Bianka Kitzke

Zwischen den Fronten


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ich. Erik … ach vergiss es …“, schrie Marie und wollte gerade an ihm vorbei als Erik sie am Arm packte.

      „Wo willst du hin?“

      „Packen!“, brüllte sie und riss sich los. „Wenn wir uns schon auseinandergelebt haben, kann ich ja auch gehen!“

      Packen? Nein! Sie konnte ihn nicht einfach so verlassen. Erik sprang auf und lief hinter Marie ins Schlafzimmer. Er fand sie weinend auf dem Bett. Langsam setzte er sich neben sie und nahm sie in den Arm.

      „Baby! Komm her“. Baby? So hatte er sie schon Jahre nicht mehr genannt, das letzte Mal als sie noch Teenager waren. Aber es kam ihm ganz leicht über die Lippen. - „Ich … es tut mir leid“, sagte er und küsste sie auf ihr Haar.

      „Ich wollte mich nicht mit dir streiten. Aber du musst zugeben, dass in unserer Beziehung wirklich was nicht in Ordnung ist“.

      Marie schniefte und löste sich dann von ihm. Schweigend sah sie ihm in die Augen. Sollte sie ihn fragen ob er eine andere hatte? Nein, lieber nicht!

      „Ja, irgendwas stimmt nicht. Und wenn wir beide uns nicht zusammennehmen, dann wird es bald keine Ehe mehr geben. Ich liebe dich Erik und habe keine Minute der letzten zehn Jahre bereut. Aber ich will auch nicht, dass ich in einem Jahr hier sitze und eine geschiedene Frau bin. Das kann ich nicht. Ich werde für meine Ehe kämpfen“.

      „Ich auch! Denn auch ich will nicht als … geschiedener Mann rumlaufen. Und ich verspreche dir, dass ich nun mehr Zeit mit dir verbringen werde. Großes Ehrenwort!“

      Erik drückte Marie an sich und hielt sie fest in seinen Armen. In Gedanken war er allerdings bei Larissa. Wie sollte das weitergehen? Er konnte nicht noch mehr Zeit mit ihr verbringen und gleichzeitig um seine Ehe kämpfen. Larissa war ein Abenteuer … Marie seine große Liebe. Erik musste sich entscheiden … nur wie?

      Ertappt

      Nachdem Erik eine Stunde später wieder in die Klinik gefahren war, machte sich Marie auf den Weg in die Stadt wo sie sich mit Claudia, ihrer besten Freundin aus Kindertagen treffen wollte. Diese Freundschaft war ihr ziemlich wichtig, denn Claudia merkte immer gleich, dass etwas nicht stimmte und was in Marie vorging. Schon oft hatte sie ihr aus peinlichen Situationen geholfen wenn Marie mal wieder in der Klemme steckte.

      „Marie! Hier bin ich!“, rief ihr Claudia zu, als Marie das Café betrat.

      „Hallo“, sagte Marie und küsste Claudia auf die Wange.

      „Was ist denn los? Du hast am Telefon so komisch geklungen.“

      „Ich wurde entlassen!“

      „Warum? Spinnen die denn?“

      „Ich habe keine Ahnung“, antwortete Marie und gab ihre Bestellung bei der Kellnerin auf, die an ihren Tisch getreten war. - „Man sagte mir wegen Gehaltskürzungen und Stellenabbau, aber die konnten wahrscheinlich nur mein Gesicht nicht mehr sehen.“

      „Ach Quatsch! Und was willst du nun machen?“

      „Ich habe keinen Plan. Eigentlich sollte ich zum Arbeitsamt, aber irgendwie kann ich mich mit dem Gedanken nicht anfreunden“.

      „Ach was … Arbeitsamt … wir machen das ganz anderes. Wir gehen online und suchen da“.

      „Du weißt doch, dass ich keinen PC zu Hause habe. Klar haben wir einen, aber da darf ich ja nicht ran“.

      „Hä? Wieso das denn?“

      „Weil da wichtige Unterlagen von Erik drauf sind, von der Klinik und so und die mich nichts angehen“.

      „Dann kaufen wir Dir eben einen. Aber vorher gehen wir ins Internetcafé und checken da mal die Lage auf dem Arbeitsmarkt“.

      „Aber wenn dann schon einen Laptop, - den kann ich dann auch mit ins Bett nehmen wenn Erik mal wieder nicht zu Hause ist“, strahlte Marie und trank ihren Cappuccino den die Kellnerin ihr gerade gebracht hatte.

