M. C. Steinweg

Safe!


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Daten ein.

      ››Wie möchten Sie denn bezahlen Frau Dexter?‹‹ Eve reichte ihr ihre Visa Karte und die Dame nahm die Abbuchung darauf vor. Zehn Minuten später stand Evelyn mit allen ausgedruckten Unterlagen zu ihrem Flug, den Hoteldetails, dem Ticket inklusive einer Sitzplatzreservierung an der Sicherheitskontrolle.

      Da ihr Gepäck mehr als überschaubar war, kam sie schnell durch den Sicherheitsbereich und suchte nach ihrem Abfluggate. Es war noch nicht geöffnet und das Bodenpersonal telefoniert noch. Also hatte sie noch ein wenig Zeit. Direkt hinter ihr befand sich eine dieser teuren Flughafenboutiquen. Da sie so gut wie nichts anzuziehen dabei hatte, entschloss sie sich, noch einmal ihre Kreditkarte zu plündern und sich ein bisschen Wechselgarderobe zuzulegen. Alles was sie an Kleidung gebrauchen konnte, legte sie unter den Augen der immer misstrauischer werdenden Verkäuferin an der Kasse auf einen Haufen.

      ››Soll ich Ihnen alles in die Umkleidekabine legen, Fräulein?‹‹ Bot die Verkäuferin eher halbherzig an. Dazu hatte Evelyn leider keine Zeit. Kopfschüttelnd drückte sie der Verkäuferin die Kreditkarte in die Hand und bat sie, die Kleidung abzurechnen und zu verpacken. Während die Angestellte der Boutique den Einkauf abrechnete und die Kreditkarte damit belastete, wurde Eves Flug aufgerufen.

      Sofort versammelte sich eine riesige Schlange von Passagieren, die sich geduldig vor dem Schalter einreihten. Dankend nahm Evelyn den Kaufbeleg, zwei große Plastiktüten und ihre Kreditkarte von der Verkäuferin entgegen. So lang wie die Schlange war, hatte sie immer noch ein wenig Zeit. Also startete sie einen schnellen weiteren Durchlauf. Dieses Mal kaufte sie sich ein neues Handy, eine Uhr, Sportschuhe und Badeschlappen.

      Gerade noch rechtzeitig erreichte sie den Schalter und drückte der verdutzten Stewardess die Flugunterlagen in die Hand. Diese kontrollierte die Unterlagen und wünschte ihr bei der Rückgabe einen angenehmen Flug.

      Evelyn gesellte sich zu den anderen Passagieren, die in dem Finger vor der Flugzeugtüre standen. Sie war die letzte Passagierin, die an Bord ging. Ihre Plastiktüten stießen immer wieder rechts und links an den Sitzen oder Knien der Mitreisenden an, bis sie ihren Platz in der letzten Reihe erreicht hatte. In den Ablagefächern über ihr war nicht mehr allzu viel Platz, darum verstaute sie den Rest ihrer Taschen, die oben nicht mehr hereinpassten, auf dem Nebensitz, der zum Glück nicht belegt war.

      Endlich wurden die Flugzeugtüren geschlossen und der Zugangsfinger wurde zur Seite gerollt. Der Flug ins Ungewisse begann und ihre Verfolger waren nicht an Bord.

      Kapitel 4

      An Bord des Fliegers herrschte die typische Urlaubsstimmung. Mehrere Kleinkinder fingen, trotz aller Aufmunterungsversuche ihrer Eltern auf Grund der ungewohnten Situation, an zu weinen. In der Kabine wurde es erst wieder ruhiger, als das monotone Geräusch der Flugzeugmotoren auf alle Passagiere, egal ob groß oder klein eine einschläfernde Wirkung ausübte.

      Evelyn war so sehr in ihre Gedanken versunken, dass sie weder von dem Lärmpegel noch von der Hektik um sich herum viel mit bekam. Sie schaute aus dem kleinen Fenster an ihrer rechten Seite und beobachtete wie der Flughafen und die Stadt Düsseldorf schnell unter einer Wolkendecke versank. Wenige Augenblicke später durchbrach das Flugzeug die Wolken und tauchte in strahlenden Sonnenschein unter einem blauen Himmel auf. Ganz langsam kam Evelyn wieder zur Ruhe und das Adrenalin verflüchtigte sich aus ihrem Kreislauf.

      Immer noch den Blick über die wattegleichen Wolken lehnte sie sich seufzend zurück. Fürs Erste dürfte sie sicher sein und mit ihr auch die Daten, die sich auf dem Notebook in der Tasche neben ihr befanden. Dieser Überfall hatte eindeutig etwas mit der entdeckten Formel zu tun. Dank Andreas‘ Vorwarnung waren keinerlei Unterlagen, weder elektronisch noch auf Papier, im Labor verblieben. Genauso wenig wie der hergestellte Wirkstoff. Alles was davon noch vorhanden war, dürfte sich nun in der Kanalisation befinden. Die einzigen Beweise die es noch gab, waren die Labortiere die sich momentan bester Gesundheit erfreuten. Den Wirkstoff aus deren Blut oder Gewebeproben abzuleiten wäre nicht möglich. Und sobald die tägliche Wirkstoffdosis ausblieb, war zu erwarten, dass die Tiere bald wieder unter ihren Krankheitssymptomen litten. Die Leute, die hinter dieser Formel her waren, hatten nichts. Das würde sie hochgradig auf die Palme bringen.

