Tabea Thomson

BEYOND – Eine andere Wirklichkeit


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und aufs Grausamste gefoltert.

      ~

      Luckas kam in derselben Minute aus dem Schlafgemach, wie Sophie von dem Fangarm umschlungen wurde. Beim Anblick der flimmernden Erscheinungen glitt ihm das Handgepäck aus den Händen und er hetzte in Sophies Richtung. Er bedachte nicht, dass er sich in der dritten Dimension bewegt, Sophie, der Hagere sowie die Valpas hingegen in Zwischendimensionen. Erst als er keinen Meter näher kam, bemerkte er den Unterschied. Reflexhaft setzte er einen Pfiff ab, er hoffte die Schallwellen dringen zu Sophie durch. Jedoch sie lief unbeirrt weiter. Nunmehr lag zwischen ihr und dem Splesh Gitter nicht einmal eine Fußlänge. Von ihrer Vorderseite lösten sich bereits der Schuh sowie der weit schwingende Kleidersaum im scheinbaren Nichts auf.

      Zeitnah machte Luckas mit den Händen Zeichen in der Luft. Es zischte und schabte dann wurde die Luft rings um ihn trüb. Direkt vor ihm klarte es auf. Er stürmte durch das neue Dimensionsportal.

      Der Hagere bemerkte Luckas Anwesenheit, gemeinsam steigerten sie das Lauftempo. Als der Hagere bei Sophie eintraf, wurde sie von Fangarmen umschlungen und ins Gitter gezerrt. Ein Teil der Grog Fangarme peitschte jedoch auf den Hageren ein. Der Schmiss sich mit aller Wucht auf die Stelle, wo Sophie eben noch sichtbar war, seine Arme waren nach vorn ausgestreckt.

      Luckas wiederum, die Luft hinter ihm bildete eine Barriere, hechtete auf das Gitter zu. Jedoch bevor er es berührte verwandelte sich seine menschliche Gestalt in Energiestrahlen. Die Lichterscheinung preschte wie ein Pfeil durch das Gitter. Der Grog sah in dem Hagere die nächste Beute, die Fangarme stülpten sich über ihn.

      Die Valpas eilten dem Hageren zur Hilfe, eine unsichtbare Barriere hielt sie auf. Sie schauten fassungslos aneinander an. Zumal sie wussten: Niemand außer einem Luxem konnte so was. – Luckas MaccGallen war nach der den vorliegenden Informationen kein Auserwählter. Was oder wer, war der, dass er so was kann?

      Ein zischendes Geräusch lenkte ihre Blicke auf den Hageren, er schoss eine Salve mit Energiewellen auf den Grog. Die Fangarme zerbarsten in unzählbare Fragmente.

      Der Hagere sprang auf, und als er einen Schritt in Richtung Gitter setzte, schoss Sophie rückwärts hindurch, der Hagere griff beherzt zu und bugsierte sie aus der Gefahrenzone. Im nächsten Moment wurde die Lichterscheinung im Gitter sichtbar, und sobald sie ins diesseits wechselte, wurde daraus wieder Luckas. In den Händen hielt er Grog Fangarme.

      Die Valpas standen regungslos da. Zwei von denen überwanden die Starre, sie schnappten sich je einen kleineren Reisetornister von Luckas und mit aller Wucht schmissen sie die Behältnisse auf das Splesh Gitter.

      Mit einem lauten zischenden Plopp verschwand die Dimensionsfalle. Allerdings um Sophie blieb der dunstige Schleier erhalten, dass bedeutet: es gibt an Bord noch mehr Cybord Fallen.

      Zeitgleich mit dem Verschwinden der Gefahr bereiteten die Valpas alles für die Versiegelung des Portals und des Quartiers vor.

      Der Hagere stand auf, danach nahm er das Visier ab.

      »Kerun?« Luckas sah ihn unverständlich an.

      Kerun tätschelte dem Retter vertraut auf den Rücken.

      »Danke.«

      »Wieso hast du mir«, schnaufte Luckas erbost, »als ich dich vorhin wegen der technischen Probleme kontaktierte nichts von der Falle gesagt.«

      »Was für technische Probleme meinst du, und wann soll es gewesen sein?«

      »Vor circa zehn Minuten ...«

      »Negativ!«, schmiss Kerun dazwischen, »Die Valpas und ich waren da bereits auf den Weg hierher. Wie üblich hatten wir Funkstille vereinbart. Erst im Quartier haben wir uns über den internen Visier-Funk unterhalten. Das eben war ohne Zweifel ein gut ausgetüftelter Anschlag.«

      »Latuu!«, zischte Luckas gallig, »Sophie sagte mir vorhin: ›Sie kann nicht mit Sorel zusammen sein. Ihre Angst ist zurück.

