Sprache, während Aylin mit ihren Puppen spielt. Dabei werden auch meine Oberschenkel als Ablage benutzt. Die kleine mit ihren dicken schwarzen Zöpfen und ihren braunen Augen spielt Familienszenen nach: Puppe ausziehen, baden, wieder anziehen, Schule, dabei vergisst sie völlig ihre Umgebung und die engen Verhältnisse im Auto. Ihre ständig wiederkehrenden Berührungen auf meinem Schoß sorgen allerdings für eine gewisse Spannung in meiner Hose. Eigentlich wollte ich mit dem Studium des Reiseführers Türkei beginnen, aber es überkommen mich erotische Phantasien. Am liebsten würde ich jetzt allein mit ihr im Wagen sitzen, die Vorhänge zuziehen, sie knuddeln und noch mehr... "Reiß dich zusammen" ,ermahne ich mich selbst, du wirst dich doch beherrschen! Undenkbar! Ich bin doch kein Pädophiler? Davon abgesehen würde ich dann wohl mit durchschnittener Kehle irgendwo im Straßengraben landen. Zum Glück möchte Aylin auch mal am Fenster sitzen, beim nächsten Halt werden die Plätze getauscht, Cemal sitzt in der Mitte. Aylin streckt ihren Kopf zum Fenster hinaus, der Wind spielt mit ihren Haaren. Genüsslich kneift sie die Augen zusammen. Nicht lange dann pfeift sie ihr Vater wieder zurück ins Auto.
Es werden nur kurze Pausen gemacht. Beine vertreten, strecken. Mutter packt Essensachen vom Gepäckraum in die Tasche, die sie während der ganzen Fahrt zwischen den Beinen hat. Gegessen wird während der Fahrt. Zum Trinken gibt es abwechselnd Tee oder Limonade. Ich setze gleich am Anfang durch, dass ich meinen Becher selbst verwalte; die anderen werden jedes Mal eingesammelt und in anderer Reihenfolge wieder ausgeteilt. In der Nacht wird auf einem Parkplatz ein paar Stunden geschlafen. Selin und Ayla im Auto, wir Männer bauen ein Drei-Mann-Zelt auf und liegen auf Luftmatratzen.
Nach 3 Tagen erreichen wir Istanbul. Ali verkündet stolz: "Jetzt sind wir gleich da, nur noch etwa 40 km Kilometer" Er nimmt sich vor, mir die Altstadt zu zeigen. Mutter geht zum Markt, die Kinder müssen trotz Protest mit, Einkaufstüten schleppen.
Begonnen wird der Rundgang an der Hagia Sophia, die Kaiser Konstantin der Große im 4. Jh. als christliche Kirche in Auftrag gab und die im Jahre 537 von Kaiser Justinian eingeweiht wurde. Sie gilt als der schönste Sakralbau der frühen Christenheit und eine der bedeutendsten Schöpfungen der byzantinischen Kunst. Mit ihrer imposanten Kuppel und herrlichen Mosaiken hinterlässt der Bau einen unvergesslichen Eindruck.
In unmittelbarer Nähe besichtigen wir die Blaue Moschee. Sie wurde im 17 Jh. für den Sultan Ahmet erbaut und ist mit ihren sechs Minaretten eine der schönsten imperialen Moscheen der Stadt. Bemerkenswert ist die harmonische Anordnung der Kuppeln und die Innenverkleidung mit überwiegend blauen Kacheln.
Ein unbedingtes Muss ist der Hippodrom. Er war früher Schauplatz für sportliche Spiele und Zentrum des öffentlichen Lebens des byzantinischen Konstantinopel. Während unserer Besichtigung sehen wir den Ägyptischen Obelisk, die Schlangensäule und den Deutschen Brunnen, ein Geschenk von Kaiser Wilhelm II.
Ali`s Favorit ist die Sokullu Mehmet Pascha Moschee. Sie stammt aus dem 16. Jh. und ist mit ihren wunderbaren Kacheln an Gebetsnische und Kanzel eine der schönsten osmanischen Moscheen der Stadt.
Als wir zurückkommen stehen die anderen schon gelangweilt um das Auto herum. Die Kinder mit gesenktem Haupt und Schmollmund.
