Myriam Schenke

Franzis merry little Christmas


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machte Felix. »Ich hab´s! Kommt doch einfach alle mit zum Singen.«

      Franzi wehrte als Erstes ab: »Glaub mir, dass ich singe, möchte wirklich niemand!«

      »Ich glaub dir nicht nur, ich weiß es sogar«, sagte Felix. »Aber Singen kann jeder lernen.« Er grinste Franzi an. »Na ja, fast jeder!«

      »Sag ich doch! Außerdem möchte ich mich noch für meinen Kurs bei Professor Kugler vorbereiten.«

      »Gib ihm doch endlich die Kugel!«, murmelte Felix. Fragend sah er Gisi an. Doch der schüttelte den Kopf. »Beim besten Willen nicht. Geh du ruhig singen, ich muss erst wieder Nachtigall und Lerche in die richtige Reihenfolge bringen.«

      »Was jettest du auch dauernd durch die Gegend, wenn du es nicht verträgst?« Liebevoll streichelte er Gisis Hand. »Ruh dich aus, mein Schatz, morgen ist auch noch ein Tag und ich sehe zu, dass ich meine Schicht tausche.« Felix wandte sich mit wenig Hoffnung an Martin: »Hast du vielleicht Lust? Wir sind ein kleiner Chor und singen einfach aus Spaß an der Freud. Männer sind übrigens immer besonders begehrt und willkommen.«

      »Jetzt gleich?«, fragte Martin.

      »In zehn Minuten müssten wir los.«

      Martin sah, wie Franzi mühsam ein Gähnen unterdrückte.

      »Ja, ich würde gerne mitkommen«, sagte er kurz entschlossen.

      Die beiden Sänger waren zur Tür hinaus und Gisi und Franzi saßen allein am Küchentisch. Gisi nahm die Flasche Wein und wollte Franzi etwas nachschenken, doch die hielt schützend die Hand über ihr Glas. »Für mich nicht mehr, ich muss gleich noch ein bisschen was lesen.«

      »Ach komm, du bist doch viel zu müde. Außerdem kannst du mich nicht auch noch im Stich lassen. Erzähl lieber mal von dem Martin. Scheint ein netter Kerl zu sein und total in dich verknallt.«

      Franzi gab ihr Glas frei. »Quatsch! Er ist einfach so ein ganz lieber, netter Mensch und mir vielleicht ein bisschen dankbar, weil ich ihm geholfen habe, seinen Weihnachtsbaumverkauf in Schwung zu bringen.«

      »Das hat er erzählt, und wie er es erzählt hat, lässt schon einiges erahnen ...«

      »Hör auf, Gisi! Wer sich in mich verknallt, der hat höchstens einen Knall. Ich weiß ja manchmal selber gar nicht, warum ich so idiotisch bin. Zum Beispiel studiere ich Kunst, obwohl mir jeder meiner Profs immer wieder klarmacht, dass ich völlig unfähig bin.«

      Gisi schüttelte den Kopf. »Was hat denn das damit zu tun? Und zudem glaube ich erstens nicht, dass dich alle für unfähig halten, und zweitens weiß ich, dass du es nicht bist! Du bist eine wunderbare, warmherzige, talentierte Person, die dazu noch sehr hübsch ist!« Franzi lächelte. »Du bist lieb und ich glaub dir heute einfach mal ein bisschen.«

      »Kannst du ruhig, ich bin ja schließlich ein sehr seriöser Mensch.« Er schielte über seine auf die Nasenspitze gerutschte Brille.

      Lachend umarmte sie ihn. »Ja, und ein ganz besonders lieber!«

      »Apropos seriöser Mensch, ich habe Felix gar nicht mehr gesagt, dass ich ihm den Simmerlich in seinen Chor geschickt habe, weil er sich ja immer beklagt, dass sie zu wenig Männer wären.«

      »Welchen Simmerlich meinst du? Muss ich den kennen?«, fragte Franzi.

      »Na Jürgen Simmerlich, der turnt doch immer bei euch auf dem Weihnachtsmarkt herum und glitzert seitdem so schön.«

      »Ach, Glitzi meinst du! Da fällt mir ein, ich habe Lilly noch gar nichts von seinem niedlichen Spitznamen erzählt.«

      »Untersteh dich! Er wirkt ein bisschen unscheinbar und steif, doch er ist sehr nett und stille Wasser sind bekanntlich tief. Ich weiß nicht mehr wieso, aber neulich haben wir uns über Musik unterhalten, dabei ist er richtig aufgetaut. Irgendwie kamen wir auch auf den Chor und er war ganz angetan. Vielleicht ist er ja wirklich hingegangen.«

      »Hoffentlich!«, sagte Franzi. »Dann bekommt Felix heute gleich zweifach männlichen Zuwachs, das wird ihn freuen.«

