T. C. Garver

Im Schatten des Unwissens


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mit der Hand. Kris sah sie und lief ihr nun entgegen.

      Lisa reichte ihr eine Serviette die auf dem Tisch lag und fragte besorgt. „Was ist denn bloß passiert?“

      Kris nahm die Serviette dankend entgegen und hielt sie an die Nase. Sie setzte sich und hob ihren Kopf in die Höhe, um die Blutung zu stoppen. Lisa setzte sich ebenfalls wieder.

      „Es ist zum Kotzen Li. Ich war auf dem Weg hierher, hörte wie eine Frau schrie und eilte ihr zur Hilfe. Einen der Räuber habe ich zu Boden geworfen und somit die Nase gebrochen“, sagte sie und lächelte stolz, was ihr anscheinend Schmerzen bereitete, denn sie verzog ihr Gesicht kurz darauf zur Grimasse. „Doch der andere hat mich dafür mit Schlägen bombardiert, wie man sehen kann“, sagte sie ironisch. „Aber weißt du was mich so wütend macht, sind nicht die Schläge. Nein, mit denen komme ich schon zu Recht, obwohl mir mein Gesicht höllisch weh tut. Ich werde nur stinksauer, wenn ich daran denke, dass vor mir noch andere Leute gegangen sind, sogar zwei stark gebaute Männer, die einfach am Geschehenen vorbei liefen. Und am Schlimmsten fand ich, dass die Frau, der ich geholfen habe, auch abgehauen ist und mich mit den beiden alleine gelassen hat, anstatt Hilfe zu holen.“

      „Oh mein Gott“, antwortete Lisa. „Das kannst du laut sagen. Mir reicht es jetzt schon für heute.“

      „Ja, sie hätte wirklich Hilfe holen können, anstatt feige davonzurennen, diese dumme Kuh. Das nächste Mal bist du hoffentlich Vorsichtiger.“

      „Wieso ich bin ja noch hier“, sagte sie und versuchte zu lächeln, jammerte jedoch gleich, da ihr der Kiefer von den Schlägen schmerzte. „Siehst du, das meine ich.“ Lisa Gesichtsausdruck glich dem einer Mutter, die ihr Kind zurechtweisen wollte.

      Kris lächelte verschmitzt und legte die Serviette auf den Tisch. „Ich brauche jetzt aber einen Drink.“ Kris bestellte sich einen Scotch und leerte diesen in einem Zug.

      „Ich verstehe nicht, wie du das Trinken kannst und dann noch in einem Zug.“ Lisa verzog das Gesicht als würde schon nur der Gedanken daran sie schütteln.

      „Wo ist eigentlich Mona?“ Sie schilderte ihr was Mona heute erlebt hatte.

      Nach zehn Minuten, trat Mona zu ihnen. „Hey, Leute.“ Beide blickten hoch, nickten und steckten die Köpfe wieder zusammen, um das Gespräch weiter zu führen. Mona wollte soeben ihre Jacke über den Stuhl legen, brach aber mitten in der Bewegung ab. „Was ist denn mit deinem Gesicht passiert Kris?“ Ihre Alabaster Haut schimmerte nun noch weisser. Kris schaute in ihre grünen Augen. „ Erzähle ich dir gleich. Lisa erzählt mir gerade deine Geschichte noch zu Ende.“

      Mona lachte auf. „Ihr habt sie doch nicht mehr alle. Ihr begrüsst mich nur knapp, weil ihr mit meiner Geschichte beschäftigt seid? Anstatt mich selbst danach zu fragen? Hallo! Ich könnte sie am besten erzählen, denn ich habe sie live erlebt“, schnaubte sie.

      Ihr wurde jedoch keine Beachtung geschenkt, deshalb bestellte sie drei Tequila und wartete geduldig bis ihre Geschichte zu Ende erzählt wurde.

      „Ein Typ hat mich verprügelt, einem anderen habe ich die Nase gebrochen und die Frau, der ich eigentlich zu Hilfe kam, ist abgehauen.“ Teilte Kris daraufhin Mona mit. „Ich verstehe nur noch Bahnhof.“

      „Li erzähl du. Ich mag es nicht noch einmal erzählen.“ Dankbar richtete sich Lisa auf und erzählte Mona die Story noch einmal detailreicher und von vorn.

      „Was für ein Idiotenpack. Und die Frau, ist ja wohl das Hinterletzte“, schimpfte Mona im Anschluss kopfschüttelnd.

      „Ich hatte Nasenbluten, ein blaues Auge und mein Kiefer schmerzen. Nächstes Mal bin ich schlauer und misch mich nicht so schnell ein.“

      „Na klar. Als könntest gerade du das“, Mona und Lisa wechselten einen vielsagenden Blick, fielen gleich darauf in ein Gelächter, in dem auch Kris sich beteiligte. „Du hast gut reden, du wirfst dich auch auf die Strasse - für ein fremdes Kind“, erwiderte Kris.

