K. Krista

DNA


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Meeres erinnern, auch sein männliches, überaus markantes, fast schon verwegen wirkendes Gesicht, sprechen mich sehr an. Um nicht zu sagen, dass er mir ausgesprochen gut gefällt. Aufseufzend stelle ich enttäuscht fest, wären die Umstände andere, könnte ich mir einiges mit ihm vorstellen.

      Bevor ich mich von ihm verabschiede, frage ich nach, ob noch weitere Befragungen nötig sind.

      Er sieht mich verwundert an.

      >>Ich möchte mich für eine Weile zurückziehen, die letzten Tage waren einfach zu viel für mich<<, kläre ich ihn auf.

      >>Nein, eine weitere Befragung wird nicht nötig sein, sollten allerdings einige Gegen-stände aus dem Raub wieder auftauchen, dann würde ich sie Zwecks Identifizierung der Stücke benötigen<<, erwidert er sichtlich bedauernd.

      Seine Reaktion zeigt mir, dass es ihm ähnlich wie mir ergeht, er würde mich sicher auch gerne wieder sehen. Erfreut und doch gleichzeitig bedauernd, übergebe ich ihm eine Visitenkarte des Rechtsanwaltes Dr. Hoffmann, mit dem Hinweis, dass dieser mich jederzeit erreichen könnte und verabschiede mich.

      Das Leben geht wirklich seltsame Wege.

      Der erste Mann, der mich interessiert tritt in mein Leben, als mir nichts ferner liegt, als eine Beziehung zu beginnen. Mein Leben wurde von einer Minute auf die andere total auf den Kopf gestellt und meine Gedanken sind ausschließlich davon bestimmt, die Mörder meiner Eltern zu finden. Liebe und Glück haben im Moment keinen Platz in meinen Gedanken, ja ich kann mir zurzeit nicht einmal vorstellen, überhaupt wieder so etwas wie Glück zu empfinden.

      Der Professor wartet bereits auf dem Flur und wir machen uns auf den Weg, zurück in seine Wohnung.

      ***

      >>„Onkel“ Juan?<<

      Beginne ich vorsichtig, er sitzt im Schneidersitz auf dem Wohnzimmerboden und ich befürchte schon, dass ich ihn in seiner Meditation gestört habe, doch er sieht freundlich zu mir auf.

      >>Wie kann ich dir helfen?<<

      >>Ich werde diese Mörder nicht davon kommen lassen<<. Langsam lasse ich mich, ebenfalls im Schneidersitz, vor ihm nieder. >>Ich werde die Arbeit meines Vaters fortsetzten und bei dieser Gelegenheit nach den Mördern meiner Eltern suchen.<< Und obwohl meine Augen feucht werden, ist meine Stimme entschlossen und hart.

      Entsetzt sieht „Onkel“ Juan mich an.

      >>Das ist Wahnsinn Nicole, warst es nicht du, die mir heute Morgen noch sagte, dass solange wir Beide leben, der Tod deiner Eltern nicht umsonst war?<<

      >>Ich habe nicht vor zu sterben „Onkel“<<, erwidere ich bestimmt. >>Wie du weißt verfüge ich über außergewöhnliche Fähigkeiten. Ich habe mir alles sehr genau überlegt. Sobald Rechtsanwalt Hoffmann einen geeigneten Ort für uns gefunden hat, werde ich mich genau über die Arbeit meines Vaters informieren, du wirst mir alles über Gentechnik beibringen, was du weißt und ich werde jeden Tag trainieren. Ich suche mir einen Trainer der mich in verschiedenen Kampftechniken ausbildet und wenn ich alle Informationen habe, die ich benötige, werde ich die Mörder meiner Eltern aufspüren.<<

      >>Und dann Nicole, was wirst du dann tun?

      Willst du sie töten?<<

      >>Ich weiß es nicht<<, gestehe ich resigniert, soweit hatte ich noch nicht gedacht. War ich wirklich bereit die Mörder meiner Eltern zu töten, bereit schon, aber könnte ich es auch?

      >>Du bist fest entschlossen nicht wahr?<< Lenkt der Professor ein.

      >>Ich kann mich nicht irgendwo auf der Welt verkriechen und einfach so weiterleben als wäre nichts geschehen. Es ist etwas Schreckliches geschehen, mein gesamtes Weltbild ist von einem auf den anderen Tag zerstört worden, von Menschen zerstört worden, gegen die, wenn ich nichts unternehme, niemand etwas unternimmt<<, entgegne ich verzweifelt.

