Waltraud Batz

After the Storm - Kaninchen in Cornwall


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entgegen. Gemeinsam gingen sie den Rest des Pfades nach unten zu den drei Schauspielern und diskutierten einiges aus. Terry gestikulierte herum, zwei andere kamen noch dazu und nach einigen Minuten und einigen Übungsdurchläufen ließ er die Szene drehen.

      Alles in allem dauerte es ewig. Soweit Bettina es verstanden hatte, kam Sam alias Joe hinter der Hütte herum zu den anderen beiden, dann stritten sie sich, diskutierten irgendetwas, das Bettina von ihrem Platz aus nicht richtig verstehen konnte, und dann verschwand Joe in der Hütte und die anderen beiden rannten links über die Wiese von der Hütte weg.

      Bettina war fasziniert, das alles live mitzuerleben, aber ihr wurde auch kalt. Und als es wieder zu regnen begann, wurde es allgemein noch ungemütlicher, als es eh schon war. Zumal Terry immer lauter und die Stimmung immer genervter wurde, zumindest bei Neal und Jake, Sams Schauspielkollegen. Sam selbst lieferte, soweit Bettina das beurteilen konnte, eine solide Leistung ab und befolgte die Anweisungen, die er bekam. Er machte auch den einen oder anderen Fehler, aber sie hatte das Gefühl, dass zwischen den anderen beiden und Terry das weit höhere Konfliktpotential bestand. Hier gab es Diskussionen über die Dialoginhalte und den Ablauf der Szene. Als Jake dann noch beim Wegrennen auf der nassen Wiese hinfiel und das Gras so wegschob, dass eine matschige Spur entstand, beendete Terry die Dreharbeiten und schickte nach einem Blick auf die Uhr alle in die Mittagspause.

      Neal und Jake stapften ohne hochzuschauen oder etwas zu sagen mit dem gesamten Tross des Drehteams an Bettina und Robbie vorbei in Richtung der Zelte. Terry, ein anderer Mann und Sam standen noch eine Weile diskutierend um das zerstörte Rasenstück herum. Der Mann versuchte, zu retten, was zu retten war und die Grasbrocken wieder aufrecht zu stellen, aber es klappte nicht richtig. Terry schüttelte den Kopf und sie kamen dann ebenfalls nach oben. Terry fluchte, als sie vorbeiliefen.

      Robbie klopfte Sam auf den Rücken. „Hey, Kumpel, super gemacht“, sagte er fröhlich. Sam atmete lautstark aus, sah zwischen Bettina und Robbie hin und her und stapfte los, als Terry nicht mehr in Hörweite war. „Das war echt anstrengend. Ich hab kein gutes Gefühl dabei.“

      „Wobei?“, fragte Robbie und lief neben Sam her, ein lustiges Bild, da Robbie fast zwei Köpfe größer war als Sam. „Was ist denn mit dem Gras? Kaputt?“, fragte Robbie aufgeregt und schaute noch einmal zurück.

      „Ja, das hat das Fass jetzt noch zum Überlaufen gebracht. Jake hätte das nicht tun sollen. Terry hofft, dass man die Aufnahmen irgendwie so schneiden kann, dass man den Boden nicht sieht. Wir werden das definitiv noch mal nachdrehen müssen. Vielleicht auch alles noch mal neu.“

      „Aber jetzt erst mal was essen“, sagte Robbie versöhnlich.

      „Ja.“

      „Hast du heute auch noch Szenen?“, fragte Bettina zu Robbie hoch.

      „Ich? Ja, heute Abend aber erst. Geht schnell.“

      Sie waren nun beim Cateringzelt angekommen. Es saßen schon einige Leute an langen Campingtischen, andere holten sich gerade etwas zu essen.

      Nach einigen Minuten hatte jeder etwas Passendes gefunden und einen Sitzplatz im Trockenen. Bettina klemmte am Ende einer Sitzbank neben Robbie, Sam saß ihr gegenüber. „Und wie findest du es?“, fragte Sam und stopfte eine Gabel voll Pommes in seinen Mund. Bettina war kurz abgelenkt, weil Robbie irgendetwas neben ihr murmelte, es klang wie ein Tischgebet.

      „Er ist Ire und streng katholisch“, flüsterte Sam über den Tisch. Robbie machte ein kicherndes Geräusch.

      „Ich finde es super hier. Bisschen widrige Umstände, aber es ist echt aufregend.“

      „Aufregend, so so“, tönte es von schräg über ihr. „Rückt mal bitte, ich möchte hier sitzen“, sagte Terry und gestikulierte die Bank entlang. Alle rückten brav auf, sodass Terry sich noch neben Bettina quetschen konnte. Er begann mit Sam eine Diskussion darüber, wie die weiteren Szenen heute aussehen könnten. Der große Mann mit schwarzem Vollbart, der vorhin schon kurz am Zelt und auch beim Drehen dabei gewesen war, saß nun Bettina gegenüber und verwickelte sie in ein Gespräch. Er hieß Howard oder eben Howie und war zuständig für die technischen Dinge am Set. Da Bettina auch gern fotografierte und vor kurzem ihr Fernstudium in Mediengestaltung abgeschlossen hatte, hatten die beiden ausreichend Gesprächsstoff. Robbie diskutierte fröhlich mit und so ging die Pause sehr schnell herum.