      „Na logisch! Wenn schon denn schon“.

      Das Internetcafé, in das Claudia Marie brachte, war riesig und man konnte sich darin fast verlaufen. Claudia ging zielstrebig an einen freien Tisch und schaltete den Rechner ein.

      „Bist Du schon mal hier gewesen?“, fragte Marie als sie langsam Platz neben ihr nahm.

      „Ja! Hey ich kann mir keinen Rechner zu Hause hinstellen. Du weißt, dass ich keinen Platz dafür habe. Und Du brauchst gar nicht anfangen, - einen Lapi kann ich mir nicht leisten“.

      „Ich sagte doch gar nichts“.

      „Nein, aber ich kenne diesen Blick von dir“.

      Marie schaute sich suchend um. Irgendwie hatte sie das komische Gefühl etwas falsch zu machen, dass sie besser nicht hier sein sollte und dass in jedem Moment ihr Mann um die Ecke kommen würde und ihr predigen würde, was zum Teufel sie in einem Internetcafé zu suchen hatte. Marie hatte ein ganz schlechtes Gewissen und suchte immer wieder das Café ab, als ihr Blick auf einen gut aussehenden Mann auf der anderen Seite des Cafés fiel. Er saß ganz locker auf seinem Stuhl und starrte in die Flimmerkiste. Marie merkte nicht wie sie ihn anstarrte. Doch als er den Kopf hob und sie anblickte und sich ihre Blicke trafen, erstarrte Marie und versteckte sich sofort hinter dem Bildschirm.

      Daniel hatte Marie entdeckt als er spürte, dass ihn irgendjemand anstarrte. Automatisch wanderte sein Blick zu ihrem Tisch. Er hatte die beiden schon bemerkt als Marie und Claudia zur Tür hereingekommen waren und fand Marie ziemlich süß. Schon beim ersten Blick. Daher stand er auf und lief ganz zufällig an ihrem Rechner vorbei um die Nummer an ihrem Tisch zu sehen.

      Marie lauschte den Worten Claudias, blickte aber Daniel automatisch hinterher als er an ihrem Tisch vorbei ging.

      „Hey! Hörst Du mir überhaupt zu?“

      „Was? Ja klar, das ist ab sofort mein E-Mail Account und das sind meine Log-in-Daten mit denen ich hier rein komme um Post zu checken und …“

      „Um zu chatten“.

      „Genau! Ich habe es verstanden. Null Problemo“.

      „Na hoffen wir es mal. So und nun lass uns mal los, wir wollen dir noch einen Laptop kaufen“, sagte Claudia und sprang auf. Marie folgte ihr und stieß prompt mit Daniel zusammen, der gerade wieder zurückkam.

      „Hoppla!“

      „Ent … Entschuldigung … das wollte ich nicht. Tut mir schrecklich leid“.

      „Kein Problem. Ist ja nix passiert“, antwortete Daniel fast in einem Flüstern und ließ Marie keine Minute aus den Augen. - „Willst Du schon gehen?“

      „Ähm … ja wir wollen noch … einen Laptop kaufen gehen“.

      „Schade! Dann kommst du ja gar nicht mehr hierher?“

      „Wahrscheinlich nicht“, sagte Marie und lief an Daniel vorbei. „Bye“ sagte sie noch bevor sie nach draußen zu Claudia ging.

      „Du bist ja echt der Knaller. Kaum in einem Internetcafé und schon wirst du angebaggert.“

      „Hmm, was soll ich machen?“ grinste sie und lief neben Claudia her.

      Marie kam wirklich nicht mehr in das Internetcafé. Sie besaß nun einen Laptop und suchte von zu Hause aus nach einem Job, was jedoch ohne Erfolg blieb. Daher meldete sie sich in einem Chatroom an um wenigstens ein bisschen Unterhaltung zu haben. Kaum hatte sie das getan, wurde sie auch schon von Mails und Messages bombardiert. Alle wollten sich mit ihr unterhalten, sich treffen und evtl. eine Nacht zusammen verbringen. Marie bekam immer wieder eindeutige Annoncen. Bis auf den einen. Er trug den Nicknamen Biker35 und Marie kam sofort mit ihm in ein nettes Gespräch, ohne irgendwelche Hintergedanken zu haben. Stundenlang unterhielten sie sich über Gott und die Welt ohne zu wissen wer sich hinter dem Pseudonym verbarg.

      Erik verbrachte immer mehr Zeit in der Klinik als bei ihr. Trotz der Versprechungen, dass sie mehr