T. C. Garver

Im Schatten des Unwissens


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Er nahm die Hand der Frau und lief mit ihr die Treppe hoch. Kris folgte ihnen. Er befahl der Frau sich zu verstecken, gab ihr noch einen Kuss auf den Mund und drehte sich dann zu Kris. „Wir dürfen keiner hier rauf lassen.“

      Kris nickte wieder.

      Er beobachtet sie skeptisch. „Kannst du nicht reden?“

      Gerade als sie etwas erwidern wollte stürmten die Angreifer auf die Terrasse und das von allen Seiten. Kris griff die Flanke an und er bearbeitete die Angreifer frontal. Sie nahm eine bekannte Bewegung wahr. Mona landete mit einer eleganten Bewegung auf der Terrasse. Wie ein Krieger metzelte sie die Feinde nieder. Kris zuckte plötzlich zusammen. Der Schmerz fühlte sich so an, als hätte ihr ein Arzt eine Spritze verpasst. Blut quoll aus der Schnittwunde an ihrem Arm. Ihr Gegner hatte ihre Ablenkung ausgenutzt und sie mit dem Messer verletzt. Sie blickte in seine schwarzen Augen, packte ihn am Hals und brach ihm das Genick. Die Wunde war tief, dennoch verspürte sie keine Schmerzen, nur ein leichtes Brennen. Dann sah sie zu wie sich die Wunde langsam schloss. Das getrocknete Blut war der einzige mickrige Beweis, dass es je eine Wunde gegeben hatte.

      „Alles ok?“, fragte Mona hinter ihr.

      „Ja. Hast du das gesehen?“ Sie bezog sich auf ihre schnelle Heilung. „Hammer! nicht wahr?“

      Kris lächelte. „Hammer!“

      Sie kämpften weiter. Drei gegen Zwanzig , ein unfairer Kampf, den sie aber gewannen. Nachdem die zwanzig Männer tot am Boden lagen, blickte der Helmlose zu Mona und Kris. Er war verwirrt. „Wer seid ihr?“

      Bevor eine der beiden antworten konnte, ertönten erneut Schreie. Sie rannten zu den Mauern und blickten nach unten. Eine wütende Schlacht war immer noch in Gange und es gab keinen Zweifel daran, dass die Feinde diese Schlacht gewinnen würde.

      Der Helmlose stand bereits auf der Mauer. Er überkreuzte die Arme auf seinen Brustkorb und ließ sich, den Kopf voran, fallen.

      „Hey“, rief ihm Kris hinterher.

      Überrascht schaute er zu ihr auf. Da entdeckte sie, dass er sich ein Seil um die Fussgelenke gebunden hatte. Bevor er am Boden aufschlug, vollführte er eine elegante Drehung und kam auf den Füßen zum Stehen. Kris und Mona waren begeistert. Sie beobachteten ihn noch eine Weile. Mit flinken Bewegungen wich er den Hieben aus. Federleicht schwang er das Schwert und traf sein Ziel. Fünf Gegner hatte er binnen kurzer Zeit erledigt und noch keinen Schlag selbst kassiert. Das Ultimativste war, als er die Mauer entlang rann, einen Salto vollführte und sich wie ein Rocker auf einem Konzert in die Menge stürzte. Dieser Mann besaß Mut, Stärke und eine Keckheit, die Kris noch nie zuvor gesehen hatte. Und ihr waren mittlerweile schon manche Kämpfer begegnet.

      Zu sechst stürzten die Gegner nun auf ihn ein. Mona und Kris wechselten einen Blick. „Ich eile ihm zur Hilfe“, sagte Kris.

      „Und ich knöpfe mir den Rest vor.“ Sie sprangen, genau wie der Helmlose vor ein paar Minuten. Nur dass sie an keinem Seil gesichert waren.

      Mühelos packte Kris den schwarzbekleidenden Mann, der seinen Arm an den Hals des Helmlosen drückte und warf ihn über ihre Schulter. Er fiel auf den Rücken und sie boxte ihm ins Gesicht wobei er sofort den Tot erlag. Sie blickte zum Helmlosen, der sich weiterhin mit den anderen Feinden abmühte. Kris stellte sich neben ihn und zog ihr Schwert. Sie kämpften, als hätten sie sich abgesprochen. Er gab ihr die nötige Rückendeckung und umgekehrt. Sie passte sich seinen Bewegungen an und er den ihren und so fiel einer nach dem anderen der Angreifer zu Boden.

      Der Ton einer Trompete dröhnte nun durch den Hof. Die Feinde rannten augenblicklich aus der Burg.

      Auch diese Schlacht war gewonnen. Ab nach Hause unter die Dusche und dann ins Bett, dachte Kris und unterdrückte ein Gähnen. Skeptisch schaute sie auf den Boden, doch es erschien keinen Rauch. Komisch. Sie blickte zu Mona und Lisa die auf sie zuschritten und merkte an ihren Bewegungen, dass sie dasselbe dachten.

