J.D. David

Sternenglanz


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inne. „Sivert, hilf den Menschen hier provisorische Schilde zu bauen. Ich glaube, die Soldaten da hinten schaffen gerade Armbrüste heran. Das könnte hässlich werden.“, befahl er seinem Sohn und deutete auf Kisten und Fässer, die in der Straße standen.

      „Natürlich, Vater!“, bestätigte dieser den Befehl und begann dann die ersten Jungen und Männer auf die Gefahr hinzuweisen, während Berlan bereits zur Schenke lief.

      „Also, was hast du vor?“, fragte Inka erneut, als sie in den Gastraum stürmten. Aber Berlan ignorierte sie und wandte sich sofort an den Wirt, der vor dem Tresen stand, um seine Habseligkeiten vor eventuellen Übergriffen zu verteidigen.

      „Wirt, wir brauchen den schärfsten Schnaps, den du hast. In Krügen oder Flaschen aus Ton oder Glas. Und schnell, wenn dir etwas an deiner Stadt liegt.“, befahl Berlan. Als der Wirt ihn skeptisch anschaute, fügte er noch hinzu: „Frau Kresswein wird gerne dafür bezahlen. Später.“, sagte er. Der Wirt schaute nun Inka an, die nur nickte, sodass dieser sich zu Berlans Überraschung ohne weitere Widerworte in sein Lager begab.

      „Wenn du schon mein Geld ausgibst, kannst du mir wenigstens sagen, was du vorhast.“, sagte Inka vorwurfsvoll.

      „Wir machen denen ein bisschen Feuer.“, sagte Berlan und deutete auf ein Tischtuch. „Hilf mir, das in Streifen zu reißen.“, sagte er und versuchte es notdürftig mit seinem Haken an der Hand zu fixieren, um es zu zerreißen. Dies war aber definitiv eine Tätigkeit, für die man eigentlich zwei Hände brauchte.

      „Lass mich mal.“, sagte Inka schnell und nahm ein Messer, um den Stoff zu zerschneiden.

      „Hier, Frau Kresswein.“, hörte Berlan dann den Wirt, der vier Flaschen auf den Tresen stellte. „Macht dann…“

      „Klären wir später.“, unterbrach Inka ihn, die langsam Berlans Plan verstand. Sie öffnete die Korken der Flaschen und steckte den Stoff tief in den Alkohol, sodass dieser sich sofort vollsaugte. „Hilf uns lieber tragen.“, befahl sie dem Wirt barsch, während Berlan zu einem Holzscheit aus dem Kamin griff. Er nickte Inka zustimmend zu.

      „Dann also los!“

      „Im Namen des Kaisers: legt die Waffen nieder und kehrt in eure Häuser zurück!“ Der Befehl des Offiziers schallte über die Menge, wurde aber nur von weiteren Flüchen beantwortet. „Ich werden den Angriffsbefehl geben!“, drohte er. Man erkannte, wie hinter den mittlerweile knienden Schildträgern mehrere Soldaten Armbrüste anlegten.

      Sivert schaute sich hektisch um. Die erste Reihe des belagernden Mobs hatte zwar nun notdürftige Schilde aus Holz, aber aus so kurzer Distanz konnten die Bolzen sie wahrscheinlich durchschlagen. Und es gab viele Lücken in ihrer Verteidigung. Sein Blick suchte seinen Vater, den er aber noch nicht sah.

      Nach einigen Momenten des Verharrens nickte der Offizier schließlich den Schützen zu. „Ihr wolltet es so!“, rief er erneut laut. „Bolzen los!“

      Das Klicken der Armbrüste war trotz des Lärms der Menge zu hören. Doch viel mehr hörte man die Schreie der getroffenen und die ängstlichen Rufe der anderen Menschen, die sofort zurückwichen. „Erneut spannen!“, hörte man den lauten Befehl des kaiserlichen Offiziers.

      „Komm schon Vater.“, sagte Sivert leise zu sich, die Hand fest um das kurze Schwert, das ihm sein Vater einst gegeben hatte. Auf einmal spürte er eine kräftige Hand auf der Schulter. Sofort drehte er sich um.

      „Vater! Gut, dass du zurück bist. Sie greifen an.“

      „Das sehe ich.“, erwiderte Berlan und griff dann nach hinten. „Sivert, wie weit kannst du eine Flasche werfen?“, fragte er den Jungen. Dieser schaute erst fragend, erkannte dann aber, dass Berlan in Richtung der kaiserlichen Soldaten nickte.

