K. Krista

DNA


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ich mich für ihr Leben auf dem Land interessiere, kommen wir sehr schnell ins Plaudern und ich erfahre, dass sie auf ihrem Hof einen kleinen Hofladen unterhält, hauptsächlich für die feinen Herren, die hier ihre Ferienhäuser haben, wie sie mir hinter vorgehaltener Hand erzählt, in dem ich Brot, Eier, Milch und Gemüse kaufen könnte. Das Angebot habe ich gerne angenommen und fahre seit dem mehrmals wöchentlich bei Resi vorbei, teils um etwas einzukaufen, oft aber auch einfach nur um zu „ratschen“, so wie heute.

      Nach einigen Treffen wollte Resi natürlich wissen, was mich als „Städterin“ aufs Land verschlagen hat und ich blieb so gut ich konnte bei der Wahrheit. Erzählte ihr von meinem Schicksalsschlag und dass ich mich für einige Monate mit meinem „Onkel“ aufs Land zurückziehen möchte. Ich sehe wohl, dass Resi gerne noch mehr gehört hätte, aber sie ist ein sehr einfühlsamer Mensch und erkennt, dass ich nicht mehr sagen kann oder möchte und lässt es bei meiner Erklärung. Sie hat mich seither nie mehr darauf angesprochen.

      Wenn wir uns treffen, erzählt sie mir den neuesten Klatsch aus dem Ort oder der „Stadt“ Matrei, während ich ihr von den Orten und Ländern berichte, die ich Dank meiner Eltern bereisen durfte.

      Resi bewirtschaftet zusammen mit ihrem Mann einen kleinen Hof. Etwas Milchvieh ein paar Ochsen, ein paar Hühner und ein bisschen Land für das Futter der Tiere. Da ihr Mann und sie den Hof als Biolandwirte führen, kommen sie ganz gut zurecht. Sie haben einen Sohn, der allerdings in Salzburg als Tierarzt arbeitet, hoffen dennoch, wie sie mir seufzend gesteht, dass er sich irgendwann dazu entschließt, den Hof zu übernehmen.

      Ich habe mir angewöhnt, nie das Haus ohne Perücke zu verlassen, schon im Hinblick darauf, dass ich hier mit meinem „Onkel“ wohnen werde und er eindeutig asiatisch aussieht. Da die Perücke eine Eurasierin aus mir macht, ist die Geschichte, dass sich in meiner Familie Chinesen mit Europäern mischen, glaubhafter. Da Resi noch nie, außer im Fernsehen natürlich, einen Chinesen gesehen hat, freut sie sich ganz besonders auf den Professor und bittet mich, bald mit ihm bei ihr vorbei zu kommen. Sie würde auch ihren berühmten Apfelkuchen für ihn backen, den man wirklich probieren sollte, ich liebe diesen Kuchen inzwischen sehr.

      Überhaupt habe ich mich schnell mit Resi angefreundet, mit ihrer fürsorglichen und mütterlichen Art hat sie es irgendwie in der kurzen Zeit geschafft, so etwas wie ein Mutterersatz für mich zu werden. Es ist wirklich nicht meine Art, mich bei fremden Menschen auszuweinen, aber als ich Resi von Tod meiner Eltern erzählte und mir die Tränen kommen, ist sie so mitfühlend und fürsorglich zu mir, dass ich es einfach zu-lasse, als sie mich in den Arm nimmt und mich wie ein kleines Kind wiegt, bis ich mich wieder gefasst habe.

      ZEHN

      Endlich, die Glocke, das muss er sein.

      Aufgeregt laufe ich zur Eingangstüre, sehe in die Kamera und tatsächlich, da lächelt mich „Onkel“ Juan an, er hat sich mit einem Taxi bringen lassen, wie er es angekündigt hatte. Schnell drücke ich auf den Öffner für das Tor und laufe nach draußen, das Taxi startet gerade um die letzten Meter bis zum Haus zu fahren, ich muss mich beherrschen um ihm nicht entgegen zu laufen.

      Mein „Onkel“ hat kaum die Gelegenheit aus dem Taxi auszusteigen, da falle ich ihm bereits um den Hals. Meine Augen werden feucht, diesmal allerdings vor Freude da-rüber, ein bekanntes und geliebtes Gesicht zu sehen. In meinem Eifer bemerke ich erst nicht, dass sich noch jemand im Taxi befindet. Ein Mann, ganz in den Farben orange und rot gekleidet, steigt ebenfalls aus dem Taxi, während der Professor den Fahrer entlohnt, der mehrere Taschen aus dem Kofferraum des Taxis auslädt.

