K. Krista

DNA


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weggelaufen und haben sich seither geweigert, wieder mit ihr zu spielen. Seit dieser Zeit bekommt sie andere Medikamente und muss an verschiedenen Therapien teilnehmen, was ihr aber sehr viel Spaß macht. Einmal die Woche kommt sogar eine Lehrkraft und bringt ihr Lesen und Schreiben bei, doch am meisten freut es sie, wenn ihr Bruder sie besuchen kommt. Inzwischen kontrolliert Lisa ihre Fähigkeit so gut, dass sie diese komplett ausblenden kann und nicht Gefahr läuft, einen Fehler zu machen.

      Maximilian Krämer hat keine Kenntnis davon, was in seiner Schwester vorgeht und selbst wenn er es wüsste, er hätte es nicht glauben können.

      Parapsychologische Phänomene werden vom Großteil der Wissenschaftler auch heute noch als Humbug abgetan. Ein Irrtum, der bereits zwei Mal in der Geschichte widerlegt werden konnte. Noch um 1930 zählte die Hypnose zur Parapsychologie und wurde von Psychologen als Behandlungsmethode abgelehnt. Heute ist sie aus der Therapie nicht mehr weg zu denken. Selbes gilt für die Meditation, ebenso zunächst für Unfug gehalten, ist heute dieser Einfluss aus Fernost, Bestandteil der Erforschung veränderter Bewusstseinszustände und dringt immer mehr in alle Bereiche unseres fortschrittlichen und teilweise viel zu schnellen Lebens vor. Als Entspannungs-, Entschleunigung- und/oder Konzentrationstraining macht Meditation heute auch nicht mehr vor den Chefetagen von großen Konzernen halt.

      Hätten die Ärzte des Sanatoriums sich etwas offener in dieser Hinsicht gezeigt, wäre vielen Menschen eine Menge Leid erspart geblieben.

      SECHS

      Am nächsten Morgen nehme ich mir kaum Zeit für ein ausgiebiges Frühstück, ich dränge meinen „Onkel“ wegen des Termins bei Rechtsanwalt Dr. Hoffmann, möchte endlich wissen was es mit der Bemerkung von ihm auf sich hat.

      Der Anwalt empfängt uns in seiner exklusiven Münchner Kanzlei, die direkt am Karls-platz genannt „Stachus“ gegenüber dem Justizpalast liegt. Er begrüßt uns immer noch mitgenommen vom Tod meiner Eltern, aber doch erfreut uns zu sehen und wünscht mir sein herzlichstes Beileid. Ich sehe ihm an, dass ihn die Nachricht vom Tod meiner Eltern sehr getroffen hat, war er doch einer der engsten Freunde meiner Eltern. Wortlos übergibt er mir einen Umschlag, er enthält den Schließfachschlüssel unserer Hausbank. Hastig öffne ich ihn und entnehme ihm des Weiteren einen Brief, sofort erkenne ich die schöne Handschrift meines Vaters und meine Augen füllen sich mit Tränen.

      Mein Mädchen, (er nannte mich immer nur liebevoll mein Mädchen)

       wenn Du diese Zeilen in Deinen Händen hältst, ist etwas Schreckliches geschehen und Deine Mutter und ich sind nicht mehr am Leben.

       Ich habe Dir nie alles über Deine wundervolle Genesung erzählt, möchte das hier auch nicht tun, wende Dich bitte an Onkel Juan, der wird Dir alles erklären was Du wissen musst.

       Jetzt ist jedoch das eingetreten, vor dem ich seit Jahren in Angst lebe, die Russen haben die Forschung von Onkel Juan weitergeführt und sie wollen Dich und ihn zurück! Seit Jahren sind sie auf der Suche nach Onkel Juan um ihn zum Weiterführen seiner Forschungen zu zwingen, mir ist es jedoch gelungen, den Professor vor ihnen zu verbergen. In den letzten Wochen ist mir aber zu Ohren gekommen, dass sie Dich ausfindig gemacht haben, warum sie Dich unbedingt wieder zurück wollen, konnte ich bis heute nicht herausfinden.

       Du wirst dich jetzt sicher fragen, woher ich das alles weiß.

