H. G Götz

Caromera


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wie er mit strahlend lächelndem Gesicht auf ihn zukam, verblüffte Bogwin.

      „Kommen sie mein Freund. Es ist spät, lassen sie uns ein andermal darüber beraten, was wir weiters tun können.“

      Hauptman war nahe an ihn herangetreten, fasste ihn wie einen alten Freund an der Schulter.

      „Kommen sie, ich begleite sie zur Tür.“

      Bogwin drehte sich um, ließ sich verblüfft von Hauptman zur Tür des Arbeitszimmers begleiten. Unten an der Tür öffnete Hauptman diese und verabschiedete Bogwin mit den Worten: „Also werter

      Kollege. Ich wünsche ihnen noch einen angenehmen Abend. Und seien sie versichert, alles ist in bester Ordnung.“ Bogwin trat auf die Straße, zu verblüfft, um einen klaren Gedanken fassen zu können.

      Er hatte nur noch eines im Sinn. Schnell von diesem Ort wegzukommen.

      Hauptman ging mit schnellen Schritten zurück in sein Arbeitszimmer. Dort warteten bereits die beiden Männer, die er zuletzt mit der Beschattung seiner beiden Amtskollegen beauftragt hatte.

      Wohlweislich schloss er die Tür hinter sich. „Es gibt da ein Problem, um das es sich zu kümmern gilt“, sagte er mit zusammengebissenen Zähnen. „Wir müssen die beiden aus dem Weg räumen. So schnell wie nur möglich.“

      Mit wutverzerrtem Gesicht ging er auf die beiden

      Männer zu.

      „Lasst es wie einen Unfall aussehen“, sagte er zu einem der beiden.

      „Haben sie etwas besonders im Sinn“, fragte ihn einer der beiden.

      Hauptman war an seinen Tisch getreten, wo er sich mit beiden Händen darauf stemmte. Einen Moment lang dachte er nach.

      „Fackelt sein Haus ab“, sagte er. „Das von Bogwin und das von Lampert gleich dazu!“

      Alles dahin

      Edna stand neben seinem Bett.

      Heftig zog und rüttelte sie am Oberteil seines Pyjamas, bis er aufgewacht war. Erschrocken sah er sie an. Schon wollte er sie fragen, was los sei. Ein heftiger Hustenanfall hinderte ihn daran. Erst da sah er den dicken Qualm, der den ganzen Raum erfüllte. Von Panik erfasst rollte er sich seitlich aus dem Bett. „Rosalie“, schrie es in seinem Kopf, als ihn wieder ein heftiger Hustenanfall zu schütteln begann.

      Edna klammerte sich an ihn.

      „Herr, es brennt unten ganz schlimm“, hörte er sie schreien, während er versuchte, mit einem Arm nach seiner Frau zu greifen, die sich nicht bewegte.

      „Rosalie“, rief er wieder. Doch auch nach dem zweiten Rufen zeigte sie kein Anzeichen, dass sie ihn gehört hatte.

      Endlich schaffte er es, sich aufzurichten. Mit einer Hand, die er sich vor Nase und Mund hielt, griff er über das Bett und begann wieder an Rosalie zu rütteln.

      Nichts.

      Plötzlich drangen von der Tür her seltsame Geräusche zu ihm. Er warf einen schnellen Blick zu dieser und sah, dass unter dem Türspalt kleine orangefarbene Flammen durchzüngelten. Die Tür schien zu ächzen. Er sah Blasen an der Innenseite, die sich schnell aufblähten.

      Das Atmen fiel ihm immer schwerer.

      Hinter ihm brach Edna in heftiges Husten aus.

      Mit einem Ruck richtete er sich auf, lehnte sich mit

      dem Oberkörper über das Bett, um weiter am Nachthemd seiner Frau zu rütteln. Auch diesmal gelang es ihm nicht, sie wach zu bekommen. Er sah in ihr Gesicht und meinte, die Zeit sei stehengeblieben.

      Bewegungslos lag er mit dem Oberkörper auf dem Bett.

      Mit einer Hand hielt er den Oberarm seiner Frau. Sie hatte die Augen geschlossen. Da wusste er, dass sie nie wieder die Augen öffnen würde.

