Myriam Schenke

Franzis merry little Christmas


Скачать книгу

schüttelte sich. »Igitt! Ich auch. Musst du mich daran erinnern? Das hatte ich so schön verdrängt.«

      Franzi lachte. »Genau, igitt. Du hast vollkommen recht. Aber es ist ja das letzte Mal vor den Ferien und ab Freitag bin ich dann jeden Tag auf den Weihnachtsmarkt.«

      »Jeden Tag? Bist du wahnsinnig?«

      »Ich brauch´ die Kohle. Außerdem freue ich mich auch irgendwie darauf.«

      »Sag´ ich ja, du bist wahnsinnig.«

      »Genau.«, sagte Franzi. »Ach ja, nur montags lass´ ich mich vertreten für den Porträtkurs bei Professor Kugler.«

      »Das will ich doch hoffen, dass sie in meinen Kurs kommen.«, sagte Professor Kugler, der unbemerkt hinter sie getreten war.

      »Oh!« Franzi drehte sich zu ihm um und wurde rot.

      Er schloss die Tür ab und wandte sich wieder den beiden zu. »Na, wie ist es bei ihnen gelaufen? Franka – nein Entschuldigung, Franziska, nicht wahr? – Ihnen müsste das Thema doch gelegen haben.«

      Franzi wurde noch röter und murmelte: »Ja, ich denke schon, dass es ganz gut gelaufen ist.«

      »Schön.« Er strich seinen grau melierten, etwas zu langen Pony zurück. »Und bei Ihnen, Carla?«

      »Ganz fantastisch.«, sagte Carla, ohne eine Miene zu verziehen.

      Professor Kugler lächelte. »Sehr schön. Ich würde ja zu gerne mit Ihnen beiden einen Kaffee trinken gehen, doch leider muss ich in mein Seminar.«

      Carla zuckte mit den Schultern. »Tja, da kann man nichts machen.« Sie packte Franzi am Arm und zog sie mit sich. »Wir müssen dann jetzt auch los.«

      »Vielleicht ein anderes Mal?« rief er ihnen nach.

      »Ja, vielleicht.«, sagte Carla unbestimmt im Gehen über die Schulter. Nur wenige Schritte weiter und nur unwesentlich leiser fügte sie hinzu: »Schleimscheißer!«

      Franzi machte sich los. »Pst! Wenn er dich hört. Er war doch einfach nur nett. Und überhaupt ich mag ihn.«

      »Na, das war ja nicht zu übersehen.«

      »Hrmpf!« Hätte Franzi noch röter werden können, wäre sie es sicherlich geworden. »Quatsch! Ich finde einfach, er ist hier einer der wenigen, die wirklich etwas können.«

      Carla verdrehte die Augen. »Ach, was kann er denn? Okay, auf seine spezielle, schleimige Art kann er ganz charmant sein. Er sieht ... na ja, für sein Alter relativ gut aus. Und stimmt! Zugegebenermaßen baggert er wie ein Weltmeister.«

      Ehrlich entrüstet, schnaubte Franzi regelrecht. »Hast du mal seine Illustrationen gesehen? Die sind großartig!«

      »Klar sind sie das. Aber es ist jetzt auch schon zehn Jahre her, dass seine letzten Meisterwerke entstanden sind. Seitdem verkriecht er sich hier in der Kunsthistorik und arbeitet sich durch den weiblichen Künstlernachwuchs. Guck´ nicht so sauer, frag´ mal Gitta.«

      »Ach komm´ Gitta ist nun wirklich keine seriöse Quelle. Außerdem kannst du sagen, was du willst, ich finde ihn genial. Seine Kurse sind super und er ist der Einzige, der sich auch mal einfach so für seine Studenten interessiert.«

      »Besonders für seine Studentinnen!«

      Franzi blieb stehen, und wollte gerade wieder zum Protest ansetzen, als Carla schon beschwichtigte: »Ja, ja schon gut, ich werde nichts mehr gegen den großen Meister sagen. Und gegen Helmer ist er allemal Gold!«

      Um diese Zeit war in der Cafeteria kaum etwas los. Noch übertönte kein Stimmengewirr das Geklapper aus der Küche und ihr Lieblingstisch, in einer Nische am Fenster, war frei. Carla verteilte ihr Frühstück, dabei stieß sie gegen Franzis Milchkaffee, so dass er überschwappte und den Kaffeekeks in der Untertasse ertränkte.

