carla de bakel

Luis Lobster und das Geheimnis von Nevermore


Скачать книгу

meinem guten alten Lexikon. Tatsächlich entdeckte ich noch mehr Zeichen, die in der Geheimschrift vorkamen! Ein Foto und ab damit zu Max.

      Max!!! Die 2 Minuten sind over. Sieh dir das an - uralte astrologische Symbole. Nimm mal die Anfangsbuchstaben davon und setzte sie in unser Alphabet ein: Sonne - Mond - Jupiter - Venus - Uranus - Neptun

       Not bad - but look at this: signs of zodiac

      Und? Was soll das sein?

       Symbole für Sternzeichen, old boy. Müsstest Du doch wissen, du Symbol- Freak! Also, der Reihe nach von oben nach unten:

      Zwilling, Krebs, Löwe, Waage und Fische! Und nun nimm auch hier die Anfangsbuchstaben und setzte sie ein …

      O.k., Ihr Wunsch sei mir Befehl, mein Herr. - Fertig. Aber

      zähl mal - ich komme nur auf 24 Zeichen, beziehungsweise

      Buchstaben. Da fehlt doch etwas?

      Exactly. Es gibt kein i und kein Q. Aber überleg mal: Ein Q kann man auch mit K und U ausdrücken - und J und i sind

       very near, my dear. In unserer Reihenhausanlage kommt nach der Hausnummer i gleich das k. Kein J. Damit Mr. Postman die Briefe nicht verwechselt - sagt der alte Miller, unser Hausmeister. Also: J ist auch gleich i, wetten?

      Ich wette nie - aber lass es uns ausprobieren. Vielleicht knacken wir so die Schrift um den Stern herum. … Ich hab´s,

      alter Junge! Ergibt tatsächlich einen Sinn!

      Wasser, Feuer, Luft und Erde,

      kein Element zu stark je werde …

       Aufs Gleichgewicht stets gebet acht,

      sonst kommt das Böse an die Macht! Well, it sounds like a warning ...

      Stimmt. Aber wozu oder weshalb?

      Wait, here is something else about this funny star. Ein aus zwei übereinander gelegten, gleichschenkeligen Dreiecken bestehender Stern ist ein Hexagramm. Man findet dieses Zeichen bereits im Mittelalter als Zeichen der Alchemie, einer frühen Form der Wissenschaft und es hat nichts mit Hexerei zu tun. Es steht unter anderem für die Einheit der vier Elemente, wobei zu jedem Element eine Himmelsrichtung, eine Jahres- und Tageszeit, sowie verschiedene Metalle und Aggregatzustände gehören. Die Alchemisten forschten nach dem Stein der Weisen und nach einer Formel für die künstliche Herstellung von Gold.

      Na, bitte! So langsam kamen wir der Sache doch näher. Ich rollte nun die Karte auseinander, an der der Hummer mit der Geheimschrift gehangen hatte. Das musste einfach eine Schatzkarte sein! Und dort, bei der Pyramide, lag ganz sicher der Stein der Weisen, ein riesiger Klumpen Gold, versteckt. Die Schrift darüber war leider beim besten Willen nicht mehr zu entziffern - verblasst oder zerlaufen. Außerdem verwandelten sich die vielen Zeichen und Symbole vor meinen Augen jetzt ständig in Zahlen und Brüche. Wenn das nicht die Schatten waren, die die morgige Mathe-Arbeit vorauswarf. Ohne die Hilfe von meinem Dad würde das Üben aber ein aussichtsloses Unterfangen sein, so dass ich mich doch noch für einen Besuch bei meinen Eltern im Theater entschied. Auch wenn die Hauptprobe der Oper Don Giovanni mich sicher nicht vom Hocker hauen würde - vielleicht gelang es mir ja Dad zwischendurch ein paar mathematische Formeln aus der Nase zu ziehen. Ich verabschiedete mich von Max und überließ ihn dem guten alten Winchester Cathedral. Dann schwang ich mich mit meiner neuen Brille aufs Fahrrad und radelte los. Der Bühnenpförtner des Theaters war entzückt den „Filius“ von Herrn und Frau Lobster kennen zu lernen. Und besagter Filius erfuhr von ihm, dass die Theaterprobe um eine Stunde verschoben worden war.

