Maja M. Scharf

Die Galloway Geschwister


Скачать книгу

natürlich“, meinte ich zaghaft. „Es ist nur …“ Ich zögerte. Ich blickte in Erics Augen und wusste, dass ich es ihm ruhig erzählen konnte. Kurz entschlossen packte ich seine Hand und zog ihn durch die feiernde Menge hindurch, bis nach draußen in den Garten. Dort erzählte ich ihm alles, was ich heute Morgen im Einkaufszentrum erlebt hatte; davon, wie der Junge mich in dem Café beobachtet, wie er mich plötzlich vor der Explosion gerettet hatte und wie er dann einfach abgehauen war.

      Als ich geendet hatte, war Eric erstmal baff. „Krass!“, seufzte er beeindruckt. „Und dir geht’s wirklich gut?“

      Ich nickte. „Ja, dank diesem Jungen.“

      „Scheint topfit zu sein, der Typ“, meinte Eric nach einer Weile.

      Ich grinste über diesen Kommentar.

      Eric betrachtete mich nachdenklich und schließlich breitete sich ein glückliches Lächeln auf seinem Gesicht aus. „Gott sei Dank bist du okay“, sagte er leise.

      Lächelnd nickte ich. „Das bin ich.“

      Eric atmete tief ein und erwiderte mein Lächeln. „Komm her, Kleine“, murmelte er und schloss mich in seine Arme. Sofort fühlte ich mich beruhigt und vertrieb den geheimnisvollen Jungen weiter nach hinten in meinen Kopf.

      Eric ließ mich los und rief: „Das muss jetzt aber wirklich gefeiert werden, Am’! Du wurdest heute – naja, das Wort ‚Opfer’ passt nun wirklich nicht – eines Wunders!“

      Ich lachte und hob meinen Becher hoch. „Auf das Opfer eines Wunders!“

      Eric grinste zufrieden und prostete mir zu. „Das Opfer eines Wunders“, erwiderte er und zwinkerte mir zu. Dann tranken wir jeder einen großen Schluck und gingen wieder zurück ins Haus. Im Wohnzimmer entdeckte ich meine Freundinnen Millie und Sarah, die an dem großen Panoramafenster, das zum Garten hinzeigte, standen.

      „Ich sag mal Millie und Sarah hallo“, rief ich Eric zu.

      „Alles klar“, rief er zurück. In dem Moment ertönte die Türklingel und Eric wuselte davon, um den neuen Gästen die Tür zu öffnen.

      Ich bahnte mir einen Weg zu Millie und Sarah und begrüßte die beiden. „Hey Leute!“

      „Hey Am’“, erwiderten sie und wir umarmten einander flüchtig.

      „Wo ist Lena?“, fragte ich, als ich bemerkte, dass sie fehlte.

      Millie zuckte mit den Schultern. „Konnte nicht kommen“, meinte sie lächelnd.

      Wir unterhielten uns eine Weile, bis plötzlich ein großer massiger Typ kam und Millie anquatschte. „Hey, willst du was trinken?“, fragte er lächelnd.

      Millie warf Sarah und mir einen Blick zu, doch wir nickten nur belustigt. „Okay“, sagte Millie zu dem Typ und er nahm sie mit in die Küche.

      Sarah und ich tauschten einen viel sagenden Blick aus und begannen zu lachen. „Typisch Millie“, meinte Sarah.

      „Du meinst, typisch Jungs“, verbesserte ich sie. „Millie kann eigentlich nichts dafür.“

      Sarah nickte lächelnd. „Stimmt.“

      Es gab kaum eine Party, auf der Millie nicht angebaggert wurde; auf einigen wurde sie sogar mehrmals angemacht oder auch manchmal von mehreren Typen gleichzeitig. Und natürlich stylte sich Millie auch, sodass sie besonders gut aussah, aber ich glaubte, dass sie auch noch angemacht werden würde, wenn sie ungeschminkt in einem Müllsack auf einer Party auftauchte. Millie war einfach eine Schönheit mit einer umwerfenden Figur, also konnte sie tatsächlich nichts dafür, dass sie ständig angemacht wurde.

      Manchmal beneidete ich sie ein kleines bisschen darum, aber meistens tat sie mir eher Leid, denn bei den meisten Jungen, von denen sie angemacht wurde, handelte es sich um Idioten oder Nervensägen.