      Der Professor nickt langsam und nachdenklich mit dem Kopf. >>Ich verstehe dich besser als du denkst Nicole, aber du bist noch nicht bereit dazu. Ich gebe dir recht, du hast besondere Fähigkeiten, die durch gezieltes Training wirkungsvoll eingesetzt werden könnten.<<

      >>Du wirst mir also helfen<<, rufe ich erfreut aus.

      >>Dafür bin ich nicht die richtige Person, aber ich kenne jemanden, der dir helfen könnte, falls er es möchte<<, fügt er zweifelnd hinzu. >>Es ist spät geworden, lass uns morgen weiter reden, ich muss eine Nacht darüber schlafen.<<

      Mit diesen Worten steht mein „Onkel“ auf und begibt sich langsam in sein Schlafzimmer.

      Ich kann vor Aufregung kaum einschlafen, wenn der Professor mir zur Seite steht, kann ich alles schaffen. Doch sein Einwand, wie ich reagieren werde, sollte ich den Mördern meiner Eltern gegenüber stehen, hat mich mehr verwirrt, als ich zugeben will. Ich war noch niemals in der Situation, mir Gedanken darüber zu machen, ob ich dazu fähig wäre, einen Menschen zu töten.

      Lange liege ich wach und komme zu keinem Ergebnis, bis ich endlich mit dem Ge-danken, dass, sollte ich vor eine solche Entscheidung gestellt werden, sicher die Richtige treffen werde, einschlafe.

      NEUN

      Seit vier Wochen bin ich in Österreich.

      Rechtsanwalt Hoffmann hat einen wundervollen Ort für uns gefunden. Das Haus liegt sehr abgelegen und ist von einem weitläufigen Grundstück umgeben. Der kleine Ort trägt den Namen Glanz, und liegt so entlegen, dass er nur auf wenigen Karten verzeichnet ist. Obwohl sich dieser Ort im Nationalpark Hohe Tauern befindet, ist der Tourismus noch nicht bis hier her vorgedrungen. Glanz ist eine Ansiedlung von einigen wenigen Bauernhöfen sowie zwei Ferienhäusern, unweit zum Großglockner und dem dazugehörigen Hohe Tauern Gebirge. Zum Einkaufen muss man in die, wenige Kilometer entfernte, Stadt Matrei, fahren, Gaststätten und Lebensmittelgeschäfte sucht man vor Ort vergebens.

      Das Grundstück liegt einige hundert Meter hinter dem Ort Glanz und ist nur über einen privaten Schotterweg zu erreichen, es führen keine weiteren Straßen oder Wanderwege am Anwesen vorbei, ferner ist das Grundstück von Feldern und Wiesen umgeben, sodass jeder Besucher bereits von Weitem gesehen werden kann. Fährt man aus Glanz heraus auf das Grundstück zu, hat man das Gefühl, das Haus würde direkt am Fuße des Großglockners stehen, in Wirklichkeit sind es allerdings noch mehrere Kilometer. Bei guter Sicht meint man fast einzelne Felsvorsprünge erkennen zu können, so nah erscheint dieser gewaltige Berg, der mit 3798 m der Höchste Österreichs ist.

      Ich habe mich sofort in den Ort und das Haus verliebt, als ich vor vier Wochen hier angekommen bin. Die Lage ist geradezu ideal, kaum anzunehmen, dass uns hier jemand finden oder vermuten wird. Das Gebäude ist sehr großzügig und modern geschnitten, von außen wirkt es eher wie ein typisches Bauernhaus, mit den grünen Fensterläden und den Balkonen aus dunklem Holz, innen erwartet einen jedoch eine modern geschnittene Wohnfläche. Das ca. 40 qm große Wohnzimmer, ist zum Garten hin mit einem, über die gesamte Breite reichenden Panoramafenster ausgestattet, dadurch wirkt es sehr hell und freundlich, ein großer offener Kamin gegenüber, bildet einen gemütlichen Blickfang, doch die Aussicht durch die Glasfront, auf den Großglockner ist das Highlight des Zimmers, der Blick ist einfach atemberaubend.

      Ich habe immer davon geträumt, eines Tages in der Nähe von Bergen zu wohnen, wären die Umstände anders, könnte ich mein Glück kaum fassen. Es ist mir jedoch immer