und her fährt. Die Berührung kitzelt ihn und das Gefühl Haut auf Haut erregt ihn zusätzlich. Trotz der leichten Blindheit, die mit dem Zustand der Erregung verbunden ist, fallen ihm nicht nur die Ringe an ihren Fingern auf, sondern auch eine Tätowierung auf dem Handrücken, die ihm bisher entgangen war. Es ist eine Art Insekt, nein, das Vieh hat acht Beine, eine Spinne, eine Tarantel. Schwarze Spinne auf brauner Haut. Die Hand mit der Tarantel ist schmal und die Fingernägel sind lang und kunstvoll lackiert, jeder Nagel hat eine andere Farbe und ein anderes Motiv. Das Nagelstudio muss gut verdient haben, geht es ihm durch den Kopf. Not scheint diese Schöne nicht zu leiden. Sein Blick löst sich von der Hand und wandert wieder in Richtung Busen und zu der zweiten Hand hin. Auch die hat Ringe und lackierte Nägel, aber keine Tätowierung. Aber das interessiert ihn nicht so sehr. Er stört sich, dass er die freie Brust immer noch nicht sehen kann, dass sie sozusagen immer noch nicht freigegeben ist. So kann es nicht bleiben, denkt er und schiebt mit seiner freien Hand das Hindernis beiseite und fasst nach dieser Brust, grapscht nach ihr und beginnt sie zu drücken. Sie lässt es sich gefallen, entzieht sich ihm nicht weiter und auf einmal weiß er, warum sie so zurückhaltend war, sich so schamhaft gab. Der große Busen fühlt sich ohne das Stützkorsett verdammt schlaff an und auch seine hochgeputschte Gier bekommt dadurch einen kleinen Dämpfer. Die Frau lacht bei der Berührung auf, gurrend, kehlig, gekünstelt, verlegen, doch wie zur Ablenkung oder als Wiedergutmachung hat ihre tätowierte Hand erneut den Weg zu seinen „most private parts“ gefunden, zerrt an seiner Unterhose, zieht sie über die Oberschenkel und beginnt sein steil aufgerichtetes Glied zu drücken und daran zu zupfen, es zu massieren und zu karessieren, als ob sie mit einem billigen Handjob rasch zum Ende des Geschäfts kommen wolle.
Damit ist er natürlich nicht einverstanden, stellt den Pappbecher mit dem Rest der lauen Cola auf den Boden, um auch die zweite Hand freizuhaben, um die Frau an sich zu ziehen, um sie zu drücken und seinem Drang nach Nähe, Nähe, Nähe nachzugeben. Zugleich fordert er sie auf, sich endlich auch auszuziehen, damit sie vorankämen. Doch er erreicht das Gegenteil, denn statt auf seine Forderungen einzugehen, wendet sie sich plötzlich von ihm ab, zieht ihre Hand aus seinem Intimbereich zurück und steht auf. Er ist irritiert, noch mehr Schweiß bricht aus und rinnt an ihm herunter, zugleich wird sein Mund wieder trocken. Warum lässt sie ihn ausgerechnet jetzt sitzen, als sein Ziel in greifbarer Nähe ist und sein Verlangen dem Höhepunkt zustrebt, jetzt, da sein Prachtstück ungeduldig wird, an Größe nicht mehr zu überbieten ist und nach Erlösung drängt.
„Come on. Leg dich hin. Mach schon“, stöhnt er, aber sie legt sich nicht hin, statt dessen verstaut sie die Brust wieder in dem Körbchen, geht zu der Schiebetür und öffnet sie.
„One moment please. Need pipi. Wait please, Schatzi.“
Bevor er protestieren kann, sie zurück halten kann, sie auffordern kann, später zu pinkeln, danach, wenn sie fertig sind, ist sie schon halb draußen, dreht sich aber noch einmal zu ihm um und schaut ihm nun direkt in die Augen.
„Wait a second. Then it will be nice. You and me. Fucky, fucky.“
Er schaut ihr belämmert nach und ruft ihr noch zu, sie solle sich bloß beeilen, er habe keine Zeit und das habe er doch deutlich gesagt. Doch dann wird die Tür zugezogen. Wozu? Damit er nicht sieht, wie sie sich irgendwo hinhockt? Er wartet. Nichts passiert, nur seine Erregung klingt ab. Er schaut auf seine Uhr. Fünf nach halb vier. Er wird zu spät kommen, selbst wenn es jetzt vollends schnell geht, wenn es überhaupt noch geht. Die Gedanken an seine Frau haben die an diese Frau mit ihrem Harndrang verdrängt. Irgendwas wird er sich einfallen lassen müssen. Parkplatz ist vielleicht doch nicht so gut. Besser dringender Anrufe im Büro, im letzten Moment, gerade als er gehen wollte. Ja, das ist besser. Und dass er seine Frau nicht angerufen und sein Zuspätkommen angekündigt hat, lässt sich mit dem leeren Akku vom Handy begründen, das wäre ja nicht einmal gelogen. Wo bleibt nur die Tussi? Die wird sich noch die Seele aus dem Leib pinkeln. Die Tür bleibt zu, das schwarze Glück kommt nicht zurück und seine Erregung ist jetzt gar nicht mehr vorhanden. Er flucht, wie soll er jetzt wieder auf Touren kommen. Wie soll er das in den paar Minuten schaffen, die ihm noch bleiben. Er steht auf, will einen Blick aus dem Heckfenster hinaus werfen, schauen, wo sie ist, ob sie immer noch in den Büschen hockt, doch in diesem Moment wird der Motor angelassen und der Wagen setzt sich rumpelnd in Bewegung.