      Die nächsten Stunden vergingen erneut unten bei der Hütte, es wurden mehrere Varianten der Szene vom Vormittag gedreht und nach einer kurzen, heftigen Diskussion unter allen Beteiligten stapften Neal und Jake stocksauer zurück nach oben zu den Zelten und kamen auch nicht wieder.

      „Sind die für heute fertig oder haben die sich jetzt endgültig zerstritten?“, fragte Bettina Robbie.

      „Wahrscheinlich beides. Jetzt kommt eigentlich noch eine Szene.“

      „Robbie, komm mal hier runter, bitte!“, schrie Terry zu Robbie hoch. „Und bring Betsy mit!“

      „Oho“, sagte Robbie. „Na, dann komm, bin mal gespannt! Heißt du nicht irgendwie anders?“

      „Bettina.“

      „Ah, ja. Wusste ich’s doch.“

      Sie gingen hinunter zu der Hütte. Einige Helfer kamen dazu und rollten einen Gartenschlauch aus, andere montierten Lampen auf dem Dach der Hütte. Terry erklärte Sam, dass er von der kleinen Anhöhe hinunterspringen sollte in einen schlammigen Teich schräg hinter der Hütte, dort sollte er im hüfthohen Wasser stehenbleiben und mit Jake, der auf dem Dach der Hütte stehen würde, kurz diskutieren und dann nach vorn wegrennen. Da Jake aber nun nicht mehr da war, würde Robbie seinen Text übernehmen. Jake würde seinen Teil der Szene dann morgen nachdrehen. Terry drückte Robbie einen Zettel in die Hand und einer der Helfer lehnte eine Leiter an die Hütte. Robbie machte sich an den Aufstieg.

      Terry sah sich suchend um. „So, du…“, sagte er und deutete auf Bettina und dann auf den Gartenschlauch, der am Boden lag. „Dich brauche ich zum Saubermachen.“ Bettina sagte nur „Ähä“ und Terry rang sich ein Lächeln ab. „Probier mal, bitte.“ Er ging einen Schritt zurück.

      Bettina nahm den Gartenschlauch hoch. Am Schlauchende war eine passende Brause montiert. Bettina kannte diese Dinger aus dem Garten ihrer Eltern. Hier war allerdings kein Wasser herauszubekommen, egal wie.

      „Wasser, ihr Stümper!“, schrie Terry nach oben und nach ein paar Sekunden kam ein gedämpftes „Okay“ zurück.

      Bettina probierte erneut, diesmal funktionierte es. Terry schien zufrieden mit den Tests und zeigte auf einen Punkt einige Meter entfernt. „Stell dich bitte da an die Hecke, am besten halb rein, die Kamera muss vor dir vorbei. Und pass auf den Schlauch auf, den wollen wir nicht im Bild haben. Wenn Sam mit seiner Szene durch ist, läuft er hier vor.“ Terry zeigte an sich vorbei zur Vorderseite der Hütte. „Da wir definitiv mehrere Takes brauchen, aus verschiedenen Sichtwinkeln, muss er mehrfach von da oben runter. Was es einfacher macht, er kommt wegen des Regens schon klatschnass da oben an, also ist deine Aufgabe nur, den Schlamm wegzuspritzen. Wir probieren das mal. Sam, hierher.“

      Sam seufzte und kam näher.

      „Gib mir das bitte kurz“, sagte Terry und nahm Bettina den Wasserschlauch ab. Sam konnte gar nicht so schnell reagieren, wie Terry ihn vollends nassgespritzt hatte, von oben bis unten.

      Er öffnete die Augen und funkelte Terry böse an. „Du Arsch! Das ist verdammt kalt!“

      Terry lachte und nach einem kurzen Anstarrduell lachte Sam mit. Bettina ging sicherheitshalber ein paar Schritte zurück, da jetzt Howie mit einer Handkamera vorbeikam und Sam zuzwinkerte.

      „Terry, ich liebe dich“, sagte Sam sehr überzeugend und umarmte Terry fest. Der quietschte los und wand sich, schaffte es aber nicht, Sam loszuwerden. Erst als er nachgab und Sam ebenfalls umarmte, ließ dieser los. Terry war nun fast genauso nass wie Sam. Alles lachte. Howie wich Terry aus, der nach ihm treten wollte, drückte seine Kamera an sich und flüchtete sich vor die Hütte.

      „Ihr Säcke, ihr!“, fluchte Terry. Bettina musste auch lachen und bekam einen todbringenden