R. S. Volant

Das Kind der Königin


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sich ab und marschierte weiter, auf das königliche Zelt zu.

      „Auf was, wartest du noch? Mach, dass du ins Zelt deines Herrn kommst!“, blaffte Mati Amanoue grob an, „und lass Falco endlich in Ruhe! Hast du nicht schon genug angerichtet? Wegen dir, ist er nicht mehr, er selbst! Er ist mein bester Freund, doch ich kenne ihn kaum wieder! Er leidet wegen dir, Höllenqualen, Tag und Nacht! Und jetzt verschwinde, du Miststück, bevor ich mich vergesse und dir den Hals umdrehe!“, sagte er beinahe hasserfüllt, spuckte aus und stampfte zurück zu seiner Truppe.

      Amanoue war den Tränen nahe, vor Wut und auch, vor Trauer. Er erhob sich, strich sich die schöne Tunika glatt und marschierte in Richtung Zelt. Kurz davor machte er jedoch wieder kehrt und stapfte wütend zurück zu Bracs Lagerplatz. „Was war `n wieder los, da eben, zwischen dir und dem Hauptmann?“, fragte Finn neugierig. Außer ihm, waren nur noch Brac und Benny anwesend.

      „Ach nischds!“, gab Amanoue unwirsch zurück und setzte sich neben ihn. „`abt ihr Birr?“

      „Leider nicht“, antwortete Brac, „aber Wein, wenn du welchen möchtest?“

      „Besser, als nischds“, erwiderte Amanoue, „kann isch eine Bescher `aben?“

      Brac nickte nur und holte den Weinschlauch. Er schenkte zwei Becher voll und reichte einen davon Amanoue, der wütend vor sich hinstarrte. „So eine blöde Arschloch“, murmelte er und trank hastig, „was mischt der sich eigentlisch ein?“

      „Wer?“, fragte Brac.

      „Diese blöde Mati!“, zischte Amanoue zu ihm hoch.

      „Naja“, meinte Finn, „sei doch froh, dass er sich eingemischt hat. Es sah fast so aus, als wollte dir der Hauptmann an den Kragen gehen! Mein lieber Freund, wenn der dich erwischt hätte! Von hier aus, sah es so aus, als wäre er verdammt wütend gewesen, auf dich!“

      „Na und? Isch war auch wütend und mit dem wäre isch schon fertig geworden, wäre ja nischd die erste Mal gewesen, pah!“, prahlte Amanoue schnippisch und trank erneut einen Schluck. „Ist gar nischd so schlescht“, sagte er, den Becher anerkennend hochhebend. „Der schmeckt anders, als sonst!“

      „Das ist auch ein anderer Wein“, bestätigte Brac und grinste ihn versöhnlich an. „Der ist aus dieser Gegend hier! Hier bauen sie guten Wein an, schon seit der Römerzeit! Das macht das milde Klima hier aus, am Rhenus, weißt du?“

      Amanoue nickte kurz zu ihm hoch und blickte dann gleich wieder, nicht gerade begeistert wirkend, vor sich hin. „Isch, soll ihn, in Ru`e lassen, ph! Soll der misch doch, in Ru`e lassen“, maulte er eingeschnappt.

      „Falco? Geh ihm doch einfach, aus dem Weg“, meinte Brac, legte seine große Pranke auf Amanoues Schulter und tätschelte ihn sanft tröstend.

      „Ach! Und wie?“, fuhr Amanoue ihn an und der gutmütige Mann trat überrascht zurück.

      „He! Ich meinte es nur gut“, sagte er leicht beleidigt.

      „Ist ja rescht, entschuldige bitte“, erwiderte Amanoue wesentlich sanfter. „Aber isch war so wütend, auf sie beide! Falco be`andelt misch wie eine Aussädsige und beleidigt misch ständig! Isch `abe es so satt, mir von eusch immer eure Beleidigungen ansu`ören! Manschmal denke isch, dass isch in eure Augen immer noch nischds weiter bin, als `enrys `urensklave!“, brummte er, sie reihum ansehend.

      „Das bist du doch auch“, gab Benny spöttisch zurück. „Oder meinst du tatsächlich, du könntest jemals, zu uns gehören? Du darfst doch nur mit uns mitreiten, weil seine Majestät es befohlen hat! Und außerdem sollen wir alle recht nett und freundlich, mit dir umgehen“, sagte er genüsslich, allerdings steckte er sich gleich danach einen Finger in den Hals und würgte gespielt.

