T. C. Garver

Im Schatten des Unwissens


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vollziehen. Schaulustige versammelten sich sofort Und der Fahrer der Tube stieg aus, um sich zu vergewissern, dass mit Kris alles in Ordnung sei.

      Sie bekam noch heute eine Gänsehaut, wenn sie an die Situation zurückdachte.

      Lisa riss sie abrupt aus ihren Gedanken. „Hör auf ihr Angst einzujagen, Mona!“

      „Nein Li, sie macht mir keine Angst, das sind Tatsachen vor denen ich die Augen nicht länger verschließen darf. Seit meine Eltern gestorben sind, sind mir wirklich schräge Unfälle passiert.“

      „Also glaubst du, die Präsenz die du spürst, ist jemand der dir etwas Böses will?“, fragte Lisa.

      „Ich weiß nicht...“

      „Wie fühlst du dich denn, wenn du das Gefühl hast, du wärst nicht allein?“, hakte Mona nach.

      „Ganz eigenartig. Ich bekomme eine Gänsehaut, blicke um mich und sehe dann niemanden. Der erste Gedanke der mir durch den Kopf jagt, ist, bin ich jetzt Irre oder war da wirklich etwas.“

      „Ok. Empfindest du Angst?“

      „Schwierig zu beantworten. Es ist nicht so, dass ich aufspringe, nach einem Baseballschläger greife und in Stellung gehe.“

      „Vielleicht solltest du nächstes Mal, wenn du diese Präsenz spürst, deine Gefühle analysieren.“ Meinte Mona und gähnte.

      „Gute Idee“, sagte Kris.

      „Ich glaub nicht, dass es etwas Böses ist. Ich fühle das einfach.“ Lisas Worten trösteten Kris keineswegs, wären sie aus Monas Mund gekommen vielleicht eher, denn Lisa war verträumt und sah überall ein Stück Romantik. Deshalb lächelte sie ihr schwach zu und meinte. „Kommt lasst uns jetzt schlafen gehen.“

      Die darauffolgenden Wochen wurden sehr anstrengend. Jeden Abend wurden sie nun abgeholt. Mittags standen sie auf, aßen einen Happen und wollten den Tag verplanen, was leider nicht mehr ging, denn prompt fanden sie sich in der Vergangenheit wieder. Und da sie Stunden damit verbrachten, die Feinde auszulöschen, sanken sie später zu Hause todmüde ins Bett.

      Mit Augenringen und verschlafenen Gesichter, saßen sie am Morgen darauf am Küchentisch und nippten an ihrem Kaffee. „Ich habe dringend eine Massage nötig“, jammerte Mona.

      Lisa und Kris schauten sie verständnisvoll an.

      „Wisst ihr was, ich lasse mich vom Rauch nicht unterkriegen. Ich gönne mir jetzt eine Massage, solange ich noch Zeit habe“, sagte Mona, schnappte sich ihr Handy und telefonierte mit ihrer Masseurin, die zufälligerweise in einer halben Stunde einen Termin frei hatte.

      „Ihr solltet auch etwas unternehmen, das euch Spass macht, sonst verlieren wir noch den Hang zur Normalität.“ Sie verabschiedete sich und hastete hinaus.

      Kris schaute zu Lisa. „Mona hat Recht. Wir sollten auch etwas unternehmen.“

      „Einkaufsbummel?“ fragte Lisa. Kris lächelte. „Einkaufsbummel.“

      Sie schlenderten die Oxfordstreet entlang, schauten sich ein Schaufenster nach dem anderen an, so als würden sie diese zum ersten Mal sehen und genossen die Menschenmenge. Sogar die nervigen Touristen, mit ihren Kameras, von denen manche sie anstupsten und sich an ihnen vorbei drängten, empfanden sie heute als prickelnd und aufregend. Das sonnige Wetter stimmte sie ebenfalls fröhlich und wäre nicht das klitzekleine Geheimnis, mit dem sie leben mussten, würden sie wie zwei normale Mädchen aussehen, die einen Einkaufsbummel tätigten.

      Sie kauften sich ein Eis, das sie sich genüsslich gönnten. Als sie weiter gingen, spürte Kris wieder dieses Kribbeln im Nacken und bekam erneut eine Gänsehaut. Sie blieb stehen und rieb sich die Arme.

      „Was ist los Kris?“ fragte Lisa. Suchend blickte Kris sich um, konnte durch die vielen Leute jedoch niemand Auffälligen entdecken, obwohl sie weiterhin eine Präsenz spürte. „Ich merke schon wieder, dass da jemand ist“, flüsterte sie.

      Nun war es Lisa die ununterbrochen um sich schaute. „Ich kann nichts entdecken.“

      „Ich weiß, verflucht nochmal.“ Sie ballte ihre Hand zu einer Faust und stampfte mit ihrem Bein auf den Boden.

