Christian Jesch

Renaissance 2.0


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Tandra ihre Lebensgefährtin in ihrem Vorschlag , während sie ihr dabei zuschaute, wie Kaziir das Essen auf zwei Tellern heranbrachte. Nachdem die beiden fertig waren mit dem Essen fertig waren , setzten sie sich zusammen an Kaziirs TabletTop und betrachteten gemeinsam die neu erworbenen Daten aus der Bibliothek.

       "Die sind ja wirklich über das gesamte Land verteilt", stellte Kaziir fest. "Hast du schon einen Plan, wie du vorgehen willst?"

       "Ich denke, ich werde mich in erster Linie auf die Standorte der Sturmredner beschränken. Könnte mir vorstellen, die sind umgänglicher, als jene Sturmbringer. Die werden in den Dokumenten als Extremisten bezeichnet, welche scheinbar genau dasselbe wollen, wie Ysana. Ich kann mir nicht vorstellen, dass sie uns folgen werden. Auf der anderen Seite wäre es wichtig, vor der Liga bei diesen Mutanten anzukommen, damit die keinen Nachschub für ihre Terrorherrschaft bekommen. Nur stoppen können wir die Sturmbringer auch nicht, wenn die es nicht wollen. Und ein Militär, das sie vernichten kann, steht uns ebenfalls nicht zur Verfügung. Das ist schon eine verflixte Sache. Jetzt haben wir alle Unterlagen, die wir benötigen und können doch nur wenig tun."

       "Nun, wir wissen zumindest, wo die extremen Mutanten untergebracht sind. Wir postieren Renegaten dort zur Beobach tung und warte n einfach ab. Und eine Armee benötigen wir nicht, wie du vorhin selber ausgeführt hast."

       "Was meinst du?", fragte Tandra mit gerunzelter Stirn nach.

       "Du hast mir doch vor einigen Minuten von deinem Trick in Nuh åven erzählt. Wenn die Renegaten uns berichten, dass die Liga oder ihre Armee im Anflug ist, kannst du dich doch dort hinbegeben und sie empfangen." Die junge Spezialrenegatin dachte einen Moment darüber nach, was ihre Partnerin gesagt hatte. Im Prinzip hatte sie recht. Ihre Fähigkeit, Dinge schnell altern zu lassen, machte sie zu einer Art Superwaffe. Natürlich kostete diese Anwendung ihrer Fertigkeit die junge Frau viel Kraft und Energie, die sich besonders an der Anzahl der Gegner maß. Aber vielleicht fand sie ja auch unter den Sturmbringern weitere Mutanten, die dasselbe konnten. Die müssten Tandra dann unterstützen. Was gäbe sie jetzt nicht für einige dieser Neuronen-Netze, welche Jachwey weiterentwickelt hatte ? Mit denen konnte sich eine trainierte Person an jede gewünschte Quelle im Metanetzwerk anschließen.

       "Was hast du vor?" , ertönte plötzlich die Stimme in ihrem Kopf.

       "Was meinst du?", fragte Tandra erschrocken zurück.

       "Ich habe damit nur sagen wollen…"

       "Entschuldige, Schatz. Dich meinte ich gerade nicht", unterbrach sie ihre Gefährtin.

       "Mit wem sprichst du dann?"

       "Jachwey hat sich gerade bei mir gemeldet", erklärte die Renegatin schnell.

       "Oh, dann grüße ihn schön von mir", erwiderte Kaziir, bevor sie sich aufmachte, den Tisch abzuräumen und Tandra allein zu lassen.

       "Entschuldigen Sie, Jachwey. Ich musste Kaziir nur gerade erklären, warum ich Selbstgespräche führe. Also noch einmal. Wie darf ich Ihre Frage verstehen?"

       "Sie haben gerade an die von mir entwickelten Neuronen-Netze gedacht und dass Sie diese zum Einsatz bringen wollen."

       "Das war nur so ein Gedankenspiel."

