Bianka Kitzke

Zwischen den Fronten


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      Nachdem Marie sich von Claudia verabschiedet hatte, wollte sie gleich mal in diese Agentur und um einen Termin bitten. Mit angehaltenem Atem stand sie vor dem riesigen Gebäude das mindestens hundert Stockwerke haben musste und sah nach oben.

      Los! Kein Wenn und Aber … rein da.

      Mit erhobenem Haupt öffnete sie die Tür und betrat das Paradies. Das wäre ein Traum dachte sich Marie als sie auf den Empfang zuschritt.

      „Hallo – kann ich Ihnen helfen?“, fragte die Dame.

      „Ähm, ja ich möchte zu Herrn Böllerring. Ich möchte mich um den Job der Marketing-Assistentin bewerben“.

      „Haben Sie denn einen Termin?“

      „Nein, aber ich dachte …“.

      „Tut mir leid, aber Sie brauchen erst einen Termin und erst dann können Sie zu Herrn Böllerring. Soll ich mal sehen wann er Zeit für Sie hätte?“

      Marie war genervt. Sie hätte sich so gewünscht noch heute einen Job oder zumindest einen Vorstellungstermin zu bekommen, um so schnell wie möglich von zu Hause weg zu sein. Sie hatte im Stillen die Hoffnung gehabt noch heute den Job zu bekommen um morgens früh raus und abends erst spät nach Hause zu kommen, aber dieser Traum platzte gerade wie eine Seifenblase.

      „Ok … ich kann Ihnen für morgen früh einen Termin anbieten. Wäre zehn Uhr in Ordnung?“

      Marie willigte ein und die Frau am Empfang notierte Name und Telefonnummer im Falle, dass sich etwas ändern würde.

      „Dann bis morgen“, sagte die Dame und Marie verabschiedete sich ebenfalls und marschierte wieder nach draußen. Marie blickte noch einmal nach oben auf das riesige Gebäude und atmete tief ein. Wenn alles klappen würde, ging sie hier bald ein und aus. So ... nun war sie hier, hatte aber immer noch keinen Job. Was sollte sie denn tun? Nach Hause wollte sie nicht. Marie entschied sich für einen Spaziergang und fand sich am Ende auf dem Wochenmarkt wieder. Vielleicht sollte sie einfach eine Kleinigkeit mitnehmen. Erik hatte ja am Morgen was von Kochen erwähnt. Marie stöberte ein wenig umher und wurde dann auch fündig. Als sie jedoch nach dem frischen Obst greifen wollte, war eine Hand schneller und stieß Marie mit der Hand an.

      „Entschuldigung! Tut mir … Marie! Was … was machst du denn hier?“

      „Daniel! Ähm … geht’s dir gut?“

      „Ja, danke und dir? Was tust du hier?“

      „Ich war auf Jobsuche und nun dachte ich mir ich geh mal ein wenig spazieren. Dass ich hier bin ist reiner Zufall“.

      „Aah !!! Ich wollte dich heute schon anrufen“.

      „Und warum hast du es nicht getan?“

      „Keine Ahnung! Ich dachte ich lade dich heute Abend zum Essen ein. Ich koche uns was und wir könnten uns unterhalten“.

      „Heute Abend?“

      „Ja, oder hast Du schon was anderes vor? Dann ein anderes Mal“.

      „Wir könnten ja heute Abend was zusammen kochen“ hallten Eriks Worte in Maries Kopf wieder. Doch so schnell sie auch gekommen waren, so schnell gingen sie auch wieder.

      „Nein. Ich habe nichts vor. Aber wie wäre es wenn wir zusammen kochen würden?“ schlug Marie vor und Daniel hatte keine Einwände. Gemeinsam kauften sie noch ein paar Dinge ein, bevor sie sich zu der Wohnung von Daniel aufmachten. Daniel wohnte in einem alten Backsteinhaus, das eher wie eine Ruine als ein Wohnhaus aussah.

      „Du wohnst hier?“

      „Ja! Es ist günstig und ich habe ein Dach über dem Kopf“,

      „Aber du als Rennfahrer verdienst doch bestimmt eine Menge Geld, mit dem du Dir ein Haus oder eine Villa leisten könntest?“

      „Klar … können schon“, sagte er als er die Tür aufschloss und vor Marie eintrat. - „Aber was bringt es mir wenn ich eh fast nie dort wäre“.

