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Morde und Leben - Leber und Meissner


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muss, sie ist nämlich nicht immer nur die Tugendhafte und Liebe gewesen.“

      „Können Sie sich jemanden vorstellen, der Birte umgebracht hat?“, fragte KHK Leber und Frau Schröder musste lange überlegen, bevor sie antwortete:

      „Ich kann mich natürlich nicht in die Motivationslage eines Mörders hineinversetzen, wenn aber ein Emotionsstau und langsam aufkeimender Hass die Ursache gewesen sind, dann vermute ich so etwas am ehesten bei Daniel Kottke, wenngleich ich ihn nicht für den Mörder halte.“

      „Warum kannte Daniel nicht Birtes Mörder sein?“, fragte der Polizist nach und Frau Schröder meinte:

      „Ich kann mir nicht vorstellen, dass jemand die weite Reise von Berlin unternimmt, um die, in die er vorher unsterblich verliebt war, umzubringen.“

      „Da kann ich Ihnen aber aus meiner Erfahrung noch ganz andere Dinge erzählen“, konterte der KHK und bedankte sich bei Frau Schröder, die wieder in ihren Unterricht musste.

      Die beiden Kommissare saßen noch eine Zeit lang mit Dr. Domrose zusammen und überlegten hin und her, jetzt hätten sie doch einige Betroffene befragt, aber von niemandem einen brauchbaren Hinweis erhalten. KHK Leber sagte, dass er keine andere Möglichkeit sähe, als nach Berlin zu fahren und Daniel Kottke aufzusuchen, sie müssten sich informieren, wo er wohnte und wo er sich gewöhnlich abends aufhielt, sie wollten die entsprechenden Seiten in Birtes Tagebuch durchlesen. Sie bedankten sich bei Dr. Domrose für die freundliche Unterstützung, standen auf, verabschiedeten sich und verließen das Schulgelände wieder, sie gingen zu ihren Rädern und fuhren zur Polizeiinspektion zurück. Dort setzten sie sich in ihr Dienstzimmer und durchforsteten Birtes Tagebuch nach Erläuterungen zur Berlinfahrt, sie blätterten und blätterten, bis sie auf die Berlinfahrt trafen. Es gab nur drei Seiten zur Fahrt, Birte hatte sich wie auch im gesamten Tagebuch sehr kurz gefasst und nur das Nötigste erwähnt. Sie stießen auf einen ganz knappen Eintrag zu Daniel Kottke, den sie kennen gelernt und süß gefunden hätte, hinter seinen Namen hatte sie ein Sternchen gemalt, das auf das Seitenende verwies, dort wurde der Adressenteil erwähnt. Die Beamten schlugen das Tagebuch ganz hinten auf und fanden den Adressenteil, Birte hatte dort die Adressen aller Verwandten und Bekannten aufgeschrieben, auch die von Daniel Kottke, er wohnte in der Belziger Straße in Berlin-Schöneberg.

      Die beiden Polizisten sahen sich die Adresse bei Google-Map auf dem PC an und stellten fest, dass Daniel in unmittelbarer Nähe zum Stadtbad Schöneberg wohnte. Birte hatte auch seine Telefonnummer notiert und die Beamten nahmen sich vor, ihn anzurufen und ihr Kommen anzukündigen. Sie überflogen Birtes Eintragungen zu Berlin und fanden lauter nichtssagende Floskeln wie öde, Wahnsinn, irre, geil. Es wurde klar, dass Birte die Abende am meisten mochte, wenn sie mit den Mädchen ausging und sich mit Daniel traf. Die Mädchen waren offensichtlich immer dabei, nie fand sich eine Eintragung, die ein Zusammensein mit Daniel allein beschrieb. Immer erwähnte sie Maria, Anna und Svenja, der Name Marc fiel in keiner einzigen Zeile ihrer Aufzeichnungen zu Berlin. Die Beamten lasen ihre Eintragungen zu der Beziehung mit Marc und fanden auch dort nichts Gehaltvolles. Sie wollten nach der Mittagspause Frau Fahrenholz aufsuchen und ihr vom Fortgang ihrer Ermittlungen berichten, sie würden erwähnen, dass sie nach Berlin wollten, um dort mit Daniel Kottke zu sprechen, einem ehemaligen Freund von Birte Schoemaker. Sie gingen zur Kantine hoch und trafen dort auf KHK Jansen, setzten sich zu ihm und er fragte sie:

      „Wie weit seid Ihr im Mordfall Birte Schoemaker gekommen?“ KHK Leber und KOK Meisnner mussten sagen, dass sie nur schleppend vorankämen und in der nächsten Woche nach Berlin wollten, wo ein ehemaliger Freund von Birte lebte. KHK Jansen nickte nur mit dem Kopf:

      „Das ist schlimm, wenn man mit seinen Ermittlungen nicht sofort klarkommt“, sagte er, „ich kenne das aus eigener Erfahrung, weiß aber auch, dass man irgendwann an einen Punkt kommt, an dem sich alles öffnet und der Fall wie von selbst einer Lösung zustrebt.“

