Myriam Schenke

Franzis merry little Christmas


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dem Platz«, sagte Franzi.

      »Wer ist das eigentlich mit den Weihnachtsbäumen?«, fragte Lilly.

      Franzi dachte nach. »Seinen Namen habe ich völlig vergessen. Aber er ist echt nett und tut mir ein bisschen leid. Er versucht bei uns gegenüber, zwischen Tanke und Schnellreinigung, seine Bäume zu verkaufen.«

      »Nicht ganz so pfiffig, der Mann?«, fragte Lilly und Carla versuchte, in Franzis Augen zu lesen, was es mit diesem Weihnachtsbaumverkäufer auf sich hatte.

      »Ach nee, ich weiß nicht - vielleicht ein bisschen naiv. Aber ich glaub, da hat ihn einfach jemand blöd beraten«, sagte Franzi.

      Lilly guckte in ihren leeren Becher, stellte ihn mit Schwung auf die Theke und sang: »Also los dann, auf zum Weihnachtsbaummann! Schubidu und schubidann ...«

      »Hast du nicht was vergessen?«, fragte Franzi.

      Schulterzuckend unterbrach Lilly ihren Gesang. »Nö, wieso?«

      »Was ist mit Jürgen und deinem Stand?«

      »Stimmt, jetzt wo du es sagst ... Wartet ihr kurz? Ich sag Jürgen nur schnell Bescheid, dass er zumachen soll. Jetzt ist Glühweinnasenzeit, da kauft eh keiner mehr was!«

      Als die drei wenig später ihre frohe Botschaft verkünden wollten, war der Weihnachtsbaumplatz verwaist. Zwar waren auf dem ganzen Platz dicht an dicht Bäume verteilt und die Zaunelemente, mit denen am Abend der Platz umzäunt wurde, standen noch an der Wand zum Waschcenter, aber nirgendwo war der Weihnachtsbaumverkäufer zu sehen.

      »Komisch, so früh ist er sonst nie weg«, wunderte sich Franzi. »Der ist hier bestimmt noch irgendwo.« Der Platz war nicht groß, aber unübersichtlich, also fädelte sich Franzi durch die Tannenbäume, was eine ganz schön pieksige Angelegenheit war.

      »Warte!«, rief Lilly ihr hinterher, sie war mit ihrem Schal hängen geblieben und musste sich erst mühselig wieder befreien. Carla hingegen hatte keine Lust, sich auch nur noch einen Meter zu bewegen. »Von wegen, vom Weihnachtsmarkt hierher ist es nur ein Katzensprung,« Ihre hohen Stiefel waren zwar sehr chic, aber ziemlich unbequem. Die Füße taten ihr tierisch weh. »Die Katze möchte ich sehen«, murmelte sie und setzte sich auf einen Baumstumpf. Dabei entdeckte sie ein paar Arbeitshandschuhe und eine Pudelmütze. »Hey! Ihr beiden, ich habe was gefunden!« Lilly war als Erste zurück, sie betrachtete den Fund und schloss messerscharf und ein bisschen schwankend: »Er hat sich aufgelöst.«

      Franzi, die sich auch wieder eingefunden hatte, nahm Lilly die Mütze aus der Hand. »Nee, aber er friert, der Arme.« Sie guckte sich die Mütze genauer an, sie war ziemlich unförmig und in der Farbzusammenstellung recht eigenwillig. »Komisch, an die müsste ich mich doch erinnern.« Kurzerhand setzte sie die Mütze auf die Spitze eines hübschen kleinen Baumes.

      »Sehr schön!«, sagte Carla. Ihr Blick fiel auf die Arbeitshandschuhe in ihrer Hand. Sie lächelte und steckte sie links und rechts über Zweige des bemützten Baumes. Lilly wollte nicht nachstehen. »Opfer müssen gebracht werden!«, sagte sie, pflückte zwei große, blaue Weihnachtskugeln von ihrem Hut und befestigte sie als Augen unterhalb der Mütze.

      Die drei traten einen Schritt zurück und betrachteten ihr Werk. »Der Weihnachtsbaummann!«, murmelte Lilly andächtig.

      »Nicht schlecht! Der sieht Martin richtig ähnlich«, sagte jemand hinter ihnen.

      Ach genau, Martin hieß er, dachte Franzi. Sie drehte sich um. Rüdiger, der aushilfsweise in der Tankstelle arbeitete, bewunderte ihr Werk. »Schade, ich dachte schon, endlich möchte jemand einen Baum kaufen. Ich soll Martin nämlich heute Abend vertreten. Oder möchtet ihr vielleicht doch einen Baum oder einen Mistelzweig?«

      Bedauernd schüttelten die drei ihre Köpfe.

      »Wir wollten ihm etwas Wichtiges mitteilen.«, sagte Lilly feierlich.

