Axel Birkmann

Tödlicher Aufguss


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      Ein Flur führte direkt in eine offene Küche mit freistehender Arbeitsplatte mit Kochfeld. Direkt im Anschluss ein heller Esstisch mit 6 Freischwingern aus Edelstahl und weißem Leder. Dahinter das Wohnzimmer mit Leseecke, breitem schwarzen Ledersofa und einem Flachbildschirm, der fast die gesamte Wand einnahm.

      »Ich habe wirklich den falschen Beruf«, stöhnte Melanie neidisch.

      »Das sieht nicht wie gemietet aus«, sagte Alois, »Das Haus muss ihm gehören und das, was ich hier vor mir sehe, sind annähernd 80.000 Euro. Der Backhaus hat mit seinen Romanen nicht schlecht verdient. Ich wusste gar nicht, dass Freising so einen berühmten Sohn hat.«

      »Er schreibt nicht unter seinem richtigen Namen. Er benutzt ein Pseudonym. Deswegen ist er hier nicht bekannt. Schau!«

      Melanie hielt ihrem Kollegen ein Buch unter die Nase.

      »Das Blut der Toten Seelen. Black Beth.«

      Kreithmeier schlug das Buch auf und las Melanie leise daraus vor.

      »Ich zitterte am ganzen Körper. Mein Herz pochte und die Angst ließ meine Nackenhaare aufstehen. Hatte ich denn überhaupt eine Chance? Durch ein Loch in meinem Verschlag sah ich sie auf mich zukommen, die lebenden Untoten. Ihren Gestank konnte ich bis zu mir riechen. Ich entsicherte mein Schrotgewehr und bereitete mich seelisch schon darauf vor. In wenigen Sekunden würde ich hochspringen und mein ganzes Magazin in die fauligen und wurmigen Körper dieser Zombies schießen. Immer darauf bedacht, ihnen den Kopf wegzusprengen, denn das war die einzige Möglichkeit, sie endgültig zu töten und ihren verwünschten Seelen die Chance auf einen dauerhaften Frieden zu geben......«

      Kreithmeier legte das Buch zurück auf den Küchentisch.

      »Und mit solch einem Stuss kann man Geld verdienen? Da hat ja der Film um Bella Swan und Edward Cullen noch eine richtige Handlung gehabt. Ich muss ihnen den Kopf wegsprengen, den moderigen, Wurm zerfressenen Schädel. Hua ahua. Was für ein Scheiß.«

      »So, wenn du dich wieder eingekriegt hast, wäre es nett, wenn du dich auf die Arbeit konzentrieren könntest. Noch schreibst du keine Bücher. Und zieh bitte Handschuhe an! Ich will dich morgen nicht als Tatverdächtigen verhaften müssen«, ermahnte Melanie ihren Kollegen.

      »Ist ja schon gut. Also was haben wir denn hier?«

      »Eine hübsche Einrichtung, bezahlt oder nicht, auf jeden Fall mit Geschmack. Und entgegen meiner Vorstellung, wie ich mir die Einrichtung eines Gruselautors eingebildet habe.«

      Kreithmeier lachte: »Du hast an alte Kerzenleuchter, Spinnweben, Ritterrüstungen und Zombiefiguren gedacht.«

      »Nicht ganz, aber fast. Hier sieht es eher aus wie bei einem Schönheitschirurgen oder einem erfolgreichen Rechtsanwalt.«

      »Hast du denn schon mal eine Wohnung eines Schönheitschirurgen von innen gesehen. Ich dachte an dir wäre alles echt.«

      »Blödmann. Komm! Sehen wir uns weiter um.«

      Alois sah sich um und fragte Melanie: »Wo arbeitet denn der Herr Schriftsteller, oder besser gesagt, wo hat er denn gearbeitet?«

      »Also hier nicht. Vielleicht im oberen Stockwerk. Schauen wir nach, ob es dort ein Arbeitszimmer gibt.«

      Über eine helle Holztreppe schritten sie vorsichtig in den ersten Stock. Doch alle Vorsichtsmaßnahmen waren überflüssig, sie waren allein im Haus. Markus Backhaus musste hier auch allein gelebt haben, denn in seinem Kleiderschrank fanden sie nur Herrenkleidung in Größe 48. Nicht einmal eine zweite Zahnbürste war im Badezimmer zu entdecken. Und alles war sauber, super sauber, für einen alleinstehenden Mann fast zu sauber.

      »Der hat sicher eine Putze. Wie das alles hier glänzt«, merkte Melanie neidisch an, als sie das hell geflieste Badezimmer untersuchte.