      „Kris, falls jetzt wieder einer deiner komischen Zwischenfälle passiert, wissen wir ob die Präsenz gut oder böse ist.“

      Kris Augen weiteten sich. „Du hast Recht.“ Eine Zeitlang blieben sie stehen und blickten nervös um sich. „Verdammt Lisa, ich glaub ich verliere langsam den Verstand.“

      Lisa schaute sie mitfühlend an. „Nein das tust du sicherlich nicht.“

      Kris biss die Zähne zusammen. „Lass uns weiter gehen. Mal sehen ob wieder einer dieser eigenartigen Unfälle geschieht und ob ich die Präsenz dann immer noch spüre.“

      Sie schlenderten also weiter. Die Angst saß Kris tief in den Knochen, denn sie war nicht erpicht darauf einen dieser fast tödlichen Unfälle zu erleben. Sie fühlte sich noch immer beobachtet und war deshalb umso nervöser und vorsichtiger, da sie nicht wusste was passieren würde. Das Herz klopfte ihr bis zum Hals. Ein Blick in Lisas Gesicht, bestätigte ihr, dass es ihr genauso erging.

      In den Schaufenstern der Kleiderboutique `New Look´ entdeckte Lisa ein Kleid, dass ihr sehr gefiel. Kaum überquerten sie die Schwelle, erschien jedoch der Rauch und verschlang sie.

      Mona lag relaxt auf der Kosmetikliege und wartete auf die Masseurin. Sie fluchte laut auf, als der Rauch auch sie einhüllte.

      Sie standen plötzlich inmitten eines Duells im wilden Westen. Bevor der Feind abdrücken konnte, zog Kris ihre Pistole aus der Revolvertasche und schoss zuerst. Die Pistole flog dem Bösewicht aus der Hand. Er schrie auf. Einer seiner Kameraden zog daraufhin seinen Revolver und zielte auf Kris. In Sekundenschnelle schnappten Mona und Lisa gleichzeitig ebenfalls ihre zwei Pistolen. Mona war schneller, sie feuerte eine Kugel ab, die mitten ins Herz traf. Die restlichen acht Männer standen schussbereit, hatten jedoch keine Chance. Die drei Frauen waren wieder zügiger. Einer nach dem anderen fiel leblos zu Boden. Ein Jubeln, gefolgt von erfreutem Klatschten ertönte. Erst jetzt bemerkten die drei, dass das ganze Dorf anwesend war, sie traten aus ihren Verstecken hervor, mit dankbaren Gesichtern. Lisa, Mona und Kris fassten sich an die Spitze ihrer Cowboy-Hüte und nickten lächelnd.

      Der Rauch erschien und zog sie zurück ins Jahr 2013. Mona lag wieder auf ihrem Massagestuhl. Ihre Masseurin hatte nichts von ihrem Verschwinden bemerkt, da die Zeit in der Gegenwart langsamer verlief. Mona schloss die Augen und genoss die Massage, bevor sie fast eindöste.

      Lisa und Kris schauten sich an und irgendwie war beiden nun die Lust zum Shoppen vergangen. Sie machten kehrt und schritten zurück in die Bond Street Tube. An das einzige was sie nun noch denken konnten, war Schlaf.

      Ihr Leben hatte sich drastisch verändert und hätten sie eine Wahl gehabt, hätten sie sich gegen die Superkräfte entschieden, so sahen es Mona und Kris, was Lisa betraf waren sie sich nicht sicher.

      Shoppen, Kinobesuche, Abendessen, waren nur noch Wörter ohne Bedeutung. Sie fühlten sich total ausgelaugt. Von der Welt im Stich gelassen und immer mehr schwand die Normalität. Das Leben zog an ihnen vorbei wie ein rasender Zug. In der Zwischenzeit starb Lisas Grossmutter, die sie grossgezogen hatte, an einem Hirnschlag. Die Beerdigung verlief ohne Rauch und zu guter Letzt hatte Lisa sogar noch zwei Tage Zeit um zu trauern, bevor sie wieder geholt wurden. Eines Nachmittags, hatten Mona und Kris den Entschluss gefasst, der Sache auf den Grund zu gehen. Sie saßen in Kris Zimmer und riefen nach der Stimme. Nichts geschah. Sie holten Lisa herbei. Zu dritt versuchten sie es, einen ganzen Nachmittag lang. Wie drei Irre saßen sie im Kreis auf den Boden, hielten sich die Hände und riefen nach der Stimme. Nichts.

      Mona gab nicht auf. Sie überredete Lisa eine Kirche nach der anderen abzuklappen und zu beten, in der Hoffnung Gott würde sie erhören, falls er diese Stimme war. Sie versuchten es in mehreren Gotteshäusern, verschiedenster Religionen.

      Kris, die seit dem Tod ihrer Eltern keine Kirche mehr besucht hatte, versuchte ihr Glück in Bibliotheken, um nachzuforschen ob es irgendein