      »Hey!« Franzi rettete ihre Tasse. »Mach` dich nicht so breit, mit deinem Gelage!« Ihr Blick wanderte über den Muffin, das Franzbrötchen, die Quarkspeise ... »Sag´ mal, willst du das wirklich alles essen?«

      Carla schob den Teller mit dem Kopenhagener in die Mitte des Tisches und steckte zwei Löffel in die Quarkspeise. »Wieso? Ich dachte, du hilfst mir.«

      »Nö, ich habe eigentlich gar keinen Hunger mehr.« Gedankenverloren rührte Franzi noch einen Löffel Zucker in ihren Kaffee und schaute verzückt hinaus, auf die mit Raureif bedeckten Bäume und Büsche. »Ich liebe es, wenn alles so zart weiß gepudert ist. Sieht das nicht einfach wunderschön aus?!«

      Carla folgte Franzis träumerischem Blick. Sie sah das Ganze etwas nüchterner. »Vor allem ist es schon seit Tagen schweinekalt.«

      »Stimmt. Aber es will einfach nicht schneien.«, wunderte sich Franzi.

      »Hier schneit es sowieso nur ziemlich selten und vor Weihnachten schon gar nicht. Wenn, dann höchstens mal im Januar oder Februar.«, sagte Carla.

      »Schade. In München hat es eigentlich immer schon vor Weihnachten geschneit.«

      »In Bayern kommt der Weihnachtsmann auch mit seinem Schlitten durch den Schnee gestapft.«

      »In Bayern kommt das Christkind!«, sagte Franzi. »Da fällt mir ein ... Weißt du, was Felix gestern gemacht hat? Ich bin immer noch stinksauer.« Sie beschrieb anschaulich das Chaos, inklusive Dekoration und kam schließlich zum Dekorateur. »... an seiner Hose hing noch so eine aufgerollte Sternengirlande aus Draht, es sah aus, als hätte er eine Sprungfeder am Hintern. So ist er hinter mir geschlurft und hat mich ernsthaft gefragt, ob ich sauer sei.«

      Carla kicherte.

      »Hey! Das ist nicht witzig.« Franzi hielt einen Moment inne und erinnerte sich, wie Felix in seiner ganzen Pracht vor ihr gestanden hatte - und sie musste auch kichern. »Okay, das war doch witzig.«

      Zwei Vorlesungen hatte Franzi sich angehört, war zwischendurch in die Mensa gegangen und hatte einen ziemlich üblen Gemüseauflauf gegessen. Anschließend trödelte sie ein bisschen an den diversen Schwarzen-Brettern entlang. Sie hatte einfach keine Lust, nach Hause zu gehen. Klar, im Rückblick war das alles ganz witzig, und sie war sonst alles andere als pedantisch ordentlich und mochte auch gerne feiern, aber Weihnachten wollte sie es nun mal heimelig, schön und gemütlich haben.

      Als sie sich schließlich doch auf den Heimweg machte, fuhr ihr der Bus vor der Nase weg. Sie beschloss, zu Fuß zu gehen. Die Dämmerung setzte bereits ein und Franzi bewunderte auf ihrem Weg, die immer zahlreicher werdenden Lichterketten.

      Schließlich kam sie zu der Tankstelle und sogar die war mit Weihnachtsbeleuchtung geschmückt. In regelmäßigen Abständen leuchtete eine Sternschnuppe in blau, grün, rot und wieder blau ... Nicht schön und auch nicht selten, aber na ja – irgendwie weihnachtlich.

      Martin war schon dabei sein Werkzeug zusammen zu räumen, doch als er Franzi kommen sah, legte er Säge und Beil achtlos beiseite und kam strahlend auf sie zu. »Hi!«

      »Hi, hast du meinen Mistelzweig noch?«

      »Klar.« Martin hatte ihn extra in seinen Transporter gelegt und holte ihn jetzt schnell.

      Bewundernd betrachtete Franzi den riesigen Zweig erneut. »Was für ein Prachtexemplar. So filigran und märchenhaft.« Vorsichtig strich sie über die schneeweißen, kleinen Beeren. »Hoffentlich breche ich nicht die Hälfte der Beeren schon beim Transport ab.«

      »Ach was, die sind noch ziemlich frisch. Na und wenn sie abfallen, bringt es Glück.«

      »Wirklich?«

      »Klar!«

      »Und wenn sie nicht abfallen?«

      »Dann hast du erst recht Glück und Beeren.«

      Franzi lachte. »Das hört sich gut an. Scheinen ein echter Glücksfall zu sein, deine Mistelzweige.«

      »Das sind sie auf jeden Fall.«

      »Und was bekommst du jetzt für diesen Wunderzweig?«

      Martin