Waltraud Batz

After the Storm - Kaninchen in Cornwall


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gingen in Position und Bettina tat ihren Job, so gut sie konnte. Sobald Sam vorbeigerannt war und Terry „Schnitt!“ gerufen hatte, kam Sam zu Bettina zurückgetrabt und ließ sich brav abduschen. Dann joggte er wieder zurück zu dem kleinen Grasüberhang und wartete auf Terrys Kommando. Robbie brüllte Jakes Text von der Hütte und Sam hatte keinen einzigen Textpatzer. Einmal variierte er seine Worte ein wenig, aber niemand sagte etwas.

      Nach einer gefühlten Ewigkeit rief Terry: „Letztes Mal! Und los!“ Die Szene lief gut, wie die vorherigen auch und nach dem finalen „Schnitt!“ gab es Applaus von allen Umstehenden, viele waren es nicht mehr. Robbie kletterte von der Hütte, das Drehteam packte die Technik zusammen und die Zuschauer stapften zurück in Richtung der Zelte. Sam wurde noch einmal gründlich geduscht. Unter wacher Aufsicht der Requisiten- und Garderobenverantwortlichen wurden auch die Munitionsattrappen und die Airsoftwaffe gut abgespült.

      Oben bei den Zelten bekamen Robbie und Bettina von Terry einige Handtücher zugeworfen, bevor er und Sam in Richtung der Wohnmobile verschwanden.

      „Wie geht’s jetzt weiter?“, fragte Bettina.

      Robbie trocknete sich die Haare ab und legte das Handtuch in einen bereitstehenden Wäschekorb. Bettina legte ihres dazu.

      „Für heute ist, denke ich, Schluss, zumindest für Sam. Wir machen jetzt Kaffeepause, dann hab ich noch meine Szene, die ist aber in einem Auto, das steht da hinten irgendwo. Ich denke mal, ihr fahrt dann jetzt nach London zurück.“

      Bei einem Kaffee warteten sie zusammen mit Howie und Phil und nach einer gefühlten Ewigkeit kamen Terry und Sam zurück. Terry versammelte sofort seine Leute um den Laptoptisch. Sam hatte zwar noch nasse Haare, war aber mit Jeans und Pulli wieder von Joe zu Sam geworden.

      „So, dann mal gute Rückfahrt, schön, dass du da warst“, sagte Robbie herzlich und umarmte Bettina kurz und heftig. Sie klopfte ihm auf den Rücken. „Ja, war schön. Echt spannend hier.“

      „Ja“, strahlte er.

      Sam lachte. „Na, dann los.“ Er legte Bettina eine Hand um die Schulter und drehte sie in Richtung Zeltausgang. Dann ließ er sofort wieder los. „Terry, du meldest dich? Morgen geht’s weiter? Oder übermorgen?“

      „Ich melde mich. Morgen, wenn überhaupt, erst nachmittags. Für dich eher erst übermorgen. Wir sind gut vorangekommen. Danke.“ Und an Bettina gewandt sagte er: „Tschüss dann, gute Arbeit.“ Er schüttelte ihr kurz die Hand, bevor er sich wieder auf seinen Laptop konzentrierte. Sam sah erstaunt aus, beide Augenbrauen hochgezogen. „Na dann, ab nach Hause“, sagte er und sie gingen zusammen am Requisitenlaster vorbei, wo Bettina ihr Regenzeug abgab.

      „Unser Auto ist schon da, meine Güte, was freue ich mich auf eine warme Dusche.“ Sam steuerte auf den Kleinbus zu, der mit geöffneter Seitentür und laufendem Motor ein paar Meter entfernt wartete.

      „Das glaub ich dir“, sagte Bettina, kletterte hinter Sam in das Auto und schob die Tür zu.

      „Fertig für heute, hm?“, fragte der Fahrer nach hinten.

      „Ja, ich bin echt froh, wenn ich zu Hause bin. Das war eine nasse Sache heute.“

      Der Fahrer lachte und sie hoppelten über die unbefestigte Straße durch die umliegenden Schafweiden, bis sie auf die Landstraße kamen.

      „Bei Terry hast du aber mächtig Eindruck gemacht“, sagte Sam nach einigen Minuten Stille.

