Michael Hamberger

Das Teufelskraut


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dazugekommene Bär drehte sich um und ging davon, ohne sich noch einmal umzusehen. Nach etwa drei Schritten flimmerte plötzlich die Luft und der Bär war einfach verschwunden. Was war denn das? Layla rieb sich verwundert die Augen, aber der Bär blieb verschwunden. Wie hatte er denn das gemacht? Er musste wohl eine Möglichkeit zur Teleportation gefunden haben. Mittlerweile war sich Layla sicher, dass sie nicht mehr in ihrer Welt war. Weder in der Schweiz, noch im Mittelalter noch irgendwo sonst. Und eines war ihr auch klar geworden. Eine Rückkehr ging nur über diese Bären. Layla vermutete, dass diese sie wahrscheinlich aus Versehen während des Kampfes in ihre Welt teleportiert hatten. Nur was hatten sie dann in ihrer, Laylas Welt zu suchen? Offenbar sollten sie diese seltsame Kristallkugel bewachen. Nur was für eine Funktion hatte diese Kristallkugel? Fragen über Fragen, auf die alle Layla keine Antwort hatte. Layla war klar, dass sie bevor sie den Bären gegenüber trat, erst einmal sehr viel über diese Welt herausfinden musste. Sie war sich sicher, dass es beim nächsten Treffen wieder zum Kampf kommen würde und die Kampfkraft dieser mächtigen Tiere hatte sie ausreichend zu spüren bekommen. Layla wusste, dass sie nur bestens vorbereitet eine Chance haben würde. Also musste sie erst einmal untertauchen und hoffen, nicht entdeckt zu werden. Das an sich war schon sehr schwer. Layla wusste ja überhaupt nichts über die Welt und war jedem Fettnäpfchen total hilflos ausgeliefert. Nur führten bei ihr diese Fettnäpfchen nicht zu einer Blamage, sondern wurden vielmehr lebensgefährlich für sie. Hoffentlich konnte Elisabeth ihr helfen.

      Layla setzte sich wieder unter einen Baum. Da immer noch kein Zeichen des Mädchens zu sehen war, schloss sie wieder die Augen. Sie wollte versuchen, die Witterung des Hasen wieder aufzunehmen. Doch leider war der verschwunden.

      Dafür spürte sie aber plötzlich eine sehr starke Präsenz. Sie hatte das Gefühl, als würde sie von diesem Wesen beobachtet werden. Panik wollte in Layla aufsteigen, die sie jedoch sofort wieder herunterschluckte. Ganz ruhig blieb Layla liegen und überprüfte mit all ihren Werwolf Sinnen die Umgebung. Doch sie konnte weder etwas hören, noch riechen. Langsam öffnete sie die Augen, doch da war niemand. Da war nur das Gefühl in ihr drin, dass sie jemand beobachtete. Layla stand auf, konnte aber nicht orten, von woher dieses Gefühl kam. Sie hatte aber aus ihren vorherigen Abendteuer gelernt, solche Gefühle nicht einfach zu ignorieren. Ihr Instinkt wollte sie vor irgendetwas warnen. Nur vor was?

      Da fiel Laylas Blick auf den Dorfplatz. Direkt an der großen Eiche stand der schwarz gekleidete Mann. Er sah wieder in ihre Richtung. Und wieder hatte Layla das Gefühl, er könne sie sehen. Auch ihr wertvolles Amulett begann sofort zu reagieren und wurde warm. Layla war sich sicher, dass es in diesem Moment blau zu leuchten begann, was sie aber nicht sehen konnte, da es in ihren Pullover versteckt war. Das erschien Layla seltsam. Auf die Bären hatte das Amulett überhaupt nicht reagiert, auf diesen schwarzen Mann schien es dagegen sehr heftig zu reagieren. Das Amulett reagierte normalerweise auf alle Art von Magie, speziell aber auf schwarze Magie. War dieser Mann mit der schwarzen Magie im Bunde?

      Der Mann hob eine Hand und deutete genau in Laylas Richtung. Erschreckt wollte Layla zurückweichen, dann sah sie jedoch, dass hinter dem Mann die Luft zu flimmern begann. Gespannt sah Layla genauer hin, und tatsächlich. Plötzlich erschien direkt in diesem Luftflimmern ein Bär. Der ging auf den schwarzen Mann zu, der sich auch sofort zu ihm umdrehte. In diesem Moment merkte Layla, wie das Gefühl, beobachtet zu werden, von ihr abfiel. Es war also der schwarze Mann gewesen. Der Bär und der schwarze Mann begannen auf telepathischer Art miteinander zu kommunizieren.

      Layla beschloss, etwas weiter in den Wald hineinzugehen. Sie war sich nicht sicher, ob der schwarze Mann sie wirklich bemerkt hatte und wollte verhindern, dass er, wenn die Unterhaltung mit dem Bären beendet war, wieder versuchte, sie aufzuspüren.

      Aber diese Furcht war unbegründet. Layla spürte auch dann noch überhaupt nichts von dem schwarzen Mann, als circa zehn Minuten später Elisabeth zurückkam. Sie hatte wieder ihren Korb dabei, doch diesmal war er nicht mit den gesammelten Kräutern gefüllt, sondern mit einem Laib Brot und einem großen Stück Käse. Laylas Herz machte einen Sprung und sie machte sich auch gleich mit Heißhunger darüber her, was Elisabeth wieder dazu brachte herzhaft zu lachen. Dann packte Elisabeth ein braunes, unförmiges Kleid aus, sowie eine beige Schürze, die riesige Flecken und Löcher zeigte. Des Weiteren hatte sie eine Haube, die ähnlich aussah, wie ihre eigene. Die war jedoch pingelig sauber und Layla vermutete, dass sie Elisabeth selbst gehörte.