      »Wann ist er den wieder da?«, fragte Franzi.

      »Ich fürchte, da müsst ihr bis morgen warten. Soll ich ihm etwas ausrichten?«

      »Lass mal, ich komm einfach morgen früh vorbei«, sagte Franzi.

      »Gut, dann ... ich glaub, ich muss mal wieder los.« Er deutete in Richtung Tankstelle, wo schon ein Kunde in der Tür stand und sich suchend umsah. »Bis Morgen!«, rief er und sprintete los.

      Franzi schaute ihm nach. »Schade. Na egal, morgen ist auch noch ein Tag. Kommt! Wir gehen zu mir und machen es uns gemütlich. Vielleicht ist Felix da, der müsste heute seinen letzten freien Tag haben. Dem können wir von unseren Taten berichten.« Sie stellte sich neben den Weihnachtsbaummann und legte einen Arm um seinen stacheligen Körper. »Mach mal ein Foto!«, sagte sie zu Carla. »Als Anregung für seine nächste Schmückaktion.«

      Lilly sah Franzi fragend an. »Versteh ich nicht. Seit wann schmückt Felix denn irgendwas? Ich dachte, nur du bist vom heiligen Weihnachtswahnsinn befallen.«

      Carla, die schon ihr Smartphone gezückt hatte, beschrieb Lilly die nächtliche Schmückaktion von Felix.

      »Oh, das hört sich gut an!«, sagte Lilly. Sie wickelte sich in ihren bestimmt drei Meter langen Schal. »Dann lasst uns endlich los! Mir ist schon wieder schweinekalt! Außerdem bin ich gespannt auf Felix´ Deko.«

      Doch Franzi musste sie enttäuschen. »Alles längst behoben.«

      »Schaaade!«, waren Carla und Lilly sich einig.

      Kapitel 4

      »Guten Morgen!«, sagte Martin zu der Zeitung, hinter der er Franzi vermutete.

      Es hatte geklappt, er stand mit seinen Weihnachtsbäumen auf dem Weihnachtsmarkt und sein erster Weg am ersten Morgen hatte ihn direkt zu Franzi geführt.

      Nach dem zweiten, nicht mehr ganz so zaghaften, »Guten Morgen!«, ließ Franzi endlich die Zeitung sinken. »Hallo, schön dass du da bist!« Sie strahlte ihn an. »Hat alles geklappt? Möchtest du einen Kaffee?« Ohne eine Antwort abzuwarten, goss sie ihm einen Becher ein und reichte ihn über die Theke. Dann allerdings griff sie wieder zu ihrer Zeitung. »Entschuldige! Ich will nur schnell noch den letzten Absatz lesen.« Im nächsten Moment war sie auch schon wieder hinter ihrer Zeitung verschwunden.

      »Schon Okay«, murmelte Martin und nippte an seinem Kaffee. Nur ein paar Locken und ihre Hände waren noch zu sehen. Obwohl ihre Hände leicht gerötet waren, sah man die zarten Sommersprossen auf den Handrücken. - Ob ihre Hände wohl wieder so kalt waren?

      Unvermittelt ließ Franzi die Zeitung sinken und lächelte in seine Beobachtungen hinein. »Hast du schon den Bericht über die neue Ausstellung in der Kunsthalle gelesen? - Sehr interessant. Einer meiner Professoren hat den Artikel geschrieben.«

      Martin hob entschuldigend die Schultern. »Ich bin heute Morgen noch gar nicht dazu gekommen, mir eine Zeitung zu holen, geschweige denn sie zu lesen. Es hat eine ganze Weile gedauert, die Bäume und Zäune hierher zu transportieren und alles wieder aufzubauen.«

      »Klar! Aber vielleicht kommst du nachher dazu. Ich leih sie dir gerne.«, sagte Franzi.

      »Das wäre schön. Es werden ja nicht gleich heute früh Heerscharen von Kunden einen Baum haben wollen. Obwohl ich wirklich hoffe, dass es hier besser läuft als bei der Tankstelle.«

      »Das wird es bestimmt.« Franzi war entschieden optimistisch. Sie reichte Martin die Zeitung über den Tresen. Im selben Moment kam Lilly an den Stand. Sie sah die Zeitung und den Artikel mit dem großformatigen Foto. »Oh, der Artikel vom Windei Kugler. Was hat dein Schwarm denn wieder Großartiges verzapft?«

      Franzi wurde rot. »Er ist nicht mein Schwarm! Lies den Artikel! Er ist präzise geschrieben und voll interessanter Beobachtungen.«

      »Interessante Beobachtungen? Was beobachtet er denn, der Gute?«

      »Grr! Du weißt schon, was ich meine! Außerdem musst du doch zugeben, dass er wirklich Ahnung hat, und ein fantastischer Künstler ist und ...«

      »Schon