Tabea Thomson

BEYOND – Eine andere Wirklichkeit


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       Ferner erzählte sie mir: ›Die Fischer kate ist immer noch ein Treffpunkt für Untergrundleute und Freiheitskämpfer.‹

      Folglich werden wir nach Sophies Heilung dort hinziehen. Sobald wir dazugehören, werden wir auf einen der bereits vom U P C befreiten Planeten umsiedeln … und dann können wir uns endlich Wecken und aufs genussvollste Lieben.« Bei diesem Wunsch holte er betrübt Luft. »Separate Brücke«, befahl er mit entschlossener Stimme.

      * *

      Luckas hastete auf Sophie zu. Sie schrie vor Schmerz. Ihre verkrampfte Körperhaltung deutete er als einen weiteren schweren Vergiftungsanfall.

      »Citraa!, Transport zur Staze Abteilung!«, befahl er.

      ›Störung! Interner Portiertransport nicht möglich!‹

      Luckas schnappte sich den im Eingangsbereich stehenden Notfallrucksack.

      Sophie hatte sich bereits auf die Seite gelegt. Luckas Finger sausten auf ihren Rücken zu drei neurologische Punkte, der Schmerz verebbte sofort. Anschließend verabreichte er zwei Infusionsbeutel, sie enthielten eine Mixtur, die das Gift in ihr neutralisiert. Zusätzlich bekam sie ein Beruhigungsmittel.

      Indessen der Infusionsbeutel Inhalt in eine Vene tröpfelte schlummerte sie sanft. Luckas führte indessen ein Gespräch mit Sophies Schwiegervater Kerun Peshk.

      Kerun meinte zu dem aufgetretenen Problem: ›Alle derzeitigen Störungen sowie Ausfälle sind auf die von den Valpas aktivierten Cybord Fallen zurückzuführen. Ich bitte euch, in der nächsten halben Stunde das Quartier nicht zu verlassen.‹

      Das Gespräch endete abrupt. Luckas schob es auf die genannten Störungen. Er beschäftigte sich daher wieder mit seiner Abreise. Als er die Gepäckstücke zum Eingangsbereich bringen wollte, wurde er von Sophies Eltern via privaten Holoflex kontaktiert.

      * *

      Zum selben Zeitpunkt wie Luckas im Quartier das Gespräch mit Kerun führte, stoppte Sorel kurz vor der Brücke den Lift.

      Damit das Possenspiel ein Erfolg wird, und er von Delune auf dienstuntauglich gesetzt wird, muss er die Rolle perfekt verkörpern. Den Treibstoff fand er im Überfluss am Overall Ärmel. Wenige schlucke von ihrem köstlichen pon le genügten und der Rausch gaukelte ihm vor: Sophies Lippen liegen noch auf mir. Unvermittelt fasste er an die linke Schulter. Dort spürte er gleichermaßen ihre Anwesenheit. Ja mehr noch es kam ihm so vor, als schnüre ihm eine unsichtbare Verästlung ein, und um ihn herum war alles in einen dunstigen Schleier gehüllt.

      Sorel nahm an: mein pon le benebelter Geist gaukelt mir das bloß vor.

      Seine Kalab allerdings erkannte darin eine Gefahr, sie fuhr das körpereigene Abwehrsystem in Stand-by.

      ~ ~

      (Kalab; in dem Teil des Skylup – des Gehirns –, ist das Wissen seiner Vorfahren abgelegt.)

      ~ ~

      Das Biodaten-Armband piepte. Sorel ignorierte es. Sein Interesse galt dem "Frösteln" das über ihn hinweg zog, er schob es auf eine zu niedrig eingestellte Kabinen Temperatur. Unruhe stieg in ihm auf und im Bauch kribbelte es, das deutete er als: Lampenfieber. »Citraa in einer Minute weiterfahren«, seine Stimme klang hingebungsvoll versunken.

      * * *

      KAPITEL 8

       Visitor alpha U P.

       Realer Bereich.

      Synchron zu Sorels Lift Abfahrt, erwachte Sophie auf der Couch im Quartier von Luckas.

      Sie schaute sich orientierungslos um, das davor keimte empor. Von jetzt auf hier verspürte sie die Cybord Berührung am ganzen Leib. Angeekelt sprang sie auf und stürmte in die Nasszelle.

      Während sie unter der lautlosen Ultraschalldusche stand und sich mit den Fingern das anfassende Gefühl abschrubbte, hörte sie, wie die Quartiertür auf und zu ging. Nach Sekunden wiederholte es sich. Sie nahm an: »Es ist Luckas, er bringt das Reisegepäck vor die Tür. Sprite wird es dann zur Transportplattform bringen.« Mit diesen Gedanken entstieg sie der Dusche.