      „Was? Warum?“ Bettina sah verwirrt von ihrem Handy hoch. Sie hatte Annette gerade geschrieben, dass sie auf dem Rückweg war. Sam lachte. „Naja … er war echt beeindruckt und hat sogar ‚gute Arbeit’ gesagt. Das ist schon was bei ihm.“

      „Ich fand ihn extrem unhöflich. Ich meine, es war wirklich toll und spannend, ihn mal getroffen zu haben, er ist ja schon ein Genie. Auch die anderen seiner Serien sind hervorragend, aber menschlich finde ich ihn schwierig einzuschätzen.“

      „Ach, er kann noch ganz anders. Terry hat halt auch eine Menge Druck von allen Seiten. Er muss alles zusammenhalten. Es ist so schon schwierig genug. Und wir Schauspieler sind auch nicht immer einfach.“

      „Was war denn mit Jake und Neal?“

      „Mal wieder Rumgezicke. Ich hoffe, dass sie sich aussprechen. Sonst wird es echt schwierig langsam. Was sagt deine Freundin über das British Museum? War es schön?“

      „Sie sagt bisher noch gar nichts.“

      Sam grinste. „Ich kenne jemanden, der unter anderem dort arbeitet. Ich war mal drin, als eigentlich geschlossen war. Das war cool.“

      Bettina lächelte. „Das glaub ich. Oh, Antwort.“ Sie las Annettes Nachricht. <Ja, war toll. Ich bin heute erst spät im Hotel. Gehe noch ins Kino, gegessen habe ich schon>.

      „Oho“, sagte Bettina.

      „Hm?“, machte Sam.

      „Sie geht noch ins Kino, gegessen hat sie schon, es wird spät heute, Museum war schön.“

      „Na super. Wirklich gut befreundet seid ihr nicht, oder?“

      Bettina sah erstaunt zu Sam hinüber. „Naja, geht so. Sie ist nicht meine beste Freundin, nein, aber ich dachte wirklich, das mit dem Urlaub klappt besser.“

      Sam schaute sie an und übermittelte sehr treffend ein ‚Das tut mir leid, aber mach dir nichts draus!’, nur durch seinen Gesichtsausdruck. „Hast du Hunger?“, fragte er. Zur Antwort knurrte ihr Magen so laut, dass sogar der Fahrer lachen musste. Sam lachte mit. „Gut. Was hältst du davon, dass wir noch was zusammen essen? Du wirst ja nicht wirklich vermisst von deiner Freundin.“

      Bettina wurde wieder ganz warm und eine Übelkeits- oder eher Aufgeregtheitswelle durchzog ihren Bauch. Der Tag war schon toll genug gewesen, jetzt noch mit Sam zu essen war gigantisch.

      „Okay.“

      „Magst du Nudeln?“

      „Klar. Wer mag die nicht?“

      „Das trifft sich gut.“

      Nachdem sie sich eine geraume Weile lang durch den Londoner Stadtverkehr geschoben hatten und wieder einmal an einer roten Ampel anhalten mussten, schaute der Fahrer zu Sam nach hinten. „Wo soll ich euch rauslassen?“

      „Vorn beim Park.“

      „Super, dann kann ich da drehen.“

      In einer Seitenstraße einer Seitenstraße einer Seitenstraße geschätzt irgendwo im Südwesten der Londoner Innenstadt fuhr der Kleinbus links ran. Sie verabschiedeten sich vom Fahrer und stiegen aus. Sam schnappte seinen Rucksack und Bettina warf die Tür hinter sich zu.

      „So, dann mal los, ich hab echt Hunger“, sagte Sam und überquerte die Straße. Bettina folgte ihm. Es war eine ruhige Straße voller Wohngebäude, vier oder fünf Stockwerke hoch; aufgrund der Lage vermutete sie, dass das hier eine teure Gegend war. Sie liefen an den Häusern entlang und bogen dann rechts ab. Gegenüber lag ein ruhiger Park, die Straße war breit und was hier an Autos parkte, war einiges wert. Bettina hoffte, dass das Restaurant nicht mehr allzu weit entfernt war und freute sich nun wirklich auf einen trockenen, warmen Sitzplatz, etwas zu trinken und auf die Nudeln, die Sam versprochen hatte.

      Er blieb stehen und öffnete das Vorgartentor zu einem der zweifarbig gestrichenen, sehr nobel renovierten Häuser. Er wies mit der Hand zur Tür und ließ Bettina den Vortritt. „Bitte.“

      Sie stand nur da, starrte abwechselnd das Haus und Sam an und verstand es nicht. Sie hatten doch in ein Restaurant gehen wollen, Pasta essen. Aber das hier war ein Wohnhaus. „Wohnst du hier?“, fragte sie ihn.

      „Ja“, sagte er und lächelte. Er legte den Kopf schräg. „Ich dachte … ich mache uns Spaghetti mit Hackfleischsoße und nachher fahre ich dich zum Hotel.“ Sam steckte beide Hände in seine Jackentaschen und senkte den Kopf. Er schaute Bettina an, mit genau dem Blick, den sie