      „So weit schaffe ich das schon.“

      „Sicher? Du musst unbedingt sicher sein, dass du sie triffst.“

      „Ja, Vater. Das schaffe ich!“

      „Gut!“, sagte Berlan und drehte sich dann zu Inka um. „Hilf uns zwei Flaschen anzuzünden, direkt danach die weiteren zwei.“

      „Bolzen los!“, hörte man den erneuten Befehl des Offiziers und die Schmerzensschreie der getroffenen. Doch noch hielt der Mob stand. Obwohl Berlan sich sicher war, dass dies noch maximal ein, zwei Salven der Fall sein würde.

      „Na los.“, mahnte er zu Eile, als die Kauffrau zitternd die Fackel nach vorne hielt. Berlan zündete erst seine Flasche an und nickte dann Sivert zu, der es ihm gleichtat.

      „Erneut spannen!“, hörte man den Befehl des Offiziers. Dann flogen zwei Wurfgeschosse im hohen Bogen auf die kaiserlichen Soldaten zu.

      Die Flammen breiteten sich sofort explosionsartig aus, als der Ton auf dem Boden zwischen den Soldaten zerbarst. Das Feuer griff sofort auf die Uniformen der Männer über und ließ diese die Formation in Panik aufbrechen. Doch bevor sie gegen die Flammen ankämpfen konnten, folgten die nächsten beiden Flaschen. Eine davon zerbrach direkt auf dem Brustpanzer des Offiziers, der im nächsten Augenblick schreiend in Flammen stand.

      „Für Tengemünde! Für Kargat! Für die Freiheit! Angriff!“, brüllte Berlan laut und hob die Axt, um den Ansturm anzuführen.

      „Es hört sich nicht gut an, was da draußen passiert.“

      Die sorgenvolle Stimme seiner Frau war das letzte, was Erwald Gensmann zu dieser Stunde brauchte. „Mach dir keine Sorge, Karola, der Zweite wird uns schützen, nicht wahr?“, sagte er und schaute zu dem kaiserlichen Offizier. Sie waren zu siebt in dem großen Kaminsaal der Garnison und damit des Sitz des Herrn von Tengemünde. Er und seine Frau, der Zweite Alkinas, ein dunkelhäutiger Soldat aus dem tiefen Süden des Kaiserreiches, Joseph Maltried, ein Freund und Kaufmann aus Tengemünde, sowie drei weitere Soldaten.

      „Nein, müsst ihr nicht Ihr steht unter dem Schutz des Kaiserreiches. Sie würden es nicht wagen, euch etwas anzutun. Aber, Erwald, wir müssen, wenn das beendet ist schnell die Rädelsführer finden.“, mahnte der Offizier.

      „Ich glaube, sie sind schon im Gebäude.“, sagte Karola mit zittriger Stimme.

      „Sei still Weib, das sind bestimmt nur Soldaten vom Zweiten Alkinas. Wie sollen sie denn in die Garnison kommen?“, antwortete Erwald diesmal barsch.

      „Aber…“, wollte die Frau protestieren, als man auf einmal draußen vor der Tür Kampfgeräusche hörte.

      „Verdammt!“, fluchte der Zweite. „Schützt die Tür!“, befahl er seinen Soldaten. Doch diesen blieb kaum Zeit. Sie hatten sich gerade erst in einem kleinen Bogen um die Holztür positioniert, als diese kraftvoll aufgetreten wurde. Die Soldaten stürzten sich auf die Eindringlinge, doch es war ein einseitiger Kampf. Den ersten Soldaten ließ Berlan mit einer schnellen Bewegung einfach ins Leere und damit in den Gang hinauslaufen, in dem bereits der Mob auf ihn wartete. Die Klinge des zweiten Soldaten blockierte er mit seinem Haken, drehte ihm das Schwert aus der Hand, und versenkt dann seine Axt im Brustkorb des Soldaten. Neben ihm ging derweilen der letzte Soldat von mehreren Bolzen getroffen röchelnd zu Boden und mehr Männer der Stadt stürmten den Raum.

      Der Zweite schien noch kurz zu zögern, ob er kämpfen sollte, entschloss sich dann aber auf einen bösen Blick von Berlan hin sein Schwert zu Boden zu werfen. Als Inka den Raum betrat, erkannte Erwald sie sofort.

      „Hätte ich mir denken können, dass du dahintersteckst. Und, was wollt ihr nun?“

      „Das es so weit kam, war nicht meine Schuld, sondern deine und die deiner Freunde. Wenn ihr unseren Bürgern Brot und Dächer über dem Kopf gegeben hättet, wären sie niemals aufgestanden. Aber ihr habt ja zugeschaut, wie das Volk Kargats verhungert.“, giftete die Kauffrau zurück.

      „Das reicht!“ Die laute Stimme Berlans unterbrach das sich anbahnende Streitgespräch. „Du bist ein Zweiter der kaiserlichen Armee? Der hiesige Militärführer?“, fragte er.

      „Das bin ich. Und ihr werdet euch alle für eure Verbrechen gegen das Kaiserreich verantworten müssen.“, antwortete