      Abermals fuhr die Tür auf und zu. Sie sah ihre Vermutung bestätigt. Gedankenversunken schlüpfte sie in die Unterwäsche, jählings hörte sie im Kopf sanfte melodische Klänge. Die mentale Eingebung kam weder von Sorel, dem Bruder oder von einer mit ihr mental verbundenen Person. Fasziniert lauschte Sophie den harmonischen Sprechgesang, für das drumherum hatte sie keinen Gedanken frei. Aus den Düsen der Frischluftzufuhr strömten dicke Schwaden einer dunstigen Materie, sie stand mittendrin. Die Materie legte sich wie ein Spinnennetz auf Sophies nur spärlich verhüllten Leib, und die beschwörenden Formeln in ihrem Kopf versetzte sie in Hypnose.

      In einem Zeit verschwendenden Tempo lief Sophie zum Wohnraum, dass die Tür vom Quartier Eingang auffuhr, bemerkte sie nicht.

      Dem Hereintretenden eilte ein verführerischer Duft vorweg. Sophie glaubte Sorel ist zurück, zärtlich gurrend lief sie hypnotisiert in ebendiesem Tempo weiter.

      Dem vernebelten Geist entgingen winzige Details. Angefangen beim Duft, dieser ist noch ein ahl pii, und der entströmte einem hageren mit schwarzem Overall. Ebenso nahm sie keine Notiz, von den hinzukommenden Valpas Sicherheitstrupp.

      ~ ~

      (Die Valpas sind eine spezial Schutzgarde. Einer der Gründe für ihre Anwesenheit an Bord vom Raumschiff Visitor alpha U P war: der feindliche Cybord Klon Stella Kama. Bisher war Stella und ihre Brut nicht aufspürbar.)

      ~ ~

      Die fünf Valpas und der hagere Typ trugen vor den Augen ein undurchsichtiges, matt schwarzes Visier. Ihre Overalls umgab ein Flirren, es ist am ehesten mit flimmernder Luft auf einer antiken, glutheißen Asphaltstraße auf der Erde vergleichbar. Durch die Beschaffenheit der Kleidung können sie sich gleichzeitig zwischen unterschiedlichen Dimensionen bewegen.

      Die Valpas blieben im Eingangsbereich stehen und scannten mit den Visieren das in Planquadrate eingeteilte Quartier. Vorsichtig bewegten sie sich Richtung Essplatz. … Etwa auf Höhe vom Kochbereich rief ein Valpas: ›Dimensionsfalle! Im hinteren Raum. Auf zwei Uhr. Pforte offen. Markierte humanoide Person.

      Der Hagere wandte sich blitzartig zur genannten Richtung. Sein Datendisplay im Visier sagte ihm: Es ist Sophie.

      Mit entsetzen sah er, dass die Schwiegertochter geradewegs auf die Offene Pforte – eine Cybord Dimensionsverschiebung – dem Splesh Gitter – zu lief. Es vereinnahmte den gesamten Türrahmen. In der linken oberen Ecke klebte ein künstlich erschaffener Cybord Grog. Von der Konsistenz und Beschaffenheit ähnelte es einer riesigen Qualle. Solch künstlich erschaffene Geschöpfe jagen stets paarweise. Das Gegenstück war in der Nasszelle, es hatte Sophie mit der dunstigen Materie eingehüllt und hypnotisiert. Die weit nach vorn ausgestreckten Grog Fangarme, deren Länge beträgt vier Meter, züngelten nach Sophie.

      »Noch wenige Schritte und der Grog verschleppt sie in die zwischen Dimension«, zu den Gedanken sprintete Kerun hinterher. Doch in dem Moment, wie seine Fingerspitzen den Kleiderstoff am Rücken anfassen wollten, wurde sie von einem Fangarm umschlungen. Selbst jetzt zeigte sie keinerlei Reaktion. Wie sollte sie auch, ihr ganzes Wesen steht unter dem Bann des mentalen hypnotischen Gesanges.

      Das Verhalten war typisch für einen Shumerer Menschen, der von Cybords markiert wurde und der sich bereits zwischen den Dimensionen bewegt.

      Unbeirrt lief sie auf die Cybord Falle – dem Splesh Gitter zu. Es wird sie, sobald ihr Shumerer Wesen durch das Gitter läuft, in eine der zahllosen von künstlichen Intelligenzen – den Cybords – erschaffenen Umgebungen schicken. Jene sind für Menschenartige Wesen (Hominoidea) sowie für die Primaten der Gattung 1348 – Homo sapiens sapiens – sofort tödlich.

      Anders verhält es sich mit allen Shumerer Gattungen. Ihre Spezies kam