R. S. Volant

Das Kind der Königin


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waren zu schnell und jetzt müssen wir warten!“

      „Warten? Worauf?“

      Beide Wachen sahen ihn verblüfft an. „Auf die Königin!“, antwortete dieses Mal Marcus.

      Amanoues Augen wurden riesig. „Was?“

      „Die Königin“, wiederholte Alecto leise, „ihre Majestät, kommt uns doch entgegen!“

      Amanoue nahm seinen Kopf verwirrt zurück. „Wieso weiß isch davon nischds?“

      „Na hör mal! Du, sitzt doch direkt, an der Quelle“, mischte sich Marcus wieder ein, „du, müsstest doch am besten von uns, Bescheid wissen!“

      „Tu isch aber anscheinend nischd! Mir sagt ja nie einer was“, gab Amanoue überaus gereizt zurück. „Er redet ja nie, mit mir! Dafür `at er ja seine blöde `auptmann!“

      Alecto hob eine Augenbraue und Marcus zuckte ahnungslos mit den Schultern. „Ach verdammt“, brummte Amanoue vor sich hin und schlängelte sich zwischen ihnen hindurch.

      Falco und Henry saßen wie immer am Tisch und unterhielten sich angeregt miteinander. Amanoue marschierte, ohne Falco auch nur eines Blickes zu würdigen, geradewegs zu Henry und kniete nieder.

      „Schon da?“, fragte Henry freundlich und strich ihm einmal übers Haupt. „Steh doch auf, mein Kätzchen.“

      Amanoue erhob sich und sein säuerlicher Blick sprach Bände.

      „Ist was?“, fragte Henry überrascht nach.

      „Nein, `err!“, fauchte Amanoue und verschränkte abweisend die Arme vor der Brust.

      Henry sah ihn schief an. „Kätzchen! Ich kenne diesen Blick! Was ist passiert?“

      „Nischts, `err!“

      Henry lehnte sich seufzend zurück, blickte hinüber zu Falco und bemerkte, wie der seltsam betreten, auf seine Hände starrte. „Hauptmann?“

      „Eure Majestät?“, schreckte der auf.

      „War etwas?“, hakte Henry nun bei dem nach.

      „Nein, Eure Majestät, nicht das ich wüsste“, antwortete der Hauptmann kühl.

      Henry blickte zwischen beiden hin und her und seufzte erneut. „Wollt ihr mich für dumm verkaufen?“

      Amanoue atmete tief durch. „Na gut! Isch `abe misch mit Benny gestritten und dann auch noch mit einige von die Jungs! Sufrieden? Was die `auptmann `at, weiß isch nischt!“, presste er ärgerlich hervor.

      Henry sah ihn mit hochgezogenen Augenbrauen an und schmunzelte. „Puh, du bist noch immer ziemlich wütend, was?“, fragte er amüsiert und zog ihn zu sich heran. Amanoue blickte nur genervt zur Seite und machte sich steif, um nicht auf Henrys Schoß sitzen zu müssen und so ließ der ihn wieder los. „Dann lasse ich dich wohl lieber in Ruhe, bis dein Zorn verraucht ist, hm?“, meinte er verständnisvoll lächelnd.

      „Und? Was soll isch nun machen? Die ganse Nachmittag `ier drinnen blöd `erumsidsen und mir euer Palaver an`ören?“, fauchte Amanoue ihn an, dabei trat er einige Schritte zurück und wedelte mit seinen Armen, quer durchs Zelt.

      Henry sah ihn wie vom Donner gerührt an und holte tief Luft. „Amanoue, es reicht! Lass deine Wut nicht an mir aus“, sagte er warnend.

      „Ph! Alle wissen Bescheid, alle!“, fuhr der ihn giftig an. „Nur isch nischd! Aber das ist ja gans normal! Mit mir, unter`ält sisch die `err ja nischd, außer im Bett“, fauchte er und Henry lehnte sich erneut baff zurück.

      „Sag mal, jetzt reicht es aber wirklich! Was fällt dir ein, mich so anzuschreien?! Wenn du streiten möchtest, werfe ich dich wieder hinaus! Dann kannst du dir jemanden suchen, an dem du deine schlechte Laune auslassen kannst! Hast du verstanden?“

      „Ja, `err“, gab Amanoue noch immer gereizt, aber auch wesentlich ruhiger, zurück. „Aber“, er zog eine Schnute und sah ihn beleidigt an, „es ist nur so, dass anscheinend alle wussten, dass die Königin kommt! Nur isch, wusste mal wieder gar nischds! Wieso, `abt Ihr mir nischds gesagt, `err?“, warf er ihm gekränkt vor.