      Amanoue schluckte schockiert und stand sofort auf. „Was soll denn das?“, rief Brac dazwischen und hob beide Hände. „Setz dich wieder und du, Benny, hältst dein Maul!“

      „Lass nur, Brac“, erwiderte Amanoue schnippisch. „Isch `abe schon verstanden!“

      „So ein Blödsinn“, warf Finn genervt ein und zog ihn am Ärmel. „Niemand, von uns, denkt so über dich und das weißt du auch! Jedenfalls, die meisten“, brummte er vorwurfsvoll zu Benny hin. „Ich finde es echt zum Kotzen, wenn ihr dauernd streitet, ehrlich Mann!“

      „Isch will es ja gar nischd“, sagte Amanoue gereizt, „aber er, fängt doch dauernd an! Ständisch, `ackt er auf mir `erum! Das, finde isch, ehrlisch, scheiße Mann!“

      „Setz dich wieder und jetzt ist Schluss“, raunte Brac und drückte ihn zurück auf den Hocker. Er schenkte ihm nach und stieß versöhnlich mit ihm an.

      „Immer, seid ihr auf seiner Seite“, heulte Benny da plötzlich los. „Egal, was ist oder was er tut oder sagt! Jedes Mal, bin ich dann schuld und der Böse! Das habe ich auch satt! Wenn er nicht da ist, ist alles in bester Ordnung, doch sobald er auftaucht, seid ihr alle komplett verändert! Alles, dreht sich dann nur noch, um ihn! Du verdammtes Miststück!“, schrie er Amanoue keifend an und rannte weinend davon.

      „Ph“, machte Amanoue nur, allerdings sehr leise und kleinlaut.

      Finn seufzte und gerade als Amanoue trinken wollte, nahm er ihm den Becher aus der Hand und leerte ihn auf einen Zug. „Weißt du, ich mag euch eigentlich beide recht gern, aber ihr seid einfach zwei richtige Nervensägen! Wisst ihr eigentlich, wie kindisch ihr euch benehmt? Oder, wie zwei zänkische, eifersüchtige Weiber! Oh Mann, scheiße, Mann!“, sagte er und verdrehte genervt die Augen.

      Amanoue sah ihn zwar beleidigt an, sagte aber nichts dazu. Er nahm ihm den Becher wieder ab und hielt ihn Brac entgegen.

      „He, sauf nicht so viel“, meckerte der, schenkte aber trotzdem nach.

      „Das war isch gar nischd, er, `at ihn doch ausgetrunken!“, verteidigte sich Amanoue und nippte am Becher.

      Eine Weile, sagte keiner mehr was und sie sahen sich auch nicht an, bis der Rest von den Jungs, Matto, Lucius, die beiden Savoyer, Amadeus und Frowin, zu ihnen stießen. „Was is`n hier los?“, fragte Lucius auch gleich, als er ihre sauren Mienen bemerkte.

      „Du `ast mir gerade noch gefehlt“, murrte Amanoue genervt. „Rede misch bloß nischd blöde an!“

      Lucius sah ihn überrascht an, doch dann grinste er breit. „Ist unser Sonnenschein etwa schlecht gelaunt? Was`n los?“

      „Dicke Luft“, antwortete Finn. „Benny und er“, er stieß Amanoue mit dem Ellenbogen an, „haben mal wieder gestritten und jetzt ist Benny beleidigt und abgehauen!“

      Lucius zuckte mit den Schultern. „Der fängt sich schon wieder, ist doch jeden Tag, das Gleiche! Sobald Manou weg ist, kommt er zurück und alles ist wieder in Ordnung!“

      „Ach, ist das so, ja?“, keifte Amanoue ihn gereizt an, „wenn isch weg bin, ist also alles bei eusch in Ordnung?“ Wieder stand er auf und drückte Finn den Becher in die Hand. „`ier, lass ihn dir schmecken! Isch verschwinde wohl besser, damit isch eure Ordnung nischt länger störe“, zischte er und marschierte sofort, Lucius noch unsanft anrempelnd, davon.

      „Du liebe Zeit, was hat`n der?“, fragte Lucius, etwas zur Seite wankend. „So war das doch gar nicht gemeint. He, Manou!“, rief er ihm noch nach, doch Amanoue stapfte wütend weiter.

      Als er am Zelt angekommen war, standen Alec und Marcus davor. „Seit wann, seid ihr beiden denn zusammen?“, fragte er überrascht.

      „Lucius, hat mit mir getauscht, er macht lieber Nachtwache“, gab Alecto knapp zurück. „Außerdem, wollte er wohl noch ein bisschen mit dir und Matto herumalbern“, meinte er achselzuckend.

      „Ph!“, machte Amanoue trotzig und blickte verstohlen an ihnen vorbei. „Ist er noch da drinnen?“

      „Wer?“

      „Die `auptmann!“

      „Ja!“

      „Scheiße Mann!“ Amanoue stieß mit seinem Fuß heftig gegen