      „Du bist eine Frau?“

      Sie war so in Gedanken versunken gewesen, dass sie den Helmlosen vergessen hatte. Sie blinzelte. „Jap.“

      Seine meerblauen Augen weiteten sich. „Ich bin begeistert.“

      „Danke, ebenfalls“, antwortete Kris lachend, was auch ihm ein Lächeln entlockte. „Danke für deine Hilfe.“

      „Nicht der Rede wert.“

      „Damian! Damian!“ Die Frau, die sie vor dem Absturz gerettet hatten, rannte über den Hof auf ihn zu. Sie war eine schöne Frau, etwa im gleichen Alter wie Kris. Rotes glänzendes Haar, stahlgrüne Augen, ein herzförmiges Gesicht mit perfekt geformten Lippen. Sie fiel in seine Arme und weinte an seiner Brust. „Ich habe mir solche Sorgen gemacht.“

      Kris wollte die Zweisamkeit der beiden nicht stören, deshalb schritt sie Mona und Lisa entgegen. „Leute, wir sind noch immer hier. Wieso das?“ flüsterte Kris.

      Verwirrt blickten sie einander an. „Keine Ahnung. Der Rauch hätte uns längst holen sollen. Die Feinde sind tot. Die Opfer gerettet“, antwortete Mona.

      „Und was machen wir jetzt?“, fragte Lisa.

      „Abwarten. Der Rauch kommt sicher bald.“, meinte Mona.

      „Ich hoffe es, sonst wären wir wirklich aufgeschmissen und um die Wahrheit zu sagen wäre ich nicht erpicht hierzubleiben. Ich hasse die Sonne und die Vergangenheit ist nicht mein Ding.“, meinte Kris mit einem Hauch von Panik in der Stimme.

      Mona griff nach ihrer Hand. „Der Rauch wird sicher bald kommen.“

      Kris war sich nicht sicher wem Mona Mut zusprechen wollte.

      „Ich weiss nicht wer ihr seid Fremde, doch lasst mich euch sagen, dass wir diese Verräter ohne eure Hilfe nicht vertrieben hätten.“

      Die drei Frauen zuckten gleichzeitig zusammen. Langsam drehten sie sich zu der Stimme hinter sich um. Mehrere Soldaten blickten sie an. Sie fühlten sich wie auf einem Präsentierteller.

      Der Mann der mit ihnen gesprochen hatte lächelte sie dankbar an. Seinen Helm hielt er in den Händen. Er musste Damians Bruder sein. Die Ähnlichkeit war enorm. Dieselben meerblauen Augen, derselbe Stoppelbart, dieselbe Haarlänge. Nur das sein Haar nicht schwarz war sondern rostbraun. Sie konnten beide nicht viel älter sein als Kris.

      Der Mann der Damian so ähnlich sah, sprach weiter. „Wir sind euch zu großem Dank verpflichtet. Ein Hoch auf unsere Helfer.“

      Alle jubelten auf. Würde die Situation in der sie sich befanden nicht so nerv zerreissend sein, hätten sich die drei ins Fäustchen gelacht. Doch der Rauch war nicht in Sicht und ließ in ihnen daher panikähnliche Gefühle aufsteigen.

      Sobald die Menge verstummte, richtete er wieder das Wort an die drei. „Ich bin Prinz Kasus, das ist mein Bruder Prinz Savon.“ Er breitete die Hand nach seinem Bruder aus, um ihn aufzufordern sich zu ihnen zu gesellen. Ein breit gewachsener Mann mit einem Volumen an schwarzen Locken trat hervor. Seine haselnussbraunen Augen wirkten freundlich. Er lächelte, was ihn noch sympathischer wirken ließ.

      „Das ist der Typ dem ich geholfen habe.“, flüsterte Lisa Mona und Kris zu.

      „Und das ist mein Bruder Damian.“, er blickte um sich, „Wo ist denn Damian?“

      Kris zeigte in die Richtung, wo sie ihn mit der Frau zuletzt gesehen hatte.

      „Damian“, rief Kasus und winkte ihn herbei. Hand in Hand liefen die beiden nun auf sie zu.

      „Damian, mein kleiner Bruder. Wo bleiben deine Manieren. Wir waren gerade dabei uns zu bedanken.“ Kasus klopfte ihm auf die Schulter, beugte sich vor und machte eine Handbewegung. Der Rest tat es ihm gleich.

      „Ich habe mich bei ihr bereits bedankt“, er zeigte dabei auf Kris. „Ihr?“ Kasus Stirn fiel in Falten.

      „Unglaublich, nicht wahr Bruderherz? Eine Frau hat uns geholfen“, er schmunzelte Kris schelmisch zu.

      Wenn der Rauch nicht bald erschien, würde die Situation noch eskalieren, dachte Kris nervös.