Bianka Kitzke

Zwischen den Fronten


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nur? Wie sehr sie sich beide ein Kind gewünscht hatten! Und als es dann nach langen Versuchen endlich geklappt hatte war die Freude groß. Marie passte auf sich auf und tat alles was der Arzt ihr sagte und doch hatte sie dann eine Fehlgeburt. Der Schmerz war schnell vergangen und Marie wurde schnell wieder schwanger. Doch auch dieses Kind konnte sie nicht halten. Nach der dritten Fehlgeburt hatten sie dann entschieden es vorübergehend zu lassen.

      „Marie?“, sagte Erik leise und ging einen Schritt auf sie zu, doch Marie wich aus.

      „Ich will, dass Du mich nie wieder anfasst und ich will, dass Du aus dem Schlafzimmer ausziehst. Ich kann nicht in einem Bett mit dir liegen. Und nun geh und lass mich allein!“

      „Marie!“

      „Geh!“, brüllte sie ihn an.

      Als Erik das Zimmer verlassen hatte, brach Marie weinend zusammen.

      Die Wahrheit tut weh

      Erik hatte seine Sachen aus dem Schlafzimmer geholt und ins Gästezimmer verfrachtet. Er hatte keine Ahnung wie das nun weitergehen sollte mit ihnen. Marie saß mit angewinkelten Beinen auf dem Sofa als er wieder nach unten kam.

      „Ich geh noch mal in die Klinik. Bist Du noch wach, wenn ich wieder komme?“, fragte Erik, doch Marie starrte nur in die Leere. Ihre Augen waren rot geweint und Erik brach es das Herz sie so zu sehen. Was hatte er nur getan? Nie wollte er ihr so wehtun und nun hatte er es getan.

      „Bis später“, sagte er schließlich zu ihr und verschwand durch die Tür. Diese Nacht wurde eine der unruhigsten die Marie in den letzten Jahren hatte. Sie lag alleine in ihrem Bett,- was normalerweise nichts Neues war, doch nun war es anders. Sie wusste, dass Erik, - der keine Stunde später wieder nach Hause gekommen war eine Tür weiter genauso wach lag wie sie. Marie drehte sich wild in ihrem Bett hin und her und sah schon die Sonne aufgehen als sie endlich einschlief.

      Marie wurde wach, als jemand an die Tür klopfte. Sie wusste, dass dies nur Erik sein konnte und brüllte er solle verschwinden. Doch er ließ sich nicht abschütteln. Langsam öffnete er die Tür und trat ein. In den Händen hielt er ein Tablett auf dem ein Glas Orangensaft stand und frische Brötchen lagen.

      „Guten Morgen! Ich dachte, ich mach dir Frühstück“.

      „Danke, aber ich will nichts. Lass mich einfach nur allein“.

      „Ich stell es Dir trotzdem mal hin. Vielleicht überlegst du es dir ja noch.“

      „Das glaube ich kaum“.

      Erik stellte das Tablett auf seine Seite des Bettes und drehte sich dann wieder um um zu gehen.

      „Ich werde dann mal wieder gehen. Wenn Du noch mehr Kaffee möchtest sag es mir. Ich bin in der Küche“, sagte er und verschwand.

      Als sich die Tür geschlossen hatte, bekam Marie plötzlich ein schlechtes Gewissen. Er sah genauso beschissen aus wie sie. Wahrscheinlich hatte Erik genauso schlecht geschlafen und sie maulte ihn an obwohl er sich die Mühe gemacht hatte ihr Frühstück zu machen. Marie nahm kurz entschlossen das Tablett und trug es in die Küche.

      „Was ist? Schmeckt es dir nicht? Möchtest du was anderes?“, fragte Erik und war schon aufgesprungen, als Marie mit dem Tablett an der Tür stand.

      „Nein! Es … ich möchte lieber hier essen. Im Bett ist es so wackelig. Aber nur wenn ich darf?“

      „Aber natürlich. Komm setz dich“, sagte Erik und nahm ihr das Tablett ab. Erik stellte ein neues Gedeck auf den Tisch, während Marie es sich gemütlich machte. Als sie sich gesetzt hatte setzte auch er sich wieder an seinen Platz. Aber er nahm nicht die Zeitung in die Hand so wie immer, sondern faltete seine Hände auf dem Tisch und sah Marie an.

      „Marie, wegen gestern Abend. Wir sollten noch mal drüber reden. Und lass uns normal reden ohne uns anzuschreien. Ich habe Dinge gesagt, die ich nicht so gemeint hatte. Es tut mir leid“.

