Christian Leukermoser

Purgatory - Wiedergeburt


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kam die Bestätigung der Scharfschützin.

      Eine kurze Pause trat ein und Aaliyah überblickte die Situation. Drei gegnerische Soldaten hatten sich bei einigen Containern verschanzt, die vermutlich Erz aus der Mine enthielten.

      Die Halle dahinter erstreckte sich mehrere Hundert Meter tief in den Felsen hinein. Sie war mit Minenfahrzeugen, Frachtcontainern und unzähligen Kisten vollgestellt. Links, etwa einhundert Meter dahinter, führte ein weiteres Tor wieder nach draußen. Hier konnte Aaliyah einen Schimmer erkennen, der farblich nicht zu dem sonstigen elektrischen Licht passte. War das Tor geöffnet?

      Sie sprang aus ihrer Deckung hinter einer Versorgungskiste und lief los. Der Anzug surrte, während die Anzeige vermeldete, dass der Körperschild wieder zu 50 % einsatzbereit war.

      Zwei der Mendraner erhoben sich beinahe gleichzeitig und eröffneten das Feuer, doch ihre Schüsse waren ungezielt. Sie waren vom plötzlichen Ansturm überrascht. Dearing feuerte. Sie konnte die Funken der Kugeln sehen, die das Metall der Container durchschlugen. Die Verteidiger wurden getroffen. Ihre Schilde hielten den Treffern nicht lange stand und als Aaliyah das bläuliche Flimmern um die Körper erkannte, zerfetzten die ersten Projektile bereits die Körperpanzer und drangen in das Fleisch ihrer Gegner. Wie Puppen fielen sie in sich zusammen und rührten sich nicht mehr.

      Der dritte Feind kippte seitlich aus seiner Deckung. Einige Augenblicke später holte der Schall die Wirkung des Geschosses ein. Ein lauter Knall zerriss die Luft. Anders als die der Sturmgewehre.

      »Guter Schuss Putz. Dafür dürfen Sie uns heute einen ausgeben«, meinte Dearing anerkennend.

      Sie deutete zwei umstehenden Soldaten, dass sie die Stelle sichern sollten, und blickte sich um. Auf dem Boden lag jemand in einem schweren Kampfanzug.

      »Wie sieht’s aus, Doc?«, fragte Aaliyah Grigori Elkov, der sich über den Mann gebeugt hatte.

      »Zu spät«, seufzte der, »Leider. War ein Volltreffer. Die Hälfte seines Gesichtes fehlt.«

      »Bringt ihn zum Sammelpunkt«, befahl Dearing ruhig.

      Innerlich sah es anders aus. Vor ihr lag Vega. Zumindest war es bis vor kurzem noch Vega gewesen. Vor ein paar Stunden noch hatten sie sich vergnügt. Nun war er tot und würde nie wieder auf ihre Anrufe antworten.

      »Alles klar?«, fragte Claudia di Stefano von der Seite.

      Das Display im Helm zeigte, dass sie mit ihr über eine private Frequenz sprach, und nicht auf der allgemeinen Frequenz.

      »Ja«, antwortete Aaliyah und wunderte sich darüber, wie schwach ihre Stimme klang.

      »Wenn Sie wen zum Reden brauchen, rufen Sie mich an.«

      »Danke.«

      Damit schaltete sie den Kanal ab und gab ihre Befehle.

      »Sichert die Halle und sucht nach den Arbeitern. Wir wissen nicht, wie viele Feinde es noch gibt. Dass es nur fünf wären, fände ich seltsam, also passt auf. Immer in Zweierteams.

      Di Stefano, Sie kommen mit mir. Wir sehen uns mal die Kanonen an.«

      Wütend legte sie ihre Waffe über die Schulter und lief die hundert Meter bis zum hinteren Tor. Es war tatsächlich geöffnet und gab den Blick auf eine weitere Landeplattform frei. Zwischen ihr und der, auf der sie gelandet waren, erstreckte sich die Flanke des Felsens, ebenso wie an der anderen Seite. Eingebettet in dieses kleine Tal stand ein mächtiges Geschütz, das beinahe die gesamte Plattform einnahm. Die vier Rohre zeigten drohend zum Himmel.

      Laut keuchend berührte Aaliyah den Knopf an ihrem Helm und er öffnete sich. Leise summend sank er nach unten und erleichtert konnte sie die frische Luft der Anlage atmen.

