Isabella Kniest

Love's Direction


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      Was sollte das werden, wenn es denn jemals fertig werden würde?

      Nachdem der Pussywagon selbst nach zweihundert Metern nicht auf die erlaubte Höchstgeschwindigkeit beschleunigt hatte, erreichte Traceys schlechte Laune einen neuen Tiefstpunkt.

      Was war heute los?! Wieso gab diese blöde Kuh nicht endlich vernünftig Gas?

      Eine weitere rote Ampel nötigte den Pussywagon abermals zum Halten – und in weiterer Folge den seinen.

      »Alter! Das gibt’s nicht!«

      »Was ist los?«, rief Franz von hinten.

      »Da ist abermals so eine elendige Tusse vor mir, die nicht vernünftig fahren kann!«

      »Reg dich ab. Wir sind eh gleich da.«

      Ja, ja … du hast gut Reden! Du musst dich nicht mit diesen behinderten Linkswichsern rumärgern!

      Die Ampel schaltete auf Grün, und der pinke Wagen beschleunigte erneut so schnell wie eine Weinbergschnecke.

      Verfickt noch einmal!

      …

      Er blendete auf.

      Immerhin fuhr er ein verschissenes Rettungsfahrzeug! Diese impertinente Tante sollte ihren fetten Arsch von der verdammten Straße wälzen und seinetwegen irgendwo in der Pampa umher kreisen und Almöhis auf den Sack gehen!

      Sie hingegen wurde weder schneller, noch bog sie ab oder wechselte die Spur.

      Konnte das die Möglichkeit sein?

      »Ist die blind, oder was?!«

      Erneut betätigte er das Aufblendlicht.

      Keine Reaktion.

      »Zum Teufel! Jetzt reicht’s!«

      Er fuhr knapp zu ihr auf, machte sie dreimal hintereinander mit der Lichthupe darauf aufmerksam, die verfickte Seite zu wechseln …

      Und was tat sie? Sie wurde … langsamer!

      Sein Blutdruck musste in diesem Moment eine jede kritische Skala gesprengt haben – da schwenkte der Pussywagon endlich nach rechts.

      Er fuhr in gleicher Höhe auf …

      Blicke trafen sich.

      Kalt, verächtlich und belehrend der ihre.

      Jäh dämmerte es ihm: Es war pure Absicht gewesen! Dieses Miststück hatte es exakt darauf angelegt … hatte ihn demütigen wollen!

      Diese verfluchte Nutte!

      Die sich schnell nähernde Tankestelleneinfahrt rückte in sein Blickfeld. Ehe er weiter nachzudenken in der Lage gewesen wäre, lenkte er zu dem ekelhaften Ungetüm eines PKW.

      Erst reagierte die Frau gar nicht, dann setzte ein Hupkonzert ein. Letzten Endes nutzte ihr dies aber rein gar nichts und er nötigte sie dazu, in die Tankstelle einzubiegen.

      Sie hielt an.

      Er hielt an.

      Während er den Wagen verließ, hörte er noch, wie Franz ihm ein »Was wird denn das jetzt?« nachrief.

      Tracey reagierte nicht mehr darauf. Zu fixiert war er auf das bevorstehende Aufeinandertreffen: Drecksschnepfe gegen Krankentransportfahrer.

      »Sind Sie noch ganz dicht?!«, keifte die junge Gitsche und näherte sich ihm schnellen Schrittes. »Was soll der Scheiß?!«

      In Tracey brodelte eine derartige Wut, beinahe hätte er das atemberaubend elegante Outfit der Lenkerin übersehen. Dabei liebte er es für gewöhnlich, hübsch gekleidete Frauen genauestens anzusehen.

      Dies hatte ihm seit jeher imponiert – selbstbewusste Frauen in perfekt sitzenden Businesskleidern oder Hosenanzügen. Dazu eine gepflegte Frisur, High Heels, ein eleganter Mantel, vielleicht noch eine große Sonnenbrille …

      Frauen in schönen Gewändern hatten schlichtweg etwas ausgesprochen Ästhetisches und Betörendes an sich, dessen er sich um nichts in der Welt zu entziehen vermochte.

