Larissa Schwarz

Zauberhaft - Victoria


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davon abzubringen. Übrigens auch der Grund, warum wir gestern im Daily waren.« Moritz kicherte.

      »Und heute?«

      »Sie schläft.« Schallendes Gelächter brach aus. »Aber ich hab einen Zettel hinterlassen. Sie killt mich sonst.«

      »Na dann. Aber du bist ja auch fast zu Hause ...« Sie nahmen die letzte Kurve hoch zum Schloss.

      »Ja, das ist wohl wahr. Hast du es noch weit? Siehst schon ziemlich k. o. aus ...«

      »Ganz ehrlich? Ich hab keine Ahnung, wie weit ich gelaufen bin, ich müsste in die App gucken. Und wie weit es nach Hause ist, weiß ich auch nicht ganz genau.«

      »Na, dann wurde das mit dem Laufen aber höchste Zeit. So vernebelt?«

      »O ja ... Aber nicht nur wegen Victoria.«

      Sie hielten auf dem Weg neben dem Schotterparkplatz an. Moritz stoppte seine Aufzeichnung am Handy, Magnus blickte irritiert auf sein Display.

      »Okay. 18 Kilometer. Hätte ich nicht gedacht.«

      »Runner’s High?« Moritz grinste.

      »Wahrscheinlich.«

      »Hey, was hältst du davon, wenn wir bei mir schnell was trinken und ich bring dich eben mit dem Auto nach Hause?«

      »Hm.« Magnus stutzte.

      »Komm, ein alkoholfreies Weizen geht immer ...«

      »Da kann ich schlecht nein sagen. Wecken wir Elisabeth nicht?«

      »Selbst wenn, dann schleppt sie sich höchstens von der Couch ins Bett. Oder lässt sich tragen.«

      »Na gut. Auf deine Verantwortung.«

      Wider Erwarten gingen sie nicht ins Schloss, sondern bogen in einen Privatweg ein, an dessen Ende sich eine dezent beleuchtete Villa im Landhausstil auftat. Moritz hielt eine Schlüsselkarte vor die Tür und ließ Magnus ein. Elisabeth stand in der Küche und löffelte einen Becher Ben & Jerry’s leer, grinste und winkte ihm. »Hiiii ...«

      Moritz trat hinter ihm in den Flur. »Ich hab jemanden mitgebracht ...«

      »Ich seh schon!« Elisabeth kam ihnen entgegen, fiel Moritz um den Hals und küsste ihn. »Wenn du geschrieben hättest, dass du mit Magnus unterwegs bist, hätte ich mir weniger Sorgen gemacht.«

      »Ja, Mama ...«, frotzelte Moritz. »Ich hab ihn gerade erst getroffen. Er hat sich quasi verlaufen.«

      »Oh. Na dann bring ihn gleich mal heim ... Trinkt ihr noch einen Absacker?«

      »Ja, hatten wir vor.«

      »Mein Auto steht noch draußen, wenn du magst. Ich geh jetzt ins Bett. Viel Spaß noch euch zweien und Schuhe aus!«, rief sie lachend, umarmte beide und machte sich auf den Weg nach oben.

      »Du hast es gehört!«, zwinkerte Moritz Magnus zu und stellte seine Schuhe in den Flur. Er schob Magnus ein Paar Hausschuhe zu und deutete ins Wohnzimmer. »Setz dich schon mal, ich komm sofort.«

      »So ungeduscht auf die Couch?«

      »Kein Ding. Wenn hier erst mal der Nachwuchs Einzug gehalten hat, nimmt darauf auch niemand mehr Rücksicht.« Moritz lachte, nahm zwei Bier aus dem Kühlschrank und ließ sie nacheinander waagerecht in die Gläser laufen. »Jetzt wo ich Elisabeth mit dem Eis gesehen habe ... Willst du auch eins?«

      »Eis und Bier? Nee, lass mal. Danke.« Magnus winkte ab. »Bist du mitschwanger?«

      »Ich befürchte es ...« Moritz hielt ihm das erste Glas hin. »Ich steh teilweise mitten in der Nacht mit ihr auf und sehe ihr dabei zu, wie sie Selleriesalat aus dem Glas isst.«

      »Iiiih.«

      »Mhm. Ich muss dazu sagen: Sie ist eine begnadete Köchin, dass sie so was überhaupt anrührt, ist schon seltsam. Aber mitten in der Nacht ... Bedenklich ...«

      »Geht sicherlich auch vorbei ... Wievielte Woche?«

      »Elfte. 29 weeks to go.« Moritz rollte mit den Augen.

