Jasmin Koch

Dämonenweib


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dass er den Wolf hinter der Tür vermuten würde, aber bald.

      „Ma chere, ich werde mich nicht auf dem Flur bei dir entschuldigen. Vor all meinen Untergeben, ohne dir in deine wundervollen Augen schauen zu dürfen. Du weißt, dass du gerade meine Autorität untergräbst?“ Verdammt. Sie hatte nicht mit dieser Karte gerechnet, aber er hatte Recht. Sie forderte ihn gerade heraus, obwohl sie zugegeben hatte, nicht die Dominante zu sein. Und ihn, in so einer Situation stehen zu lassen, kam einer Herausforderung in ihrem Rudel gleich.

      Langsam öffnete sie die Türe einen Spaltbreit. „Ich höre.“ Kluges Mädchen. Sie ließ ihn als ranghöher dastehen, aber noch hatte er nicht gewonnen. Denn rein sollte er nicht kommen, auch wenn das alle anderen mitbekommen würden.

      „Ich würde gerne alleine mit dir sprechen, ma chere.“

      „Nein, möchte ich aber nicht.“

      „Ma, chere, bitte…“ Er blickte sich scheu nach beiden Seiten um.

      „Nein Leon. Ich bin noch nicht dazu in der Lage dich einzulassen. Das wäre keineswegs gut für uns. Mein Wolf … kennt so ein Verhalten nicht.“ Richtig kluges Mädchen; sie gab sich die Schuld, vor den anderen. „Bitte lass mich noch für ein paar Stunden allein. Ich werde dich aufsuchen, wenn es mir besser geht.“ Dann schloss sie die Tür, ließ ihn stehen.

      Er grinste.

      Sie hatte sein Gesicht gewahrt, dafür war er ihr dankbar. Und sie würde auf ihn zukommen. Bislang hatte er immer nach ihrer Gegenwart Ausschau halten müssen. Er war zufrieden und drehte sich auf dem Absatz um.

      Sie stand zitternd hinter der Türe. Wie sollte sie nur mit diesem Vampir um? Er brachte eine Seiten von ihr zu Tage, die sie bislang noch nicht erkannt hatte. Sie war frivol ausgelassen und frei in ihrem Rudel, doch hier bei ihm, war sie schüchtern gar scheu.

      Evie war dieser Situation nicht gewachsen. Ein Vampir der sich gegen sie auflehnte, gab es zuvor nicht. Es gab vorher auch noch nie das sie und Vampir, sondern immer das sie gegen Blutsauger.

      Aber sie hatte es eigentlich gut gemeistert. Sie hatte Viktoria in ihre Schranken verwiesen, gleichzeitig aber auch zugelassen, das es ein mit ihr geben würde.

      Viktoria hatte niemanden, dem sie Rechenschaft schuldig wäre. Darum hatte sie ihre Hilfe angeboten. Evie war sich zwar noch nicht sicher, wie diese aussehen sollte, aber sie lehnte ihre Vorschläge nicht ab. Sie wusste nur noch nicht, wie weit sie diesem Wesen würde trauen können.

      Doch nun war sie mit ihr auf dem Weg zu ihrem Informanten. Einer netten alten Hexe namens Romilda.

      Blake und Philip kamen gut mit ihren Vorbereitungen voran. Sie hatten ein Treffen mit dem hiesigen Gestaltwandlern einrichten können, da ihre Kooperation von gewichtiger Größe war. Wenn die anderen Rudel nicht in Übereinkunft kommen würden, könnten die Spiele unmöglich stattfinden. Jedoch stellt sich heraus, dass auch die anderen gerne den Wettkampf austragen würden.

      Nun waren sie auf dem Weg zurück zu Leon.

      Währenddessen saß dieser in einem kleinen Wintergarten auf einer alten rostigen Hollywoodschaukel. Dieses monströse Gebilde passte nun überhaupt nicht in das Umfeld des relativ eitlen und verwöhnten Vampirs, aber er mochte es, darauf nachzudenken. Er hatte sich einige Szenarien ausgemalt, wie er das kommende Gespräch mit Jeanine führen würde. Zweifelsohne würde sie ihn aufsuchen, dessen war er sich sicher, aber nicht, was er mit ihr bereden sollte. Sie machte ihn nervös, gab er sich selber zu. Er ahnte, sie nicht einfach um den Finger wickeln zu können, denn darum hatte Blake dieses Weibsbild ausgesucht. Der Mistkerl hatte gewusst, welche Schwierigkeiten der Vampir mit der Wölfin haben würde. Leon hätte ausführlicher über seine Vorlieben sprechen sollen, so hätte er ihn in die Ecke drängen können. Er hatte diesen Wolf unterschätz; saß nun dort und wusste nicht weiter.

