K. Krista

DNA


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werde ich, darauf kannst du dich verlassen<<, entgegne ich empört.

      Langsam werde ich richtig wütend, da laufen skrupellose Verbrecher und Mörder in Deutschland frei herum und kein Mensch tut etwas dagegen. Das wird kein freundlicher Besuch bei Major Berger werden, aber vorher haben wir noch andere Dinge zu erledigen.

      Ich hatte ganz vergessen, Rechtsanwalt Hoffmann zu bitten, die Organisation der Beerdigung meiner Eltern zu übernehmen und als mein Onkel das Telefongespräch mit ihm mit bekommt, beginnt er erneut zu weinen.

      >>Wenn ich nicht teilnehmen darf, wird mir die Gelegenheit genommen, deinen geliebten Eltern, meinen besten Freunden, die letzte Ehre zu erweisen<<, schluchzt er leise.

      Obwohl auch mir bei diesen Worten die Tränen in die Augen steigen, nehme ich ihn zärtlich in den Arm. >>Wir lassen irgendwo eine Messe für sie lesen, wir müssen uns nicht an ihrem Grab von ihnen verabschieden und irgendwie war es auch der letzte Wille meines Vaters, dass wir nicht zu seiner Beerdigung erscheinen. Wir sollten das respektieren, auch habe ich das Gefühl, solange wir Beide leben „Onkel“ Juan, sind meine Eltern nicht umsonst gestorben.<<

      Dankbar lächelt er mich an. >>Du bist ein gutes Kind, deine Eltern waren immer, jede Minute voller Stolz auf dich, ich hoffe du weißt das und vergisst das nie.<<

      Während wir uns gegenseitig umarmen, weinen wir bittere, aber auch erlösende Tränen, ich um meine Eltern, mein „Onkel“ um seine besten Freunde.

      SIEBEN

      Am nächsten Morgen führe ich ein weiteres Gespräch mit Rechtsanwalt Dr. Peter Hoffmann, indem ich ihn bitte, ein Haus für uns, mit einem großen Grundstück, in einer abgelegenen Gegend, in Österreich zu finden. Mir ist diese Nacht klar geworden, dass ich den Tod meiner Eltern nicht ungesühnt lassen kann, mir zurzeit aber die Kraft und die Informationen fehlen, etwas zu unternehmen. Deshalb habe ich mich entschlossen, mit dem Professor, zunächst Deutschland zu verlassen, zur Ruhe zu kommen und alle Informationen zu sammeln, die ich benötige um die Mörder meiner Eltern ausfindig zu machen.

      Als Erstes lege ich mir eine schwarze Langhaarperücke zu, verwende in den nächsten Tagen nur noch meinen neuen russischen Pass und achte darauf, deutsch mit russischem Akzent zu sprechen. Zunächst überlege ich noch, was ich an meinem Aussehen außer der Perücke verändern könnte, bis ich sie zu Hause das erste Mal ausprobiere. Die Perücke verändert mein Aussehen so komplett, dass ich mich selbst kaum wieder erkenne. Meine, von Natur aus leicht gebräunte Haut, wirkt im Kontrast zu den dunklen Haaren plötzlich fast weiß und meine grünen Augen leuchten, wie ich es nie für möglich gehalten hätte. Kurz überlege ich, ob ich noch farbige Kontaktlinsen besorgen sollte, kann mir aber nicht vorstellen, dass ich auf eventuell geschossenen Bildern, an meiner Augenfarbe erkannt werden könnte. Die Veränderung durch die dunklen Haare ist so extrem, dass selbst mein „Onkel“ zweimal hinsehen muss, bis er mich erkennt.

      Als er sich von dem Schock erholt hat, scherzt er, mit der Perücke würde ich wie eine zu groß geratene Eurasierin aussehen und wirklich, mit meinen leicht schräg stehenden Augen und dem hellen Teint könnte ich glatt für die Mischung aus einer Europäerin und einer Chinesin gehalten werden.

      Um unerkannt Deutschland zu verlassen und in Österreich ab und zu zum Einkaufen zu gehen, denn ich habe nicht vor, das Grundstück oft zu verlassen, wird es reichen.

      ACHT

      Seit dem Tod meiner Eltern ist bereits eine Woche vergangen, da erreicht mich der Anruf des Kriminalbeamten, der am Tatort war, als ich bei meinem Elternhaus eintraf, er bittet mich und „Onkel“ Juan darum, in sein Dezernat zu kommen um eine schriftliche Aussage aufzunehmen. Ich sage zu und wir machen uns wenig später auf den Weg dorthin.