      Langsam entledigte sich Layla ihrer Kleider. Elisabeth drehte dabei sich respektvoll zur Seite. Das Kleid war ebenfalls pingelig sauber. Es bestand aus einen groben Stoff, der zu einem dichten Köper verwebt war. Die Unregelmäßigkeiten in den Bindungen zeigten Layla, dass der Stoff wohl von Hand gewebt sein musste. Das Kleid passte perfekt. Elisabeth musste ein gutes Auge haben. Auch die Haube passte vorzüglich, begann aber in der Hitze des Sommertages sofort an, zu jucken. Schuhe hatte Layla keine, aber da das Mädchen ebenfalls barfuß lief, war dies wohl kein Problem. Als Werwolf lief Layla fast immer barfuß, sogar im Schnee, wodurch ihre Fußsohlen daran gewöhnt sein mussten. Layla legte die Schürze um und fragte sich, warum ausgerechnet die so dreckig war, während das Kleid und die Haube tadellos sauber waren. Dann fiel es ihr aber ein. Würde sie nur mit diesen sauberen Kleidungsstücken durch die Stadt laufen, da würde sie wohl genauso auffallen, wie in ihrer modernen Kleidung. Diese Schürze unterstütze ihre Tarnung. Layla war beeindruckt von der Weitsicht des Mädchens und schenkte ihr ein breites Lächeln, das diese wieder dazu brachte, zu kichern.

      Laylas Blick fiel auf ihre Kleidung. Was sollte sie damit tun. Sie konnte sie nicht hier lassen. Dann konnte sie gleich ein Schild mit „Layla was here“ dazu legen. Aber mitnehmen konnte sie die Kleidung natürlich auch nicht. So, wie sie Elisabeth verstanden hatte, wurde am Tor der Stadtmauer sehr gründlich kontrolliert. Die Gefahr einer Entdeckung war somit einfach zu groß. Also musste Layla ihre Kleidung vergraben und zwar so, dass sie sie hinterher wieder fand. Ihr Blick fiel auf eine total windschief gewachsene Fichte. Ein ideales Versteck. Layla öffnete die Tasche ihrer Hose und nahm Bleistiftlampe, Schweizer Taschenmesser und Uhr heraus, die sie in der Tasche ihre Schürze verstaute. Ihr iPhone ließ sie in der Tasche ihres Schneeanzuges. Es nutzte hier so oder so nichts. Das wichtigste überhaupt von all ihren Utensilien war das wertvolle Amulett. Dieses würde sie auf keinen Fall zurücklassen. Aber offen tragen würde sie es auch nicht können. Also begann sie das wertvolle Stück direkt unterhalb ihres Bauchnabels um den Körper zu winden. Zum Glück war die Kette lang genug, dass sie um ihren kompletten Körper herumpasste. Dann nahm sie aus ihrer Hose ein spezielles Klebeband heraus, das sie immer dort trug. Sie begann das Amulett sorgfältig zu fixieren. Natürlich war der Kleber direkt auf der Haut etwas unangenehm, speziell bei diesen heißen Temperaturen. Sicherlich würde Layla einen Ausschlag davon bekommen. Aber dies war ihr im Moment egal. Hauptsache, das Amulett war sicher. Elisabeth sah ihr neugierig dabei zu. Layla lächelte ihr zu.

      Dann begann sie mit bloßen Händen unter der Fichte ein Loch zu graben. Als sie circa eine halben Meter tief gegraben hatte, legte sie ihre Kleidung dort hinein. Ihr blutete ihr Herz dabei. Die Kleidung war teuer gewesen, speziell der Angora – Pullover. Aber ihr blieb keine andere Alternative.

      Lediglich ihr einteiliges, cremefarbenes Sportdress aus einer Mikrofasermischung mit Lycra das behielt sie an. Dieses Kleidungsstück trug sie eigentlich immer, wenn sie vermutete, sie könnte sich in einen Werwolf verwandeln müssen. Speziell im Sommer trug sie nur dieses, wenn sie sich als Werwolf auf die Jagd ging. Sie hatte schnell lernen müssen, dass es gar keine gute Idee war, nackt in ihrer Werwolf Gestalt herumzulaufen. Einmal hatte sie sich von ihrem Jagdinstinkt treiben lassen und als sie sich dann zurückverwandeln musste, da durfte sie dann noch in ihrer menschlichen Gestalt fast fünf Kilometer splitterfasernackt durch einen Wald flitzen. Zum Glück hatte sie dort niemand gesehen.

      Sie sah Elisabeth an, die sie mit großen Augen bestaunte. Jetzt musste Layla lachen. Für das arme Mädchen musste sie vorkommen, wie ein Außerirdischer. Layla bemerkte, dass das Mädchen neugierig auf die Tasche ihrer Schürze guckte. Mit einem Lächeln nahm Layla die Bleistiftlampe heraus und schaltete sie ein. Sie leuchtete dem Mädchen damit in die Augen. Elisabeth erschrak und duckte sich, dann sah sie die Lampe aber fasziniert an. Layla gab sie ihr und erklärte, dass sie dies als Geschenk annehmen solle. Elisabeths Augen leuchteten. Artig dankte sie Layla.

      Leider hatte Layla keinen Spiegel dabei. Sie hätte