       "Das ist auch besser so. Wir haben hier ganz schön zu kämpfen mit diesen künstlichen Mutanten. Von Tag zu Tag werden es mehr, die versuchen, sich an den Quellen zu verankern. Die zirka zweihundert Netze, welche die ProTeq erobert hat, konnte ich zurückverfolgen. Ich habe nur keine Ahnung, wo sich die Anlage befindet, in der sie eingesetzt werden. Es tauchen aber auch immer wieder neue auf. Vermutlich ist irgendjemand dabei, sie weiterhin zu produzieren. Doch dazu kann ich noch nichts sagen."

       "Das bedeutet, es gibt mittlerweile wie viele künstliche Mutanten?"

       "Schwer abzuschätzen, aber ich würde mal sagen, dass es mindestens fünf- bis sechshundert sind. Tendenz steigend."

       "Wenn Sie die Neuronen-Netze lokalisieren, können wir eine Einheit Renegaten dort hinschicken und zum Einsatz bringen. Wir benötigen nur detaillierte Angaben."

       "Wo sollen wir Renegaten einsetzen?", kam die Frage aus der Küche.

       "Jachwey hat mir gerade berichtet, dass die Anzahl von künstlichen Mutanten im Metanetzwerk sprunghaft angestiegen ist. Er vermutet, das irgendjemand irgendwo weitere Neuronen-Netze herstellen lässt. Ich habe ihm gesagt, wenn er uns den genauen Standort nennen kann, senden wir eine Einheit dort hin. Oder was meinst du dazu?"

       "Das könnten wir machen. Ich muss aber erst genauere Informationen über alles haben, bevor ich unsere Leute einer Gefahr aussetze."

       "Klingt für mich sehr vernünftig" , ertönte Jachweys Stimme in Tandras Kopf.

       "Sie haben Kaziir gehört? Wie das?"

       "Alles was durch ihren Kopf geht, kommt auch bei mir an. Also auch die Stimme von der Suprimekommandantin."

       "Suprimegeneralin", korrigierte Tandra reflexartig.

       "Suprimegeneralin?" , wiederholte Jachwey respektvoll. "Übermitteln Sie ihr meine Glückwünsche."

       "Jachwey gratuliert dir zum Aufstieg bei den Renegaten", gab Tandra an Kaziir weiter.

       "Da gibt es nicht wirklich etwas zu gratulieren", seufzte die se auf dem Weg von der Küche zurück ins Wohnzimmer. "Das bedeutet nur noch mehr Verantwortung und Stress."

       "Ich bin mir sicher, dass sie das schaffen wird. Ich habe noch nie eine fähigere Führungsperson kennengelernt, als Kaziir." Tandra übermittelte die Lobpreisung von Jachwey an ihre Lebensgefährtin, die darauf ein müdes Lächeln hervorbrachte. Wenn der nur wüsste, was diese Position bedeutete.

       "Hören Sie, Jachwey. Wo Sie gerade in meinen Kopf sind, könnten Sie uns einen Gefallen tun. Wir müssen dringend wissen, wo sich Jikav aufhält. Kurz nachdem wir in dem Dorf von Riém eingetroffen sind, ist er von dort verschwunden."

       "Ist mir bekannt" , unterbrach der Gottkaiser Tandras Gedanken. "Ich hatte das letzte Mal in de n Dædlænds mit ihm Kontakt. Wo er sich zurzeit aufhält, weiß ich jedoch nicht. Aber ich werde mich mal umhören und Bescheid geben, wenn ich etwas habe. Im Übrigen muss ich sie noch warnen. Die Sturmredner, die Sie aufsuchen wollen, sind nicht mehr die Jugendlichen, die man einst aus den Anstalten befreit hat. Sie haben über Jahre zurückgezogen gelebt und haben sich verändert. Ich werde Sie bei Ihrer Mission so gut wie möglich unterstützen. Auch bei Ihren Einsätzen gegen die Liga. Dabei fällt mir gerade etwas ein. Ich habe schon lange nichts mehr von Ysana gehört. Sie ist auch schon seit einigen Tagen nicht mehr im Metanetzwerk gewesen. Haben Sie dafür eine Erklärung?"

       "Die habe ich. Ysana und ihr Bruder