      Im Dezernat angekommen, wird der Professor sofort von einer drallen blonden Beamtin in Beschlag genommen, während man mich bittet noch einen Moment zu warten, Kriminaloberkommissar Krämer hätte gleich Zeit für mich. Es dauert auch nur ein paar Minuten, da öffnet sich die Tür mir gegenüber und Kommissar Krämer bittet mich mit einem freundlichen Lächeln in sein Büro.

      Mir war bei unserem ersten Treffen nicht aufgefallen, wie attraktiv dieser Mann ist. Während er um seinen Schreibtisch herumgeht und auf dem Stuhl dahinter Platz nimmt, habe ich Gelegenheit, ihn genauer an zusehen.

      Kriminaloberkommissar Krämer ist ohne Zweifel Sportler, sein Körper ist zwar sehr schlank, aber bis in den letzten Muskel durchtrainiert. Da ich selbst ein sehr sportlicher Mensch bin und bereits viele trainierte Körper gesehen habe, kann ich dies beurteilen.

      Er ist ein ganzes Stück größer als ich, schätzungsweise 190 cm. Sein dunkles, fast schwarzes, schulterlanges Haar trägt er lässig nach hinten gekämmt, zu einem Zopf gebunden, das Hervorstechende an ihm jedoch sind seine Augen. Als er auf dem Stuhl Platz nimmt und mich direkt ansieht, verliere ich mich beinahe in seinen strahlend blauen Augen. Langsam, ohne den Blick von diesen Augen wenden zu können nehme ich vor seinem Schreibtisch Platz. Seine Augen scheinen auf den Grund meiner Seele blicken zu können und als mir auffällt, dass ich ihn seit Minuten nur anstarre, spüre ich, wie mir die Röte ins Gesicht steigt. Verlegen rutsche ich auf dem Stuhl hin und her und wage es nicht mehr, ihm in die Augen zu sehen.

      Wann beginnt er endlich zu sprechen?

      >>Ich hoffe, ihnen geht es inzwischen wieder etwas besser<<, eröffnet er endlich das Gespräch. >>Ich habe sie an der Beerdigung vermisst, weder der Professor, noch sie waren anwesend.<<

      Es war uns Beiden gesundheitlich nicht möglich, antworte ich leise. Was sollte ich antworten, dass ich befürchtete an der Beerdigung meiner Eltern verschleppt oder ermordet zu werden? Kurz denke ich darüber nach, ob ich ihm den Brief meines Vaters zeigen soll, doch ich verwerfe den Gedanken schnell. Ich müsste alles offen legen, meine Mutation, die im Grunde illegale OP meines „Onkels“ an mir, ohne Rücksprache mit MAD Major Berger, der auch in dem Schreiben genannt wird, möchte ich dies nicht entscheiden, jetzt noch nicht.

      Der Kommissar sieht mich zweifelnd an, belässt es aber bei meiner Antwort und befragt mich danach, wo ich war, bevor ich im Haus meiner Eltern aufgetaucht bin.

      Ich erzähle ihm, dass ich mit dem Flug aus Milano in München ankam und ohne Auf-enthalt direkt zu meinem Elternhaus gefahren bin, der Taxifahrer könnte dies bestätigen, sollte es notwendig sein. Von meinem Erlebnis auf dem Mailänder Flughafen und der deshalb verpassten Maschine, erwähne ich nichts.

      Als er wieder auf den Raub zu sprechen kommt, versuche ich ihn nochmals davon zu überzeugen, dass ich diesen für gestellt halte, dass es sich hierbei um die gezielte Ermordung meiner Eltern handelte. Da ich jedoch meinen Verdacht nur damit begründen kann, dass die wertvollsten Gegenstände nicht geraubt wurden, glaubt Kriminaloberkommissar Krämer weiterhin an einen Raub.

      >>Es hat sich wahrscheinlich und bedauerlicherweise<<, wie er hinzufügt, >>um ganz besonders dumme Räuber gehandelt. Vielleicht sollte es zunächst nur ein Einbruch werden und die Täter wurden von meinen Eltern überrascht.<<

      Da ich ihn über die Hintergründe nicht aufklären kann, nicht bevor ich mich mit diesem Major vom MAD unterhalten habe, belasse ich es resigniert bei seiner Vermutung. Mein Vater hat durch seinen Brief sehr deutlich klar gemacht, dass ich nur sehr wenig Leuten vertrauen kann und selbst wenn mir dieser Beamte sehr sympathisch ist, so kann ich mir nicht sicher sein, dass er mir glauben schenken würde.

      Nach etwa einer Stunde ist die Befragung zu Ende, wobei mir die letzten Minuten davon vorkommen, als ob er lediglich noch Zeit schinden will, was mir sehr schmeichelt. Hätten wir uns unter anderen Umständen kennen gelernt, so wäre ich nur zu gern