      Der große massige Typ schien ebenfalls eine Nervensäge zu sein, denn er ließ Millie keine Sekunde mehr allein. Als Millie sich ihren Weg zurück zu uns bahnte, folgte er ihr auf dem Fuß, worüber sie nicht erfreut wirkte. Und auch als sie ihm demonstrativ den Rücken zukehrte und mit uns sprach, redete er unentwegt weiter auf sie ein und schien verzweifelt zu versuchen, sie zum Lachen zu bringen.

      Sarah und ich amüsierten uns köstlich über Millies genervtes Gesicht und ihre immer offensichtlicher und gemeiner werdenden Abfuhren, die sie dem Typen erteilte, die der aber anscheinend nicht verstand oder nicht verstehen wollte. Irgendwann rastete Millie völlig aus, sodass Sarah und ich uns vor Lachen kringelten.

      Während ich wie verrückt lachte, ließ ich meinen Blick unweigerlich durch den Raum schweifen und da sah ich ihn plötzlich!

      Am anderen Ende des Raumes, in der Tür zum Flur, stand der Junge aus dem Einkaufszentrum und sah zu mir herüber.

      Mit einem Mal verging mir das Lachen abrupt und ich starrte mit offenem Mund zu dem Jungen rüber. Als er merkte, dass ich ihn entdeckt hatte, wandte er sich schnell ab und verließ das Wohnzimmer.

      Doch dieses Mal würde ich ihn nicht spurlos verschwinden lassen; ohne ihn aus den Augen zu lassen, bahnte ich mir so schnell wie möglich einen Weg durch die Menschenmenge, um ihm zu folgen. Natürlich verlor ich ihn in dem Gedränge doch sehr schnell aus den Augen, sodass ich schließlich im Flur stand und mich suchend umschaute, allerdings ohne Erfolg.

      Ich schluckte. Hatte ich ihn mir etwa nur eingebildet? Bestimmt hatte ich das; warum sollte dieser Junge auf einer Party von Eric auftauchen? Keiner von uns kannte ihn und er kannte uns nicht.

      Ich schüttelte meinen Kopf und atmete tief durch und vertrieb den Gedanken an den Jungen aus meinem Kopf.

      „Am’!“, rief plötzlich jemand hinter mir.

      Ich wirbelte herum und erblickte Eric mit seinen zwei Kumpels Cole und Julian in der Küche stehen und mir zu winken.

      Ich versuchte, ein lockeres Lächeln aufzusetzen und gesellte mich zu ihnen. „Was gibt’s?“, wollte ich wissen.

      „Es gibt Tequila, Baby!“, rief Eric ausgelassen und eine recht ordentliche Alkoholfahne wehte mir entgegen.

      Ich grinste. „Okay, also los!“, rief ich und rieb mir die Hände.

      „Okay“, sagte Eric, stellte vier kleine Schnapsgläschen vor uns auf den Tisch, legte jedem eine Zitronenscheibe dazu und schüttete jedem eine Prise Salz auf den Handrücken der linken Hand.

      Dann hob er sein leeres Glas und prostete Cole, Julian und mir in der Luft zu.

      Ich zog amüsiert meine Augenbrauen nach oben, tauschte einen belustigten Blick mit Cole und Julian und grinste Eric kopfschüttelnd an. „Hast du nicht was vergessen?“, fragte ich.

      Eric blickte hinab auf sein leeres Glas und wieder zu uns. Dann strahlte er übers ganze Gesicht, was so niedlich und gleichzeitig so blöd aussah, dass ich vor Lachen losprustete.

      „Sorry, Leute“, rief Eric. „Da hab ich wohl glatt den Ketuila vergessen.“

      „Genau“, rief Cole lachend. „Den Ketuila!“

      Ich kicherte ununterbrochen und Eric zwinkerte mir grinsend zu. „Na, dann schenk uns mal einen … Ketuila ein“, lachte ich und hielt ihm mein leeres Glas hin.

      Eric öffnete die Tequilaflasche und schenkte jedem ein Glas ein. Dann hob er sein Glas von neuem hoch und prostete uns in der Luft zu. „Auf ein Neues“, rief er fröhlich.

      „Auf deine Party“, Julian.

      „Genau, auf dich, Bro’!“, rief Cole gut gelaunt.

      Eric grinste und sah mich fragend an.

      Ich lächelte, hob mein Glas und verdrehte meine Augen. „Auf dich“, sagte ich dann grinsend.

      „Ja, das will ich auch meinen“, grinste Eric und verschüttete die Hälfte seines Tequilas, als wir unsere Gläser in unserer Mitte zusammenstießen.

      Daraufhin