Jörgen Dingler

Oskar trifft die Todesgöttin


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Gottheit könnte man das als Blasphemie bezeichnen. Erst recht, wenn es eine professionelle Mörderin tut«, bemerkte Gänswein verachtend.

      Der Heilige Vater tappte mit einer Hand beschwichtigend dessen Arm, eine Geste, die mehr nach Segnung als nach einer verbindenden Geste aussah. Beim Papst wirkte irgendwie alles klerikal, wenn nicht ‚heilig‘.

      »Nein, Georg, das sehe ich nicht so. Wir sprechen schließlich von einer Todesgöttin«, flüsterte Benedikt Überraschendes. »Ihr Wirken ist böse. Aber in der Ausführung wohl in der Tat überirdisch gut, wie man sagt.«

      »Nicht nur, wie man sagt. Wir mussten es leider schon erleben, Heiliger Vater«, mischte sich Xuereb ein. »Glücklicherweise nicht miterleben«, fügte er an.

      »Ja, das ist richtig. Daher sehe ich in dem Vergleich mit einer Todesgöttin weder Blasphemie noch Anmaßung. In uns allen steckt Göttliches… und leider auch Teuflisches.« Benedikt XVI. starrte vor sich hin. In seinen Augen blitzte die erschreckende Erkenntnis, mit welcher Art Gegner man es zu tun hatte. »Die Beste ihrer Zunft… bislang unbesiegt… ihre Qualität prädestiniert sie für derartige Aufgaben«, flüsterte er mehr zu sich selbst.

      Gänswein atmete tief durch. Obwohl nur der berühmte kleine Kreis von dem bevorstehenden Treffen wusste, so war es doch ein gutes Dutzend Leute: außer dem Papst, beiden Privatsekretären, dem Camerlengo, sowie Leibarzt und Kammerdiener noch die potenziellen Nachfolger für den Posten des ermordeten Bankpräsidenten, sowie der Sicherheitschef des Papstes und dessen engste Mitarbeiter. Privatsekretär Nummer eins, Monsignore Gänswein bemühte eine menschliche Geste, er kratzte sich ratsuchend am Kopf.

      »Irgendjemand in unserer Mitte muss ihr…«, hob er an.

      Der Papst hob seine Hand, gebot ihm Einhalt. Die Dreiergruppe blieb stehen.

      »Wir wollen uns nicht in denselben Spekulationen wie der gute Giani oder die Polizei ergehen«, spielte Benedikt auf seinen Sicherheitschef Domenico Giani an, der ebenfalls vermutete, die als ‚Kali‘ bekannte Superkillerin habe einen Insider im inneren Zirkel des Papstes, der sie mit Informationen versorgte. Eine naheliegende Vermutung. Der berühmte kleine Kreis war groß genug für die ein oder andere undichte Stelle.

      »Spekulationen bringen uns in der Tat nicht weiter«, brachte sich Monsignore Xuereb nach einigen Minuten der Nachdenklichkeit wieder in das Gespräch ein. Papst Benedikt drehte seinen Kopf zu ihm.

      »Ja, Alfred, weiter«, insistierte der Papst.

      »Es könnte jeder von uns sein. Jeder von uns ist gleich unverdächtig und gleich verdächtig.«

      »Wir sind alle nur Menschen«, bestätigte Benedikt XVI. und küsste sein Kreuz. Den Nachsatz ‚Und damit alle Sünder‘ sprach er nicht aus. Der war auch unausgesprochen geradezu hörbar.

      »Und damit auch verletzlich. ‚Unbesiegbar‘ heißt immer ‚bislang unbesiegt‘.« Xuereb überlegte, Gänswein sah den Kollegen interessiert an, faltete die Hände. »Menschen handeln immer nach ihrer eigenen Vernunft.«

      »Selbst wenn diese Vernunft von anderen nicht nachvollziehbar ist oder gar als Torheit angesehen wird«, pflichtete Gänswein bei, der ahnte, worauf sein Kollege hinauswollte.

      »Was meint ihr damit, meine teuren Vertrauten?«, fragte der Papst, der beider Gedankengänge gerade nicht nachvollziehen konnte.

      »Auch unsere ‚Todesgöttin‘ ist ein Mensch. Auch sie hat ihre Ziele. Und vielleicht hatte sie ihr Ziel schon erreicht«, präzisierte Monsignore Xuereb.

      »Ich ahne, worauf Sie hinauswollen«, bemerkte Benedikt XVI.

      »Es ist noch gar nicht mal sicher, ob Sie, Heiliger Vater, wirklich das Ziel eines neuen Anschlags sein werden. So wie es nicht sicher ist, ob es überhaupt einen neuen Anschlagversuch bei der Zusammenkunft geben wird.«

      Gänswein merkte ebenso wie der Papst, wie die Ganglien des Maltesers rotierten. Der jugendlich wirkende Deutsche wurde unruhig, wippte sanft vor und zurück, wollte die Dinge beschleunigen. Georg Gänswein wirkte nicht nur jünger als sein zwei Jahre jüngerer Kollege, auch sein Verhalten war zuweilen mehr das eines jungen Menschen. Dazu zählten eine gewisse Neugier und Ungeduld.

      »Was schlagen Sie vor, Alfred?«, hakte er nach.

      »Vielleicht hat Kali ihren Auftrag erfüllt, indem sie Lucchese von seinen Pflichten zu entbinden hatte.« Alle sahen sich an. Auch sah man den Deutschen an, dass sie durch die sarkastische Ausdrucksweise des Maltesers irritiert waren. Xuereb war bekanntermaßen kein ‚Fan‘ des kürzlich Verblichenen. »Vielleicht aber auch nicht.«

      »Alfred…«, hob der Heilige Vater an und ließ Anzeichen von Ungeduld erkennen. Xuereb machte es spannend. Die Tage Benedikts XVI. waren dermaßen mit Aufgaben angefüllt, dass solche dramaturgischen Stilmittel nicht seine Zustimmung fanden. Der clevere Malteser bemerkte dies und entließ eine weitere Wortspende.

      »Wir werden versuchen, das herauszufinden. Und zwar nicht erst, wenn es zu spät ist.«

      »Bitte präzisieren Sie das, verehrter Monsignore«, trat nunmehr der Papst aufs Gas und wurde so förmlich, als ob noch andere zugegen gewesen wären. Der Heilige Vater wurde zum eiligen Vater. Das zeigte sich auch dadurch, indem er sich wieder in Bewegung setzte.

      »Kann ich nicht. Noch nicht. Eins kann ich aber schon sagen: Wir sollten das Treffen diesmal nicht in Rom stattfinden lassen. Nicht einmal in Italien.« Xuereb, der nun eine Zeit lang den Weg betrachtete, sah wieder auf. Der Anflug einer Süffisanz huschte über sein Gesicht.

      »Natürlich offiziell inoffiziell. Das Treffen ist ja schließlich geheim«, ergänzte Gänswein. Er hatte seinen Kollegen verstanden und warf ihm einen konspirativen Blick zu.

      Der Papst blieb stehen, faltete die Hände und sah Monsignore Xuereb lange an. Dann lächelte er und wendete seinen Kopf Monsignore Gänswein zu, schenkte auch ihm sein berühmtes Papstlächeln. Gänswein dachte nach, nickte bestärkend… und schmunzelte.

      »Haben Sie schon an einen bestimmten Ort für dieses Treffen gedacht, lieber Alfred, oder können Sie das auch noch nicht sagen?« Auch der Papst konnte kokettieren.

      Monsignore Xuereb stülpte die Unterlippe vor.

      »Spanien ist auch ein wunderschönes und katholisches Land.«

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