       Ich habe, seit die ersten Mutationen bei Dir eingesetzt haben, über Kontakte, die ich Dir später noch nennen werde herausgefunden, dass die Russen auch ohne Onkel Juan weiter mit Genmanipulation experimentieren und dies auf eine sehr illegale Weise. Die letzten Jahre haben Deine Mutter und ich viel Geld dafür eingesetzt, Labore, in denen illegale Genmanipulationen an Menschen vorgenommen werden zu zerschlagen. Dadurch sind wir ins Schussfeld von skrupellosen Menschen geraten, die alles daran setzen, uns zu beseitigen.

       Wir hatten vor, Dir an Deinem 25. Geburtstag alles zu erzählen und mit Dir und Onkel Juan zu verschwinden, die ganze Angelegenheit wird zu gefährlich. Bitte mach Onkel Juan keine Vorwürfe, er wusste nichts von unseren Aktivitäten, er hätte sich lieber freiwillig gestellt, als uns alle in Gefahr zu bringen.

       Du musst untertauchen mein Mädchen, verkaufe über Peter, wenn nötig, unseren gesamten Besitz! Im Schließfach wirst Du einen Ausweis für Dich finden, nutzte ihn und lass Dich irgendwo nieder, wo Dich niemand kennt.

       Es gibt jetzt nur noch vier Menschen auf der Welt, auf die Du Dich zu Hundertprozent verlassen kannst.

       Rechtsanwalt Dr. Peter Hoffmann

       Onkel Juan

       MAD Major Michael Berger – seine Adresse befindet sich im Schließfach, er kann Dich über meine Versuche, illegale Genlabore ausfindig zu machen informieren.

       Dmitri Godunow – auch seine Adresse findest Du im Schließfach, er ist ein russischer Journalist und steht auf unserer Seite.

       Dies sind die schwierigsten Zeilen, die ich je in meinem Leben schreiben musste, denn Du mein Mädchen wirst sie nur dann zu Lesen bekommen,

       wenn ich und Deine Mutter nicht mehr leben sollten.

       Ich hoffe Du weißt, dass Du für Mam und mich immer eine große Freunde warst, wir lieben Dich über alles und hoffen, dass es uns mit diesem Brief und den Informationen im Schließfach gelingt, wenigstens Dich vor dem gleichen Schicksal zu bewahren.

       Eine letzte Bitte mein Mädchen, auch wenn es Dir schwer fällt, komme bitte nicht auf unsere Beerdigung, unsere Mörder werden sicherlich dort sein um auch Dich zu erwischen.

       In Liebe Dein Dich immer liebender

       Vater

      Wortlos reiche ich den Brief an „Onkel“ Juan weiter, während mir unaufhaltsam die Tränen über das Gesicht laufen. Rechtsanwalt Dr. Peter Hoffmann nimmt mich in den Arm und ich weine bittere Tränen, der Verlust und der Schmerz sind so stark, dass ich mich nicht mehr beherrschen kann.

      Mein Vater hat gewusst, was auf ihn, auf uns zukommt, er wollte noch am selben Abend meines Geburtstages, mit meiner Mutter und mir verschwinden, ein paar Stunden später und wir hätten noch zusammen sein können. Das Ganze ist so unfassbar für mich, ich bin keines vernünftigen Gedankens mehr fähig und lasse mich einfach in meinen Schmerz fallen.

      Es dauert lange, bis ich mich wieder einigermaßen beruhigen kann. Schniefend bitte ich Rechtsanwalt Hoffmann, alle Konten aufzulösen und stelle ihm eine Generalvoll-macht für unser Unternehmen aus. Er soll kommissarisch die Geschäfte leiten, bis er einen geeigneten Käufer gefunden hat. Ferner bitte ich ihn um die Veräußerung aller Immobilien, aller Fahrzeuge sowie den Learjet. Bevor er irgendetwas einwenden kann, übergebe ich auch ihm den Brief meines Vaters und als er ihn gelesen hat, sieht er mich blass, aber gefasst an und versichert mir, dass er alles zu meiner Zufriedenheit erledigen wird.

      Zum Schluss bitte ich ihn noch, alle Gegenstände und Möbel, die sich in der Villa meiner Eltern befinden einzulagern, ich habe im Moment nicht die Kraft, das Haus, mein Elternhaus, mein Zuhause, noch einmal zu betreten und mache mich mit dem Professor auf den Weg zur Bank. Wir sprechen kein Wort, bis wir in dem Raum, mit den Schließfächern allein sind.

      >>Du