T. C. Garver

Im Schatten des Unwissens


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zurück.

      „Ihr habt nicht die Macht über so etwas zu entscheiden.“, antwortete die Stimme.

      „Aber du hast die Macht über unser Leben zu entscheiden! Du nimmst uns damit unser Privatleben und die Chance normal weiter zu leben, ohne mit der Wimper zu zucken!“, Kris bebte innerlich vor Wut.

      „Es muss so sein, für das Wohl der Menschheit. Ihr könnt euch geehrt fühlen, dass wir euch ausgesucht haben.“

      „Geehrt! Das ich nicht lache.“

      Die Stimme ignorierte Kris und sprach weiter. „Und jetzt zum wichtigsten Teil eurer Aufgabe. Ihr dürft eure Fähigkeit nur dann einsetzten, wenn ihr unbeobachtet seid. Ihr dürft mit niemanden darüber reden, ob in der hiesigen Zeit oder in der Vergangenheit. Das Gleichgewicht und das Wohl der Menschen, könnten sonst bedroht sein. Ihr müsst nicht so große Augen machen, denn ihr werdet nie lange genug in der Vergangenheit stecken bleiben, um ein wichtiges Gespräch führen zu können. Sobald eure Mission erfüllt ist, werdet ihr zurückgeholt. Habt ihr das verstanden?“

      Lisa nickte eifrig.

      „Mona? Kristine?“

      „Ja! Wir sind ja schliesslich nicht taub!“, fuhr Kris die Stimme an.

      „An Geld wird es euch auch nie mangeln, dafür haben wir gesorgt.“

      „Das ist ja unglaublich!“, meinte Lisa erhitzt.

      Kris warf ihr einen ärgerlichen Blick zu. „Li, komm wieder runter. Ich verstehe nicht, wie du so etwas unglaublich finden kannst.“

      Lisa drehte sich zu Kris. „Mein Leben ist momentan, wenn nicht schon länger, so öde, dass es mir wie ein Geschenk vorkommt so etwas zu wagen.“ Sie klatschte vergnügt in die Hände.

      „Das soll es ja auch sein“, antwortete die Stimme.

      „Ein Geschenk! Mir kommt es eher wie ein unrealistischer Befehl vor, der sich recht gefährlich anhört.“

      „Als hättest du Angst vor Gefahren Kris. Wir haben ja unsere Kräfte und mit denen werden wir schon nicht so schnell verletzt.“

      „Wie schon gesagt, ihr könnt nicht sterben wenn ihr in der Vergangenheit seid. Und Schmerzen, wenn ihr Schläge kassiert, spürt ihr auch praktisch keine.“

      „Na toll.“, äusserte Kris sarkastisch.

      „Kris sieh es doch auch mal positiv…“, versuchte Lisa sie zu beschwichtigen.

      „Positiv?“, zischte Kris.

      Mona schritt ein, bevor der Streit eskalieren konnte. „Genug ihr zwei.“ Sie wandte sich an die Stimme. „Werden die Aussenstehenden es nicht komisch finden, wenn wir plötzlich verschwinden?“

      „Die werden es nicht bemerken. Vorhin hat es auch niemand realisiert. Dafür haben wir ebenfalls vorgesorgt.“

      Es wurde still, fast zu still.

      „Habt ihr noch Fragen?“

      „Wie können wir in Verbindung bleiben?“, fragte Mona.

      „Wir werden euch zu uns rufen.“

      „Das heißt wir sind auf uns gestellt, bis ihr den Entschluss fasst nach uns zu sehen?“, Mona schluckte schwer.

      „Tut mir leid, aber es muss so sein. Wir befinden uns alle in einer prekären Lage und wollen keine Aufmerksamkeit auf uns ziehen. Deshalb ist es so wichtig, dass ihr mit niemandem, und wirklich mit niemandem, darüber redet. Wenn irgendjemand davon erfährt, steht ihr nicht mehr unter unserem Schutz und wer weiß, was dann geschehen könnte.“

      Sicherlich hatte sie zu viel Alkohol getrunken. Kris hatte zwar nur drei Drinks in Erinnerung, aber man wusste ja nie. Wenn man anfing zu trinken, verlor man schnell den Überblick. Sie musste durch den Alkoholkonsum eingeschlafen sein, deshalb befand sie sich auch jetzt in diesem Albtraum. Bald würde sie erwachen und darüber lachen. Oder vielleicht hatte der Barkeeper ihnen etwas in den Drink gemixt, dass hörte man doch heutzutage auch immer öfter. Vielleicht irgendeine halluzinogene Droge. Sie rieb sich die Augen. Verdammt, dass konnte doch nun nicht wirklich wahr sein!

      „Habt ihr noch Fragen?“, fragte die Stimme ungeduldig.

      Kris hatte keine Fragen mehr, nur noch ein mulmiges Gefühl und hoffte, dass sich das ganze am Schluss doch noch als makabrer Scherz erwies.

