm ich noch einen

      kleinen Spaziergang durch das Schiff. Der hässliche Smutje grinste mich unverschämt einzähnig an. Das ungepflegte Schwein hielt mir dabei einen ekligen Fischkopp unter die Nase. Aus einem zweiten Laderaum, der so leer ist wie das Hirn des Schiffsjungen, hörte ich das Gelächter von Sabi und dem schönen spanischen Käpten. Ich sah kurz in den Laderaum und bemerkte, dass ich störe. Oben an der Reling traf ich Zouzou Zizanie, die ihr Gesicht in den Abendwind hielt.

      »Hallo, Tonton.«

      »Hallo, Zouzou«, erwiderte ich mürrisch.

      »Hoppla, Tonton ist in schlechter Laune. Bin ich der Grund? Wer hat den süßen Tonton beleidigt?«

      »Merkst du eigentlich nicht, dass du immer „der-die-das" durcheinander bringst?«

      »Pf, wenn du nur halb so gut französisch sprechen könntest, wie ich die deutsche sprechen kann, wärst du ein Meister. Ich jedenfalls bin ein großer Meister, hat mein Professor schon gesagt!«

      »Du bist eine sehr große Meisterin, Zouzou. Entschuldige das von eben. Und bringe weiterhin die Artikel durcheinander. Keine kann das so schön wie du, mein Hühnchen.«

      »Hühnchen? Na ja, wenigstens hast du nicht die Frosch zu mich gesagt, die ich nicht bin.«

      »Hast du Sabi Loulou gesehen? Ich suche sie nämlich.«

      »Die ist im Laderaum, bei dem ohne Waffenkisten, zusammen mit dem hässlichen Koch äh Käpten. Eigentlich ist der Käpten genauso hässlich.«

      »Tonton, der spanische Käpten ist eine wunderschöner Mann. Bist du etwa eifersüchtig? Also tztztz. Ich kann die Sabi gut verstehen. So ein toller Latino, hm. Tonton, wie war das mit den Frauen, die fünf Männer haben sollten?«

      »Das war ja nur theoretisch gemeint«, protestierte ich, »außerdem, küssen kann der Spanier aber gar nicht sage ich dir.«

      »Verstehe ich nicht Tonton. Die Spanier küssen sonst prima.«

      »Ich sage dir Zouzou, der hässliche Koch äh Käpten küsst nicht gut. Er hat die Sabi nur gefressen, aber nicht geküsst. Stell die vor, der küsst als hätte er die Maul- und Klauenseuche.«

      »Tonton, beruhige dich. In der Sahara, hast du uns wieder für dich alleine. Außerdem, wie würdest du denn die Sabi oder auch mich küssen?«

      »Wie? Na jedenfalls unbeschreiblich gut.«

      »Angeber!«

      »Es stellt sich auch unbedingt die Frage nach dem WO, Zouzou.«

      »Du meinst die Schiffsbauch ist nicht gut? Wo ist es denn schöner?«

      »Schau mir in die Augen Kleines!«

      Ich sagte es mit unwiderstehlicher Verve, wie es Weiland, Humphrey Bogart zu seiner göttlichen Ingrid Bergmann sagte. Zouzou schaute mir in die Augen. Ich brachte keinen Ton heraus, es war mir als hätte ich einen Frosch gefressen. Ich sah nur ihre schwarzbraune, glänzende und unergründliche Augen und versuchte den Frosch im Hals hinunter zu schlucken. Ich erhielt dennoch kurz danach die Fassung.

      »Wir stehen am Steuerrad, Zouzou. Ich lege meinen starken Arm um deine biegsame Hüfte. Meine Leidenschaft zieht dich magnetisch an. Meine zarten Küsse berühren deine Seele. Der andere Arm hält unterdessen lässig das Lenkrad des Schiffes. Du bist verzaubert von mir.«

      »Spiel mir das Lied noch einmal Sam«, flötet Zouzou Zizanie.

      »Alors«, sagte ich, »wir stehen an der Reling, so wie jetzt. Ist jedenfalls viel besser als die Kombüse und die Schiffsbauch innen drin. Ich drücke dich zart und liebevoll an mich, und aus dem Ballsaale schweben die Noten der Sinfonie d'Amour, gespielt von einem Orchester uns herüber. Unsere Lippen finden sich... «

      »Die Schiff hat keine Ballsaal, Tonmhm… «

      »Tout egal, Zouzou!«

      »Tonton, die Heringe gucken zu. Du bist ein ganz großer Filou! Ton.hm--tontomhhmm... «

      Wir befanden uns seit zwei Tagen auf dem Schiff, und die erste Seekrankheit hatte