      Völlig überrascht und erstaunt über die würdevolle Ausstrahlung des Mannes in Orange, kann ich ihn nur anstarren und werde erst durch die Stimme meines „Onkels“, wieder aus meiner Starre geholt.

      >>Das ist mein guter Freund Li Song<<, stellt er den Mann in Orange vor, der eine große Tasche neben sich abstellt, die Hände vor der Brust zusammenlegt und sich vor mir verneigt.

      Immer noch zu keinem Wort fähig, verbeuge ich mich ebenfalls vor ihm, niemals habe ich eine Verbeugung richtiger empfunden, als in diesem Moment. Wäre Buddha vor mir erschienen, hätte ich nicht ehrfürchtiger sein können. Der Mann strahlt eine sofort spürbare, wohltuende Ruhe aus. Jetzt erst fällt mir auf, dass er wie ein buddhistischer Mönch gekleidet ist. Er ist sehr groß und schlank, wie bei Mönchen üblich, ist er auf dem Kopf kahl rasiert. Er lächelt mich an und sein Gesicht scheint zu leuchten. Kleine Fältchen bilden sich an seinen gütigen Augen und mir ist sofort klar, dass ich einen Menschen vor mir habe, der das Leben und alles was sich darin bewegt liebt und ehrt. Ich bin völlig ergriffen von seiner spirituellen, fast möchte ich sagen, erleuchteten Ausstrahlung.

      Plötzlich höre ich ein leises Jaulen, es kommt aus der großen Tasche, die Li Song vor der Begrüßung neben sich abstellte. Mein Blick wandert von ihm zu meinem „Onkel“, der mich mit einem breiten Grinsen ansieht.

      >>Sieh nach Nicole, ich habe eine Überraschung für dich<<, fordert er mich auf.

      Ich stürze mich auf die Tasche und öffne vorsichtig den Reißverschluss.

      >>Woher wusstest du, dass ich mir Hunde wünsche<<, rufe ich erfreut aus.

      Aus der Tasche sehen mich zwei Hundebabys mit großen braunen Augen an.

      Überglücklich schnappe ich alle Beide und hebe sie aus der Tasche um sie auf dem Grundstück laufen zu lassen.

      >>Es handelt sich um zwei Bordeaux Doggen<<, erklärt der Professor lächelnd.

      Die kleinen Hundebabys machen keine Anstalten sich von mir weg zu bewegen und so knie ich mich zu ihnen hinunter und wir machen uns ausgiebig miteinander bekannt, ich vergesse alles um mich herum, so fasziniert bin ich von den beiden Tieren.

      Dann fällt mir ein, dass ich einen Gast habe, erschreckt springe ich auf, doch nur der Professor steht neben mir, von Li Song keine Spur. >>Entschuldige bitte „Onkel“, wie unhöflich von mir, wo ist denn unser Gast?<<

      >>Li sieht sich auf dem Grundstück um Nicole, kein Grund zur Sorge, er nimmt dir dein Benehmen sicherlich nicht übel. Lass uns einfach schon vorgehen, es wird sicher eine Weile dauern, bis er mit jedem Baum und jeder Pflanze gesprochen hat<<, setzt er lächelnd hinzu.

      >>Machst du Witze?<<

      >>Irgendwie schon<<, lächelt der Professor mich an, >>und irgendwie auch nicht, Shaolin Mönche sind eine Spezies für sich<<, er schüttelt lächelnd den Kopf und geht auf die Eingangstüre zu. >>Die Hunde kannst du draußen bei Li lassen<<, ruft er mir zu, bevor er im Haus verschwindet.

      Seufzend schubse ich die Hundebabys in Richtung Wiese, sehe noch kurz nach Li, kann ihn allerdings nirgends entdecken und folge meinem „Onkel“ ins Haus.

      >>Schön hast du alles eingerichtet<<, empfängt er mich, als ich das Wohnzimmer betrete.

      >>Auch ich habe eine Überraschung für dich „Onkel“<<, ich kann es kaum erwarten, ihm das Labor zu zeigen und schiebe ihn aufgeregt in Richtung Kellertüre.

      >>Nicht so schnell, ich bin ein alter Mann<<, wehrt er sich nicht wirklich ernsthaft und lacht, als ich ihn die Kellertreppe hinunter führe. >>Hast du eine Folterkammer für mich eingerichtet?<<

      >>So etwas ähnliches<<, lache ich ihn an.

      >>Augen