      So wie die Typen in das Labor eingedrungen waren, war es denen egal, ob jemand dabei verletzt wurde oder nicht. Sie musste davon ausgehen, dass diese Männer, sollten sie sie aufspüren, mit der gleichen Brutalität zuschlagen würden, die sie bereits gezeigt hatten. Ihre Weigerung zur Kooperation und die Flucht ins Ausland dürfte sicherlich wenig Begeisterung hervorgerufen haben. Was würde ihr wohl im Falle einer Entdeckung bevorstehen? Sie wollte sich das lieber nicht ausmalen.

      Wenigstens war es denen nicht mehr möglich, ihr Handy zu orten, das ausgeschaltet und ohne SIM Karte in ihrem Auto lag. Diese Typen waren erschreckend gut informiert. Woher wussten die, wo sie wohnte, die kannten sogar ihre Rufnummer, ihr Auto und es schien denen sogar möglich gewesen zu sein, die Funkverbindung ihres Telefons zu stören. Außerdem waren diese Männer in ihrer Wohnung und hatten sie komplett verwüstet. Diese Verbrecher mussten über Möglichkeiten der Informationsgewinnung verfügen, die nicht jedem so ohne weiteres zugänglich waren.

      Wenn die das alles von ihr wussten, dann war davon auszugehen, dass über kurz oder lang auch ihre Bank und Kreditkartenbewegungen überprüft würden. Dumm gelaufen, dachte Eve, daran hatte sie bei der Buchung und dem Einkauf nicht gedacht. Somit dürfte es nicht mehr lange ein Geheimnis sein, wohin sie geflohen war. Doch erst mal war sie sicher, zumindest für ein paar Tage. Dann müsste sie sich etwas Neues ausdenken. Gottseidank hatte sie genügend Bargeld abgeholt, so dass sie vorübergehend eine neue Bleibe finden konnte ohne elektronische Spuren zu hinterlassen. Alles andere musste sich irgendwie finden.

      ››Was möchten Sie trinken?‹‹ Die Stimme der Stewardess unterbrach ihr Grübeln.

      ››Huch, wie bitte?‹‹ Evelyn hatte nicht gehört, dass sich die Flugbegleiterinnen mit dem Getränke- und Essens-Trolley genähert hatte.

      ››Was möchten Sie gerne trinken?‹‹ Wiederholte die Flugbegleiterin gleichbleibend höflich ihre Frage.

      ››Eine Cola wenn Sie haben.‹‹ Antwortete Eve. Sie brauchte jetzt ein wenig Zucker, um ihren Energiepegel wieder anzuheben.

      Zischend öffnete die Dame eine kleine Dose Cola und kippte den Inhalt in einen durchsichtigen Plastikbecher. Den reichte sie ihr zusammen mit einer Serviette an.

      ››Vielen Dank!‹‹ Vorsichtig nahm sie den Becher entgegen und stellte ihn vor sich auf dem kleinen Klapptischchen ab.

      ››Hühnchen oder Vegetarisch?‹‹ Die Stewardess überprüfte den Bestand der Schalen mit dem warmen Essen. Während Evelyn sich überlegen durfte, welches Gericht ihr mehr zu sagte.

      ››Hühnchen bitte.‹‹ Wählte Eve.

      Die Stewardess nickte und beförderte eine Schale mit dem gewünschten Essen aus dem Trolley und überreichte ihr diese auf einem Tablett mit einem Minisalat. Eve murmelte ein weiteres Dankeschön und begann, nachdenklich die Folie von dem Essen zu ziehen. Ohne dass sie auf den Geschmack ihres Essens achtete, piekte sie die Nudeln und ein bisschen Hühnerfleisch auf ihre Plastikgabel und begann zu essen.

      In ihrem Kopf spielten die Gedanken immer noch Ping Pong und ohne dass sie es wollte, durchlebte sie in ihren Gedanken den Einbruch in das Labor. Andreas angstvolles Gesicht starrte sie in ihrem Kopf immer wieder an. Hoffentlich ging es ihm gut! Wie lange würden diese Typen wohl brauchen, um sie aufzuspüren?

      Ob die wohl warten, bis sie wieder in Düsseldorf ankäme, um dann zuzuschlagen? Oder würde sie bereits auf Gran Canaria von denen aufgesucht? Falls ja, wie sollte sie diese Typen rechtzeitig bemerken? Sie durfte ihre Sachen dort nicht unbeobachtet lassen. Und sie musste stets bereit sein, abzuhauen. Aber als Erstes musste sie dafür sorgen, dass sie die Polizei über ihren Aufenthaltsort und ihre Flucht informierte, dann Doktor Adlon, ihre Eltern, Monika und natürlich auch Andreas. Sie konnte nur hoffen, dass er den Überfall einigermaßen unbeschadet überstanden hatte.

      Seufzend