Nachdem Ali die Ladung begutachtet und verstaut hat, fahren wir in Richtung Osten um den Ömerli-Stausee herum nach Kömürlük. Dort hat Ali`s Vater einen kleinen Bauernhof mit ein paar Schafen und Hühnern. Neben dem Bauernhaus entsteht ein Bungalow nach westlichem Stil. Der Rohbau ist fertig, das Dach ist gedeckt. Die Türen und Fenster sind aber noch provisorisch mit Bretter und Folie verschlossen. Ich bekomme meinen Schlafplatz im geplanten Gästezimmer. Dort wurde eine aufblasbare Matratze und ein alter Holzschrank aufgebaut. Der Boden ist noch roher Beton. "Im alten Wohnhaus ist es für Gäste etwas zu eng" meint Ali. Das Badezimmer im Gästetrakt ist natürlich auch noch nicht fertig. An der Wand wurde der Putz mit wasserfester Farbe gestrichen und ein gebrauchtes Waschbecken montiert. Aus dem Hahn kommt kaltes Wasser, warmes Wasser serviert Großmutter am frühen Morgen in einem Aluminiumeimer. Mittags isst man bei der Hitze wenig. Mal einen Kuchen oder Süßigkeiten mit türkischem Honig. Abends gibt es meistens Fleisch vom Grill mit Gemüse und Salat und schon wieder Süßspeisen, die aber den Zucker oder den türkischen Honig so konzentriert haben, dass ich nur wenig davon essen kann. Gegrillt wird auf der Terrasse des neuen Hauses. Im Wohnbereich sind Biergarnituren und Lichterketten aufgebaut. Ich bin mir aber ziemlich sicher, dass es diese häufigen üppigen Festmahle nur wegen mir gibt. Zum Abendessen kommen dann Verwandte und Nachbarn. Die meisten bringen Zutaten zum Essen oder Getränke mit. Der Ablauf eines solchen Festes hat für mich immer das gleiche Muster: Zuerst das Essen, dabei entstehen die ersten Gespräche. Anschließend gibt es Getränke, auch alkoholische. Die Lautstärke nimmt zu, so dass man sein eigenes Wort kaum noch versteht. Ali meint zu mir: "Eigentlich ist Alkohol für Muslime verboten. Aber Allah sieht nicht alles, außerdem hat er ja auch den herrlichen Wein geschaffen!" Gegen später setzt die Musik ein. Eine tragbare Radio-CD-Einheit plärrt am Lautstärke-Limit flotte türkischen Rhythmen. Die jungen Leute beginnen unter dem spärlichen Licht zu tanzen. Meist Jungen und Mädchen in getrennten Gruppen. Manchmal ist auch ein älterer Herr dazwischen. Das geht dann bis nach Mitternacht. Ich verschwinde vor dem Ende der Veranstaltung in mein Gästezimmer, das sich zum Glück im Obergeschoss am anderen Ende des Hauses befindet. Die kleinen Kinder, wie Cemal und Aylin sind schon nach dem Essen nicht mehr zu sehen, keine Ahnung, ob die schon ins Bett mussten oder ein eigenes Programm veranstalten. Für mich ist so ein Abend sehr langweilig. Ich verstehe kein Wort türkisch, wenn mich Leute ansprechen muss ich immer mit den Schultern zucken. Tanzen kann ich auch nicht. Ich würde mich auch nicht getrauen, ein Mädchen anzusprechen oder sie zum Tanz aufzufordern. so muss ich schon am frühen Abend gegen das Gähnen ankämpfen.
Eines Tages, um die Mittagszeit, sagt mir Ali, sein Vater möchte sich mit mir unterhalten, er werde als Dolmetscher fungieren. Also setzen wir uns zu viert, Ali`s Mutter ist auch dabei, im Kreis unter einer Markise vor das alte Haus.
Großvater: "Du bist doch Christ! Du mir erklären, weshalb Christen mit gespaltener Zunge reden?
Euer Jesus lebte in Armut, bei euch überall Geldgier - Wir leben in Armut!"
Ich nicke und er fährt fort: "In Bibel steht wie in Koran von Leben in Keuschheit, ihr habt Sexkultur, überall halb nackte Mädchen und Frauen, schmutzige Filme. In euren Familien ist es genauso: Freunde gehen ein und aus. Jeder treibt es mit jedem!"
Jetzt blickt mich Ali an und wartet auf eine Antwort.
"Nach christlichen Moralvorstellungen gehört Sex nur in die Ehe und hinter verschlossene Türen. Aber wir sind ein freies Land! Nicht alle halten sich daran und der Staat greift nur ein, wenn jemand ausgebeutet wird, wenn es gegen den Willen geschieht oder bei Sex mit Minderjährigen"
Opa erwidert:"Freiheit nennst du das, wenn Mädchen Körper zur Schau stellen oder verkaufen!
Anderes Beispiel. Jesus predigt Nächstenliebe. Das ist gut, gilt auch bei uns. Aber was ist mit Feindesliebe? Das ist doch total gegen die Natur. Kann mir doch nicht alles gefallen lassen! Der Islam ist ehrliche Religion. Rache muss sein, dann ist wieder alles in Ordnung. Allah will Ordnung. Gut - manchmal bei Kleinigkeiten kann man auch sein barmherzig. Muss man nicht immer rächen. Allah ist auch barmherzig."
Ich werfe ein:"Nach einer Vergeltung kommt wieder die nächste von der anderen Seite, das geht doch immer so weiter..!"
Sofort fällt mir Opa ins Wort: "Ihr habt doch auch die Rache. Feindesliebe predigen und Rache üben - das ist Doppelmoral der Christen. Ihr immer redet von sanften leidenden Jesus, dabei habt ihr genauso viele Kriege und Morde wie Muslime."
Nach einer Denkpause fährt Opa fort: "Euer Jesus ist bestimmt guter Prophet gewesen, steht ja auch im Koran, aber nicht gut genug. Deshalb ist das Christentum in Auflösung. Oder was meinst du?"
Ich denke jetzt muss ich etwas weiter ausholen. Opa gibt mir auch sichtlich Zeit dazu.
"Das Neue Testament ist eindeutig gegen Gewalt" beginne ich, "Jesus selbst hat sich ohne Gegenwehr unschuldig ans Kreuz schlagen lassen. Seinen Jüngern hat er verboten zum Schwert zu greifen. Auch die ersten Christengemeinden haben sich nicht mit Waffen verteidigt. Viele sind den Märtyrertod gestorben."
"Christliche Märtyrer sind ausgestorben", meint Opa, "muslimische