      Daniel stellte die Einkäufe auf der Küchenablage ab und half dann Marie aus ihrer Jacke.

      „Sieh dich ruhig um. Ich ruf dich dann wenn ich so weit bin!“, rief er Marie zu, als er wieder in der Küche verschwunden war. Die Wohnung war sehr geschmackvoll eingerichtet. Kein Kitsch aber auch nichts protziges. Und es lagen keinerlei Dinge wie schmutzige Wäsche oder altes Essgeschirr herum, wie Frau sich eine Junggesellenwohnung normalerweise vorstellte. Als sie sich alles angeschaut hatte kehrte sie zu Daniel in die Küche zurück. Er war gerade dabei Wasser in einen Topf zu füllen, als Marie in der Tür stand.

      „Was soll ich tun?“

      „Hmm … Du könntest die Gurken schälen wenn du willst“, sagte er zu ihr und lächelte. Daniel gab ihr ein Messer und Marie schnippelte drauf los. Die ersten Momente verliefen schweigend. Doch dann begann Daniel ein Gespräch.

      „Weiß dein Mann wo du bist?“

      „Nein!“ antwortete sie ihm in einem kurzen aber schroffen Tonfall.

      „Es war nur eine Frage …“

      „Tut mir leid. Ich wollte dich nicht anfahren. Wir haben nur ein paar Probleme im Moment“.

      „Willst Du drüber reden?“

      Marie starrte Daniel ungläubig an bevor sie sich wieder dem Schälen des Gemüses widmete

      „Ich weiß nicht ob dich das interessiert, aber … er hat mich betrogen“.

      „Oha!“, war das Einzige was er sagen konnte. - „Das ist übel!“

      „Ja und ich war so blöd und habe es nicht mal gemerkt. Kannst du dir das vorstellen? Ich werde Monate lang hintergangen und bekomme es nicht mal mit!“

      Marie erzählte und erzählte. Sie sprach sich im wahrsten Sinne des Wortes den Kummer von der Seele, während Daniel ihr nur zuhörte. Nachdem Marie fertig war mit erzählen sah sie Daniel verwundert an und schämte sich ein wenig.

      „Tut mir leid. Jetzt habe ich die ganze Zeit von meinen Sorgen geredet, dabei wollten wir doch zusammen kochen“.

      „Das Essen ist eh fertig. Es macht mir nichts, dass du es mir erzählt hast. Es tat dir doch gut darüber zu sprechen. Oder etwa nicht?“, sagte Daniel zu ihr und reichte ihr das Glas Wein, dass er ihr eingeschenkt hatte.

      „Komm setz dich!“

      „Danke“.

      Marie nahm Platz und wenige Minuten später kam Daniel mit zwei Tellern wieder und stellte einen vor Marie.

      „Lass es dir schmecken“.

      Schweigend saßen sie am Tisch und aßen, ohne dass irgendjemand auf die Idee kam ein Gespräch zu beginnen. Nach dem Essen, Marie half den Tisch abzuräumen, saßen Daniel und Marie noch auf dem Balkon und tranken noch ein Glas Wein. Der Abend war mild und wunderschön. Man hörte die Grillen zirpen und hier und da erklang noch das Geschrei von spielenden Kindern.

      „Bist du gern hier?“

      „Ja … wenn ich dann mal zu Hause bin. Es ist kein Leben, immer nur in Hotels zu schlafen“.

      Das konnte Marie gut verstehen. Sie saßen noch lange draußen, unterhielten sich und lachten.

      Marie überlegte wann sie das letzte Mal so viel Spaß hatte, aber es mochte ihr einfach nicht einfallen. Sie wollte gerade etwas sagen, als die Kirchturmuhr zehn schlug.

      „Oh mein Gott … ich … ich muss nach Hause“.

      „Was? Schon! Das ist aber schade“, sagte Daniel und stand auf. Er begleitete Marie zur Tür und half ihr in den Mantel.

      „Danke für den schönen Tag. Ich hatte eine Menge Spaß heute“, sagte sie zu ihm.

      „Ich auch … danke“, antwortete Daniel.

      „Du bist echt was ganz besonders. Es tut gut, mal mit jemandem über