      Als er sich später daran erinnerte, fiel ihm wieder der Gedanke ein, der ihm in diesem Moment durch den Kopf ging: „Leg dich einfach wieder hin. Leg dich neben sie und lass es gut sein!“

      Doch da war Edna. Dieses kleine abgemagerte Ding, dass er erst vor wenigen Stunden mit nach Hause gebracht hatte und das nun an ihm rüttelte.

      „Herr, bitte kommt“, schrie sie. „Wir müssen hier weg!“

      „Seltsam“, dachte er sich später.

      „Ich kann mich nicht erinnern, dass ich in diesem

      Moment irgendetwas gefühlt habe.“

      Keine Angst, keine Panik, nicht der Wunsch, so schnell wie möglich aus dem Zimmer zu kommen.

      Er wusste, dass Rosalie tot war. Die Frau, mit der er seit über 30 Jahren verheiratet war. Was also sollte es? Wozu noch weitermachen?

      Wieder rüttelte Edna an ihm, mit einer Kraft, die er dem kleinen mageren Ding nicht zugetraut hatte.

      Da ließ er den Arm seiner Frau los und glitt mit dem

      Oberkörper vom Bett.

      Edna klammerte sich mit aller Kraft an ihn.

      „Wir müssen hier raus“, schoss es ihm durch den Kopf.

      An der Innenseite der hölzernen Tür fraßen sich die Flammen empor. Der Rauch wurde immer dichter. Plötzlich barst ein Fenster. Wieder und wieder hieb jemand von außen auf den noch vorhandenen Rahmen ein.

      „Ist jemand da drin“, schrie jemand von außerhalb.

      „Hallo!“

      Bogwin rappelte sich von seinen Knien auf, griff sich Edna und stolperte blindlings zum Fenster. Schlagartig spürte er die kalte Nachtluft, die durch das zerstörte Fenster strömte.

      „Hier“, stöhnte er und hob das schwer hustende Mädchen hoch.

      „Hier ist jemand“, schrie der Feuerwehrmann, der sich weit nach vorne beugte, um nach Edna zu greifen.

      „Komm her meine Kleine“, sagte dieser.

      Edna streckte die Arme aus. Der Feuerwehrmann griff sie und drückte sie fest an sich.

      „Komm, ich bring dich schnell nach unten“, sagte der Feuerwehrmann und begann mit Edna die Sprossenleiter nach unten zu steigen.

      Bogwin versuchte, so gut es ihm möglich war, sich aufzurichten. Er zog die von draußen hereinströmende Luft gierig in seine Lunge. Mühsam hielt er sich mit beiden Händen an der Fensterbank und gerade, als er versuchte, sich mit letzter Kraft hochzuziehen, fiel er vornüber und schlug mit dem Kopf gegen die Wand.

      Ohnmächtig sank er zu Boden!

      Später, es war bereits Nachmittag, erwachte er in einem Zimmer, das ihm gänzlich unbekannt war. Benommen sah er sich um. Mit wenigen Blicken erkannte er, dass er sich in keinem Krankenzimmer befand.

      Sein Schädel brummte und wieder begann er heftig zu husten. Sein Atem, den er in seiner vorgehaltenen Hand riechen konnte, roch nach Rauch. Ihm wurde übel und er versuchte, sich aufzurichten. Augenblicklich wurde ihm schwindelig und ließ sich wieder zurück auf das Kissen sinken.

      Eine Tür wurde geöffnet und er sah verschwommen, dass eine Gestalt auf ihn zukam.

      „Freund“, hörte er eine Stimme sagen. „Wie schön, dass sie endlich wieder aufgewacht sind!“ Er erkannte die

      Stimme Lamperts.

      „Wo bin ich hier“, fragte Bogwin ihn.

      Lampert setzte sich auf die Bettkante. Als Bogwin wahrnahm, dass dieser nicht sofort antwortete, fragte er ihn wieder: „Es hat gebrannt. Wo bin ich denn hier?

      Was ist denn los?“

      Lampert legte ihm eine Hand auf den Unterarm. „Wir haben sie in Sicherheit gebracht“,