K. Krista

DNA


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von deinen Fähigkeiten erzählte. Daraufhin begann ich bei den von mir behandelten Patienten nachzuforschen und musste zu meinem Entsetzen feststellen, dass bei fast allen schwere Krebsleiden aufgetreten waren.

      Einige, vor allem sehr junge Patienten waren bereits nicht mehr am Leben. Ich konnte feststellen, dass bei den Kindern, die sich noch im Wachstum befanden, die Gene stark mutierten. Es hatten sich aggressive Tumore gebildet, an denen sie innerhalb von wenigen Monaten verstarben. Zwei ältere Patienten lebten noch, waren jedoch unheilbar an Krebs erkrankt und dann warst da noch du Nicole.

      Niemand erfuhr von meinen Nachforschungen, ich hielt sie geheim, beschloss jedoch, keine weiteren Behandlungen mehr vor zu nehmen. Da ich aber nicht davon ausgehen konnte, dass ich die Russen würde lange hinhalten können, setzte ich mich mit deinem Vater in Verbindung, informierte ihn über meine Nachforschungen und bat ihn mich mit nach Deutschland zu nehmen.

      Wie es dein Vater geschafft hat, mich aus Russland heraus zu bringen, wird nun wohl immer sein Geheimnis bleiben, aber ich werde ihm mein Leben lang dafür dankbar sein.<< Die Augen des Professors füllen sich mit Tränen, die er jedoch entschieden wegwischt. Er möchte und muss stark sein, für Nicole.

      >>Wie es dann weitergeht, weißt du, seit meiner Ankunft in Deutschland kümmere ich mich nur noch um dich und deine Kräfte. Warum du allerdings nicht an Krebs erkrankt bist, ist für mich heute noch ein Rätsel, obwohl ich immer mit der Angst lebe, dass er eines Tages ausbrechen könnte, deshalb wollte dein Vater nicht, dass du etwas davon erfährst. Erst wenn wirklich sichergestellt werden könnte, dass du nicht erkranken wirst, wollte er dir die ganze Wahrheit erzählten.<<

      Der Professor sieht mich, um Verzeihung bittend, an.

      >>Ich mache dir keinen Vorwurf<<, lächle ich ihn beruhigend an, >>auch Vater hat nur getan, was er für richtig gehalten hat, allerdings ärgert es mich, dass er mir nicht vertraute, könnte ich ihm das doch nur noch vorwerfen<<, rufe ich verzweifelt.

      Die ganze Wucht des Schmerzes trifft mich erneut. Während der Erzählung des Professors konnte ich für kurze Zeit vergessen, welch schrecklichen Verlust ich erlitten habe, doch jetzt, hier in vertrauter Umgebung bei meinem Freund und Vertrauten, kann ich mich endlich fallen lassen.

      Plötzlich taucht ein furchtbarer Gedanke in mir auf. Hätte ich mich am Flughafen in Mailand nicht eingemischt, wäre ich nicht vier Stunden zu spät bei meinen Eltern aufgetaucht. Hätte ich sie retten können?

      Das Entsetzen springt mich an wie ein wildes Tier, ein Zittern fährt durch meinen Körper ich schluchze laut auf und lasse meinem Schmerz freien Lauf. Auf den Gedanken, dass ich vielleicht auch nicht mehr leben könnte, wäre ich pünktlich nach Hause gekommen, komme ich nicht.

      Der Professor nimmt mich sanft in den Arm, versucht mich zu beruhigen und wiegt mich wie ein kleines Kind, was mich ganz langsam wieder zu mir kommen lässt.

      >>Vielleicht haben die Russen etwas mit dem Tod meiner Eltern zu tun<<, frage ich mit Tränen erstickter Stimme nach, meine furchtbare Erkenntnis behalte ich für mich.

      >>Eher unwahrscheinlich<<, erwidert er sehr nachdenklich, >>aber die Möglichkeit besteht durchaus<<, stimmt er zögernd zu und teilt mir den Inhalt des Telefonats mit Rechtsanwalt Dr. Peter Hoffmann mit.

      Der Rechtsanwalt ist nicht nur der Rechtsbeistand der Familie Arnold, sondern auch ein sehr vertrauenswürdiger Freund. Thomas Arnold hat ihn stets über alle geschäftlichen Belange informiert, auch in private Angelegenheiten ist Peter Hoffmann involviert. Er ist ein langjähriger Freund des Hauses und genießt das uneingeschränkte Vertrauen aller Familienmitglieder.

      Während ich lustlos in meinem Essen herumstochere und meine Gedanken um die Möglichkeit kreisen, dass die Tätigkeit des Professors mit dem Tod meiner Eltern in Verbindung stehen könnte, bittet „Onkel“ Juan mich eindringlich, ein wenig zu Essen und dann abzuwarten, was Rechtsanwalt Hoffmann zu sagen hat, vielleicht hilft uns das weiter.