      »Putz und Elkov sichern Sie die Landezone. Wenn jemand mit einem Shuttle runter will, dann geht das nur dort«, funkte Dearing und näherte sich der Kanone, die in diesem Moment erwachte.

      »Scheiße«, stöhnte di Stefano neben ihr.

      »Die Schiffe sind wohl in Reichweite«, stellte Aaliyah fest, »Ich brauche hier einen Hacker. Wir müssen die Steuerung lahmlegen.«

      Ihre letzten Worte gingen beinahe im lauten Donnern der Geschütze unter.

      »Lieutenant«, hörte sie schließlich, als die ersten Schüsse verklungen waren, »Wir haben hier Zivilisten gefunden.«

      »Wo?«, fragte Dearing ungläubig.

      »In einem der Minentunnel. Etwa zweihundert Menschen. Männer, Frauen und Kinder.«

      »Scheiße! Evakuieren Sie die Personen zur Landezone. Putz rufen Sie mir Shuttles, sie müssen die Leute hier rausholen.«

      »Aye«, kam von beiden Gesprächspartnern zurück.

      »Lieutenant Dearing, das Geschütz feuert noch!«, hörte sie im selben Moment die wütende Stimme von Captain Jaramago.

      »Machen Sie sich nicht in Ihr Seidenhöschen, wir sind bereits dran«, antwortete Aaliyah gereizt.

      Ein Hacker hatte damit begonnen sich in das System des Geschützes einzuloggen, als dieses ein weiteres Mal schoss.

      »Scheiße! Beeilen Sie sich Dearing! Die London wurde gerade getroffen. Ging glatt durch die Schilde«, fuhr Jaramago sie an.

      »Wie sieht es aus?«, fragte Dearing den Techniker, der im gleichen Moment seinen Daumen nach oben streckte.

      »Geschütz in unserer Gewalt«, meldete sie daher an Jaramago.

      »Wurde auch Zeit.«

      »Wir sind zwei Minuten vor Plan damit fertig, sie waren zu früh!«, zischte Dearing.

      »Sie stehen doch auf Druck.«

      »Wo bleiben die Shuttles zur Evakuierung der Zivilisten.«

      »Zivilisten?«, wollte der Captain wissen, »Welche Zivilisten?«

      »Hier befinden sich mehrere Hundert Zivilisten. Shuttles wurden bereits angefordert.«

      »Keine unserer Shuttles.«

      »Putz, mit wem hatten Sie wegen der Shuttles Kontakt?«, fragte Aaliyah bei ihrer Scharfschützin nach.

      »Mit einem Funker der SAS Unicorn. Sie sind bereits auf dem Weg. Die ersten Zivilisten treffen ein. Bisher keine weiteren Feindkontakte.«

      »Haben Sie gehört, Jaramago? Alles unter Kontrolle. Di Stefano gehen Sie zurück zur Landezone und schicken Sie mir auf dem Weg vier Mann zur Sicherung des Geschützes.«

      »Aye«, antwortete die Italienerin und verschwand wieder im Inneren der Mine.

      Die Kanone bewegte sich und veränderte die Neigung. Kurz darauf feuerte sie selbstständig.

      »Scheiße, worauf schießt das Ding?«, fragte Dearing erschrocken, konnte dann jedoch selbst das Luftfahrzeug erkennen, das brennend auf den Mond stürzte.

      Bevor sie etwas sagen konnte, meldete sich Elkov: »Lieutenant, wir kriegen Besuch.«

      Das Geschütz lud sich noch auf, doch bald würde es ein weiteres Mal schießen und hoffentlich ein anderes feindliches Fluggerät vom Himmel holen.

      »Verteidigungsstellung in der Landezone einrichten. Sie dürfen nicht landen. Wo sind die Transfershuttles?«, rief Dearing in ihr Mikrofon und begann zu laufen.

      »Shuttle Nummer eins landet gerade, Lieutenant«, sagte Stefanie Putz.

      »Stopfen Sie so viele der Zivilisten wie nur möglich rein.«

      Sie erreichte den Landeplatz, als sich die Tore des Transporters wieder schlossen. Auf der großen Fläche hatten sich ganze Familien versammelt, als die ersten Schüsse fielen.

      Ein Jäger brauste im Tiefflug heran und feuerte auf die Menge, doch dem konzentrierten Feuer der Verteidiger war er nicht gewachsen. Das fischähnliche Fluggerät kippte zur Seite und steuerte knapp vor der Landezone in den Boden.

      Die