Tessa Koch

Liebe ist tödlich


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Wir wissen beide, dass Du es nicht kannst.

       Da es nichts Schöneres gibt auf dieser Erde als das Wunder des Lebens.

       Spürst Du denn nicht auch dieselbe freudige Erregung, bei dem Gedanken, endlich wieder mit mir vereint zu sein? Bei dem Gedanken, eine Familie zu zeugen, die uns auf immer aneinander bindet, ohne dass einer aus diesem Bund entfliehen kann? Fühlst Du nicht auch diese Vorfreude? Diese Begierde?

       Liebste Lela, ich hoffe, dass Du sie auch fühlst.

       Denn schon bald, mein Engel, wird uns dieses Schicksal ereilen, ich weiß es, ich spüre es, es wird nicht mehr lange dauern, ehe ich Dich endlich wieder mein Eigen nennen darf und Deine Schönheit zwischen meinen Fingern zerrinnen spüren kann. Dann wird es kein Entkommen mehr für Dich geben, mein Herz, wenn Du in meinen Fängen bist, wenn Du mein bist. Nie wieder.

       Es sei denn natürlich, dass Du es schaffst, mir zu entgehen.

       Doch wie willst Du dies tun? Natürlich könntest Du erneut umziehen – doch sieh nur, wie schnell ich nun bereits Deine neue Adresse herausgefunden habe. Es hat keine zwei Wochen gedauert. Und wenn Du von Neuem deinen Wohnort wechselst, werde ich ihn wieder erfahren. Dann kann es sich nur noch um Tage handeln, bis ich weiß, wo Du bist.

       Natürlich könntest Du auch Deinen Namen wechseln. Das würde mir das Finden deiner Person erheblich erschweren, findest Du nicht auch? Doch ich bin mir sicher, dass ich dennoch im Stande wäre, Dich ausfindig zu machen. Denn gewillt, dies zu tun, werde ich bis an das Ende meines Lebens sein.

       Wäre es nicht ein lustiges Spiel, wenn Du Deinen Namen ändern und ich versuchen würde, Dich dann wieder zu finden? Man könnte ein kleines Wettrennen daraus machen. Oder eine Wette. Oder es bleibt bei dem einfachen Spiel.

       Entscheide Du, mein luftiges Wölkchen.

       Mit Bedauern muss ich nun feststellen, dass die Zeit eilt und ich meinen Brief nun beenden muss. Ich hoffe, dass Du nicht enttäuscht bist, doch ich werde mich bald wieder melden. Lass Dir meinen Vorschlag doch einmal durch den Kopf gehen. Ich bin mir sicher, dass es ein Spaß werden würde.

       Buster stupst mich an und ich bin mir sicher, dass er mir bedeuten will, dass ich Dich von ihm grüßen soll. Ich bin mir sicher, dass er Dich ebenso sehr vermisst, wie auch ich Dich vermisse.

       In ewiger Liebe,

       Ich

      

       P.S: Leben kann ich entweder nur ganz mit Dir oder gar nicht, ja, ich habe beschlossen in der Ferne so lange herum zu irren, bis ich in Deine Arme fliegen kann, und mich ganz heymathlich bey Dir nennen kann, meine Seele von Dir umgeben in’s Reich der Geister schicken kann.

       Ewig mein.

       Ewig Dein.

       Ewig uns.

      

      Kapitel 20

      Sie läuft.

      Obwohl sie das Gefühl hat, nicht von der Stelle zu kommen, sich immer wieder auf demselben Punkt fest zu treten, läuft sie. Denn sie weiß, dass dies ihre einzige, ihre letzte Chance ist. Entweder läuft sie oder sie lässt sich von ihrem Schicksal begraben.

      Die Angst ist ihr ständiger Begleiter, immer und überall, egal für welche Richtung sie sich auch entscheidet. Sie ist immer da. Die Angst vor dem Vergangenen, die Angst vor dem Gegenwärtigen, die Angst vor dem Kommenden. Die Angst vor dem Leben.

      Immer ist da diese Angst.

      Und obwohl sie doch die ganze Zeit läuft, ihrem Schicksal davon läuft, weiß sie doch, dass sie nicht voran kommt, dass sie für immer auf diesem Punkt stehen bleiben wird. Denn sie hat nicht zu entscheiden, wie ihre Zukunft auszusehen hat. Jemand anderes hält ihre Zukunft in den Händen.