      Lisa lächelte erregt. „Wann werden wir diese Zeitreise machen?“

      „Jetzt, meine Lieben und vergesst nicht, niemand darf von euch oder von uns erfahren. Verhaltet euch in dem Jahrhundert entsprechend und fallt möglichst nicht auf. Ihr müsst euch nicht sorgen. Ihr seid genau die Richtigen für diese Aufgabe.“ Bevor eine von ihnen etwas erwidern konnte, wurden sie erneut umhüllt von diesem Rauch, der sie auch hergebracht hatte. Sobald der Rauch verblasste standen sie, bei helllichtem Tag auf einer sonnigen Lichtung, inmitten kampfhungriger Männer des Jahres 1745. Der Aufstand der Jakobiner. Dies war kein Albtraum! Sie standen wirklich mitten im Geschehen! Das ganze um sie herum war real! Kris bekam vor Schreck einen trockenen Mund. Ihre Ohren sausten. Abwechselnd wurde es ihr kalt und warm. Ihr Herz raste in einem viel zu schnellem Tempo, sodass sie glaubte es würde bald zerspringen. Die Geräusche um sie herum und den Schauplatz, nahm sie nur wie aus weiter Ferne wahr. Plötzlich spürte Kris ein Kribbeln in ihrem Nacken und hatte das Gefühl beobachtet zu werden. Als sie sich umsah, lenkte Lisa und Monas Bekleidung Kris ab. Sie trugen Schottenröcke, weisse Leinenhemden und einen Hut, der ihr Geschlecht perfekt versteckte. In ihren Gesichtern, zeichnete sich die gleiche Panik ab, die auch Kris verspürte. Weit aufgerissene Augen, weit geöffneter Mund und eine Hautfarbe die so weiß wie ihre Hemden war.

      „Wir werden sterben“, wisperte Lisa. Perplex blickten sie sich an. Lisa hatte den Satz auf Gälisch ausgesprochen und sie hatten ihn verstanden! Es blieb ihnen keine Zeit, darüber nachzudenken. Sie wurden soeben von einer Horde schreiender Hünen angerempelt, die das Wappen der Engländer trugen. Alle drei fielen auf ihren Allerwertesten. Verzweifelt schauten sie sich an. Die Veränderung fand so plötzlich statt, dass sie es anfangs gar nicht wahrnahmen. Ein Beben fuhr durch sie hindurch. Es fühlte sich wie ein Kurzschluss an. Ihr Körper straffte sich. Sie spürten regelrecht, wie jeder einzelne Muskel sich verhärtete, hart wie Metall wurde und sie sich plötzlich viel mächtiger, grösser und kräftiger den jeher fühlten und das obwohl sie noch genauso zierlich aussahen wie zuvor. Ein Gefühl, das stärker als ihr Wille war, ließ sie blitzartig aufstehen. Als hätten sie nie etwas anderes getan, sprang jede von ihnen einen der Angreifer an. Sie wussten komischerweise genau was zu tun war.

      Lisa hielt einen Engländer zurück, der soeben einen Schotten töten wollte. Sie packte ihn von hinten und schubste ihn einfach aus dem Weg. Er flog daraufhin weit fort und schlug mit seinem Kopf hart auf die Erde auf. Er starb augenblicklich. Sie beeilte sich, um dem anderen Schotten zu helfen.

      Mona schlug mit ihren Fäusten, in einem überdimensionalen Tempo, ebenfalls auf einen bulligen Typen ein, bis dieser bewusstlos zu Boden fiel. Einem anderen brach sie den Arm und dem dritten schlug sie so fest in die Brust, dass er leblos zusammensackte.

      Kris packte einen rothaarigen Schotten der bereits bewusstlos am Boden lag unter die Arme und schleifte ihn mühelos vom Geschehen weg. Sie hatte keine Ahnung wer das war, sie folgte einfach einem Gefühl, das ihr vermittelte, sie sollte diesen Mann beschützen. Was sie demzufolge auch tat, als ein halbes Dutzend heißhungriger Engländer auf sie zu rannte. Sie stellte sich vor den bewusstlosen Schotten. Unbeholfen stand sie da und als sie angegriffen wurde, rammte sie instinktiv ihren Dolch in die Brust der Angreifer. Leblos sackte der Feind zu Boden.

      Fünf Engländer umzingelten sie nun. Einer trat hervor und schlug ihr mitten ins Gesicht. Dieser Schlag hätte sie zu Fall bringen müssen, doch Kris spürte fast nichts. Sie ließ sich nochmal ins Gesicht schlagen. Wieder nichts. Widerwillig musste sie schmunzeln. Mutig warf sie nun das Schwert zu Boden und kämpfte nur noch mit ihren Fäusten und Beinen. Binnen weniger Minuten lagen sechs tote Engländer zu ihren Füßen. WOW!

      Weitere stürmten nun auf sie zu. Selbstbewusster