      „Das ist etwas anderes.“ „Nein das läuft aufs selbe hinaus.“ Mona überlegte kurz. „Kris hat Recht, Mona.“, meinte Lisa daraufhin. „Dennoch ich würde auch mal gern etwas Aussergewöhnliches erleben“, gab sie traurig zu. Der Kellner kam, stellte die drei gefüllten Gläser ab, nahm dankend das Geld entgegen und als er sah wie viel Trinkgeld Kris ihm hinterlassen hatte, lächelte er noch breiter.

      Sie hoben die Gläser in die Höhe. „Und du Li? Hast du heute auch eine Heldentat vollbracht?“, fragte Mona.

      Traurig zuckte Lisa mit den Schultern. „Nicht wirklich. Hab einem Obdachlosen 100 Pfund geschenkt.“

      „Na dann. Auf unsere heroische Taten.“ Sie lächelten sich an und tranken ihr Glas in einem Schluck leer. Lisa schmunzelte in sich hinein, ihr Inneres füllte sich nun mit einer wohligen Wärme. Sie liebte diese zwei Frauen mindestens genauso, wie ihre Grossmutter die sie aufgezogen hatte, da ihre Mutter bei ihrer Geburt verstorben war.

      Kris blickte argwöhnisch zu Lisa. „Was ist denn mit dir los?“, fragte sie. Lisa lächelte beide warm an. „Ach nichts…“, meinte sie verträumt. „Ich bin einfach nur froh, dass ich euch zwei habe.“

      Mona und Kris verdrehten theatralisch die Augen, schmunzelten und nahmen sie gleichzeitig in den Arm, wobei sie im Chor riefen. „Wir lieben dich auch, Lisa.“

      „Kommt, darauf stoßen wir gleich an.“, meinte Kris grinsend. Sie bestellte nochmal drei Tequila. „Als bräuchten wir einen Grund zum Anstossen“, erwiderte Mona lachend und hob ihr Glas, was Lisa und Kris daraufhin ebenfalls taten. „Auf unsere Freundschaft!“

      Alle drei lachten, als sie den Tequila in einem Schluck leerten. Plötzlich erschien Nebel auf dem Boden. Perplex blickten sich die drei an. Der Nebel entwickelte sich zu einer weißen Wolke, die ihnen die Beine hinauf kroch. Ihre erschrocken weit aufgerissenen Augen, wanderten zu den anderen Gästen hinüber, die jedoch den Rauch nicht zu bemerken schienen.

      „Was zum Teufel geht hier vor?“, fluchte Kris laut, als der Rauch sie wie ein Umhang umfing und ihnen die Sicht nahm.

      Der Rauch verblasste urplötzlich wieder. Tiefe Schwärze umgab sie. Als ihre Augen sich an die Dunkelheit gewöhnt hatten, standen sie wie versteinert da. Sie befanden sich nun in einem komplett leeren Raum. Nein. Es war kein Raum, es war eher so eine Art Tunnel.

      „Was soll denn diese Scheiße“, murmelte Kris.

      „Du sollst nicht fluchen, Kristine“, hallte eine Männerstimme aus dem Nichts. Erschreckt zuckten die drei zusammen und klammerten sich aneinander fest.

      „Ihr müsst euch nicht vor mir fürchten. Ich will euch nichts Böses, im Gegenteil.“

      Ein eisiger Schauer sass ihnen dennoch im Nacken und sie klammerten sich noch fester aneinander.

      Ein warmes Lachen ertönte. „Bitte sagt doch etwas? Ich will euch wirklich nichts Böses.“ Einige Sekunden verstrichen bis Kris das Wort ergriff.

      „Einfache Worte für jemanden der im Dunklen bleibt. Wieso zeigst du dich uns nicht?“

      „Das geht leider nicht Kristine…“

      Kris war baff. „Wieso kennst du meinen Namen?“

      „Das darf ich dir leider ebenfalls nicht sagen.“

      „Das soll wohl ein Witz sein!“

      „Nein. Ich scherze nicht. Ich darf dir darüber keine Informationen liefern.“

      Ein mulmiges Gefühl ergriff sie, Sprachlos starrte sie in die Dunkelheit.

      „Ich weiss das ist für euch eine seltsame Situation und sicherlich habt ihr viele Fragen. Die ich euch bei Gelegenheit auch so gut es geht beantworten werde. Leider kann ich euch jedoch weder meine Identität noch woher ich eure kenne preisgeben. Oder euch mitteilen, wie ich es angestellt habe euch hierher zu bringen. Doch den Grund dafür, werde ich euch ausführlich erklären.“ Er räusperte sich bevor er mit gewissem Stolz verkündete. „Ihr drei seid auserkoren worden, den Frieden auf Erden zu bewahren.“