      Als just in diesem Moment Jeanine in den Wintergarten schlich.

      Sie roch ihn sofort. Er war verunsichert, versuchte dies aber zu verbergen, doch sie konnte es spüren. Aber genauso unsicher war sie ebenfalls.

      Sie straffte die Schultern und trat zu ihm an die Schaukel und fragte zögerlich:

      „Hallo Leon, darf ich?“sie deutete neben ihn, worauf er lächelnd nickte. Er wagte es nicht sie anzusprechen, wollte dass sie den ersten Schritt tat.

      „Ich habe die letzten Stunden damit verbracht, mir über diese Situation den Kopf zu zerbrechen. Ich fühle mich unwohl hier und möchte nach Hause.“

      Wäre er nicht von Natur aus ein heller Hauttyp, hätte sie die Farbe aus seinem Gesicht gewischt mit dieser Bemerkung. Sie sah ihn nicht an.

      „Ma chere… ich… tut mir leid das es so ist. Ich weiß, das dies hier nicht der perfekte Ort für dich ist, hatte es dennoch gehofft.“ Er seufzte. Schüchtern blicke sie ihm in die Augen.

      „Ich vermisse mein Rudel.“ Offener konnte sie nicht zugeben, was in ihr vorging.

      „Das versteh ich. Aber ein paar von euch werden doch bald hier eintreffen, den Spielen wegen…“

      „Aber es dauert so lange. Ich halte es hier nicht alleine aus. Es ist unheimlich mit sovielen Vampiren.“ Langsam strich sie sich eine Strähne hinter ihr Ohr.

      „Na schön, cherie, ich hatte meine Chance und habe versagt. Ich werde Rainard Bescheid geben.“ Damit erhob er sich und ging hinein in die große Halle. Wieder blieb sie allein zurück und erschauerte. Sie hatte mit mehr Gegenwehr nach der letzten Begegnung gerechnet. Doch da diese ausgeblieben war, stellte sie fest, dass sie noch nervöser war als zuvor. Was war nur los mit ihr.

      Kaum war Leon gegangen, erschien Rainard in der Türe.

      „Mr. Saintcrox hat mich gebeten, sie zum Auto zu geleiten, Madmoiselle Morris. Bitte folgen sie mir, ihre Habseligkeiten werden bereits eingeladen.“

      Das ging ja schnell.

      Vor dem Haus angekommen stand sie vor einem schwarzen Offroader. Einer der Vampire war gerade dabei, ihre Tasche in den Kofferraum zu laden. Rainard ging zur hinteren Türe und hielt sie ihr auf. Als sie einen Blick hineinwarf staunte sie nicht schlecht. Leon saß darin und hielt ihr lächelnd die Hand entgegen.

      „Was soll das?“ brachte sie gerade so heraus.

      „Du möchtest gehen, ich geleite dich, wenn du nichts dagegen hast.“

      Schweigend stieg sie ein und setzte sich neben Leon. Ein Vampir mit wundervollen blonden Locken lächelte die beiden an und trat aufs Gaspedal.

      Der Wagen schoss nur so die lange Einfahrt hinunter. Jeanine wurde in den Sitz gedrückt und näher an Leon. Sie fand ihre Stimme wieder.

      „Leon, was soll das? Was hast du geplant?“

      „Ach ma chere, ich verliere nicht gerne, was mir lieb ist. Deswegen habe ich beschlossen, dir deinen Aufenthalt eine wenig abwechslungsreicher zu gestalten, damit du nicht immerzu an deinesgleichen denken musst.“

      „Wie meinst du das? Du hast gesagt, ich könne gehen.“

      „Richtig, aber erst nachdem ich dir meine Welt gezeigt habe. Und die besteht nicht nur aus schlecht gelaunten Vampiren.“ In seinem Augen blickte der Schalk. Wohin sollte das führen?

      Viktoria war gezwungen im Auto auf die Rückkehr von Evie zu warten. Sie spielte unruhig mit ihrem Handy, hatte lange in Internet gesurft. Doch sie war nervös. Evie hatte ihr angedroht, sie solle sich versteckt halten. Die Hexe lebte in einem abgelegenen Teil der Stadt, wo es nicht ungefährlich für Viktoria werden könnte. Ein einsamer Vampir, schutzlos der Meute ausgeliefert. Dies war ein Hexenkessel. Evie hatte ihr mittgeteilt, dass in dieser Siedlung beinahe sieben praktizierende Hexen lebte, die nicht zu der netten Art gehörten, darunter Romilda. Aber Evie brauchte Infos von dieser Schreckschraube, darum machte Viktoria was ihr gesagt wurde.

      Doch es dauerte fast zwei Stunden, bis diese wieder in den Wagen stieg.

      „Und