      Später bitte ich meinen „Onkel“ um eine Schlaftablette, ich könnte die Nacht sonst nicht überstehen und irgendwie habe ich das Gefühl, dass ich morgen für den Termin beim Rechtsanwalt einen kühlen Kopf benötige.

      VIER

      Kriminaloberkommissar Max Krämer ist der leitende Ermittler des Raubdezernates in München und wurde in dieser Funktion zum Tatort, in die Münchener Villa, in Schwabing geschickt. Die Villa gehört einem schwer reichen, in der Münchener Szene wenig bekannten Unternehmer. Der Hausherr, Thomas Arnold hat sofort die Möglichkeiten, die das Internet bietet, erkannt und mit der Erfindung von Computerspielen für das „World Wide Web“, Millionen verdient. Sein Vermögen wird auf eine mindestens zwei, eher dreistellige Millionenhöhe geschätzt, genaueres ist nicht bekannt.

      „Dem deutschen Steuerrecht sei Dank“.

      Das Steuergeheimnis wiegt in Deutschland schwerer und wird stärker geschützt als das Recht auf Information, oder den Datenschutz. Der Verstorbene ist mit einer gebürtigen Schweizerin verheiratet und hat eine Tochter.

      Als Maximilian Krämer am Tatort steht und eine junge Frau, plötzlich versucht, sich Einlass in das Wohnzimmer zu verschaffen, fällt ihm ein, dass es sich um die Tochter der Eheleute handeln könnte, die versucht zu ihren toten Eltern zu gelangen. Ihm gelingt es jedoch die junge Frau abzudrängen und ihr so schonend wie möglich mitzuteilen, dass hier, nach vorliegender Spurenlage ein Raub stattgefunden hat. Die junge Frau, Nicole, wie sie ihn bittet, sie zu nennen, bricht in seinen Armen zusammen, nachdem der herbeigerufene Arzt ihr vorher noch eine Spritze zur Beruhigung geben kann. Kriminaloberkommissar Maximilian Krämer trägt sie in die angrenzende Bibliothek und legt sie dort auf ein Sofa. Nachdem er sich vergewissert hat, dass die Leichen abtransportiert werden und die Spurensicherung ihre Arbeit aufgenommen hat, nimmt er sich einen Stuhl und setzt sich neben Nicole.

      Während er darauf wartet, dass sie wieder zu sich kommt, fällt ihm auf, wie schön diese Frau ist. Bewundernd gleitet sein Blick über ihren schlanken wohlgeformten Körper, er schätzt sie nicht älter als Mitte zwanzig. Sie ist sehr groß, was ihm bereits bei ihrem Eintritt aufgefallen ist, in ihren hohen Schuhen standen sie sich fast in Augenhöhe gegenüber, er schätzt sie deshalb auf gut 180 cm. Ihre goldblonden Haare fallen üppig über ihre wohlgeformten Brüste, ein Sonnenstrahl verirrt sich ins Zimmer, trifft auf ihr Haar und Max hat das Gefühl als bestände es aus gesponnenem Gold. Während er noch den Kopf über seine, angesichts der Situation, unangebrachten Gedanken schüttelt, öffnet Nicole die Augen. Noch nie hat Maximilian solche Augen gesehen, ihn strahlt ein derart intensives Grün an, dass er kurz wegsehen muss, um seine Überraschung nicht allzu deutlich erkennen zu lassen.

      Nie hat er schönere Augen gesehen, ihm fällt es schwer, sich nicht darin zu verlieren. Wären die Pupillen ellipsenförmig, hätte er das Gefühl eine Katze würde ihm direkt in die Augen blicken. Kommissar Krämer kann sich diesem Blick kaum entziehen, nur die Tatsache und die Erinnerung daran, dass sie gerade ihre Eltern verloren hat und sie sich in tiefer Verzweiflung befinden muss, holt ihn wieder in die Realität zurück und er beginnt sie zu befragen.

      Wie sich herausstellt, glaubt Nicole nicht an einen Raubüberfall, Max schiebt es ihrer momentanen Verfassung zu, dass sie das Augenscheinliche nicht erfassen kann. Ihm wäre es am liebsten, sie würde sich für ein paar Tage in ein Krankenhaus begeben, dies lehnte Nicole jedoch sofort ab und als ein Freund des Hauses, Prof. Dr. Jintao auftaucht und sich bereit erklärt Nicole mit zu sich nach Hause zu nehmen, ist Max mit dieser Lösung einverstanden und lässt die Beiden, nachdem er sich noch die Adresse des Professors notiert hat, gehen. Er möchte Nicole ein paar Tage Zeit geben, bevor er sie auf dem Revier vernimmt, selbst wenn er keine weiteren Fragen mehr hätte, er müsste sie wiedersehen.