      Doch heute? Da sah er alleinig Rot – im wahrsten Sinne.

      Der Bruchteil einer Sekunde war nötig, um die Dreckschnepfe in die korrekte Kategorie einzuordnen: Vorzimmerdrachen … und Ex-Freundin.

      Meine Fresse!

      Sie zeigte tatsächlich eine verblüffende Ähnlichkeit mit seiner vermaledeiten, verfickten Verflossenen namens Klara, welche ihn vor einem Jahr verlassen hatte. Das rote Haar, die großen runden, dunkelblauen Augen und die ewig langen, in feine Netzstrümpfe gehüllten Beine – verflucht, die beiden hätten Geschwister sein können. Und seine Dreckschlampe von Ex war die schlimmste Hexe, die ein Mann sich auszumalen imstande war!

      »Sie glauben wohl, Ihnen gehört die verdammte Straße?!«, polterte Pseudo-Klara. Ihre Stimme hatte einen herrischen wie tiefen Klang – satt, selbstbewusst, emanzipiert.

      Ergo: ein gänzliches Flintenweib.

      Sein Zorn verwandelte sich in brachialen Hass. Dieser wiederum rief grauenhafte Erinnerungen seiner mauerverbeißenden Ex ab.

      Mit ziemlicher Sicherheit beharrte dieses vor ihm stehende Prachtexemplar einer Giftspritze ebenfalls auf dieses bescheuerte Gendern und pfändete sie ihren Ex-Freund angesichts einer ungewollten Schwangerschaft bis aufs Blut!

      Solche Weiber – nein, alle Weiber – waren dieselben!

      Ausnahmslos!

      Anstatt der Gewitterziege zu antworten, wartete er drauf, welchen unsinnigen Scheiß diese noch von sich zu geben getraute. Doch eines war klar: Würfe sie ihm bloß ein einziges Gott verdammtes falsches Wort an den Kopf, würde er ihr eine scheuern, dass sie sich dreimal im Kreise drehte!

      Sie traten zueinander – und sie zeigte ihm fidel einen Vogel. »Gehst’s eigentlich noch?! Sie haben wohl zu viele Actionfilme angeschaut!«

      In ihrem makellosen Gesicht lag so viel Wut und Hass – wahrscheinlich ähnlich viel wie in seiner eigenen Seele.

      Wie alt mochte das Flittchen wohl sein?

      Zwanzig? Achtzehn?

      »Ich werde das der Polizei melden!«

      Polizei?

      Er lachte. »O nein, Schätzchen! Du wirst dich selbst anzeigen! Einen Rettungswagen zu behindern ist die Oberfrechheit!«

      »Sie elendiger Drecksack! Was bilden Sie sich überhaupt ein?!«

      …

      Drecksack?!

      …

      …

      Etwas Dumpfes … Schmerzliches legte sich vor sein Sichtfeld – und sämtliche Vorwürfe Klaras hallten in seinen Ohren wider.

      »Du elendiger Drecksack! Fünf Monate meines Lebens habe ich mit dir vergeudet! Wie willst du mir diese verlorene Zeit zurückzahlen? Scheißkerl!«

      »Du bist ein Versager von hinten bis vorn! Hast nicht einmal einen vernünftigen Job mit fixen Arbeitszeiten. Wie willst du mir da ein anständiges Leben ermöglichen?«

      »Langweiliger geht’s mit dir wirklich nicht mehr! Erst deine biederen Vorstellungen einer Beziehung … dann dein mich anödender Blümchensex … und jetzt willst du nicht einmal mit mir in Urlaub fahren?!«

      »Wärst du wenigstens flexibel oder selbstbewusst, spontan und nicht so eine penetrante Spaßbremse! Aber bei dir, ernsthaft, da ist Hopfen und Malz verloren!«

      …

      Irgendein Schalter in ihm kippte um.

      Seine Gedanken kamen zum Erliegen. Die Szenerie um ihn herum verwandelte sich in ein graues Einerlei.

      Er holte aus –

      Und sie blockte ab, schlug ihm in den Magen und verpasste ihm einen Tritt gegen