      »Denn man tau ...«, stießen sie die Gläser an und Stille legte sich über den Raum.

      Einen Moment später ließ Magnus vor Schreck fast das Glas fallen und Moritz prustete vor Lachen. Gringer hatte sich angeschlichen und vor Magnus‹ Füßen saß er nun schwanzwedelnd und bettelnd: »Miau?«

      »Fuck, was hab ich mich erschreckt!«

      »Sorry, ich hab an den Dicken nicht gedacht. Das ist Gringer.«

      »Der aus He-Man?« Magnus grinste und bestaunte den riesigen Kater.

      »Ich seh schon, wir verstehen uns ...« Moritz war zum Küchenschrank gegangen und raschelte mit einer kleinen Box. »Komm her, Dicker.«

      Gringer tapste auf ihn zu und sah ihn erwartungsvoll an. »Peng, tote Katze!«

      Gringer fiel um, alle Viere von sich und verharrte so.

      »Fein hat er das gemacht.« Moritz warf ihm ein Leckerli hin und wandte sich breit grinsend zu Magnus. »Hat Elisabeth ihm beigebracht ...«

      »Cool. Norwegische Waldkatze?«

      »Mhm. Anhänglich wie ein kleines Kind. Er liebt sie abgöttisch ... Und leidet total darunter, dass sie momentan nicht so viel mit ihm kuschelt.«

      »Angst vor Toxoplasmose? Kann ich verstehen. Ist ja auch nicht ungefährlich.«

      Moritz neigte den Kopf und sah Magnus fragend an. »Hast du selber Kinder?«

      »Ich? Nein. Wie kommst du darauf?«

      »Du fragst nach der Schwangerschaftswoche, nicht nach dem Monat. Toxoplasmose ist dir ein Begriff ... Ich musste mich dafür erst durch so ein quietschiges Schwangerschaftsbuch quälen ...«

      »Lass mich raten, so ein rosafarbenes, Comicstil, Sanssouci-Verlag. Schwangerschaft und Geburt.«

      »Exakt ... Also, raus mit der Sprache ... Wieso hast du das gelesen?«

      »Meine Schwester hat ein Kind, Henry. Fast vier inzwischen. Sie hat es damals in der Schwangerschaft bei mir und –«

      »Und?« Moritz schaute aufmerksam.

      »Bei mir und Ilona liegen lassen.«

      »Ilona, deine Ex?«

      »Ilona meine noch.«

      »Hey, stopp. Was meinst du genau?« Moritz‹ Ton hatte sich ein wenig verschärft.

      »Nicht, was du jetzt denken könntest. Ich fahr nicht zweigleisig.«

      »Sorry, wollte nichts unterstellen. Klang nur so seltsam«, ruderte Moritz zurück.

      »Ja, deswegen hab ich auch einen Moment gezögert. Ilona und ich sind offiziell noch verheiratet, aber der Termin für die Scheidung müsste jetzt bald anberaumt werden. Und bevor du fragst: Nein, Victoria weiß davon noch nichts.«

      »Autsch.«

      »Exakt. Und ich hab auch noch keine Ahnung, wie ich ihr das beibringen soll. Eigentlich ist alles in trockenen Tüchern.«

      »Eigentlich?«

      »Herrje, du hörst echt zu gut zu ...«

      »Hab ich von Elisabeth.«

      »Bester Einfluss ...«

      Beide lachten. Magnus sah in sein Glas. »Nichts, was sich nicht in den nächsten Tagen klären wird. Wir kommunizieren nur noch über unsere Anwälte.«

      »Ein Richter, der einen Anwalt braucht?«

      »Ja, das hört sich bescheuert an, ich weiß. Aber Tobias und ich haben zusammen studiert und ich vertraue ihm voll und ganz. Es ist schon besser, wenn sich jemand der Sache annimmt, der emotional nicht so involviert ist. Außerdem ist es so vorgeschrieben ...«

      »Klingt logisch. Und verdammt traurig.«

      »Na