      »Genau! Und dann muss er uns nicht mehr belatschern und wir können in Ruhe ein Glas Wein trinken.«

      »Oder auch zwei.«

      Kapitel 5

      Franzi schaute auf ihre Uhr, Viertel nach elf war es erst. Sie war früher als sonst mit den Vorbereitungen für den Mittagsansturm fertig geworden. Der Weihnachtsmarkt war wie ausgestorben. Die Väter und Mütter mit ihren Kinderwagen waren nach Hause geeilt und die Geschäftsleute hatten noch keine Mittagspause. Erst gegen zwölf würde der Weihnachtsmarkt sich wieder füllen. Franzi goss sich eine Tasse Kaffee ein und beobachtete vier Mädchen, die nur wenige Meter entfernt vor dem großen Drogerieschaufenster ihre Instrumente auspackten. Zwei Geigen, eine Klarinette und eine Querflöte kamen zum Vorschein. Nachdem die Mädchen Noten, Notenständer und den obligatorischen Geigenkasten in die richtige Position gebracht hatten, begannen sie zu spielen. Zunächst waren sie etwas zögerlich, wurden aber schnell selbstbewusster. Gar nicht mal so schlecht! Schade, dass sie nur so wenige Zuhörer haben, dachte Franzi.

      Lilly kam singend an Franzis Stand. »We wish you a merry Christmas...« Franzi klimperte dazu mit Löffeln gegen die Becher im Regal. Gerne hätte sie mitgesungen, doch sie traute sich nicht. Aber Martin traute sich. Er fiel in Lillys Gesang mit ein. Und dann kam auch noch Jürgen dazu, der mit seiner tiefen Stimme den Liedern eine warme Fülle gab.

      Die vier Mädchen kamen, ohne ihre Instrumente abzusetzen, zu Franzis Stand herüber und Weihnachten klang über den ganzen Weihnachtsmarkt.

      Da Franzi es jedoch fertigbrachte, bei »Jingle Bells« mit ihrem Geklimper wirklich alle aus dem Takt zu bringen, beendeten sie ihre »Jam Session« schließlich lachend.

      »So, nu habe ich hoffentlich meine ganzen Weihnachtohrwürmer für dieses Jahr abgenudelt«, sagte Lilly und zog sich ihren Schal zurecht. »Hast du ein Glas Wasser für mich?« Franzi goss ihr ein Glas ein und fragte die Mädchen: »Möchtet ihr auch etwas? Ich gebe einen aus! Apfelschorle oder Holunderpunsch?«

      Die Mädchen nahmen das Angebot dankbar an. Und auch Jürgen und Martin ließen sich gerne zu einem winterlichen Heißgetränk überreden.

      Einträchtig standen Sänger und Musiker beieinander, pusteten in ihre Becher und ließen Weihnachten in sich nachklingen.

      Franzi dachte an das Weihnachten ihrer Kindheit, an die Lieder, an die wundervolle Stimme ihrer Mutter ... In die Stille hinein fragte sie: »Könnt ihr auch: `Maria durch ein Dornwald ging`

      »Klar!« Die Mädchen nickten eifrig. »Dafür brauchen wir noch nicht einmal Noten.«

      Martin räusperte sich. »Aber ich! Ich bin nicht so textsicher.«

      Auch das war kein Problem, die Noten waren schnell herausgesucht. Jürgen setzte seine Lesebrille auf und stellte sich dicht neben Martin. Das Mädchen mit der Querflöte improvisierte eine kleine Einleitung, die anderen drei griffen zu ihren Instrumenten und sahen sich an. Gemeinsam begannen sie zu spielen. Die beiden Männer setzten ein, Lilly schloss für einen Moment die Augen und sang dann mit ihrer wunderschönen klaren Stimme die alte Melodie.

      Franzi vergaß zu klimpern; Kerstin vom Nachbarstand hatte sich weit vorgebeugt und hörte mit geschlossenen Augen zu; eine Mutter mit Kinderwagen, die heute spät dran war, blieb lächelnd stehen; ihr Kind lauschte mit offenem Mund, sogar der Taschenverkäufer und die Frau vom Fellstand unterbrachen ihren Plausch ...

      »... Jesus und Maria.« Der letzte Ton klang lange nach.

      »Wow!« Lilly lächelte. »Da musste ich aber ziemlich in meinen Untiefen wühlen. Ich wusste gar nicht, dass ich mich noch an das Lied erinnere.«

      »Das war wunderschön.« Franzi war ganz sentimental zu Mute, ihre Stimme zitterte leicht und ihre Augen glitzerten verdächtig.

      Und noch jemand war völlig begeistert. Jürgen konnte kaum an sich halten