Der Waldweg
„Was soll der Scheiß“, brüllt er und will die Tür öffnen. Doch es geht nicht, sie rührt sich nicht, sie ist abgeschlossen, er ist eingeschlossen. Er geht zum Fenster und zieht einen der Vorhänge zur Seite. Das Fenster ist von außen mit dunkler Folie beklebt, es lässt sich nicht öffnen. Er trommelt an die Wand zur Fahrerkabine. Brüllt sich die Seele aus dem Leib. Als Antwort wird das rote Licht ausgeschaltet und es ist nun stockdunkel in dem Kabuff. Er versucht sich nochmals an der Tür, an dem Fenster. Beide sind sehr stabil. Der Wagen fährt, erst langsam, dann schneller, dann merkt er, dass es kurvig wird. Ein paarmal hält der Bus, fährt kurz darauf wieder an, er hört andere Autos, laute Startgeräusche, es müssen wohl Ampeln gewesen sein. Irgendwann hat der Wagen die Stadt anscheinend verlassen, denn jetzt fährt er gleichmäßig, nur selten Kurven, keine Stopps. Er flucht weiter, trommelt, rüttelt. Die Hitze wird immer unerträglicher. Genauso wie die Gedanken an seine Lage, an die Probleme, die auf ihn zukommen werden, seine Frau, sein Auto, Polizei. Erschöpft setzt er sich auf das Bett. Da fällt ihm sein Handy ein, vielleicht geht es doch noch, vielleicht ist noch genug Saft im Akku, um die Polizei anzurufen. Doch das Display zeigt nur noch einen matten Schein, eine Verbindung zur Außenwelt nicht mehr möglich. Er tastet die Taschen seines Anzugs ab. Es ist noch alles da, der Geldbeutel, die Brieftasche, der Schlüsselbund mit Auto-, Wohnungs-, Büroschlüssel, sogar der Parkschein für sein Auto. Dann zieht er die Hose an, die Socken, die Schuhe, das Hemd, nur das Jackett nicht. Er schaut auf die Uhr, die Leuchtziffern glimmen. Der Zug ist schon längst angekommen, trotz Verspätung, aber das ist im Moment nicht sein Problem.
Eine halbe Stunde später, oder war es eine Stunde, fühlt er, wie der Wagen langsamer wird und schließlich in einer engen Kurve abbiegt. Nun wird der Weg erst holprig, aber dann wieder glatt mit sanften Wellen. Wieder dehnen sich die Minuten zu kleinen Ewigkeiten. Der Wagen fährt sehr langsam und dann hält er an. Endlich ist wenigstens diese quälende, ungewisse Fahrerei beendet. Er schreit wieder, trommelt gegen die Fahrerkabine, doch nichts passiert. Erst nach einer halben Ewigkeit hört er, wie eine Tür geöffnet wird, der Wagen schaukelt leicht, jemand hat die Fahrerkabine verlassen. Diese verdammte Frau? Oder ihr Zuhälter? Es dauert wieder ein paar Minuten, dann wird die Tür zu seinem Gefängnis geöffnet. Helles Sonnenlicht dringt ein und blendet ihn. Er muss die Augen zukneifen. Zugleich will er seiner Wut freien Lauf lassen, will eine Erklärung haben, will raus aus der Hitze, der Enge, der Schande. Aber zwei Dinge hindern ihn. Zum einen der Mann, der vor der Tür steht: breit, massig, schwarze Lederjacke. Sein Gesicht ist gegen das Licht nicht zu erkennen und als sich seine Augen an die Helligkeit adaptiert haben, sieht er, dass es von einem Tuch weitgehend verdeckt wird und dass der Mann trotz der Hitze eine schwarze Pudelmütze auf hat. Zum andern das Ding, das der Mann in der Hand hält und das auf ihn gerichtet ist, der dunkle, matt glänzende Lauf einer Pistole. Der Protest bleibt ihm im Hals stecken, die Wut wird von Angst abgelöst, von nackter Angst. Bevor er sich wieder fassen kann, etwas sagen kann, Fragen stellen kann, gar erneut losbrüllen kann, spricht der Mann zu ihm, mit leiser Stimme, die keinen Widerspruch duldet.
„Du hältst jetzt erst mal dein Maul und machst genau, was ich dir sag. Dann bassiert dir nix. Sonst seh ich mich gezwungen, dir Schaden zuzufügen.“
Neben die Angst mischt sich nun Erstaunen. Der Mann spricht in gewählten, ja gestelzten Worten. Der Ton der Stimme ist ihm seltsamerweise nicht einmal unsympathisch. Komisch, dieser Gedanke in solch einer Situation. Zwei weitere Dinge fallen ihm auf. Der Mann hat keine schwarze Hautfarbe, wie sein Lockvogel, sondern eine helle, bleiche, wie er an dem bisschen Haut erkennt, das am Hals zu sehen ist und um die Augen herum und natürlich an den Händen. Und der Ort fällt ihm auf, als er an dem Mann vorbei schaut und sieht, dass sich der Wagen in einem Wald befindet, auf einer Lichtung oder einem breiten Waldweg.
„Ich seh, dass du dich anzogen hast.