       APL Alles Parallel Lösbar

       Filius lat. Sohn

      Kapitel 5

      Da stand ich also wieder draußen und überlegte, was zu tun sei mit diesem angebrochenen Nachmittag, als mir Platsch!, ein dicker Tropfen vor die Füße fiel. Und dann noch einer. Verwundert schaute ich hinauf in den Himmel. Es regnete noch gar nicht. Mein Blick streifte die Fassade des Theaters und die zwei Säulen, auf denen je eine kräftige Herkules-Statue kniete. Die beiden ließen ihre steinernen Muskeln spielen, um das Portaldach über dem Haupteingang zu stützen. Auf ihrer steinernen Stirn entdeckte ich Schweißtropfen, die in kleinen Bächen an ihren gut gebauten Körpern hinunter rannen. Ich blinzelte und stellte meine Augen scharf - aber es blieb dabei. Sie schwitzten wie Sau, die armen Kerle. Sollten etwa daher die Tropfen? Ich konnte den Satz nicht zu Ende denken, denn nun legte einer der beiden Muskelprotze eine Pause ein und hob das Dach herunter, um sich den Schweiß von der Stirn zu wischen. Es hing schon ganz schief und drohte abzustürzen. Im selben Moment öffnete sich die darunter liegende Eingangstür und eine Dame trat heraus. Jetzt blieb sie stehen und öffnete ihre Handtasche.

      »Vorsicht! Weg da! Das Dach!« , schrie ich und sah die gute Frau schon unter riesigen Steinbrocken begraben. Sie ließ vor Schreck die Tasche fallen und sprang zurück. Ich nahm die Brille ab und rieb mir die Augen. Zwei, drei Sekunden vergingen und – es passierte nichts, überhaupt nichts; nicht einmal ein Krümel war herunter gefallen, und als ich zeitgleich mit der Dame wieder nach oben schaute, war dort alles in bester Ordnung.

      »Also wirklich!« Ihr erstaunter Blick wanderte vom Dach zu mir. »Wenn das ein Scherz sein sollte, ist er dir ganz und gar nicht gelungen!« Empört hob sie ihre Tasche auf und ging kopfschüttelnd davon. Ich wäre am liebsten im Erdboden versunken, aber leider tat sich nirgendwo ein Spalt auf. Einfach zu peinlich, das Ganze. Ich schaute mich unauffällig um - Gott sei Dank war die Straße wie ausgestorben, so dass mir hoffentlich Zeugen dieser schwachsinnigen Aktion erspart geblieben waren. Ich setzte meine Brille wieder auf und spürte die Geldscheine in der Hosentasche. Knisternd erinnerten sie mich an mein Versprechen. Das Museum stand gleich neben dem Theater und war ein moderner Neubau mit Glasfassade, ganz ohne Schnörkel und Verzierungen figürlicher Art, wie ich aufatmend feststellte. Zwei dunkelrote Fahnen, die rechts und links vom Eingang des Museums hingen, verkündeten in Goldbuchstaben den Namen der Ausstellung:

       MENSCHEN( S )KIND !

      Als ich in der angenehm kühlen Eingangshalle ankam, saß dort hinter der Kasse eine Dame in einem strengen, blauen Kostüm, die bei meinem Anblick sofort begeistert lächelnd aufsprang. Ihre hochgetürmte, grauviolette Frisur geriet dabei bedenklich ins Schwanken, was sie jedoch nicht daran hinderte, munter auf mich ein zu plappern. So hatte sie mir schon eine Schülereintrittskarte verkauft, bevor ich meine Frage nach dem Katalog überhaupt stellen konnte. Da bis zum Beginn der Opernprobe immer noch ausreichend Zeit blieb, konnte ich ja tatsächlich einen Blick in die heiligen Hallen werfen. Als Bonus - Punkt für Mum, so zusagen. Also trabte ich den Flur entlang und betrachtete gelangweilt die Einzel- oder Gruppenporträts von Kindern aus längst vergangenen Jahrhunderten. Total uncool sahen die aus. Kein Wunder, dass sie mich so verdrießlich anstarrten; dann streckte mir eines der Gören die Zunge heraus, ein anderes rollte mit den Augen und wieder ein