      Jemand, dem sie sie niemals freiwillig anvertraut hätte. Jemand, der ihr nur das Schlechteste, das Schlimmste, das Grauenvollste wünscht. Jemand, der nur sie selbst will, ihres Seins wegen. Jemand, der einfach nur will und sich nimmt, weil er sich das Recht gibt, sich über alles andere, das Leben, zu stellen. Jemand, der nur töten und zerstören und Leid zufügen will.

      Er verfolgt sie.

      Jeden Schritt, den sie läuft, läuft auch er. Er scheint immer hinter ihr zu sein, entfernt genug, um nicht die Schatten seiner ausgestreckten Hände zu spüren, doch nah genug, um sich seiner Anwesenheit, seiner ständigen Nähe bewusst zu sein. Denn er ist immer da. Immer und überall, wohin sie ihre Schritte auch tragen mögen.

      Sie weiß, dass sie letztendlich keinen Weg finden wird, um ihm zu entkommen. Sie weiß, dass es kein Entkommen gibt, egal wie schnell sie auch laufen wird. Denn auch wenn sie ihm voraus ist, so ist sie dies stets nur für ein, zwei Schritte. Sie wird ihn niemals abschütteln können.

      Es sei denn sie wagt den Sprung vom Leben zu Tod.

      Doch dafür ist sie nicht bereit. Noch nicht. Es gibt noch so viel, so viel Freude, Glück und Leben in ihr, dass sie eben dieses nicht einfach wegwerfen kann. Dass sie dieses nicht einfach aufgeben kann. Dass sie dieses nicht einfach vergeuden kann. Sie kann es nicht und sie will es nicht.

      Und daher bleibt ihr nichts anderes übrig als zu laufen.

      Kapitel 21

      Nick lehnt am Tresen und sieht der Neuen beim Arbeiten zu. Sie bringt gerade einen Burger und ein Schinken-Ananas-Baguette zu dem Tisch vierundsiebzig. Sie ist schnell, freundlich, ehrgeizig und lernt schnell dazu. Bereits an ihrem dritten Tag konnte sie die einzelnen Nummern der Tische auswendig, die für einen Kellner nun einmal sehr wichtig sind, damit er weiß, an welchen Tisch die Bestellung rauszugehen hat.

      Außerdem mag er die Neue. Und das nicht nur wegen der arbeitstechnischen Bereicherung, die sie für sie ist, sondern weil sie auch privat ein nettes Wesen hat. Sie ist humorvoll, eigentlich immer bestens gelaunt und zudem sehr zuverlässig und hilfsbereit. Die drei Wochen, die sie inzwischen bereits hier arbeitet, war sie mindestens jeden zweiten Tag da. Sie hat Schichten von anderen Kollegen übernommen, die aus welchen Gründen auch immer abgesprungen sind, ohne sich auch nur ansatzweise zu beschweren. Im Gegenteil sogar, sie scheint beinahe erleichtert zu sein, wenn sie von jemandem zusätzlich eine Schicht übernehmen kann.

      Und sie ist hübsch.

      Sie ist zwar nicht der Typ Frau, nachdem Nick sich auf der Straße umdrehen würde, doch sie ist dennoch sehr hübsch, auf ihre irgendwie ganz eigene Art und Weise. Ihre Schönheit beruht eher auf ihrer Natürlichkeit und der Wärme, die sie ausstrahlt. Ihre Gesichtszüge haben einfach etwas sehr Ansprechendes an sich, eine beinahe perfekte Symmetrie, die einem dazu verleitet, sie die ganze Zeit ansehen zu wollen. Außerdem hat sie schöne Augen, die von einem tiefen dunklen Braun sind. Auch ihre Lippen sind voll und schön geschwungen, beinahe wie ein richtiger Kussmund. Ihrer Nase sieht man an, dass sie mindestens einmal gebrochen war, doch dieser kleine Makel macht ihr Gesicht eher noch ein wenig attraktiver. Ihre Haut wirkt immer etwas blass, vermutlich durch ihr dunkles Haar, das es umrahmt. Dadurch wirkt sie immer ein wenig kränklich.

      Und sie hat eine schöne Figur. Sie ist recht groß, Nick ist vermutlich keine zehn Zentimeter größer als sie, obwohl er selbst über 1,80 Meter groß ist. Doch ihre etwas ungewöhnliche Größe verteilt sich überwiegend auf ihre Beine, sodass diese fast nicht zu enden scheinen wollen. Sie hat schöne Brüste und einen tollen Hintern, außerdem gefallen Nick ihre Rundungen an der Taille. Model-Maße.

      Alles in allem ist sie sehr hübsch.

      Mit