      „Einen solchen Punkt sehen wir im Moment aber noch nicht“, sagte KHK Leber, aber er bestätigte das, was Kollege Jansen gesagt hatte, ebenfalls aus eigener Erfahrung, man müsste nur immer am Ball bleiben, ergänzte er. Er ging mit seinem Kollegen zur Essensausgabe und sie ließen sich Wiener Schnitzel mit Kartoffeln und Salat geben, ein Essen, das es früher höchstens an Sonntagen gab, das heute aber nichts Besonderes mehr war. Kollege Jansen war mit seinem Essen schon fertig und leistete den beiden noch Gesellschaft, sie unterhielten sich über alles Mögliche, er sagte:

      „Ich habe am bevorstehenden Wochenende in meinem Garten eine Menge Arbeit.“ KHK Leber und KOK Meissner entgegneten:

      „Uns steht am Samstag ein Grillabend bevor, auf den wir uns schon riesig freuen.“ Sie tranken zum Abschluss der Mittagspause alle drei noch einen Cappuccino und gingen danach wieder in ihre Abteilungen. KHK Leber nahm das Telefon und rief seine Chefin an, er fragte sie:

      „Können mein Kollege KOK Meissner und ich einmal bei Ihnen vorbeikommen, wir wollen etwas Dringendes mit Ihnen besprechen?“ Frau Fahrenholz sagte:

      „Sie können jederzeit kommen, ich werde auf meine beiden Mitarbeiter in meinem Dienstzimmer warten!“ Sie hatte sich seit Beginn ihrer Dienstzeit in Moers als offene und charakterstarke Frau gezeigt, die für jeden ein Ohr hatte und sich für ihre Mitarbeiter einzusetzen bereit war, sie wurde im Grunde von allen gemocht. Die beiden Kommissare liefen ein Stockwerk höher, wo das Dienstzimmer ihrer Chefin lag und klopften, sie hörten ein beherztes Herein und traten ein. Frau Fahrenholz hatte ihr Zimmer geschmackvoll eingerichtet, vor allem stachen die vielen Pflanzen ins Auge, die sie liebte und zu pflegen wusste, sie gaben dem ansonsten recht tristen Amtsraum eine gemütliche Note. Die Chefin begrüßte KHK Leber und KOK Meissner mit Handschlag und bot ihnen Kaffee an, bevor sie fragte:

      „Womit sind Sie denn zu mir gekommen?“ KHK Leber fing an zu erzählen:

      „Wir haben inzwischen viele Personen zum Fall Schoemaker befragt, die direkt oder indirekt involviert gewesen sind und sind eigentlich noch keinen Schritt weitergekommen, alles, was wir inzwischen wissen, ist, dass es sich bei dem Täter um einen Mann handelt, der möglicherweise einen grauen Kittel getragen hat. Das hat eine am Klever Platz wohnende ältere Zeugin beobachtet, die ihre Beobachtung allerdings bei der einsetzenden Dämmerung gemacht hat, weshalb sie mit Vorsicht zu genießen ist.

      Es bleibt eine Person, die mit Birte Schoemakers befreundet gewesen ist, Daniel Kottke und der lebt in Berlin, weshalb mein Kollege und ich in der nächsten Woche nach Berlin fahren und uns mit Daniel Kottke treffen wollen.“ Frau Fahrenholz überlegte nicht lange und gab sofort ihre Zustimmung zu der Berlinfahrt, sie fragte die beiden:

      „Wie lange brauchen Sie denn wohl in Berlin und KHK Leber meinte:

      „Wir kommen mit drei Tagen hin, zwei halbe Tage gehen ja schon für An- und Abreise drauf.“

      „Sehen Sie zu, dass sie sich am Nachmittag zwei Tickets aus dem Internet und über HRS ein Hotel buchen, das allerdings nicht mehr als drei Sterne haben darf!“, sagte Frau Fahrenholz. KHK Leber kam danach auf persönliche Dinge zu sprechen und fragte seine Chefin, ob sie sich denn inzwischen auf der Polizeiinspektion eingelebt hätte, sie wirkte jedenfalls auf alle sehr positiv. So hatte vermutlich noch nie jemand mit ihr gesprochen, die Polizeidirektorin freute sich über die Worte ihres Hauptkommissars und sagte, dass sie sich in Moers sehr wohl fühlte, ihr wären die Menschen und die Arbeit richtig ans Herz gewachsen. Die beiden Kommissare bedankten sich für den Kaffee und gingen zu ihrem Dienstzimmer zurück, sie schalteten den PC ein und hofften, an diesem Freitagnachmittag bei der Deutschen Bahn etwas ausrichten zu können.

      Sie gingen gleich auf die entsprechende Seite und schauten sich die Verbindungen nach Berlin an, KHK Leber gab als Abfahrtstermin Montag 8.00 h an und als Rückreisetermin Mittwoch 10.00 h und er erhielt eine Verbindung zu einem sehr hohen Preis, die Deutsche Bahn war schon immer, auch als sie noch Deutsche Bundesbahn hieß, ein sehr teures Verkehrsmittel, sie mussten aber die Tickets ja nicht selbst bezahlen. Er gab zwei Personen ein und druckte die Tickets aus, nachdem er die Bankdaten der Kreditkarte der Polizeiinspektion eingegeben hatte. Anschließend suchte er über HRS ein Hotel für sie und fand ein riesiges Angebot vor, er suchte aber gar nicht groß herum, denn sie brauchten ja nur zwei Nächte. Er entschied sich für das „Hotel Savigny“ in der Brandenburgischen