      Henry strich mit seiner Fingerspitze über die Tischplatte und klopfte dann einige Male darauf. „Weil es dich nichts angeht und es dich nicht zu interessieren hat“, antwortete er zwar ruhig, aber auch kalt.

      Amanoue zwinkerte einige Male verstört, drehte sich abrupt um, rannte zum Bett und warf sich darauf. Er versuchte sich noch zurückzuhalten, doch dann schluchzte er laut auf und heulte vor Wut und Enttäuschung los. Henry seufzte schwer und massierte sich die Schläfen. „Oh Gott, im Himmel, wie ich das hasse“, murmelte er, „das kann ja wieder heiter werden.“

      Falco blickte ihn betreten an. „Eure Majestät?“

      „Nichts“, winkte Henry kopfschüttelnd ab und strich erneut mit seinem Zeigefinger über den glatten Tisch. „Was hast du erwartet?“, rief er plötzlich in Amanoues Richtung, „dass ich dich ihr vorstelle? Als was denn? Soll ich vielleicht sagen, und übrigens, meine Liebe, das ist mein Lustsklave Amanoue, den ich mir als Souvenir aus Tiranien mitgebracht habe! Oder, was sonst? Du wirst sie nicht zu Gesicht bekommen und sie dich nicht! Jedenfalls nicht hier und jetzt!“

      Amanoue setzte sich schluchzend auf. „Und wie `abt Ihr Eusch das vorgestellt? Wollt Ihr misch für die Rest von meine Leben wegsperren, damit isch vor ihre Augen verborgen bleibe?“, schrie er zurück.

      Der König starrte entnervt vor sich hin. „Ich weiß es nicht!“, erwiderte er barsch. „Ich weiß nicht, wie es weitergeht!“, sagte er und stützte seufzend seinen Kopf in seine Hand. „Amanoue, ich liebe dich, aber ich kann dich nicht einfach so, mit an den Hof nehmen! Nicht, als meinen Geliebten! Denkst du im Ernst, dass sie dich akzeptieren würden? Und sie? Die Königin?“, schnaubte er verächtlich. „Glaube mir, mein Liebling, ich trage diese Last schon sehr lange, mit mir herum! Seit dem Tag, an dem ihre Nachricht kam, dass sie mir entgegen zu kommen wünscht! Da ist mir klar geworden, wie blauäugig und naiv ich war und ich habe seitdem, schreckliche Angst, dich zu verlieren! Wenn ich darüber nachdenke, wird mir schlecht und mein Herz rast, vor Sorge um dich“, sagte er sehr sanft.

      Amanoue wischte sich übers Gesicht, stand auf und eilte zu ihm. Er setzte sich auf Henrys Schoß und lehnte sich ergriffen an ihn. „Verseiht mir, `err, isch war dumm und `abe nischd darüber nachgedacht, wie sehr Ihr Eusch sorgt. Isch werde tun, was immer Ihr von mir verlangt und wenn Ihr misch verstecken und wegsperren müsst, dann warte isch eben auf Eusch, bis Ihr su mir kommt“, hauchte er einsichtig.

      Henry drückte ihn fest an sich und streichelte ihm zärtlich über den Rücken. „Mein Liebling, ich werde eine Lösung finden, ganz gewiss! In Austra, ja? Aber nicht hier. Wenn wir erst in Austra sind, wird uns schon was einfallen, ja?“, raunte er zuversichtlich und Amanoue nickte zart.

      „Ja, `err“, erwiderte er bekümmert, „wenn Ihr misch nur nischd fortschickt, bitte `err, schickt misch nischd fort“, flehte er inständig und Henry presste ihn regelrecht, an sein Herz.

      „Niemals, mein Kätzchen, niemals“, antwortete er und küsste ihn auf den Scheitel.

      Falco saß da und es zerriss ihm schier das Herz, vor Kummer und Eifersucht. `Alles aus und vorbei, ich habe keine Chance mehr´, dachte er und schloss die Augen.

      ***

      Nach dem Abendessen, das sie alle sehr schweigsam zu sich genommen hatten, verabschiedete der König seinen Hauptmann und legte sich bald darauf zu Amanoue ins Bett. Sie lagen eng umschlungen beieinander und streichelten sich gegenseitig sanft, bis Henry sich plötzlich aufsetzte. „Ich liebe dich, mein Kätzchen, Gott allein weiß, wie sehr“, sagte er ergriffen. Mit beiden Händen strich er über Amanoues wunderschönen Leib und presste sein Gesicht gegen Amanoues Bauch. „Ich liebe dich, so sehr“, keuchte er lustvoll und küsste ihn immer wieder verlangend darauf.

      Amanoue rekelte sich stöhnend dabei und krallte sich erwartungsvoll in Henrys Haar. „Oh `enry, isch will disch,