      Der letzte Raum ihrer Entdeckungsreise durch die Gemächer des Toten, war das Arbeitszimmer. Ein riesiger grauer Schreibtisch, ein großer Monitor, einige Bücherregale mit Romanen von Black Beth, Joanne K. Rowling, Stephenie Meyer und Stephen King und von ein paar unbedeutenderen Schriftstellern, wie Thomas Plischke und Max Brooks. Aber alles Fantasie oder Horror.

      »Hier brütete also Markus Backhaus alias Black Beth seine Fantasien aus. Auch wenn er hier gearbeitet haben soll, es sieht alles so unbenutzt aus. Wie schreibt er denn seine Manuskripte, mit Bleistift oder Kugelschreiber per Hand und auf Briefpapier?«

      »Du hast Recht, Alois, das sieht alles so aufgeräumt aus. Hier steht nicht mal ein Rechner oder ein Laptop herum.«

      »Das stimmt. Hier kommen wir erst einmal nicht weiter. Kann es sein, dass Backhaus seinen Laptop in seinem Wagen hat?«

      »Das werden wir überprüfen müssen. Wenn hier nicht alles so sauber wäre, würde ich sagen, es ist uns jemand zuvor gekommen, hat den Rechner des Toten mitgenommen und was weiß ich noch alles, und dann hier Klar Schiff gemacht. Es gibt kein einziges Staubkörnchen im ganzen Haus. Klinisch rein. Wer lebt so?«

      »Ein Spinner. Sicher kein Messie.«

      »Gehen wir Alois, es ist spät. Ich hatte gedacht, wir finden etwas.«

      »Schicken wir Zeidler und Schaurig hin. Sie sollen sich morgen viel Zeit nehmen.«

      »Schurig, Alois, Schurig, heißt er.«

      »Obwohl der Name Schaurig zu unserem Fall besser passen würde.«

      Nach den üblichen Formalitäten, einem kurzen Gespräch mit der Staatsanwältin Claudia Lehner und der Entsendung der Spurensicherung ins Haus des Toten, machten sich Alois und Melanie am nächsten Tag ein weiteres Mal nach Erding auf, um dem Sauna-Paradies einen Besuch abzustatten.

      Doch so leicht, wie sie sich das vorstellten, war es nicht. Die Dame an der Kasse wollte sie auf keinen Fall ohne Badebekleidung oder Bademantel in die Wellness Oase hineinlassen.

      Kreithmeier plusterte sich wie ein Pfau vor ihr auf und drohte sogar mit der amtsärztlichen Schließung der Sauna-Anlage, doch die Dame gab nicht klein bei.

      »Da könnte ja jeder kommen. Sprechen Sie mit unserem Geschäftsführer. Ich lasse Sie auf jeden Fall nicht rein. Nur über meine Leiche.«

      »Damit würde ich im Moment nicht spaßen. Das kann schneller kommen als Sie es wollen. Eine Leiche haben Sie ja schon«, zischte der Kommissar.

      »Um was geht es denn?«, fragte der Geschäftsführer mit einem überhöflichen Lächeln auf den Lippen als er die Ausweise der beiden Kriminalbeamten genauestens untersuchte.

      »Folgen Sie mir bitte in den Verwaltungstrakt. Wir sollten die Angelegenheit nicht vor unseren Gästen besprechen.«

      Er führte sie in sein Büro und bat sie, sich zu setzen.

      »Was kann ich für Sie tun, und wieso sind Sie von der Kriminalpolizei? Der Verstorbene kam doch durch einen natürlichen Tod ums Leben. So schlimm und so traurig das alles für uns ist – die lokale Presse ist heute voll davon – was hat das nun mit Ihnen zu tun?«

      »Was wir jetzt besprechen muss in diesem Raum bleiben. Es wäre besser für Sie und auch besser für unsere Ermittlungen.«

      Der Geschäftsführer lehnte sich zurück und fragte besorgt: »Ermittlungen? Was für Ermittlungen? Ich denke, es ist alles in Ordnung.«

      »Das ist es leider nicht. Nun zurück zu meiner Frage. Bleibt alles in diesem Raum: Ja oder Nein?«

      »Um Himmelswillen, natürlich. Warum auch nicht. Um was geht es denn?«

      »Es gibt Hinweise dafür, dass Markus Backhaus, der Mann, der in Ihrem Solestollen verstorben ist, nicht eines natürlichen sondern eines unnatürlichen Todes gestorben ist.«

      Der Mann sah den Kommissar an und sagte nichts. Er blickte ihn unverständlich an. Melanie sagte daraufhin: »Und jetzt das Ganze nicht in Beamtendeutsch. Der Mann ist ermordet worden. Basta.«

      Jetzt hatte er es begriffen und beugte sich konspirativ zu ihnen vor.

      »Mord? Ein richtiger