      Ich sagte ihr: Euch geschieht nichts. Und nun gab es einen Anschlag.«

      »Die Angst muss sie allein überwinden, aber den Appetit auf Sorel kann ich ihr zurückgeben.«

      Am Satzende fuhr Kerun den ahl pii sehr hoch, danach beugte er sich zu Sophie herunter und gab ihr einen feuchten Lippenkuss. Schlagartig schwelgte Sophie wieder in den Gefühlswelten des imitierenden Weckmittels. Das war nicht verwunderlich, sein ahl pii stimmt bis ins kleinste Molekül mit dem seines Sohnes überein.

      Sophie gurrte zärtlich, und ganz unbefangen vergrub sie die Nase an Keruns Hals, einen tiefen Atemzug später schnurrte sie genüsslich.

      Ihm entlockte die Verzückung lediglich ein mattes schmunzeln. Und das, obwohl er wegen der Sucht nach Sophies Pheromonen rasend vor Verlangen sein müsste. Der Grund war simpel: Sophies pon le hatte jetzt eine andere Zusammensetzung.

      Kerun ging vor der Liegestätte auf die Knie und senkte den Kopf dicht über Sophies Stirn.

      Ihr Unterbewusstsein verstand seine Nähe falsch. Zärtliches Schnurren, das mehr forderte, brachte ihre Erwartung zum Ausdruck.

      Über Keruns Gesicht lag der Schatten einer Vorahnung.

      Auf Lukas Lippen lag ein freches Grinsen. »Wehe!, wenn sie den Nasenbetrug bemerkt!«

      Knall auf Fall öffnete Sophie die Augen. Ihr wütender Blick traf Kerun wie eine Ladung Giftpfeile. Erschrocken sprang er auf. Sie tat es ihm gleich, allerdings stauchte sie ihm gehörig zusammen.

      Luckas – ihr innigster Vertrauter – riss Sophie zu sich herum. »Er wollte damit nur seine Erleichterung ausdrücken, dass wir dich zurückhaben. Wenn sich hier jemand entschuldigen muss, dann bist du das.«

      »Zurückhaben?« Sophie klang verwirrt. »Mich?«

      Das wiederum war Keruns Stichwort, er berichtete von den vorgefallenen: »... dieses Cybord Biest Stella und ihre Brut ist außer Kontrolle. Sie brachten Störsender beidseitig der internen Portale an, die verhindern das wir«, er zeigte dabei auf Luckas und sich, »auf eine Gefahr aufmerksam wurden. Erst als deine Biowerte die typischen Merkmale einer Cybord Markierung anzeigten, wurde mir die Situation bewusst.«

      »Markierung?«, reflexhaft faste sich Sophie an die Stelle der Schulter, wo sie von dem Cybord Biest Stella berührt wurde. Schlagartig ergab das Gefühl, etwas liegt auf meiner Haut und saugt seinen pon lee aus allen Hautporen, eine Angst einflößende Bedeutung. Bei der Erkenntnis steigerte sich Sophies Atemfrequenz.

      »Ich muss zu Sorel auf die Brücke«, keuchte sie aufgebracht.

      Kerun sah sie fragend an.

      »Sorel hat das echte Weckmittel intus. Wir haben im Lift heißblütig geschmust, dabei habe ich unbewusst die Markierung übertragen«, gestand sie mit erstickender Stimme.

      Zu der notdürftigen Erklärung sauste sie in Richtung Quartier Ausgang. Die Valpas versperrten ihr den Durchgang. Sophie schnaufte erzürnt.

      Kerun trat hinter die Schwiegertochter und drehte sie zu sich herum. Damit sie ihm nicht entwischt, fasste er sie derb an den Armen. Dabei schrie er: »Nach deinem Jagdunfall sind die Psi-Kräfte noch schwach.« An Sophies Minenspiel sah er, sie will Protest einlegen. »Auch wenn es nur ein junger Gulco war, der Springwurm hat dir viel Elias-Energie geraubt. Der Cybord Klon Stella hat es dir heute mit der Markierung gezeigt: Du bist längst noch nicht voll einsatzfähig.«

      Das saß!, sie schlich mit gesenktem Kopf zur Küchenzeile, aus dem Kühlschrank nahm sie eine Flasche Sprudelwasser. Wer sie nicht kennt, dachte: Seine Worte zähmten ihr rebellisches Gemüt. Doch weilt gefehlt! Auf der Kleideroberfläche bauten sich winzige Energieladungen auf. Wer nicht wusste, was es ist, hielt es für ein harmloses Stoffglitzern. Luckas und Kerun fielen nicht darauf rein. Sie besprachen, von Sophie unbemerkt, in Gedanken das weitere Vorgehen. Bei dem war Vorsicht oberstes Gebot, das stetig anwachsende Glitzern auf Sophies Kleiderärmeln bestätigte ihren Argwohn.

      Kerun wandte sich den Valpas zu, und Luckas lief zu Sophie, sie lehnte am hohen Kücheneinbauschrank. Vier Schritte vor ihr machte er einen Schwenk nach links und öffnete