      „Mir tut es leid. Vielleicht habe ich überreagiert indem ich dich angeschrien habe, aber nichts desto trotz. Du hast mich betrogen und mir damit sehr weh getan. Es ist nichts mehr so wie es war. Lass uns Zeit über alles nachzudenken und vielleicht können wir ja irgendwann wieder normal miteinander umgehen. Fakt ist, dass unsere Ehe den Bach hinunter geht und entweder wir kämpfen beide darum oder …“

      „Du möchtest also nicht gleich …“, Erik wollte nicht mal dran denken, aber doch musste er es sagen. - „Die Scheidung?“

      Das Wort hatte einen ganz üblen Nachgeschmack in seinem Mund hinterlassen und nur mit Mühe konnte er ihn hinunterschlucken.

      „Möchtest du sie denn?“

      „Nein! Eigentlich nicht. Es war ein Ausrutscher den ich bereue, aber …“

      „Ein Ausrutscher? Erik, ein Ausrutscher wäre ein One-Night-Stand gewesen, aber nicht bei einer Affäre die über sechs Monate dauert!“

      Marie merkte, dass sie schon wieder anfing laut zu werden und hielt sich zurück.

      „Aber egal jetzt. Lass uns nicht schon am frühen Morgen streiten. Wir werden es nochmal versuchen ob wir miteinander klarkommen unter einem Dach. Wenn es nicht funktioniert trennen wir uns und dann können wir immer noch entscheiden ob wir uns scheiden lassen oder nicht. Wir sind ab sofort getrennte Menschen die nur noch zusammen wohnen. Keine Zärtlichkeiten, keinen Sex, nichts. Außerdem müssen wir erst ein Jahr getrennt sein, bevor es zur Scheidung kommt“.

      Erik stimmte mit hängenden Schultern zu.

      „Du hast dich also bereits informiert?“

      „Ja, das habe ich. So und nun muss ich los, denn ich habe noch einen Termin“.

      „Einen Termin? Mit wem denn?“

      „Erik! Ich fragte dich auch nicht. Schon vergessen – wir leben nur noch nebeneinander her, bis wir uns einig sind wie es weitergeht. Und heute fangen wir damit an“, sagte Marie und verschwand wieder im Schlafzimmer, wo sie eine halbe Stunde später frisch geduscht, schick angezogen und gestylt wieder raus kam.

      „Ähm, wann bist du denn wieder hier? Ich frage nur, weil ich dachte ich könnte doch was kochen zum Abendessen“.

      „Ich weiß es nicht. Warte am besten nicht auf mich. Und sicherlich musst du ja auch noch in die Klinik“, antwortete Marie, nahm sich ihre Handtasche und verschwand durch die Vordertür.

      Erik saß weiter am Esstisch und blickte über den gedeckten Tisch.

      „Na super!“, murmelte er und fing an abzuräumen. - „Das fängt ja gut an“.

      Marie traf sich mit Claudia in der Stadt zum Essen bei ihrem Stammitaliener.

      „Marie! Schön, dass es geklappt hat. Was macht die Jobsuche? Was macht … Du weißt schon? Hast Du mit ihm geredet?“

      „Frag lieber nicht“, antwortete Marie Claudia, nachdem sie an einem Tisch Platz genommen hatten. - „Und was den Job betrifft - ich habe mich bei mindestens zwanzig Firmen beworben und nichts“.

      „Komm, lass den Kopf nicht hängen. Aber versuche es mal hier“, sagte Claudia und reichte Marie eine Visitenkarte.

      „Marketingagentur Böllerring. Wo kennst du die denn her? Das ist eine riesen Agentur. Ich glaub kaum, dass die jemanden wie mich suchen und einstellen“.

      „Versuche es doch wenigstens. Seine Frau ist in meinem Fitnessclub und ich habe ihr von dir erzählt … bewirb dich und warte ab“.

      „Na dann!“, sagte Marie und nahm einen Schluck von ihrem Wasser, bevor sie Claudia die Neuigkeiten von zu Hause erzählte. Claudia wirkte keineswegs schockiert oder so. Nein - im Gegenteil! Sie animierte Marie sogar, ihn mit den gleichen Waffen zu schlagen.

      „Was? Spinnst du! Ich kann ihn nicht betrügen!“

      „Warum denn nicht? Er hat dich doch auch betrogen. So kann er dann wenigstens mal sehen wie weh das tut.“

      Marie